Название: Kleine Romane und Novellen
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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An dem Abend, wo die Bedeckung bei Bauso vorüber kommen musste, ließ Bruno seine vier korsischen Hunde los, ging mit ihnen durch das Dorf, dessen Herr er geworden war, und legte sich an der Heerstraße zwischen Divicto und Spadafora in den Hinterhalt, er befand sich ungefähr seit einer Stunde dort, als er das Rollen eines Munitionswagens und den Trab eines Reiterhaufens hörte. Er sah nach, ob die Pfanne seiner Büchse mit Pulver versehen wäre, versicherte sich, dass sein Dolch aus der Scheide ging, pfiff seinen Hunden, die sich zu seinen Füßen legten, und wartete, mitten auf der Heerstraße stehend. Einige Minuten nachher erschien die Bedeckung an der Wendung eines Weges und näherte sich bis auf die Entfernung von ungefähr fünfzig Schlitten demjenigen, der sie erwartete; nun erblickten die Gendarmen einen Mann und riefen: Wer da? – Pascal Bruno, antwortete der Bandit, und auf ein eigentümliches Pfeifen fielen die auf dieses Manöver abgerichteten Hunde über die kleine Schar her.
Bei dem Namen Pascal Bruno hatten die vier Gendarmen die Flucht ergriffen, die Hunde verfolgten aus natürlichem Antrieb die, welche flohen.
Allein geblieben, zog der Brigadier seinen Säbel und sprengte auf den Banditen zu.
Pascal setzte mit derselben Kaltblütigkeit und derselben Langsamkeit, als ob er sich anschicke, nach einer Scheibe zu schießen, seine Büchse an seine Schulter, entschlossen, erst dann Feuer zu geben, wenn der Reiter nur noch zehn Schritte weit von ihm entfernt, wäre, als in dem Augenblicke, wo er den Finger an den Drücker legte, Pferd und Reiter in den Staub fielen, das kam daher, weil Ali Bruno gefolgt war, ohne ihm etwas davon zu sagen, und, als er ihn von dem Brigadier angegriffen sah, wie eine Schlange aus die Straße gekrochen war und mit seinem Yatagan die Kniekehle des Pferdes durchschnitten hatte; was den Brigadier anbelangt, der sich nicht hatte zurückhalten können, so rasch und unerwartet war sein Sturz gewesen, so war er mit dem Kopfe auf das Pflaster gefallen und in Ohnmacht gesunken.
Bruno näherte sich ihm, nachdem er sich versichert, dass er nichts mehr zu fürchten hätte; er brachte ihn mit Hilfe Ali’s in den Wagen, dem er einen Augenblick zuvor zur Bedeckung diente, und indem er den Händen des jungen Arabers die Zügel der Pferde übergab, befahl er ihm, den Wagen und den Brigadier nach der Feste zu führen. Was ihn anbelangt, so ging er nach dem verwundeten Pferde, nahm den Karabiner von dem Sattel, an welchem er befestigt war, suchte in den Halftern, nahm daraus eine Rolle Papier, welche sich darin befand, pfiff seinen Hunden, die mit blutigem Rachen zurückkehrten, und folgte dem Fange, den er gemacht hatte.
In dem Hofe der kleinen Feste angelangt, verschloss er das Thor hinter sich, nahm den noch immer ohnmächtigen Brigadier auf seine Schultern, trug ihn in ein Zimmer und legte ihn auf die Matratze, auf welche er gewohnt war, sich selbst ganz angekleidet zu werfen; hierauf stellte er entweder aus Vergessen oder aus Unvorsichtigkeit den Karabiner, den er von dem Sattel genommen hatte, in eine Ecke und verließ das Zimmer.
Fünf Minuten nachher schlug der Brigadier die Augen wieder auf, blickte um sich, fand sich an einem Orte, der ihm gänzlich unbekannt war, und da er sich unter der Herrschaft eines Traumes glaubte, so befühlte er sich selbst, um zu wissen, ob er wirklich wache. Jetzt, da er einen Schmerz an der Stirn fühlte, legte er die Hand daran, und da er sie voller Blut zurückzog, so wurde er gewahr, dass er verwundet wäre. Diese Wunde war ein Anhaltspunkt der Erinnerung für sein Gedächtnis, nun erinnerte er sich, dass er von einem einzigen Manne angehalten, feiger Weise von seinen Gendarmen verlassen und dass in dem Augenblicke, wo er auf diesen Mann zu sprengte, sein Pferd gestürzt wäre. Was weiter vorgefallen, davon erinnerte er sich nichts mehr.
Dieser Brigadier war ein Tapferer; er fühlte, welche Verantwortlichkeit auf ihm laste, und sein Herz wurde vor Zorn und vor Scham beklommen, er blickte in dem Zimmer um sich, indem er sich zu orientieren versuchte, aber Alles war ihm gänzlich unbekannt. Er stand auf, ging an das Fenster und sah, dass es auf das Feld ginge. Nun fasste er eine Hoffnung, nämlich die, aus diesem Fenster zu springen, bewaffnete Macht zu holen und mit ihr zurückzukehren, um seine Revanche zu nehmen; er hatte das Fenster bereits aufgemacht, um diesen Plan auszuführen, als er einen letzten Blick in das Zimmer warf und seinen Karabiner fast an dem Kopfende seines Bettes stehend erblickte; bei diesem Anblicke klopfte ihm das Herz heftig, denn ein anderer Gedanke, als der der Flucht, bemächtigte sich seiner sogleich, er sah nach, ob er wirklich allein wäre, und nachdem er sich versichert, dass er von Niemand gesehen sei noch es werden könnte, ergriff er rasch die Waffe, in welcher er ein weit gewagteres Mittel der Rettung, aber ein weit schnelleres der Rache sah, versicherte sich rasch, dass Pulver auf der Pfanne wäre, indem er sie aufschlug, dass sie geladen wäre, indem er den Ladestock in den Lauf stieß, indem er sie hierauf wieder an denselben Ort stellte, legte er sich nieder, als ob er noch nicht wieder zur Besinnung gekommen wäre. Kaum lag er auf dem Bette ausgestreckt, als Bruno wieder eintrat.
Er trug einen brennenden Tannenzweig in der Hand, den er in das Kamm warf und der seine Flamme dem darin vorbereiteten Holze mitteilte; hierauf ging er an einen in der Mauer angebrachten Schrank, nahm aus ihm zwei Teller, zwei Gläser, zwei Krüge Wein, eine gebratene Hammelkeule, stellte das Ganze auf den Tisch und schien abzuwarten, dass der Brigadier wieder aus seiner Ohnmacht erwache, um ihm mit diesem improvisierten Mahle Ehre zu erweisen.
Wir haben das Zimmer gesehen, in welchem der Auftritt vorgefallen ist, den wir erzählen; es war ein mehr langes als breites Zimmer, das nur ein einziges Fenster an einer Seite, eine einzige Tür an der andern, und das Kamin zwischen beiden hatte. Der Brigadier, der jetzt Hauptmann der Gendarmerie in Messina ist und der uns diese Umstände selbst erzählt hat, lag, wie wir bemerkt, neben dem Fenster; Bruno stand vor dem Kamine, die Augen nach der Seite der Thür geheftet, und schien sich immer mehr in ein tiefes Sinnen zu versenken.
Das war der Moment, welchen der Brigadier abgewartet hatte, ein entscheidender Moment, in welchem es sich darum handelte, Alles für Alles, Leben für Leben, Kopf für Kopf auf das Spiel zu setzen. Er richtete sich auf, indem er sich auf seine linke Hand stützte, streckte langsam und ohne Bruno aus dem Gesicht zu verlieren, die rechte Hand nach dem Karabiner aus, ergriff ihn zwischen dem Schloss und dem Kolben, blieb dann einen Augenblick lang so, ohne dass er eine Bewegung mehr zu machen wagte, erschreckt über das Klopfen seines Herzens, das der Bandit hätte hören können, wenn er nicht so sehr zerstreut gewesen wäre; als er endlich sah, dass er sich, so zu sagen, selbst hingäbe, fasste er wieder Vertrauen, warf einen letzten Blick auf das Fenster, sein einziges Mittel der Flucht, legte die Waffe an seine Schulter, zielte auf Bruno wie ein Mann, der weiß, dass sein Leben von seiner Kaltblütigkeit abhängt, und gab Feuer.
Bruno bückte sich ruhig, raffte irgend etwas zu seinen Füßen auf, betrachtete den Gegenstand bei dem Lichte, und indem er sich nach dem vor Erstaunen stummen und verblüfften Brigadier umwandte, sagte er zu ihm:
– Kamerad, wenn Ihr auf mich schießen wollt, so nehmt silberne Kugeln, sonst, seht, werden sie sich wie diese da abplatten.
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