Название: Erkaltet
Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Современные детективы
Серия: Ein Riley Paige Krimi
isbn: 9781640291430
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Riley versuchte sich auf den köstlichen Eintopf zu konzentrieren, den Gabriela für sie zubereitet hatte. Ihre Haushälterin war eine wundervolle Köchin. Riley hoffte, dass sie nicht bemerken würde, welche Schwierigkeiten sie damit hatte, das Essen an diesem Abend entsprechend zu würdigen. Aber natürlich entging es den Mädchen nicht.
"Was ist los, Mom?", fragte April, Rileys fünfzehnjährige Tochter.
"Ist etwas passiert?", fragte Jilly, das dreizehnjährige Mädchen, das Riley hoffte adoptieren zu können.
Von ihrem Platz auf der anderen Seite des Tisches warf auch Gabriela ihr einen besorgten Blick zu.
Riley wusste nicht, was sie sagen sollte. Morgen würde sie eine Erinnerung an den Streichholzbrief-Killer bekommen – einen Anruf, der jedes Jahr aufs Neue kam. Es hatte keinen Sinn, den Gedanken daran zu vermeiden.
Aber sie brachte nicht gerne Arbeit mit nach Hause zu ihrer Familie. Manchmal, trotz all ihrer Bemühungen, hatte sie ihre Liebsten in schreckliche Gefahr gebracht.
"Es ist nichts", sagte sie.
Die Vier setzten für einige Minuten ihr Essen schweigend fort.
Schließlich sagte April, "Es ist Dad, oder nicht? Es stört dich, dass er heute wieder nicht zu Hause ist."
Die Frage überraschte Riley. Die Abwesenheit ihres Ex-Mannes störte sie tatsächlich in letzter Zeit. Sie und Ryan hatten sich viel Mühe gegeben, sich nach einer schmerzhaften Scheidung wieder zu versöhnen. Jetzt schien der Fortschritt wieder einzubrechen und Ryan hatte mehr und mehr Zeit in seinem eigenen Zuhause verbracht.
Aber Ryan war gerade nicht in ihren Gedanken gewesen.
Was sagte das über sie selbst?
Wurde sie stumpf gegenüber ihrer auseinanderfallenden Beziehung?
Hatte sie aufgegeben?
Die drei Gesichter um den Esstisch sahen sie an, warteten auf eine Antwort.
"Es ist ein Fall", sagte Riley. "Er beschäftigt mich immer zu dieser Zeit des Jahres."
Jillys Augen wurden groß vor Aufregung.
"Erzähl uns davon!", sagte sie.
Riley fragte sich, wie viel sie den Kindern erzählen sollte. Sie wollte die Details der Morde nicht mit ihrer Familie teilen.
"Es ist ein ungelöster Fall", sagte sie. "Eine Reihe von Morden, die weder die örtliche Polizei, noch das FBI lösen konnten. Ich versuche seit Jahren, ihn zu knacken."
Jilly hüpfte regelrecht auf ihrem Stuhl auf und ab.
"Wie wirst du ihn lösen?"
Die Frage traf Riley unvermutet.
Natürlich wusste sie, dass Jilly es nicht böse meinte – ganz im Gegenteil. Das junge Mädchen war stolz darauf, eine Mutter zu haben, die für das Justizsystem arbeitete. Und sie dachte noch immer, dass Riley eine Art Superheldin war, die nicht versagen konnte.
Riley unterdrückte ein Seufzen.
Vielleicht ist es an der Zeit ihr zu sagen, dass ich nicht immer den Schuldigen fasse, dachte sie.
Aber Riley sagte einfach, "Ich weiß es nicht."
Es war die einfache, ehrliche Wahrheit.
Aber es gab etwas, das Riley wusste.
Tilda Steens fünfundzwanzigjähriger Todestag war morgen und sie würde ihn nicht so schnell aus ihrem Kopf verbannen können.
Zu Rileys Erleichterung wandte sich das Gespräch dem leckeren Abendessen von Gabriela zu. Die stämmige Frau aus Guatemala und die Mädchen fingen an, sich auf Spanisch zu unterhalten und Riley hatte Mühe allem zu folgen, was gesagt wurde.
Aber das war okay. April und Jilly lernten Spanisch und April wurde immer flüssiger. Jilly kämpfte noch mit der Sprache, aber Gabriela und April halfen ihr dabei, sie zu lernen.
Riley sah ihnen lächelnd zu.
Jilly sieht so gut gelaunt aus, dachte sie.
Sie war noch immer das dunkelhäutige, dünne Mädchen – aber kaum das verzweifelte, misshandelte Kind, das Riley aus den Straßen von Phoenix gerettet hatte. Sie war robust und gesund und sie schien sich gut in ihr neues Leben in Rileys Familie einzufinden.
Und April hatte sich als perfekte große Schwester herausgestellt. Sie erholte sich gut von den Traumata, die sie erlitten hatte.
Manchmal, wenn sie April ansah, dann hatte Riley das Gefühl in einen Spiegel zu sehen – ein Spiegel, der ihr ihr eigenes Teenager-Selbst zeigte. April hatte Rileys Augen und die dunklen Haare, auch wenn sie noch nicht wie Rileys mit Grau durchzogen waren.
Riley spürte ein warmes Gefühl der Bestätigung.
Vielleicht mache ich wenigstens gute Arbeit als Mutter, dachte sie.
Aber das warme Gefühl schwand schnell wieder.
Der mysteriöse Streichholzbrief-Killer beschäftigte sie noch immer.
*
Nach dem Abendessen ging Riley in ihr Schlafzimmer und Büro. Sie setzte sich vor ihren PC und atmete einige Mal tief durch, im Versuch sich zu entspannen. Aber die Aufgabe, die vor ihr lag, machte sie nervös.
Es erschien ihr albern, sich so zu fühlen. Schließlich hatte sie unzählige gefährliche Mörder über die Jahre gejagt und festgenommen. Ihr eigenes Leben war öfter bedroht gewesen, als sie zählen konnte.
Mit meiner Schwester zu sprechen sollte doch nicht so schwer sein, dachte sie.
Aber sie hatte Wendy lange nicht gesehen … wie viele Jahre war es jetzt her?
Nicht mehr seit Riley ein kleines Mädchen gewesen war. Wendy hatte sie kontaktiert, nachdem ihr Vater gestorben war. Sie hatten telefoniert und die Möglichkeit eines persönlichen Treffens besprochen. Aber Wendy lebte weit weg in Des Moines, Iowa, und sie waren nicht in der Lage gewesen einen Termin zu finden. Also hatten sie sich auf einen Videoanruf geeinigt.
Um sich vorzubereiten, sah Riley auf das gerahmte Foto, das neben ihr auf dem Schreibtisch stand. Sie hatte es nach dem Tod ihres Vaters unter seinen Sachen gefunden. Es zeigte Riley, Wendy und ihre Mutter. Riley sah aus, als wäre sie etwa vier Jahre alt und Wendy musste im Teenageralter sein.
Beide Mädchen und ihre Mutter sahen beide glücklich aus.
Riley konnte sich nicht erinnern, wann und wo das Foto gemacht worden war.
Und sie konnte sich sicherlich nicht daran erinnern, dass ihre Familie jemals glücklich gewesen war.
Ihre Hände kalt und zittrig, tippte sie Wendys Videoadresse ein.
Die Frau, die auf dem Bildschirm erschien, könnte ebenso gut eine vollkommen Fremde sein.
"Hi, Wendy", sagte Riley schüchtern.
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