Название: Königin Margot
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Noch mehr Edelleute? Ihr hattet achthundert an Eurem Hochzeitsfeste, und jeden Tag kommen neue hinzu. Wollt Ihr uns denn überschwemmen?« sprach Karl lächelnd.
Der Herzog von Guise faltete die Stirne.
»Sire,« versetzte der Bearner,« man spricht von einem Unternehmen gegen Flandern, und ich sammle um mich her alle diejenigen meines Landes und der Umgegend, von welchen ich glaube, sie könnten Eurer Majestät nützlich sein.«
Der Herzog erinnerte sich des angeblichen Planes, von dem der Bearner mit Margarethe an ihrem Hochzeitstage gesprochen hatte, und horchte aufmerksam.
»Gut, gut,« antwortete der König, »je mehr Ihr habt, desto zufriedener sind wir. Bringt sie, bringt sie, Heinrich! Aber was für Edelleute sind es, tapfere, wie ich hoffe?«
»Ich weiß nicht, Sire, ob meine Edelleute je so viel werth sein werden, als die Eurer Maßstab die des Herzogs von Anjou oder die des Herrn von Guise. Aber ich kenne sie und weiß, daß sie ihr Möglichstes thun werden.«
»Erwartet Ihr noch viele?«
»Noch zehn bis zwölf.«
»Sie heißen?«
«Sire, ihre Namen entgehen mir, und mit Ausnahme von einem derselben, der mir von Téligny als ein vollkommener Edelmann empfohlen ist und de La Mole heißt, wüßte ich nicht zu sagen …«
»De La Mole? ist es nicht ein Lerac de La Mole?« versetzte der König, welcher in der genealogischen Wissenschaft sehr bewundert war. »Ein Provençal?«
»Ganz richtig, Sire. Ihr seht, ich rekrutiere sogar bis in die Provence.
»Und ich,« sprach der Herzog von Guise mit einem spöttischen Lächeln, »ich gehe noch weiter, als Seine Majestät der König von Navarra, denn ich hole selbst in Piemont alle sichere Katholiken, die ich finden kann.«
»Katholiken oder Hugenotten,« unterbrach ihn der König »mir liegt wenig daran, wenn sie nur tapfer sind.«
Um diese Worte zu sagen, welche in seinem Geiste Hugenotten und Katholiken vermischten, hatte der König eine so gleichgültige Miene angenommen, daß der Herzog von Guise darüber erstaunt war.
»Eure Majestät beschäftigt sich mit uns Flamändern,« sagte der Admiral, dem von dem König seit einigen Tagen die Gunst, unangemeldet einzutreten, bewilligt worden war, und der die letzten Worte Seiner Majestät bei seinem Eintritt gehört hatte.
»Ah, hier ist mein Vater, der Admiral,« rief Karl IX., die Arme öffnend. »Man spricht vom Krieg, von Edelleuten, von Tapferen, und er kommt. Wo der Magnet ist, dahin dreht sich das Eisen. Mein Schwager von Navarra und mein Vetter von Guise erwarten Verstärkungen für Eure Armee. Hiervon ist die Rede.«
»Und diese Verstärkungen kommen,« sagte der Admiral.
»Habt Ihr Nachricht, Herr?« fragte der Bearner.
»Ja, mein Sohn, und besonders von Herrn de La Mole; er war gestern in Orléans und wird morgen oder übermorgen in Paris sein.«
»Teufel, der Herr Admiral ist also ein Nekromant, daß er so weiß, was in einer Entfernung von dreißig bis vierzig Meilen vorgeht? Ich meinerseits möchte wohl mit derselben Sicherheit wissen, was vor Orléans geschehen wird oder geschehen ist.«
Coligny blieb unempfindlich für diesen blutigen Stich des Herzogs von Guise, welcher offenbar auf den Tod von Franz von Guise, seinem Vater, anspielte, der vor Orléans von Poltrot de Mèrè ermordet worden war, nicht ohne daß man den Admiral im Verdacht hatte, er habe zu dem Verbrechen gerathen.
«Mein Herr,« versetzte er kalt und würdevoll, ich bin Nekromant, so oft ich bestimmt wissen will, was von wesentlichem Interesse für meine Angelegenheiten oder für die des Königs ist. Mein Eilbote ist vor einer Stunde von Orléans angekommen und hat mit der Post zweiunddreißig Lieues in einem Tage zurückgelegt. Herr de La Mole, welcher mit seinem Pferde reist, macht nur zehn des Tags, und wird erst am vierundzwanzigsten ankommen. Das ist die ganze Magie.«
»Bravo, mein Vater, gut geantwortet,« sagte Karl IX. »Zeigt diesen jungen Leuten, daß zugleich die Weisheit und das Alter Eure Haupthaare und Euren Bart gebleicht haben. Wir wollen sie auch fortschicken, daß sie von ihren Turnieren und Liebschaften plaudern, und beisammen bleiben, um von unsern Kriegen zu sprechen. Geht, meine Herren, ich habe mit dem Admiral zu reden.«
Die zwei Jungen Männer entfernten sich; der König von Navarra zuerst und der Herzog von Guise hernach; vor der Thüre aber ging jeder nach einer kalten Verbeugung auf einer andern Seite ab.
Coligny Folgte ihnen mit den Augen, nicht ohne eine gewisse Unruhe, denn er sah nie diese zwei eingewurzelten Leidenschaften des Hasses sich nähern, ohne daß irgend ein neuer Blitz daraus hervordrang. Karl IX. begriff, was in seinem Innern vorging, trat auf ihn zu, legte seinen Arm auf den des Admirals und sprach:
»Seid ruhig, mein Vater, ich bin da, um Jeden im Gehorsam und in der Achtung zu erhalten. Ich bin in Wahrheit König, seitdem meine Mutter nicht mehr Königin ist, und sie ist nicht mehr Königin, seitdem Coligny mein Vater ist.«
»Ah, Sire,« sprach der Admiral, »die Königin Catharina …«
»Ist eine Händelstifterin, mit ihr ist kein Friede möglich. Diese italienischen Katholiken sind wüthende Menschen, die von nichts wissen wollen, als von Ausrottung. Ich im Gegentheil will nicht nur Frieden stiften, sondern auch denen von Eurer Religion Macht verleihen. Die Andern sind zu leichtsinnig, mein Vater, sie scandalisiren mich durch ihre Liebschaften und durch ihren ungeordneten Lebenswandel. Soll ich offen mit Dir sprechen?« fuhr Karl IX., seine Treuherzigkeit verdoppelnd, fort. »Ich mißtraue meiner ganzen Umgebung, mit Ausnahme meiner neuen Freunde. Der Ehrgeiz von Tavannes ist mir verdächtig. Vieilleville liebt nur den guten Wein, und wäre im Stande, seinen König um ein Faß Malvasier zu verrathen. Montmorency kümmert sich nur um die Jagd und bringt seine Zeit zwischen seinen Hunden und seinen Falken hin. Der Graf von Retz ist Spanier, die Guisen sind Lothringer. Gott soll mir vergeben, aber ich glaube, es gibt in Frankreich keine wahre Franzosen, außer mir, meinem Schwager von Navarra und Dir. Doch ich bin an den Thron gefesselt und kann die Heere nicht befehligen. Man läßt mich kaum nach meinem Wohlgefallen in Saint Germain und in Rambouillet jagen. Mein Schwager von Navarra ist zu jung und hat zu wenig Erfahrung. Ueberdies scheint er mir in allen Stücken seinem Vater Anton ähnlich, den die Weiber stets verdorben haben. Nur Du, mein Vater, Du bist zugleich tapfer, wie Julius Cäsar, und weise wie Plato. Auch weiß ich in der That nicht, was ich thun soll: Dich als Rath hier behalten oder Dich als General abschicken. Wenn Du mir räthst, wer wird befehligen? Wenn Du befehligst, wer wird mir rathen?«
»Sire,« antwortete Coligny, »man muß zuerst siegen, der Rath wird nach dem Siege kommen.«
»Das ist Deine Ansicht, mein Vater? Wohl, es sei. Es soll nach Deiner Meinung verfahren werden. Du wirst Montag nach Flandern, und ich werde nach Amboise abreisen.«
»Euere Majestät verläßt Paris?«
»Ja. Ich bin alles dieses Geräusches, aller dieser Feste müde. Ich bin kein Mann der Thätigkeit, ich bin ein Träumer. Ich war nicht geboren, um ein König, sondern um ein Dichter zu werden. Du bildest eine Art von Rath, welcher regieren wird, während Du im Felde bist, und wenn sich meine Mutter nicht darein mischt, wird Alles gut gehen. Ich habe bereits Ronsard eingeladen, mich dort zu besuchen, und dann werden wir Beide ferne vom Geräusche der Welt, fern von den Bösen, unter unsern großen Bäumen, am Ufer des Flusses, beim Gemurmel der Bäche von göttlichen СКАЧАТЬ