Название: Tausend und Ein Gespenst
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
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– Warum ist es nicht schon Uebermorgen!
– Theure Hedwig.
Gregoriska drückte mich an sein Herz, – unsere Lippen begegneten sich. O! er hatte ganz richtig gesagt, daß ich einem Manne von Ehre die Thüre meines Zimmers geöffnet hätte; – aber er sah es wohl ein; wenn ich ihm nicht durch den Körper angehörte, so gehörte ich ihm durch die Seele an.
Die Nacht verfloß, ohne daß ich einen einzigen Augenblick lang schlafen konnte. Ich sah mich mit Gregoriska fliehend, – ich fühlte mich von ihm fortgetragen. Wie mich Kostaki fortgetragen hatte; – nur vewandelte sich dieses Mal dieses schreckliche, entsetzliche, grausige Rennen in eine süße und entzückende Umschlingung, welcher die Schnelligkeit Wollust hinzufügte, denn die Schnelligkeit hat gleichfalls eine ihr eigene Wollust.
Der Tag brach an. Ich ging hinab. Es schien mir, als ob noch Etwas bei Weitem Finstereres als gewöhnlich in der Art und Weise läge, mit der Kostaki mich begrüßte. – Sein Lächeln war sogar nicht mehr ein Spott, es war eine Drohung. Was Smeranda anbelangt, so schien sie mir dieselbe wie gewöhnlich.
Während des Frühstückes bestellte Gregoriskas seine Pferde. – Kostaki schien auf diesen Befehl durchaus nicht zu achten.
Gegen eilf Uhr grüßte er uns, indem er seine Rückkehr erst für den Abend meldete und seine Mutter bat, ihn nicht zum Mittagessen zu erwarten; indem er sich hierauf an mich wandte, bat er mich gleichfalls, ihn zu entschuldigen.
Er verließ das Zimmer. Das Auge seines Bruders folgte ihm bis zu dem Augenblicke, wo er über die Schwelle trat, und in diesem Augenblicke sprühte aus diesem Auge ein solcher Blitz des Hasses, daß ich schauderte.
Der Tag verstoß unter Bangigkeiten, welche Sie begreifen werden. Ich hatte Niemandem Etwas von unseren Plänen mitgetheilt, kaum sogar in meinen Gebeten, wenn ich es gewagt hätte, Gott davon zu sprechen, und es schien mir, als ob diese Pläne Jedermann bekannt wären, daß jeder Blick, der sich auf mich heftete, bis auf den Grund meines Herzens dränge und in ihm lesen könnte.
Das Mittagessen war eine Marter; finster und schweigsam, sprach Kostaki selten; dieses Mal begnügte er sich damit, zwei bis drei Male in moldauischer Sprache das Wort an seine Mutter zu richten, und jedes Mal ließ mich der Ausdruck seiner Stimme erbeben.
Als ich aufstand, um wieder in mein Zimmer hinaufzugehen, umarmte mich Smeranda wie gewöhnlich, und indem sie wich umarmte, sagte sie mir jene drei Worte, welche ich seit acht Tagen nicht über ihre Lippen hatte treten hören:
– Kostaki liebt Hedwig!
Diese Worte verfolgten mich wie eine Drohung; sobald ich in meinem Zimmer war, schien es mir, als ob eine verhängnißvolle Stimme an meinem Ohre flüsterte: Kostaki liebt Hedwig!
Nun aber war die Liebe Kostakis, wie Gregoriska mir gesagt hatte, der Tod.
Gegen sieben Uhr Abends, und als der Tag sich zu neigen begann, sah ich Kostaki über den Hof gehen. – Er wandte sich um, um nach meiner Seite zu blicken, aber ich trat rasch zurück, damit er mich nicht sehen könnte.
Ich war besorgt, denn so lange als die Lage meines Fensters mir erlaubt hatte, ihm zu folgen, hatte ich ihn nach den Ställen zuschreiten sehen. – Ich wagte die Riegel meiner Thüre aufzuziehen, und in das anstoßende Zimmer zu schlüpfen, von wo aus ich Alles das sehen konnte, was er thun würde.
Er begab sich in der That nach den Ställen. – Er zog nun selbst sein Lieblingspferd heraus, sattelte es mit eigenen Händen und mit der Sorgfalt eines Mannes, der die größte Wichtigkeit auf die geringsten Umstände legt. – Er trug dasselbe Kostüm, unter welchem er mir zum ersten Male erschienen war. Nur trug er als ganze Waffe seinen Säbel.
Als sein Pferd gesattelt war, warf er nochmals die Augen auf das Fenster meines Zimmers. Dann, da er mich nicht sah, schwang er sich auf den Sattel, ließ sich dasselbe Thor öffnen, durch welches sein Bruder ausgeritten war und zurückkehren mußte, und entfernte sich in: Galopp in der Richtung des Klosters Hango.
Nun wurde mein Herz auf eine schreckliche Weise beklommen, eine unglückselige Ahnung sagte mir, daß Kostaki seinem Bruder entgegenginge.
Ich blieb an diesem Fenster, so lange als ich diesen Weg unterscheiden konnte, der eine Viertelstunde weit von dem Schlosse eine Krümmung machte und sich in dem Anfange eines Waldes verlor. Aber die Nacht wurde mit jedem Augenblicke finsterer, der Weg verschwand am Ende gänzlich. Ich blieb noch. Endlich gab mir meine Besorgniß gerade durch ihr Uebermaß meine Kraft wieder, und da es augenscheinlich war, daß ich in dem unteren Saale die ersten Nachrichten von dem Einen oder dem Andern der beiden Brüder haben müßte, so ging ich hinab.
Mein erster Blick war Smeranda. Aus der Ruhe ihres Gesichtes ersah ich, daß sie keine Befürchtung empfand; sie ertheilte ihre Aufträge für das gewöhnliche Abendessen, und die Gedecke der beiden Brüder lagen an ihren Plätzen.
Ich wagte Niemand zu befragen. Wen hätte ich außerdem befragen können? Mit Ausnahme von Kostaki und Gregoriska sprach Niemand auf dem Schlosse die beiden einzigen Sprachen, welche ich sprach.
Bei dem geringsten Geräusche erbebte ich.
Gewöhnlich setzte man sich um neun Uhr zum Abendessen zu Tisch. Ich war um halb neun Uhr Hinabgegangen, ich folgte mit den Augen dem Minutenzeiger, dessen Gang auf dem großen Zifferblatts der Uhr fast sichtbar war.
Der wandernde Zeiger überschritt den Raum, der ihn von dem Viertel trennte. Das Viertel schlug. – Die Glocke erschallte traurig und grausig, – dann begann der Zeiger seinen schweigenden Lauf wieder, und ich sah ihn von Neuem den Raum mit der Regelmäßigkeit und der Langsamkeit der Spitze einer Magnetnadel durchlaufen.
Einige Minuten vor neun Uhr schien es mir, als ob ich den Galopp eines Pferdes auf dem Hofe hörte. – Smeranda hörte ihn auch, denn sie wandte den Kopf nach der Seite des Fensters; aber die Nacht war zu finster, als daß sie sehen konnte.
O! wie sie hätte errathen können, was in meinem Herzen vorging, wenn sie mich in diesem Augenblicke angeblickt hätte, – man hatte nur den Aufschlag eines einzigen Pferdes gehört, – und das war ganz natürlich. Ich wußte wohl, daß nur ein Reiter zurückkehren würde.
Aber welcher?
Schritte erschallten in dem Vorzimmer, – diese Schritte waren langsam und schienen voller Zögern, – jeder dieser Schritte schien auf meinem Herzen zu lasten.
Die Thüre ging auf, ich sah in der Dunkelheit einen Schatten erscheinen. Dieser Schatten blieb einen Augenblick lang unter der Thüre stehen. Mein Herz hörte auf zu schlagen.
Der Schatten schritt vor, und in dem Maße, als er in den Kreis des Lichtes trat, athmete ich wieder auf.
Ich erkannte Gregoriska. Ein Augenblick des Zweifels mehr, und mein Herz wäre gebrochen.
Ich erkannte Gregoriska, aber bleich wie ein Todter. Bei seinem bloßen Anblicke errieth man, daß sich irgend etwas Schreckliches zugetragen hatte.
– Bist Du es, Kostaki? fragte Smeranda.
– Nein, meine Mutter, antwortete Gregoriska mit dumpfer Stimme.
– Ah! СКАЧАТЬ