Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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СКАЧАТЬ P. D.«

      Der Fremde schob mit einer raschen Bewegung seinen Rock und seine Weste auf die Seite, und auf seinem Hemde von seinem Batist erschien glänzend wie ein flammendes Gestirn der diamantene Stern und auf diesem funkelten die drei Buchstaben in Rubin.

      »Er!!« rief der Präsident erschrocken; »sollte er es sein?«

      »Derjenige, welchen die Welt erwartet?« fragten ängstlich die Häupter.

      »Der Großkophta?« murmelten dreihundert Stimmen.

      »Nun!« rief der Fremde mit dem Ausdrucke des Triumphes, »werdet Ihr mir nun glauben, wenn ich Euch zum zweiten Male wiederhole: Ich bin, der ich bin.«

      »Ja,« sagten die Gespenster sich niederwerfend.

      »Sprecht, Meister,« riefen der Präsident und die fünf Häupter; »sprecht, und wir werden gehorchen.«

       III.

      L. P. D

      Es trat ein Stillschweigen von einigen Sekunden ein; der Unbekannte schien mittlerweile seine Gedanken zu sammeln und sprach sodann:

      »Meine edle Herren, Ihr könnt die Schwerter ablegen, welche Eure Arme unnöthig ermüden, und mir ein aufmerksames Ohr schenken, denn Ihr werdet viel in den wenigen Worten zu lernen haben, die ich an Euch richte.«

      Die Aufmerksamkeit verdoppelte sich.

      »Die Quelle der großen Flüsse ist beinahe immer göttlich und deshalb unbekannt; wie der Nil, wie der Ganges, wie der Amazonenfluß, weiß ich, wohin ich gehe, aber ich weiß nicht woher ich komme! Ich erinnere mich nur, daß ich mich an dem Tage, wo sich die Augen meiner Seele der Auffassung äußerer Gegenstände erschlossen, in Medina, der heiligen Stadt, befand und in den Gärten des Mufti Salaaym umher lief. Dies war ein ehrwürdiger Greis, den ich wie meinen Vater liebte, der jedoch nicht mein Vater war; denn wenn er mich voll Zärtlichkeit anschaute, so sprach er doch nur mit Ehrfurcht zu mir; dreimal des Tags entfernte er sich, um einen andern Greis zu mir gelangen zu lassen, dessen Namen ich nie anders als mit einer Ehrfurcht ausspreche, in welche sich Dankbarkeit mischt.

      Dieser ehrwürdige Greis, ein erhabener Behälter aller menschlichen Wissenschaften, unterrichtet durch die sieben höchsten Geister in Allem, was die Engel lernen, um Gott zu begreifen, heißt Althotas; er wurde mein Erzieher, mein Lehrer; er ist noch mein Freund, ein ehrwürdiger Freund, denn er hat zweimal das Alter des Aeltesten unter Euch.«

      Diese feierliche Sprache, diese majestätischen Geberden, dieser salbungsreiche und zugleich strenge Ton brachten auf die Versammlung einen von jenen Eindrücken hervor, welche sich in langen Schauern der Beklemmung auflösen.

      »Als ich mein fünfzehntes Jahr erreichte, war ich bereits in die bedeutendsten Geheimnisse der Natur eingeweiht. Ich kannte die Botanik, nicht die enge Wissenschaft, welche jeder Gelehrte auf das Studium des Winkels der Welt, den er bewohnt, beschränkt, sondern ich kannte die sechzigtausend Pflanzenfamilien, welche auf der ganzen Welt vegetiren. Ich wußte, wenn mich mein Lehrer dazu zwang, indem er mir die Hände auf die Stirne legte und in meine geschlossenen Augen einen Strahl des himmlischen Lichtes fallen ließ, ich wußte durch eine, beinahe übernatürliche Betrachtung meinen Blick unter die Wellen des Meeres zu tauchen und die ungestalten, unbeschreibbaren Vegetationen zu klassificiren, welche zwischen den zwei Lagern schlammigen Wassers dumpf schwimmen und sich schaukeln und mit ihren riesigen Zweigen die Wiege aller der häßlichen und beinahe formlosen Ungeheuer bedecken, welche das Gesicht des Menschen nie erschaut hat und die Gott seit dem Tage, wo aufrührerische Engel seine einen Augenblick besiegte Macht sie zu schaffen zwangen, vergessen haben muß.

      Ich hatte mich überdies den todten und den lebendigen Sprachen gewidmet. Ich kenne alle Idiome, welche man von der, Meerenge der Dardanellen bis zur Meerenge von Magelhaens spricht. Ich las die geheimnißvollen Hieroglyphen geschrieben auf jene Granitbücher, die man die Pyramiden nennt. Ich umfaßte alle menschliche Wissenschaften von Sanchuniathon bis Sokrates, von Moses bis auf den heiligen Hieronymus, von Zoroaster bis Agrippa.

      Ich studirte die Medicin, nicht allein im Hippokrates, im Galien, im Averrhoes, sondern auch in dem großen Meister, den man die Natur nennt. Ich erlauschte die Geheimnisse der Kophten und Drusen Ich sammelte den unheilvollen und den glücklichen Samen. Ich konnte, wenn der Samum und der Orkan über mein Haupt hinzogen, ihrem Hauche unbekannte Körner anvertrauen, welche fern von mir den Tod oder das Leben trugen, je nachdem ich die Gegend, nach welcher ich mein zorniges oder lächelndes Gesicht wandte, gesegnet oder verflucht hatte.

      Mitten unter diesen Studien, unter diesen Arbeiten, unter diesen Reisen erreichte ich mein zwanzigstes Jahr.

      Eines Tages suchte mich mein Lehrer in der Marmorgrotte auf, in welche ich mich während der großen Hitze des Tages zurückzog. Sein Gesicht war zugleich streng und lächelnd; er hielt ein Fläschchen in der Hand.

      ‚Acharat,’ sprach er zu mir, ‚ich habe Dir immer gesagt, nichts werde geboren, nichts sterbe in der Welt; die Wiege und der Sarg seien Brüder; es fehle dem Menschen, um klar in seine vergangenen Existenzen zu sehen, nur die Hellsichtigkeit, die ihn Gott gleich machen werde, denn von dem Tage, wo er diese Hellsichtigkeit erlangt habe, werde er sich unsterblich wie Gott fühlen. Nun, ich habe einstweilen den Trank gefunden, der die Finsterniß zerstreut, bis ich denjenigen finde, welcher den Tod verjagt. Acharat, ich habe gestern getrunken, was in diesem Fläschchen fehlt.’

      Ich hegte ein großes Vertrauen, eine tiefe Verehrung für meinen würdigen Lehrer, und dennoch zitterte meine Hand, als sie das Fläschchen berührte, das mir Althotas reichte, wie die Hand von Adam gezittert haben muß, da er den Apfel berührte, den ihm Eva bot.

      ‚Trinke,’ sagte er lächelnd zu mir.

      Ich trank.

      Dann legte er mir die Hände auf den Kopf, wie er dies zu thun pflegte, wenn er mich für den Augenblick mit dem zweiten Gesichte begaben wollte.

      ‚Schlafe und erinnere Dich,’ sprach er zu mir.

      Ich entschlummerte sogleich. Dann träumte mir, ich liege auf einem Scheiterhaufen von Sandelholz und Aloen; ein Engel, der, den Willen des Herrn von Osten nach dem Westen tragend, vorüber kam, berührte meinen Scheiterhaufen mit dem Ende des Flügels und er fing Feuer. Aber statt von der Angst erfaßt zu werden, statt diese Flamme zu fürchten, streckte ich mich wollüstig inmitten der glühenden Zungen aus, wie es der Phönix thut, der ein neues Leben in dem Principe alles Lebens geschöpft hat.

      Dann verschwand Alles, was Materielles in mir war, die Seele allein blieb; sie behielt die Form des Körpers, aber durchsichtig, ungreifbar, leichter, als die Atmosphäre, in der wir leben und über die sie sich erhob. Wie Pythagoras, der sich bei der Belagerung von Troja gewesen zu sein erinnerte, erinnerte ich mich sodann der zwei und dreißig Existenzen, die ich durchlebt hatte. Ich sah unter meinen Augen die Jahrhunderte wie eine Reihe großer Greise vorübergehen. Ich erkannte mich unter den verschiedenen Namen, die ich seit dem Tage meiner ersten Geburt bis zu meinem letzten Tode geführt hatte, denn Ihr wißt, meine Brüder, und das ist einer der positivsten Punkte unseres Glaubens, die Seelen, diese zahllosen Ausströmungen der Gottheit, welche bei jedem Hauche aus der Brust Gottes hervorkommen, erfüllen die Luft, vertheilen sich in einer großen Hierarchie, von den erhabensten bis zu den geringsten Seelen, und der Mensch, der zur Stunde seiner Geburt, vielleicht auf den Zufall, eine von den zuvor bestehenden Seelen einathmet, gibt sie zur Stunde seines Todes einer neuen Laufbahn und nachfolgenden Umwandlungen zurück.«

      Derjenige, welcher sprach, sprach mit so überzeugtem Tone, schlug seine Augen mit einem so erhabenen Blicke zum Himmel auf, daß ihn bei dieser СКАЧАТЬ