Dunst. Иван Тургенев
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Название: Dunst

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Litwinows Herz erbebte heftig, er erkannte anfangs kaum diese Stimme; eine ganz eigenthümliche, früher nie gehörte Weichheit erklang in diesen zwei Worten. Er erhob seinen Kopf und blickte sie starr an. Freundlich, ja freundlich ruhte ihr Auge auf ihm.

      »Bleiben Sie,« wiederholte sie, »gehen Sie nicht fort, ich will mit Ihnen zusammen sein.« Sie flüsterte noch leiser: »Gehen Sie nicht«,ich will es!«

      Nicht begreifend, noch im Stande, sich Rechenschaft abzulegen, näherte er sich ihr und reichte ihr seine Hand.

      Sie ergriff sie heftig mit ihren beiden, lächelte, über und über erröthend, und verließ dann rasch das Zimmer.

      Einige Augenblicke später erschien sie wieder mit ihrer jüngsten Schwester, blickte ihn wieder lange mit einem nie vorher bei ihr bemerkbaren milden Lächeln an und winkte ihm, sich neben ihr niederzulassen.

      Anfangs konnte sie kein Wort hervorbringen, ihre Brust nur wogte hoch auf, ein Seufzer entrang sich derselben, und sie erröthete wieder; dann fragte sie ihn, halb furchtsam und verlegen, nach seinen Beschäftigungen, was sie früher nie gethan hatte.

      Am Abend desselben Tages entschuldigte sie sich mehrere Male, daß sie bisher nie verstanden habe, ihn, wie er es verdiene, zu schätzen, wunderte sich über seine plötzlichen republikanischen Gesinnungen (er vergötterte zu jener Zeit gerade Robespierre und wagte es nicht, Marat laut anzuklagen); – eine Woche später wußte er bereits, daß sie ihn liebe.

      Ja, lange noch erinnerte er sich jenes Tages, wie er auch die diesem folgenden ebenso nicht vergessen konnte, die ihm ein lange vergebens ersehntes, kaum gehofftes Glück gebracht hatten.

      Nun folgten jene lichten, seligen Augenblicke der ersten reinen Liebe, Augenblicke, die sich später nie wieder holen, ein Menschenleben auch vollkommen ausfüllen.

      Irina war wie umgewandelt, fromm wie ein Lamm mild und seelengut; sie fing an ihren jüngeren Geschwistern Unterricht zu geben, wiederholte mit ihnen ihre Aufgaben und nahm sich des Hauswesens an; Alles machte ihr Freude. Bald war sie ungemein schwatzhaft, bald saß sie demüthig und schweigend in Nachdenken versunken, bildete verschiedene Pläne für die Zukunft, wenn sie und Litwinow verheirathet, wie fleißig sie arbeiten würde u.s.w.

      »Ja, arbeiten,« wiederholte sie, »lesen . . . aber vor Allem reisen!«

      Ihre Hauptsehnsucht war, Moskau zu verlassen, und wenn Litwinow ihr vorstellte, daß er erst seine Studien beendigen müsse, so antwortete sie ihm nach einigem Nachdenken, daß er ja das auch und mit größerem Nutzen in Berlin oder sonst irgendwo könne.

      Wenig gewöhnt, ihre Empfindungen zu verbergen, waren diese auch sehr bald dem Fürsten und der Fürstin kein Geheimniß mehr.

      Sehr erfreut waren diese eben darüber nicht; nachdem sie aber alle Gründe für und gegen überdacht hatten, hielten sie es durchaus nicht für zweckdienlich, sogleich ihr »Veto« einzulegen. Litwinows Vermögen war ziemlich beträchtlich.

      »Sein Herkommen nur, sein Herkommen ist nicht wie es sein solltet!« bemerkte die alte Fürstin.

      »Freilich,« sagte der Fürst, »er ist nur von jungem Adel, ein Kraut– und Rübenjunker! . . . doch aber immer von Adel und das ist die Hauptsache: Irina wird uns gewiß nie gehorchen, was wir ihr auch sagen mögen. Hat sie nicht von jeher nur das gethan, was ihr in den Kopf kam? Ueberdies kann die Hochzeit ja noch nicht so bald, weder heute noch morgen schon sein; wer weiß, welch ein Zufall noch eine bessere, vornehmere Partie bringen kann.« So urtheilte der Fürst und fügte in Gedanken hinzu: »Pah, nur Madame de Litwinow . . . und weiter nichts! Ich hatte Anderes erwartet.«

      Irina beherrschte ihren künftigen Bräutigam vollkommen, und er selbst überließ sich blindlings ihrer Leitung. Er war wie in einen Wasserwirbel gerathen, aus dem er nicht heraus und zu sich kommen konnte. Ob auch Irina die rechte, passende Frau für ihn sei, wie sie ihre Pflichten erfüllen werde, darüber nachzudenken war er nicht im Stande; sein Blut kochte, und nur eins war ihm klar: ihr zu folgen bis an’s Ende der Welt, sie die Seinige zu nennen, es entstehe daraus, was da wolle!

      So ganz ohne kleine Unannehmlichkeiten verlief jedoch, trotz der übergroßen Zärtlichkeit Irinens, die Zeit nicht.

      So war er einst gerade aus der Universität, im alten Rock und Tintenflecken an den Händen, zu ihr geeilt. Sie herzlich begrüßend, trat er auf sie zu, sie aber hielt ihm die Hand abwehrend entgegen.

      »Sie sind ohne Handschuhe,« sagte sie langsam und etwas zurücktretend, »und wie Sie aussehen! Pfui – ein echter Student!«

      »Sie sind zu empfänglich für Kleinigkeiten, theure Irina,« antwortete er verlegen.

      »Sie sind . . . ein echter Student,« wiederholte sie, »vous n‘etes pas distingué

      Und ihm den Rücken zuwendend, verließ sie rasch das Zimmer. Freilich kam sie eine Stunde darauf beschämt zurück und bat ihn leidenschaftlich, ihr zu verzeihen.

      Ueberhaupt gestand sie ihm gern ihre Fehler und klagte sich selbst an; nur fand sie sonderbarer Weise in sich Mängel, die sie nicht hatte, während sie hartnäckig ihre wirklichen Fehler nicht eingestehen wollte.

      Ein anderes Mal traf er sie in bitteren Thränen, den Kopf mit beiden Händen gestützt und mit herabhängenden Locken, und als er sie, ganz aufgeregt, fragte, was ihr Schlimmes begegnet sei, zeigte sie schweigend mit dem Finger auf ihre Brust.

      Ein jäher Schreck drang bis in’s Innerste seines Herzens, der Gedanke an »Schwindsucht« durchfuhr s einen Kopf, und er ergriff ihre Hand.

      »Du fühlst Dich krank?« fragte er sie mit zitternder Stimme, (bei wichtigen Gelegenheiten nannten sie einander bereits »Du«). »Ich eile zum Arzt . . .«

      Aber Irina ließ ihn nicht endigen und stampfte ärgerlich mit dem Fuße, indem sie rief: »Ich bin ganz gesund . . . nur dieses Kleid . . . dieses entsetzliche Kleid . . . begreifen Sie denn nicht?!«

      »Ich verstehe nicht, theure Irina . . . was soll das Kleid?«

      »Was es soll? Immer eins und dasselbe, . . . kein anderes zu haben und genöthigt zu sein, ohne Ende dieselbe alte Fahne zu tragen . . . selbst wenn Du . . . wenn Sie kommen! . . . Zuletzt wirst Du noch aufhören mich zu lieben, wenn Du mich immer so ärmlich gekleidet siehst!«

      »Was fällt Dir ein, Irina, was redest Du? Dein Kleid ist ja wundernett . . . und mir gar doppelt theuer, weil Du es trugst, als ich Dich zum ersten Male sah.« Irina erröthete, indem sie hastig sagte:

      »Erinnern Sie mich, bitte, nicht, daß ich schon damals kein anderes hatte.«

      »Aber ich versichere Dich, theure Irina, daß Du himmlisch schön in demselben bist, und daß es Dich wunderbar kleidet.«

      »Nein, abscheulich, abscheulich!« rief sie erregt und zupfte nervös gereizt an den langen weichen Locken. »Ach Armuth, Armuth! Welch ein trauriges Los, arm zu sein! Und kein Mittel, aus diesem ewigen Elend herauszukommen! Keins!«

      Litwinow wußte nicht, was er ihr antworten sollte, und wandte sich verlegen ab.

      Plötzlich sprang sie vom Stuhle auf und umschlang leidenschaftlich seinen Nacken mit beiden Armen.

      »Aber Du doch, Du liebst mich? Liebst mich, wie ich bin!?« rief sie, Thränen und Lächeln im glänzenden Auge. »Liebst mich selbst in diesem abscheulichen Kleide?«

      Litwinow fiel ihr СКАЧАТЬ