Gesetz und Frau. Уилки Коллинз
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Название: Gesetz und Frau

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Wirthin und ich erkannten ihn in demselben Moment.

      Es war Eustace, der der Verabredung gemäß uns nachgegangen war.

      »O, Mrs Woodville, sehen Sie doch, da kommt Mr. Woodville!« rief die Wirthin voller Freude.

      Ich blickte noch einmal auf meine Schwiegermutter. Noch einmal machte der Name nicht den geringsten Eindruck auf sie. Ihr Auge war nicht so scharf als das unsere, sie hatte ihren Sohn noch nicht erkannt. Er aber hatte junge Augen wie wir und erkannte sofort seine Mutter. Für einen Moment stutzte er, als wenn der Blitz ihn getroffen. Dann schritt er langsam weiter, sein sonst rothes Antlitz bleich vor niedergekämpfter Erregung, die Augen fest auf seine Mutter gewandt »Du hier!« sagte er.

      »Wie geht es Dir, Eustace?« entgegnete sie ruhig und sanft.

      »Hast Du schon von Deiner Tante Krankheit gehört? Wußtest Du überhaupt, daß sie in Ramsgate sei?«

      Er antwortete nicht.

      Die Wirthin, aus den gehörten Worten ihre Schlüsse machend, blickte mit solchem Staunen von mir auf meine Schwiegermutter, daß selbst ihre Zunge gelähmt wurde. Ich wartete, die Augen auf meinen Gemahl gerichtet, was er beginnen würde. Wenn er jetzt gezögert hätte, mich anzuerkennen, würde vielleicht meine ganze Zukunft Meine andere Richtung bekommen haben – denn ich hätte ihn verachtet.

      Er zögerte aber nicht. Er trat an meine Seite und nahm meine Hand- »Weißt Du, wer diese Dame ist?« fragte er seine Mutter.

      Sie antwortete mit einem freundlichen Neigen des Kopfes gegen mich:

      »Eine Dame, die ich am Strande traf, und die so gütig war, einen Brief aufzuheben, den ich hatte fallen lassen. Mich dünkt, ich hörte auch den Namen nennen; Mrs. Woodville, war es nicht so?«

      Meines Gatten Finger umschlossen mit so krampfhaftem Druck meine Hand, daß es mich schmerzte. Er belehrte seine Mutter, zu seiner Ehre muß ich es ihm nachsagen, auch ohne einen Moment schurkischen Zögerns »Mutter,« sagte er vollkommen ruhig, »die Dame ist meine Frau.«

      Die alte Lady, die bis jetzt ihren Platz behauptet hatte, erhob sich langsam und blickte ihren Sohn schweigend an. Der erste Ausdruck des Staunens wich aus ihren Zügen und verwandelte sich in einen schrecklichen Blick, welcher zugleich Zorn und so tiefe Verachtung ausdrückte, wie ich sie nie zuvor in eines Weibes Auge gesehen.

      »Ich bemitleide Dein Weib!« sagte sie.

      Mit diesen Worten winkte sie ihm mit der Hand, nicht näher zu treten, und ging dann allein weiter, wie sie allein gekommen.

       Viertes Capitel.

      Auf dem Heimwege

      Als wir miteinander allein waren, herrschte einen Augenblick Schweigen zwischen uns. Eustace brach es zuerst.

      »Bist Du im Stande, zurück zu gehen?« sagte er zu mir, »oder wollen wir nach Broadstairs und von dort mit der Eisenbahn nach Ramsgate?«

      Er that diese Fragen mit so ruhiger Fassung, als wenn nichts Bemerkenswerthes vorgefallen wäre. Aber seine Augen und Lippen verriethen ihn. Sie erzählten mir von seinem tiefen inneren Leiden. Die außergewöhnliche Scene, welche soeben ihr Ende erreicht hatte, weit entfernt, den letzten Rest meines Muthes zu erschüttern, hatte vielmehr meine Nerven angespannt und mein Selbstgefühl befestigt.

      Ich hätte mehr oder weniger als ein Weib sein müssen, wenn meine Selbstachtung nicht hätte verwundet werden, wenn meine Neugier durch das seltsame Benehmen meines Mannes, während er mich seiner Mutter vorstellte, nicht hatte auf den höchsten Gipfel getrieben werden sollen. Aus welchem Grunde verachtete sie ihn und bemitleidete sie mich? Worin fand ich die Erklärung ihrer unbegreiflichen Gleichgültigkeit, als mein Name zweimal in ihrer Gegenwart genannt wurde? Weshalb hatte sie uns so plötzlich verlassen, als ob der bloße Gedanke, in unserer Gesellschaft zu verharren, ihr Abscheu einflößte? Das Hauptinteresse meines Lebens bestand nun darin, das Geheimniß zu durchdringen. Gehen? Ich befand mich in einer so fieberhaft erwartungsvollen Aufregung, daß mir war, als wenn ich an meines Gatten Seite bis ans Ende der Welt hätte gehen können.

      »Mir ist wieder ganz wohl,« sagte ich, »laß uns zu Fuß zurückkehren, wie wir gekommen.«

      Eustace warf einen Blick auf die Wirthin. Die Wirthin verstand ihn.

      »Ich will Ihnen meine Gesellschaft nicht aufdrängen, Sir,« sagte sie scharf. »Ich habe Geschäfte in Broadstairs, und nun ich so nahe daran bin, will ich die Gelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen lassen. Guten Morgen, Mrs. Woodville.«

      Sie legte einen starken Druck auf meinen Namen und fügte einen bedeutungsvollen Blick hinzu, den ich in meiner Verwirrung nicht verstand. Es war auch weder Zeit noch Gelegenheit, sie darüber zu befragen. Mit einer leichten steifen Verbeugung gegen Eustace verließ sie uns, wie seine Mutter uns verlassen hatte, und ging mit schnellen Schritten in der Richtung nach Broadstairs zu.

      Endlich waren wir allein Ich verlor keine Zeit mit einleitenden Worten, sondern richtete sofort eine klare, deutliche Frage an meinen Gatten:

      »Was hat das Betragen Deiner Mutter zu bedeuten?«

      Anstatt zu antworten, brach er in ein lautes, heiseres, hartes Gelächter aus, das so gänzlich verschieden von seinen sonstigen Aeußerungen der Heiterkeit war, daß ich erschreckt still stand.

      »Eustace, Du bist nicht mehr Du selbst,« sagte ich. »Du flößest mir Entsetzen ein.«

      Er achtete nicht aus meine Worte, sondern schien den heiteren Gedanken zu verfolgen, der in seiner Seele aufgetaucht war.

      »Das sieht meiner Mutter ganz ähnlich!« rief er, noch immer unter dem Einfluß seines humoristischen Ideenganges. »Erzähle mir, wie das zuging, Valeria.«

      »Ich soll Dir erzählen?« wiederholte ich. Nach dem, was vorgefallen wäre es doch wohl Deine Sache, mir Aufklärung zu geben.«

      »Du durchschnitt also die Dinge nicht?« sagte er.

      »Nein,« entgegnete ich, »ich sehe in Deiner Mutter Sprache und Deiner Mutter Benehmen nur etwas, das mich berechtigt, eine ernstliche Erklärung von Dir zu verlangen.«

      »Meine liebe Valeria! Wenn Du meine Mutter kenntest, wie ich sie kenne, würdest Du eine ernstliche Erklärung ihres Benehmens geradezu für eine Unmöglichkeit halten. Meine Mutter ernsthaft nehmen! Das ist ganz köstlich!«

      Er brach wiederum in jenes unnatürliche Gelächter aus. »Mein Kind, Du weißt gar nicht, wie Du mich amüsirst.«

      Es klang Alles erzwungen und gewaltsam. Er, der feinste, rücksichtsvollste Mann ein Gentleman in des Wortes edelster Bedeutung, benahm sich jetzt roh, laut und gemein. Trotz aller meiner Liebe zu ihm sank mein Herz unter der Last dieses Gedankens. In unaussprechlicher Verzweiflung und Aufregung fragte ich mich selbst: »Beginnt dein Mann bereits, dich zu betrügen, nachdem wir kaum eine Woche verheirathet?«

      Ich beschloß, sein Vertrauen ans neue Weise zu gewinnen. Er wollte mir augenscheinlich seine eigene Ansicht von der Sache aufdrängen. Ich meinerseits war geneigt, scheinbar diese Ansicht zu adoptiren.

      »Du sagst mir, daß ich Deine Mutter nicht verstände,« begann ich in sanftem Ton »Willst Du mir behilflich sein, sie verstehen zu lernen

      »Es ist nicht leicht, Dich eine Frau verstehen zu lehren, die sich selbst nicht versteht,« СКАЧАТЬ