Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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СКАЧАТЬ unsern Lesern einen genauen Begriff von dem Reisenden zu geben, den wir ihnen vor Augen gestellt haben, und der eine wichtige Rolle im Verlauf unserer Geschichte zu spielen bestimmt ist.

      Derjenige, welcher, nachdem er vom Pferde gestiegen, sich so kühn in den Wald wagte, war ein Mann von etwa dreißig bis zwei und dreißig Jahren, von mehr als mittlerem Wuchse, aber so bewunderungswürdig gebaut, daß man zugleich die Kraft und die Gewandtheit in seinen geschmeidigen, nervigen Gliedern kreisen fühlte. Er trug eine Art von Reiserock von schwarzem Sammet mit goldenen Knopflöchern. Die zwei Enden einer gestickten Jacke erschienen unterhalb der letzten Knöpfe dieses Rockes, und eine anliegende Lederhose hob Beine hervor, die als Modell für einen Bildhauer hätten dienen können, und deren zierliche Formen man durch die gefirnißten Stiefeln errieth.

      Sein Gesicht hatte die ganze Beweglichkeit der südlichen Typen und war eine seltsame Mischung von Kraft und Feinheit: sein Blick vermochte alle Gefühle auszudrücken und schien, wenn er sich auf Jemand heftete, zwei Lichtstrahlen in denjenigen zu tauchen, welchem er galt, um die tiefste Tiefe seiner Seele zu erleuchten. Seine braunen Wangen waren, wie man dies sogleich sah, von einer heißeren Sonne als die unsrige verbrannt Ein großer, aber schön geformter Mund endlich öffnete sich, um eine doppelte Reihe herrlicher Zähne sehen zu lassen, welche die Wärme der Gesichtshaut noch weißer erscheinen ließ. Der Fuß war lang, aber fein, die Hand klein, aber nervig.

      Der Mann, dessen Portrait wir entworfen, hatte kaum zehn Schritte unter den schwarzen Tannen gemacht, als er ein rasches Stampfen an der Stelle hörte, wo er sein Pferd gelassen.

      Seine erste Bewegung, eine Bewegung, über deren Absicht man sich nicht täuschen konnte, war, zurückzukehren: aber er bemeisterte sich, konnte jedoch dem Verlangen, zu sehen, was aus Dscherid geworden, nicht widerstehen, erhob sich auf den Fußspitzen und schoß einen Blick durch die Lichtung: fortgezogen durch eine unsichtbare Hand, welche den Zaum losgemacht, war Dscherid bereits verschwunden.

      Die Stirne des Unbekannten faltete sich leicht und etwas wie ein Lächeln zog seine vollen Wangen und seine Lippen mit den seinen Rändern zusammen.

      Dann setzte er seinen Weg gegen den Mittelpunkt des Waldes fort.

      Noch einige Schritte leitete ihn die durch die Bäume dringende düstere Abenddämmerung in seinem Marsche; aber bald hörte dieser schwache Reflex auf, und er befand sich in einer so dichten Nacht, daß er nicht mehr sah, wohin er den Fuß setzte, und ohne Zweifel aus Furcht, sich zu verirren, stehen blieb.

      »Ich bin nach Dannenfels gekommen,« sagte er laut, »denn von Mainz nach Dannenfels führt eine Landstraße; ich bin von Dannenfels auf die Schwarzheide gelangt, weil sich von Dannenfels nach der Schwarzheide ein Fußpfad findet; ich bin von der Schwarzheide hierher gekommen, obgleich es dann weder mehr eine Landstraße noch einen Fußpfad gab, denn ich gewahrte den Wald; aber hier bin ich genöthigt, stille zu stehen; ich sehe nichts mehr.«

      Kaum waren diese Worte in einem halb französischen, halb sicilianischen Dialecte gesprochen, als ein Licht ungefähr fünfzig Schritte vor dem Reisenden hervorsprang.

      »Ich danke,« sagte er, »das Licht mag nun gehen, ich werde ihm folgen.«

      Sogleich ging das Licht ohne Schwankung, ohne Erschütterung, gleichmäßig sich fortbewegend, wie auf unsern Theatern jene phantastischen Flammen hingleiten, deren Gang durch den Maschinisten und den Scenisten geordnet ist.

      Der Reisende machte noch ungefähr hundert Schritte, dann glaubte er etwas wie einen Hauch an seinem Ohr zu vernehmen.

      Er schauerte.

      »Wende Dich nicht um, oder Du bist todt,« sagte eine Stimme rechts.

      »Gut,« erwiederte der unempfindliche Reisende ohne eine Miene zu verziehen.

      »Sprich nicht, oder Du bist todt!« sagte eine Stimme links.

      Der Reisende verbeugte sich ohne zu sprechen.

      »Aber wenn Du Furcht hast«, sagte eine dritte Stimme, welche, wie die von Hamlets Vater aus den Eingeweiden der Erde zu kommen schien, »wenn Du Furcht hast, so kehre zurück, Du wirst dadurch bezeichnen, daß Du Verzicht leistest, und man läßt Dich zurückkehren, wohin Du willst.«

      Der Reisende beschränkte sich darauf, eine Geberde mit der Hand zu machen, und setzte seinen Weg fort.

      Die Nacht war so finster und der Wald so dicht, daß der Reisende trotz des Scheines, der ihn leitete, nur strauchelnd vorrückte. Die Flamme marschirte ungefähr eine Stunde, und der Reisende folgte ihr, ohne ein Murren hören zu lassen, ohne ein Zeichen der Furcht von sich zu geben.

      Plötzlich verschwand sie.

      Der Reisende war außerhalb des Waldes. Er schlug die Augen auf; durch das düstere Azur des Himmels funkelten einige Sterne.

      Er marschirte in der Richtung weiter, in der das Licht verschwunden war; aber bald sah er, daß sich eine Ruine, das Gespenst eines alten Schlosses, vor ihm erhob.

      Zu gleicher Zeit stieß sein Fuß an Trümmer.

      Alsbald klebte sich ein eisiger Gegenstand an seine Schläfe und vermauerte seine Augen. Von da an sah er nicht einmal mehr die Finsterniß.

      Eine Binde von benetzter Leinwand umschloß seinen Kopf. Es war ohne Zweifel eine verabredete Sache, wenigstens war es eine Sache, die er erwartete, denn er versuchte es nicht, die Binde aufzuheben; er streckte nur schweigend die Hand aus, wie es ein Blinder thut, der nach einem Führer verlangt.

      Diese Geberde wurde begriffen, denn in demselben Augenblick klammerte sich eine kalte, trockene, knochige Hand an die Finger des Reisenden an.

      Er erkannte, daß es die fleischlose Hand eines Skelettes war; wäre aber diese Hand mit Gefühl begabt gewesen, so würde sie erkannt haben, daß die seinige nicht zitterte.

      Dann fühlte sich der Reisende rasch durch einen Raum von ungefähr hundert Klaftern fortgezogen.

      Plötzlich verließ die Hand die seinige, die Binde flog von seiner Stirne, und der Unbekannte blieb stehen: er war auf dem Gipfel des Donnersbergs angelangt.

       II.

      Ich bin, der ich bin

      Mitten in einer Lichtung, welche durch das Alter kahl gewordene Birken bildeten, erhob sich das Erdgeschoß von einem jener in Trümmer liegenden Schlösser, welche die Feudalherren einst in Europa umher bei der Rückkehr von den Kreuzzügen ausstreuten.

      Die Vorhallen mit ihren schönen Zierrathen von gediegener Bildhauerarbeit, welche in jeder Höhlung, statt der verstümmelten und an den Fuß der Mauer gestürzten Statue, ein Buschwerk von Heidekraut oder wilden Blumen verbargen, hoben von einem bleichen Himmel ihre durch den Einsturz ausgezackten Gewölbe ab.

      Als der Reisende die Augen öffnete, sah er sich vor den feuchten, moosigen Stufen des Hauptsäulenganges; auf der ersten von diesen Stufen stand aufrecht das Gespenst mit der knochigen Hand, das ihn hierher geführt hatte.

      Ein langes Schweißtuch umhüllte dasselbe vom Kopf bis zu den Füßen; unter den Falten des Tuches funkelten seine Augenhöhlen ohne Blick, seine fleischlose Hand war gegen das Innere der Ruine ausgestreckt und schien dem Reisenden als Ziel seines Ganges einen Saal anzudeuten, dessen Erhöhung über dem Boden die inneren Theile verbarg, während man in seinen eingesunkenen Gewölben ein dumpfes, geheimnißvolles Licht zittern sah.

      Der СКАЧАТЬ