Название: Königin Margot
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»In der That, ich glaubte seine Handschrift zu erkennen. Weißt Du gewiß, das du Gast hierher gekommen ist? hast Du ihn gesehen?«
»Ich habe mehr gethan, Monseigneur, ich habe mit ihm gesprochen.«
»Gut, ich werde seinen Rath befolgen. Meine Jacke und meinen Degen.«
An ein solches Kleiderwechseln gewöhnt, brachte der Kammerdiener das Eine und das Andere. Der Herzog legte nun seine Jacke an, welche aus so geschmeidigen Kettengliedern bestand, das das Stahlgewebe kaum dicker war, als Sammet; dann streifte er darüber eine Hose und ein grau und silbernes Wamms, was seine Lieblingsfarbe war, zog lange Stiefeln an, welche bis an die Mitte seiner Lenden gingen, setzte ein schwarzes Sammetbaret ohne Federn und Edelsteine auf, hüllte sich in einen Mantel von düsterer Farbe, steckte einen Dolch in den Gürtel, gab seinen Degen in die Hände eines Pagen, der einzigen Escorte, von der er sich wollte begleiten lassen, und schlug den Weg nach dem Louvre ein. Als er aus dem Hotel trat, kündigte der Wächter von Saint-Germain-l’Auxerrois ein Uhr Morgens an.
So weit die Stunde auch vorgerückt war und so wenig Sicherheit man damals auf den Straßen hatte, so begegnete dem abenteuerlichen Prinzen aus dem Wege doch kein Unfall, und er gelangte wohlbehalten vor die colossale Masse des alten Louvre, der sich, nachdem alle seine Lichter allmählich erloschen waren, furchtbar in seinem Schweigen und in seiner Dunkelheit erhob.
Vor dem königlichen Schlosse breitete sich ein tiefer Graben ans, auf den die meisten Zimmer der im Palaste wohnenden Prinzen gingen. Die Gemächer von Margarethe lagen im ersten Stocke.
Dieser, wenn kein Graben da gewesen wäre, zugängliche, erste Stock war in Folge der Verschanzung beinahe dreißig Fuß hoch und folglich außer dem Bereiche der Liebenden und der Diebe, was den Herrn Herzog von Guise nicht abhielt, muthig in den Graben hinabzusteigen.
In demselben Augenblick hörte man das Geräusch eines Fensters, das im Erdgeschosse geöffnet wurde.
Dieses Fenster war vergittert, aber es erschien eine Hand, hob eine zum Voraus losgemachte Stange aus und ließ durch diese Öffnung eine seidene Schlinge herabhängen.
»Seid Ihr es, Gillonne?« sagte der Herzog mit leiser Stimme.
»Ja,« antwortete eine Weiberstimme noch leiser.
»Und Margarethe?« -
»Sie erwartet Euch.«
»Gut.«
Bei diesen Worten machte der Herzog seinem Pagen ein Zeichen; er öffnete seinen Mantel und entrollte eine kleine Strickleiter. Der Prinz knüpfte eines von den Enden der Leiter an die herabhängende Schlinge. Gillonne zog die Leiter an sich, befestigte sie und der Prinz fing an, nachdem er seinen Degen, an den Gürtel geschnallt hatte, hinaufzusteigen, und erreichte die Höhe ohne einen Unfall. Hinter ihm wurde die Stange wieder an ihren Platz gebracht, das Fenster schloß sich und der Page, nachdem er seinen Herrn friedlich hatte in den Louvre schlüpfen sehen, zu dessen Fenstern er ihm wohl mehr als zwanzigmal auf dieselbe Weise gefolgt war, legte sich, in seinen Mantel gehüllt, auf den Boden des Grabens und in den Schatten der Mauer.
Es war eine finstere Nacht und einige Tropfen fielen lau und breit aus der mit Schwefel und electrischem Stoffe beladenen Wolke.
Der Herzog von Guise folgte der Führerin, welche nichts Geringeres war, als die Tochter von Jacob von Matignon Marschall von Frankreich! Sie war die innige Vertraute von Margarethe, welche kein Geheimnis vor ihr hatte, und man behauptete, unter der Zahl der Mysterien, welche ihre unbestechliche Treue verschloß, wären so furchtbare, daß diese sie nöthigten auch die andern zu bewahren.
Es war weder in den unteren Zimmern noch in den Gängen ein Licht geblieben; nur von Zeit zu Zeit beleuchtete ein bleicher Blitz die düsteren Gemächer mit einem bläulichen Reflexe, der sogleich wieder verwand.
Beständig von seiner Führerin geleitet, die ihn an der Land hielt, erreichte der Herzog endlich eine in der tiefe einer Mauer angebrachte Wendeltreppe, die sich durch eine geheime, unsichtbare Thüre in das Vorgemach der Wohnung von Margarethe öffnete.
Das Vorgemach war wie die Säle unten, wie die Corridors, wie die Treppen, in tiefe Finsternis gehüllt.
In diesem Vorgemache angelangt, blieb Gillonne stille stehen.
»Habt Ihr mitgebracht, was die Königin zu haben wünscht? fragte sie mit leiser Stimme.
»Ja,« antwortete der Herzog von Guise, »aber ich werde es nur Ihrer Majestät selbst zustellen.«
»Kommt also, und zwar ohne einen Augenblick zu verlieren,« sprach nun mitten in der Dunkelheit eine Stimme, die den Herzog beben machte, denn er erkannte darin die von Margarethe.
Und zu gleicher Zeit öffnete sich eine Portiére von veilchenblauem, mit goldenen Lilien bestreutem Sammet. Der Herzog erblickte im Schatten die Königin selbst, welche ihm in ihrer Ungeduld entgegengegangen war.
»Hier bin ich, Madame,« sprach der Herzog. Und er schlüpfte rasch auf die andere Seite der Portiére welche hinter ihm herabfiel.
Nun war es an Margarethe von Valois, dem Prinzen in der ihm übrigens wohl bekannten Wohnung als Führerin zu dienen, während Gillonne, welche an der Thüre geblieben war, den Finger an ihren Mund legend, ihre königliche Gebieterin beruhigt hatte.
Margarethe führte den Herzog, als hätte sie seine eifersüchtige Unruhe errathen, bis in ihr Schlafgemach. Hier blieb sie stille stehen.
»Nun!« sagte sie zu ihm, »seid Ihr zufrieden, Herzog?«
»Zufrieden, Madame?« fragte dieser, »ich bitte Euch worüber?«
»Ueber diesen Beweis, den ich Euch gebe,« versetzte Margarethe mit einem leichten Ausdrucke des Ärgers, »daß ich einem Manne angehöre, der an dem Abend seiner Verheirathung, ja sogar in der Hochzeitnacht sich so wenig aus mir macht, daß er nicht einmal gekommen ist, um mir für die Ehre zu danken, die ich ihm erwies, nicht daß ich ihn wählte, sondern das ich ihn zum Gemahl annahm.«
»Oh! Madame,« versetzte der Herzog traurig, »seid unbesorgt, er wird noch kommen, besonders wenn Ihr es wünscht.«
»Und Ihr sagt dies, Heinrich,« rief Margarethe, »Ihr, der Ihr unter Allen gerade das Gegentheil von dem wißt, was Ihr sagt! Hätte ich den Wunsch, den Ihr bei mir voraussetzt, würde ich Euch dann gebeten haben, in den Louvre zu kommen?«
»Ihr habt mich gebeten, in den Louvre zukommen, Margarethe, weil Ihr jede Spur unserer Vergangenheit zu tilgen wünscht, und weil diese Vergangenheit nicht nur in meinem Herzen, sondern auch in diesem silbernen Kistchen lebte, das ich Euch überbringe.«
«Heinrich, soll ich Euch etwas sagen?« versetzte Margarethe, und schaute den Herzog dabei fest an. »Ihr macht nicht mehr die Wirkung eines Prinzen, sondern die eines Schülers auf mich. Ich leugnen, daß ich Euch geliebt habe! Ich eine Flamme ersticken wollen, welche vielleicht sterben wird, deren Reflex aber nie stirbt! Denn die Liebschaften von Personen meines Ranges beleuchten und verzehren oft ihre ganze Epoche; nein, nein, mein Herzog! Ihr könnt die Briefe Eurer Margarethe und das Kistchen, das sie Euch gegeben hat, behalten. Von allen Briefen, welche dieses Kistchen enthält, verlangt sie nur einen einzigen, und zwar nur, weil dieser Brief eben so gefährlich für Euch, als für sie ist.«
»Alles gehört Euch,« sprach der Herzog, »nehmt also den heraus, welchen Ihr vernichten wollt.«
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