Oblomow. Иван Гончаров
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Oblomow - Иван Гончаров страница 17

Название: Oblomow

Автор: Иван Гончаров

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ daß euch alle . . – ertönte es im Vorzimmer zugleich mit dem Sprung von der Ofenbank.

      – Nun, was wollen Sie? – fragte er, sich an Tarantjew wendend.

      – Gib meinen schwarzen Frack her! – befahl Ilja Iljitsch, – Michej Andreitsch wird schauen, ob er ihm paßt; er muß morgen zu einer Hochzeit gehen . . .

      – Ich gebe den Frack nicht her, – sagte Sachar mit Bestimmtheit.

      – Wie wagst Du es, wenn Dein Herr Dir befiehlt? – schrie Tarantjew. – Warum steckst Du ihn nicht in den Narrenthurm, Ilja Iljitsch?

      – Das fehlte noch, den alten Mann in den Narrenthurm zu stecken! Sachar, gib den Frack her, sei nicht eigensinnig!

      – Ich gebe ihn nicht her! – sagte Sachar kühl, – er soll uns zuerst unsere Weste und unser Hemd zurückgeben, die sind jetzt schon fünf Monate dort auf Besuch. Er hat es ebenso wie jetzt zu einem Namenstag genommen, und wir haben die Sachen nicht wieder gesehen. Ich gebe den Frack nicht her!

      – Nun Adieu! Zum Teufel mit euch! – schloß Tarantjew zornig und wandte sich zur Thür, indem er Sachar mit der Faust drohte. – Vergiß also nicht, Ilja Iljitsch, ich miete für Dich die Wohnung, hörst Du? – fügte er hinzu.

      – Nun gut, gut! – sagte Oblomow ungeduldig, um ihn nur los zu werden.

      – Schreibe unterdessen alles so, wie es sich gehört, – sprach Tarantjew weiter, – und unterlasse es nicht, dem Gouverneur mitzutheilen, daß Du zwölf Kinder hast, »eines kleiner als das andere.« Und um fünf Uhr soll die Suppe auf dem Tisch sein! Warum hast Du keine Piroge bestellt?

      Doch Oblomow schwieg; er hörte ihm schon längst nicht mehr zu und dachte mit geschlossenen Augen an etwas anderes.

      Als Tarantjew fort war, herrschte im Zimmer zehn Minuten lang eine absolute Stille. Oblomow war durch den Brief des Dorfschulzen und die bevorstehende Übersiedlung verstimmt und außerdem durch Tarantjews Schwadronieren ermüdet. Endlich seufzte er auf.

      – Warum schreiben Sie denn nicht? – fragte Alexejew leise, – ich würde Ihnen die Feder beschneiden.

      – Beschneiden Sie sie und gehen Sie dann in Gottes Namen irgendwohin! sagte Oblomow. – Ich werde damit selbst fertig werden und Sie werden es am Nachmittag abschreiben.

      – Aber gewiß, – antwortete Alexejew. – Ich könnte Sie sonst noch wirklich irgendwie stören . . . Und ich werde unterdessen die Botschaft bringen, man möchte auf uns nicht warten, um nach Jekaterinhof zu fahren. Adieu, Ilja Iljitsch!

      Doch Ilja Iljitsch hörte nichts; er hatte die Beine hinauf gezogen, lag jetzt beinahe im Sessel und versank mit trauriger Miene halb in Schlummer und halb in seine Gedanken.

      V

      Oblomow, Edelmann von Geburt, Collegiensecretär von Rang, lebt seit zwölf Jahren beständig in Petersburg.

      Früher, als seine Eltern noch am Leben waren, hatte er weniger Räume, nahm nur zwei Zimmer ein und begnügte sich mit dem einen Diener Sachar, den er sich aus dem Gut mitgebracht hatte. Doch nach dem Tode des Vaters und der Mutter war er der einzige Besitzer von dreihundertfünfzig Seelen, die er in einem der entlegensten Gouvernements, beinahe in Asien, geerbt hatte. Er bekam jetzt statt fünf, sieben bis zehn Tausend Rubel Jahresrente, und sein Leben spielte sich von nun an in einem andern, größeren Rahmen ab. Er mietete sich eine größere Wohnung, fügte zu seinem Dienstbotenetat einen Koch hinzu und hielt sogar eine Zeitlang ein Paar Pferde. Damals war er noch jung und wenn man auch nicht behaupten kann, daß er lebhaft war, war er doch wenigstens lebhafter als jetzt; er war noch von verschiedenen Bestrebungen erfüllt, hoffte immer auf etwas, erwartete viel vom Schicksal und von sich selbst, bereitete sich immer zu einer Laufbahn, zu irgendeiner Thätigkeit vor – vor allem natürlich innerhalb seiner Amtsstellung, die ja auch das Ziel seiner Reise nach Petersburg war. Dann hatte er vor, auch in der Gesellschaft eine gewisse Rolle zu spielen. Endlich, in der entfernten Perspective des Überganges der Jugend in ein gesetztes Alter, schwebte seiner Phantasie ein verlockendes, glückliches Familienleben vor. Aber ein Tag folgte dem anderen, die Jahre flogen hin, der Flaum um sein Kinn wurde zu einem struppigen Bart, die strahlenden Augen verwandelten sich in zwei trübe Punkte, die Gestalt rundete sich, das Haar begann unbarmherzig auszugehen, er vollendete sein dreißigstes Jahr, und er war auf keinem einzigen Gebiete auch nur um einen Schritt nach vorwärts gerückt und stand noch immer an der Schwelle seiner Laufbahn, dort, wo er sich vor zehn Jahren befunden hatte.

      Das Leben zerfiel in seinen Augen in zwei Hälften: die eine davon setzte sich aus Arbeit und Langeweile zusammen; die zweite aus Ruhe und friedlicher Fröhlichkeit. Infolge dessen machte ihn seine wichtigste Laufbahn – das Amt – in der ersten Zeit auf eine sehr unangenehme Weise stutzig.

      Er war in dem Innern der Provinz inmitten der sanften und gefühlvollen Sitten und Gebräuche der Heimat aufgewachsen, kam im Laufe von zwanzig Jahren nicht aus den Umarmungen der Verwandten, Freunde und Bekannten heraus, und war so von Familiensinn durchdrungen, daß er sich auch sein künftiges Amt in der Art irgendeiner Familienbeschäftigung vorstellte, etwa in der Form des trägen Notierens der Einkünfte und Ausgaben, wie sein Vater es that. Er glaubte, die Beamten irgendeines Ortes bildeten einen intimen, innigen Familienkreis, der sich unermüdlich um die Ruhe und das Vergnügen seiner Mitglieder sorgte, daß der Dienst in dem Amt durchaus keine obligatorische Gewohnheit wäre, an die man sich täglich zu halten hätte, und daß nasses Wetter, Hitze oder einfach eine Verstimmtheit immer eine genügende und gesetzliche Ursache wären, um nicht ins Amt zu gehen. Aber wie sehr kränkte es ihn zu sehen, daß mindestens ein Erdbeben sich einstellen müßte, damit ein gesunder Beamter nicht ins Amt zu gehen brauchte; in Petersburg kommen aber leider keine Erdbeben vor, eine Überschwemmung könnte zwar auch als Hindernis dienen, doch auch das passiert selten.

      Oblomow wurde noch nachdenklicher, als vor seinen Augen Pakete mit der Aufschrift »eilig« und »sehr eilig« vorbeiflimmerten, als man ihm allerlei Erkundigungen und Excerpte auftrug und zweifingerdicke Hefte vollzuschreiben befahl, die man wie zum Hohn Notizen nannte.

      Außerdem mußte alles sehr schnell gehen, alle hatten es so eilig und gönnten sich gar keine Ruhe; so wie sie mit einer Sache fertig waren, stürzten sie mit einem wahren Ingrimm über eine andere her, als ob gerade diese die Hauptsache wäre, wenn sie aber damit fertig waren, verfiel auch sie der Vergessenheit und es wurde eine dritte Angelegenheit vorgenommen und so gieng es bis in die Unendlichkeit fort! Ein paarmal weckte man ihn in der Nacht und ließ ihn »Notizen« schreiben oder man holte ihn, wenn er auf Besuch war, durch einen Boten ab – und das wieder der Notizen wegen. Das alles erweckte in ihm große Angst und Langeweile. »Wann soll man denn leben? wann leben?– flüsterte er bange.

      Als er noch zu Hause war, hatte er gehört, der Chef sei der Vater seiner Beamten, und machte sich eine sehr rosige Vorstellung von demselben, indem er ihn fast für einen Verwandten ansah. Er dachte sich, er sei ein zweiter Vater, der nur für das eine lebt, wie er seine Beamten mit und ohne Ursache ununterbrochen belohnen könnte und der sich nicht nur um ihre Bedürfnisse, sondern auch um ihre Vergnügungen sorgt. Ilja Iljitsch dachte, der Chef müßte sich in die Lage seines Beamten so hineinversetzen, daß er ihn besorgt fragen würde, wie er in der Nacht geschlafen habe, warum seine Augen trüb seien und ob er Kopfschmerzen habe? Doch er war gleich am ersten Tag seines Dienstes bitter enttäuscht. Mit der Ankunft des Chefs begann ein Hin- und Herrennen, ein Trubel, alle wurden verwirrt, stießen einander um, manche zupften sich ihre Kleider zurecht, in der Befürchtung, nicht anständig genug auszuschauen, um sich dem Chef zu zeigen.

      Oblomow bemerkte späterhin, daß das alles darauf zurückzuführen war, daß es Chefs gab, welche in dem bis zur Blödsinnigkeit erschrockenen СКАЧАТЬ