Название: Vermählt
Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Героическая фантастика
Серия: Der Weg Der Vampire
isbn: 9781632910530
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„Welche Kirche ist dies?“, fragte Caitlin schließlich.
„Westminster Abbey“, kam die Stimme der Frau, während sie weiterging. „Der Krönungssitz von Königen und Königinnen, schon seit tausenden Jahren.“
Westminster Abbey, dachte Caitlin. Sie wusste, dass das in England war. London, genauergesagt.
London.
Der Gedanke daran, hier zu sein, traf sie wie ein Sack Ziegel. Es war überwältigend, Ehrfurcht gebietend. Sie war noch nie zuvor hier gewesen und wollte schon immer einmal hierher. Sie hatte Freunde gehabt, die es besucht hatten, und hatte Bilder davon im Internet gesehen. Es erschien ihr logisch, dass sie hier waren, wenn man die lange mittelalterliche Geschichte dieser Stadt bedachte. Diese Kirche alleine war tausende Jahre alt—und sie wusste, dass es in dieser Stadt noch mehr davon gab. Doch sie wusste noch immer nicht das Jahr.
„Und welches Jahr ist es?“, fragte Caitlin nervös.
Doch ihre Begleiterin ging so schnell, dass sie die riesige Kapelle bereits durchquert hatte und sich durch einen weiteren Türbogen duckte, und Caitlin und Caleb so dazu zwang, sich zu beeilen.
Als sie hindurch schritten, fand sich Caitlin zu ihrer Überraschung in einem Kloster wieder. Da war ein langer Steinkorridor mit steinernen Mauern und Statuen auf einer Seite, und offenen Steinbögen auf der anderen. Diese Bögen standen im Freien, und durch sie hindurch konnte sie einen kleinen, friedlichen Innenhof sehen. Es erinnerte sie an so viele andere Kloster, in denen sie gewesen war; langsam erkannte sie das Muster ihrer Schlichtheit, ihrer Leere, die gewölbten Mauern, die Säulen, die gepflegten Innenhöfe. Sie alle fühlten sich wie eine Zufluchtsstätte vor der Welt an, wie ein Ort für Gebete und stille Andacht.
Die Vampirin blieb endlich stehen und wandte sich an sie. Sie starrte Caitlin mit ihren großen, mitfühlenden Augen an und sah aus wie aus einer anderen Welt.
„Wir sind an der Jahrhundertwende“, sagte sie.
Caitlin dachte einen Moment lang nach. „Welches Jahrhundert?“, fragte sie.
„Das sechzehnte natürlich. Es ist 1599.“
1599, dachte Caitlin. Der Gedanke daran war überwältigend. Wieder einmal wünschte sie sich, dass sie ihr Geschichtsbuch aufmerksamer gelesen hätte. Zuvor war sie von 1791 nach 1789 gesprungen. Doch nun war sie im Jahr 1599. Ein Sprung von fast 200 Jahren.
Sie erinnerte sich daran, wie viele Dinge schon 1789 primitiv erschienen waren—die fehlenden Wasserleitungen, die gelegentlichen unbefestigten Straßen, die kaum gewaschenen Leute. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie viel primitiver die Dinge noch 200 Jahre früher sein würden. Bestimmt würde diese Zeit noch viel weniger wiedererkennbar sein als alle zuvor. Selbst London würde wahrscheinlich kaum wiederzuerkennen sein. Bei dem Gedanken fühlte sie sich isoliert, alleine, in einer fernen Welt. Wenn Caleb nicht hier an ihrer Seite wäre, würde sie sich völlig einsam fühlen.
Doch zugleich war da diese Architektur, diese Kirche, dieses Kloster—sie alle fühlten sich so vertraut an, so wiedererkennbar. Immerhin schritt sie durch genau die gleiche Westminster Abbey, die auch im 21. Jahrhundert existierte. Nicht nur das, dieses Gebäude war selbst jetzt schon uralt, existierte bereits seit Jahrhunderten. Immerhin spendete ihr das einen Hauch Trost.
Doch warum war sie in diese Zeit geschickt worden? Und an diesen Ort? Offensichtlich hatte er eine große Bedeutung für ihre Mission.
London. Im Jahr 1599.
War dies die Zeit, in der Shakespeare lebte?, fragte sie sich, ihr Herz plötzlich schneller klopfend, als sie sich vorstellte, dass sie—wenn auch nur den Funken—einer Chance hatte, ihn leibhaftig zu Gesicht zu bekommen.
Sie schritten schweigend einen Korridor nach dem anderen entlang.
„London im Jahr 1599 ist nicht so primitiv, wie ihr denkt“, sagte ihre Begleiterin und warf ihr ein Lächeln zu.
Caitlin war es peinlich, dass ihre Gedanken gelesen worden waren. Wie immer wusste sie, dass sie sie sorgsamer hätte verbergen sollen. Sie hoffte, dass sie diese Vampirin nicht beleidigt hatte.
„Ich habe es nicht als Beleidigung aufgefasst“, antwortete sie, wieder ihre Gedanken lesend. „Unsere Zeit ist primitiv in vieler technologischer Hinsicht, die du gewohnt bist. Aber wir sind, auf andere Art, weiter fortgeschritten als selbst in deiner modernen Zeit. Wir sind äußerst wissend und gelehrt, und Bücher regieren den Alltag. Ein Volk von primitiven Mitteln, vielleicht, doch mit einem scharfen Intellekt.
Wichtiger noch, dies ist eine entscheidende Zeit für die Art der Vampire. Wir stehen hier an einem Scheideweg. Du bist aus gutem Grund zur Jahrhundertwende hier angekommen.“
„Warum?“, fragte Caleb.
Die Frau lächelte sie an, bevor sie durch eine weitere Tür ging.
„Die Antwort darauf ist eine, die ihr selbst herausfinden müsst.“
Sie betraten einen weiteren prächtigen Raum mit hoch aufragenden Decken, Bleiglas, Marmorböden, geschmückt mit enormen Kerzen und gemeißelten Statuen von Königen und Heiligen. Doch dieser Raum war anders als die anderen. Sarkophage und Bildnisse waren sorgsam darin angeordnet, und in der Mitte stand ein riesiges Grabmal, dutzende Meter hoch und von Gold überzogen.
Ihre Begleiterin ging geradewegs darauf zu, und sie folgten. Sie hielt davor an und wandte sich an sie.
Caitlin blickte an dem prunkvollen Grabmal hoch: es war groß, imposant. Es war selbst ein prachtvolles Kunstwerk, vergoldet, mit feinen Schnitzereien verziert. Sie spürte auch eine Energie von ihm ausgehen, als wäre es von einiger Bedeutung.
„Das Grabmal des heiligen Eduard des Bekenners“, sagte die Vampirin. „Es ist ein heiliger Ort, ein Wallfahrtsort für unsere Art seit hunderten von Jahren. Man sagt, dass jemand, der an seiner Seite betet, wundersame Heilung für die Kranken empfangen wird. Seht den Stein zu euren Füßen: er ist ganz abgenutzt von all den Leuten, die hier im Laufe der Zeit gekniet haben.“
Caitlin blickte hinunter und sah, dass das Marmorpodest tatsächlich leichte Einbuchtungen um seinen Rand hatte. Sie staunte darüber, wie viele Leute hier über die Jahrhunderte hinweg gekniet haben mussten.
„Doch in deinem Fall“, fuhr sie fort, „hält es noch tiefere Bedeutung.“
Sie blickte Caitlin direkt an.
„Dein Schlüssel“, sagte sie zu Caitlin.
Caitlin war verblüfft. Welchen Schlüssel meinte sie? Sie fasste in ihre Taschen und spürte dort wieder die beiden Schlüssel, die sie bisher gefunden hatte. Sie war nicht sicher, welchen davon die Frau wollte.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Deinen anderen Schlüssel.“
Caitlin dachte verwirrt nach. Gab es da noch einen Schlüssel, den sie vergessen hatte?
Dann, als sie zu ihrem Halsansatz blickte, wurde es ihr klar. Ihre Halskette.
Caitlin fasste danach und war erstaunt, dass sie immer noch СКАЧАТЬ