Название: Erkaltet
Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Современные детективы
Серия: Ein Riley Paige Krimi
isbn: 9781640291430
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Vielleicht hatte Riley deshalb das Gefühl, dass sie mit Paula über Dinge reden konnte, die sie sonst mit kaum jemandem besprach.
"Nun ja, ich bin gerade dabei, ein dreizehnjähriges Mädchen zu adoptieren. Das ist ein richtiges Abenteuer. Oh, und Ryan war für eine Weile zurück. Dann ist er wieder abgehauen. Etwas niedlicheres, Jüngeres ist im ins Auge gefallen."
"Wie fürchterlich für Sie!", sagte Paula. "Ich hatte Glück mit Justin. Er ist nie fremdgegangen. Und ich nehme an, auf lange Sicht gesehen hatte er auch Glück. Er ist schnell gegangen, keine Schmerzen, kein Leiden. Ich hoffe, wenn meine Zeit kommt …"
Paulas Stimme verlor sich.
Riley schauderte.
Paula hatte ihre Tochter an einen Mörder verloren, der niemals seine gerechte Strafe erhalten hatte.
Riley hatte ebenfalls jemanden an einen Mörder verloren, der nie gefasst wurde.
Sie sprach langsam.
"Paula … ich habe immer noch Flashbacks. Und Albträume."
Paula antwortete in einer freundlichen, tröstenden Stimme.
"Ich nehme an, das ist nicht überraschend. Sie waren noch so klein. Und Sie waren dabei, als es passiert ist. Mir wurde erspart, was Sie durchgemacht haben."
Riley stutzte bei ihren Worten.
Es erschien ihr nicht so, als wäre Paula etwas erspart geblieben.
Sicherlich, sie war nicht gezwungen gewesen zu sehen, wie ihre Tochter starb.
Aber das eigene Kind zu verlieren musste schlimmer sein als das, was Riley erlebt hatte.
Paulas Fähigkeit zu selbstlosem Mitgefühl erstaunte Riley immer wieder.
Paula sprach weiter in ihrer tröstenden Stimme.
"Trauer geht nie weg, denke ich. Vielleicht sollten wir das auch nicht wollen. Was würde aus uns werden, wenn ich Justin und Sie ihre Mutter vergessen würden? Ich will niemals so hart werden. Solange ich noch Schmerz und Trauer empfinde, fühle ich mich menschlich … und lebendig. Es ist ein Teil von dem, was wir beide sind, Riley."
Riley hielt die Tränen zurück.
Wie immer sagte Paula ihr genau das, was sie hören musste.
Aber wie immer war es nicht einfach.
Paula fuhr fort, "Und sehen Sie, was Sie aus Ihrem Leben gemacht haben – Sie beschützen andere und sorgen für Gerechtigkeit. Ihr Verlust hat Sie zu dem gemacht, was Sie sind – ein Kämpfer, ein guter und mitfühlender Mensch."
Ein einzelnes Schluchzen löste sich aus Rileys Kehle.
"Oh, Paula. Ich wünschte, es müsste nicht so sein – für keinen von uns. Ich wünschte, ich hätte––"
Paula unterbrach sie.
"Riley, wir reden jedes Jahr darüber. Der Mörder meiner Tochter wird nicht gefasst werden. Es ist niemandes Schuld und ich will sie auch niemandem geben. Vor allem Ihnen nicht. Es war nie Ihr Fall. Es ist nicht Ihre Verantwortung. Jeder hat getan, was er konnte. Das Beste, was Sie tun können, ist einfach mit mir zu reden. Und das macht mein Leben so viel besser."
"Mein Beileid wegen Justin", sagte Riley.
"Danke. Das bedeutet mir viel."
Riley und Paula stimmten zu, im nächsten Jahr wieder zu sprechen und beendeten den Anruf.
Riley saß alleine in ihrem Büro.
Mit Paula zu sprechen war immer innerlich aufwühlend, aber meistens fühlte Riley sich danach besser.
Heute fühlte sie sich schlechter.
Warum?
Zu viel geht schief, wurde Riley klar.
Heute schienen alle Probleme in ihrem Leben zusammenzuhängen.
Und irgendwie konnte sie nicht verhindern, dass sie sich selbst die Schuld für all den Verlust, all den Schmerz gab.
Zumindest spürte sie nicht mehr den Drang zu weinen. Weinen half nicht. Außerdem hatte Riley einiges an Büroarbeit zu erledigen. Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch und versuchte zu arbeiten.
*
Später am Nachmittag fuhr Riley von Quantico direkt zur Brody Middle School. Jilly wartete bereits auf dem Gehsteig, als Riley hielt.
Jilly sprang auf den Beifahrersitz.
"Ich warte schon seit fünfzehn Minuten!", sagte sie. "Beeil dich! Wir kommen zu spät zum Spiel!"
Riley lachte leise.
"Wir kommen nicht zu spät", sagte sie. "Wir sind genau rechtzeitig."
Riley fuhr in die Richtung von Aprils Highschool.
Während sie fuhr begann Riley wieder, sich Sorgen zu machen.
War Ryan am Haus gewesen und hatte seine Sachen geholt?
Und wann und wie sollte sie den Mädchen beibringen, dass er nicht mehr zurückkam?
"Was ist los?", fragte Jilly.
Riley hatte nicht bemerkt, dass ihr Gesicht ihre Gefühle so deutlich zeigte.
"Nichts", sagte sie.
"Es ist nicht Nichts", sagte Jilly. "Das kann ich sehen."
Riley unterdrückte ein Seufzen. Wie April und Riley selbst, war Jilly mehr als aufmerksam.
Soll ich es ihr jetzt sagen?, fragte Riley sich.
Nein, jetzt war nicht die Zeit. Sie waren auf dem Weg, um bei Aprils Fußballspiel zuzusehen. Sie wollte den Nachmittag nicht mit schlechten Nachrichten ruinieren.
"Es ist wirklich nichts", sagte sie.
Riley hielt wenige Minuten vor Anpfiff vor Aprils Schule. Sie und Jilly gingen zu der Zuschauertribüne, die bereits recht voll war. Riley wurde klar, dass Jilly vielleicht recht gehabt hatte – sie hätten früher kommen sollen.
"Wo können wir sitzen?", fragte Riley.
"Da oben!", sagte Jilly und zeigte auf die oberste Reihe, wo noch einige Plätze frei zu sein schienen. "Ich kann mich vor das Geländer stellen und alles sehen."
Sie gingen die Tribüne nach oben und setzten sich. Kurze Zeit später begann das Spiel. April spielte im Mittelfeld und hatte offenbar viel Spaß. Riley bemerkte sofort, dass sie eine aggressive Spielerin war.
Während sie zusahen kommentierte Jilly, "April sagt, dass sie ihre Fähigkeiten in den nächsten Jahren ausbauen will. Stimmt es, dass Fußball ihr vielleicht ein College Stipendium bringen könnte?"
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