Aufzeichnungen eines Jägers. Иван Тургенев
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Aufzeichnungen eines Jägers - Иван Тургенев страница 9

Название: Aufzeichnungen eines Jägers

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ geht ihm gut, gew . . . gewiß, Väterchen.«

      Der Ärmste wandte sich weg.

      »Die Fische wollen nicht recht anbeißen«, begann Tuman, »es ist viel zu heiß; alle Fische haben sich unters Gebüsch verkrochen und schlafen . . . Stjopa, tu mir mal einen Wurm an den Haken.«

      Stjopuschka holte einen Wurm aus dem Topf, legte ihn sich auf die flache Hand, schlug einigemal darauf, zog ihn über den Haken, spuckte darauf und reichte ihn Tuman.

      »Ich danke dir, Stjopa . . . Und Sie, Väterchen«, fuhr er fort, sich an mich wendend, »Sie belieben zu jagen?«

      »Wie du siehst.«

      »So, so . . . Was haben Sie für einen Hund? Ist’s ein englischer oder ein kurländischer?«

      Der Alte liebte es, sich zuweilen von seiner vorteilhaften Seite zu zeigen: »Auch ich habe etwas von der Welt gesehen!«

      »Ich weiß nicht, was es für eine Rasse ist, aber er ist gut.«

      »So, so . . . Belieben Sie auch mit Hetzhunden zu jagen?«

      »Ja, ich habe an die zwei Meuten.«

      Tuman lächelte und schüttelte den Kopf.

      »Das stimmt. Der eine liebt die Hunde, der andere will sie nicht geschenkt. Ich denke es mir mit meinem einfachen Verstand so: Hunde soll man sich sozusagen mehr des Ansehens wegen halten . . . Dann soll aber alles so, wie es sich gehört, sein: Die Pferde, die Piqueure, alles muß in bester Ordnung sein. Der verstorbene Graf – Gott hab’ ihn selig! – war, die Wahrheit zu sagen, niemals Jäger gewesen; aber er hielt sich doch Hunde und fuhr zweimal im Jahr auf die Jagd. Im Hof versammeln sich die Piqueure in roten Röcken mit Tressen und blasen ins Horn; Seine Durchlaucht geruhen zu erscheinen, man führt Seiner Durchlaucht das Pferd vor; Seine Durchlaucht steigen in den Sattel, und der Oberjägermeister steckt die Füße Seiner Durchlaucht in die Bügel, nimmt sich die Mütze vom Kopf und reicht ihm die Zügel in der Mütze. Seine Durchlaucht knallen mit der Hetzpeitsche, die Piqueure schreien, und alle reiten aus dem Hof. Der Leibjäger reitet hinter dem Herrn; er hat an einer seidenen Leine die beiden Lieblingshunde des Herrn und paßt, wissen Sie, auf . . . Der Leibjäger sitzt hoch im Kosakensattel, hat so rote Backen und rollt die Augen . . . Natürlich sind auch Gäste dabei. Es ist ein Zeitvertreib, und auch die Würde ist gewahrt . . . Ach, da hat er sich losgerissen, der Asiate!« rief er plötzlich, die Angel herausziehend.

      »Nun, man sagt, der Graf hätte ein lustiges Leben geführt?« fragte ich.

      Der Alte spuckte auf den Wurm und warf die Angel aus.

      »Er war ein großmächtiger Herr, das weiß man ja. Ihn besuchten, man darf wohl sagen, die vornehmsten Leute aus Petersburg. Gar oft saßen sie mit blauen Ordensschärpen bei Tisch und speisten. Er war aber auch ein Meister im Bewirten. Manchmal läßt er mich kommen und sagt: ›Tuman, ich brauche für morgen lebenden Sterlett; laß welchen anschaffen, hörst du?‹ – ›Zu Befehl, Durchlaucht!‹ – Gestickte Röcke, Perücken, Rohrstöcke, Parfüms, Eau de Cologne erster Sorte, Tabatieren, riesengroße Bilder, die hatte er sich direkt aus Paris verschrieben. Wenn er so ein Bankett gibt – Herr meines Lebens! – Feuerwerk, Spazierfahrten! Man schoß sogar aus Kanonen. An Musikern allein waren vierzig Mann vorhanden. Einen deutschen Kapellmeister hielt er sich; aber der Deutsche bildete sich zu viel ein: wollte mit dem Herrn am gleichen Tisch essen; also befahlen Seine Durchlaucht, ihn mit Gott hinauszujagen: ›Meine Musiker‹, sagte er, ›kennen auch so ihre Sache.‹ Man weiß ja: die Gewalt eines solchen Herrn. Wenn sie zu tanzen anfingen, so tanzten sie bis zum Morgengrauen, und meistens Ecossaise-Matradure . . . »He, he! Da hab’ ich dich, Bruder!« Der Alte zog aus dem Wasser einen kleinen Barsch. »Nimm ihn, Stjopa. – Er war ein Herr, ein wirklicher Herr«, fuhr er fort, die Angel von neuem auswerfend, »und hatte auch ein gutes Herz. Manchmal verprügelte er einen, aber eh man sich’s versah, hatte man’s schon vergessen. Nur eins ist zu tadeln: Er hielt sich Mätressen. Ach, diese Mätressen, Gott verzeih’ mir! Die haben ihn auch zugrunde gerichtet. Meistens wählte er sie sich aus dem niederen Stande. Man müßte meinen, die sollten zufrieden sein. Aber nein, sie verlangten just das Teuerste, was es in Europien gibt! Andererseits: Warum soll er sein Leben nicht genießen? Ist doch ein Herr . . . aber er hätte sich doch nicht ruinieren sollen. Besonders eine, Akulina hieß sie; jetzt ist sie tot, Gott hab’ sie selig! War ein einfaches Mädel, die Tochter eines Zehntmannes von Sitowo – war die böse! Den Grafen ohrfeigte sie sogar. Sie hatte ihn ganz behext. Einen Neffen von mir steckte sie unter die Soldaten, weil er Schokolade auf ihr neues Kleid ausschüttete . . . und nicht nur ihn allein steckte sie unter die Soldaten. Ja . . . Und doch war es eine gute Zeit!« fügte der Alte mit einem tiefen Seufzer hinzu. Dann senkte er die Augen und verstummte.

      »Euer Herr war aber streng, wie ich sehe?« fragte ich nach kurzem Schweigen.

      »Das war damals Sitte, Väterchen«, entgegnete der Alte und schüttelte den Kopf.

      »Heute gibt’s das nicht mehr«, bemerkte ich, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

      Er sah mich von der Seite an.

      »Natürlich ist es jetzt besser«, murmelte er, indem er die Angel weit auswarf.

      Wir saßen im Schatten, aber auch im Schatten war es schwül. Die schwere, glühende Luft war unbeweglich; das heiße Gesicht sehnte sich nach einem Windhauch, aber es kam keiner. Die Sonne stach förmlich vom blauen, dunkel gewordenen Himmel; gerade vor uns, auf dem arideren Ufer leuchtete gelb ein hier und da mit Wermut durchwachsenes Haferfeld, und kein Halm rührte sich. Etwas weiter unten stand ein Bauernpferd bis an die Knie im Wasser und schlug träge mit seinem nassen Schweif; ein großer Fisch schwamm unter einem überhängenden Strauch hervor, ließ Luftblasen aufsteigen und sank langsam in die Tiefe, auf der Wasseroberfläche ein leises Gekräusel zurücklassend. Die Grillen zirpten im bräunlichen Gras, die Wachteln schrien wie widerwillig; Habichte zogen ihre Kreise über den Feldern und blieben ab und zu an einer Stelle schweben, schnell die Flügel schlagend und den Schwanz zu einem Fächer gesträubt. Wir saßen unbeweglich da, wie erdrückt von der Glut. Plötzlich ertönte in der Schlucht hinter uns ein Geräusch: Jemand stieg zur Quelle hinunter. Ich sah mich um und erblickte einen Bauern von etwa fünfzig Jahren. Er war mit Staub bedeckt, mit einem Hemd und Bastschuhen bekleidet und hatte ein geflochtenes Körbchen und einen Bauernkittel am Rücken. Er ging auf die Quelle zu, stillte gierig seinen Durst und erhob sich.

      »He, Wlas!« rief Tuman, als er ihn erkannt hatte. »Grüß Gott, Bruder, woher des Weges?«

      »Grüß Gott, Michailo Saweljitsch«, erwiderte der Bauer, zu uns herantretend. »Von weit her.«

      »Wo hast du denn gesteckt?« fragte ihn Tuman.

      »Ich war nach Moskau gegangen, zum Herrn.«

      »Wozu?«

      »Wollte ihn um was bitten.«

      »Um was wolltest du ihn bitten?«

      »Daß er mir den Erbzins ermäßigt oder mich auf Frondienst setzt oder mich anderswo ansiedelt. Mein Sohn ist mir gestorben, so werde ich allein nicht fertig.«

      »Dein Sohn ist dir gestorben?«

      »Er ist gestorben. – Der Selige«, fuhr der Bauer nach kurzem Schweigen fort, »hat in Moskau als Droschkenkutscher gelebt und hat für mich, die Wahrheit zu sagen, den Erbzins bezahlt.«

      »Seid ihr denn jetzt auf Erbzins gesetzt?«

      »Ja, auf Erbzins.«

      »Was СКАЧАТЬ