Название: Die drei Musketiere
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Halt!« sprach d'Artagnan, »wir sind an der Thüre von Athos. Ja, so geht es.«
»Wer ist Athos?«
»Einer von meinen Freunden.«
»Aber wenn er zu Hause ist, so sieht er mich.«
»Er ist nicht zu Hause, und ich nehme den Schlüssel mit, nachdem ich Euch in sein Zimmer geführt habe.«
»Und wenn er zurückkommt?«
»Er wird nicht zurückkommen. Ueberdies wird man ihm sagen, ich habe eine Frau gebracht und diese Frau befinde sich in seiner Wohnung.«
»Das wird meinen Ruf zu sehr gefährden, wißt Ihr wohl?«
»Was ist Euch daran gelegen? Man kennt Euch nicht, und abgesehen davon, befinden wir uns in einer Lage, wo man sich einiger Maßen über die Schicklichkeit wegsetzen muß.«
»Gehen wir also zu Eurem Freunde. Wo wohnt er?«
»In der Rue Ferou, zwei Schritte von hier.«
»Vorwärts!«
Uno beide setzten sich wieder in Marsch. Athos war, wie d'Artagnan vorausgesehen hatte, nicht zu Hause. Dieser nahm den Schlüssel, den man ihm als einem Freunde des Miethmannes zu geben gewohnt war, stieg die Treppe hinauf und führte Frau Bonacieux in die von uns bereits beschriebene Wohnung.
»Ihr seid zu Hause,« sprach er, »schließt die Thüre von innen und öffnet Niemand, wenn Ihr nicht dreimal auf folgende Weise klopfen hört; gebt Acht.« Und er klopfte dreimal, zweimal kurz hinter einander und sehr stark, einmal entfernter und leichter.
»Gut,« sprach Frau Bonacieux. Nun ist es an mir. Euch Instructionen zu geben.«
»Ich höre.«
»Begebt Euch nach der Pforte des Louvre auf der Seite der Rue de l'Echelle und fragt nach Germain.«
»Gut, und dann?«
»Er wird Euch fragen, was Ihr wollt, und Ihr antwortet ihm mit den zwei Worten Tours und Brüssel. Sogleich wird er sodann zu Euern Befehlen stehen.«
»Und was soll ich ihm befehlen?«
»Herrn de la Porte, den Kammerdiener der Königin, zu holen.«
»Und wenn er ihn geholt hat und Herr de la Porte kommt?«
»So schickt Ihr ihn zu mir.«
»Ganz gut. Aber wo und wie werde ich Euch wiedersehen?«
»Ist Euch viel daran gelegen, mich wiederzusehen?«
»Gewiß.«
»Ueberlaßt mir die Sorge hierfür und seid ruhig.«
»Ich baue auf Euer Wort.«
»Rechnet darauf.«
D'Artagnan verabschiedete sich von Frau Bonacieux mit dem verliebtesten Blick, den er auf ihrer reizenden kleinen Person zu concentriren vermochte, und während er die Treppen hinabstieg, hörte er die Thüre doppelt hinter sich verschließen. Mit zwei Sprüngen war er am Louvre. Als er durch die Pforte an der Rue de l'Echelle trat, schlug es zehn Uhr. Die von uns mitgetheilten Ereignisse waren im Verlauf einer halben Stunde erfolgt.
Alles ging, wie Frau Bonacieux vorhergesagt hatte. Auf das bestimmte Losungswort verbeugte sich Germain; zwei Minuten nachher befand sich de la Porte in der Loge; mit zwei Worten theilte ihm d'Artagnan das Nothwendige mit und bezeichnete ihm den Aufenthalt der Frau Bonacieux. Sobald de la Porte die Adresse genau wußte, entfernte er sich in größter Eile; kaum hatte er jedoch zehn Schritte gemacht, als er zurückkehrte und zu d'Artagnan sagte:
»Junger Mann, einen Rath!«
»Welchen?«
»Man könnte Euch wegen dessen, was vorgefallen ist, beunruhigen.«
»Ihr glaubt?«
»Ja, habt Ihr einen Freund, dessen Uhr nachgeht?«
»Nun?«
»Geht zu ihm, damit er bezeugen kann, Ihr wäret um halb zehn Uhr bei ihm gewesen. Das nennt man in der Justiz ein Alibi.«
D'Artagnan fand den Rath klug. Er lief über Hals und Kopf und kam zu Herrn von Treville. Aber statt wie alle Welt in den Salon zu gehen, bat er, in sein Cabinet eingelassen zu werden. Da d'Artagnan einer der täglichen Gäste des Hotels war, so setzte man seiner Bitte keine Schwierigkeiten entgegen und benachrichtigte Herrn von Treville, sein junger Landsmann, der ihm etwas Wichtiges mitzutheilen habe, verlange eine Privataudienz. Nach fünf Minuten fragte Herr von Treville d'Artagnan, in was er ihm zu Dienst sein könne, und welchem Umstand er seinen späten Besuch zuzuschreiben habe?
»Um Vergebung, gnädiger Herr,« sprach d'Artagnan, der den Augenblick seines Alleinseins dazu benützt hatte, die Uhr um drei Viertelstunden zurückzurücken; »ich dachte, da es erst neun Uhr fünfundzwanzig Minuten sei, so könne ich mich wohl noch bei Euch einfinden.«
»Neun Uhr fünfundzwanzig Minuten!« rief Herr von Treville und schaute nach seiner Pendeluhr; »das ist unmöglich!«
»Seht selbst, gnädiger Herr, dort ist der Beweis.«
»Es ist richtig,« versetzte Herr von Treville, »ich hätte geglaubt, es wäre später. Doch laßt hören, was wollt Ihr von mir?«
D'Artagnan machte nun Herrn von Treville eine lang Geschichte über die Königin, er setzte ihm seine Befürchtungen in Beziehung auf seine Majestät auseinander, erzählte ihm, was er von den Projekten des Cardinals in Betreff Buckinghams hatte sagen hören, und Alles dies mit einer Ruhe, mit einer festen Haltung, wodurch sich Herr von Treville um so leichter bethören ließ, als er ja selbst wahrgenommen hatte, daß etwas Neues zwischen dem König, der Königin und dem Cardinal vorging.
Als es zehn Uhr schlug, verließ d'Artagnan Herrn von Treville, der ihm für seine Nachrichten dankte und ihm empfahl, den Dienst des Königs und der Königin wohl im Auge und im Herzen zu haben. Aber unten an der Treppe erinnerte sich d'Artagnan, daß er seinen Stock vergessen hatte. Er stieg schnell wieder hinauf, kehrte in das Cabinet zurück, rückte die Uhr mit dem Finger an ihre Stunde vor, damit man am andern Morgen nicht bemerken konnte, daß man sie in Unordnung gebracht hatte, und da er nun eines Zeugen für sein Alibi gewiß war, lief er wieder die Treppe hinab und befand sich in Kurzem abermals auf der Straße.
XI.
Die Intrigue schürzt sich
Als d'Artagnan seinen Besuch bei Herrn von Treville gemacht hatte, nahm er den weitesten Weg, um nach Hause zu gehen.
An was dachte d'Artagnan, als er sich so weit von seiner Straße entfernte, die Gestirne des Himmels betrachtete, bald seufzte, bald lächelte?
Er dachte an Frau Bonacieux. Für einen Musketierlehrling war diese junge Frau fast ein Liebesideal. Hübsch, mysteriös, beinahe in alle Geheimnisse des Hofes eingeweiht, welche so viel reizenden Ernst auf ihren anmuthigen Zügen wiederspiegelten, stand sie im Verdacht, nicht unempfindlich zu sein, was für Neulinge in der Liebe einen unwiderstehlichen Reiz bildet. Ueberdies hatte d'Artagnan СКАЧАТЬ