Название: Verzehrt
Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Жанр: Современные детективы
Серия: Ein Riley Paige Krimi
isbn: 9781640290211
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Riley hatte Jilly zu einer Notunterkunft gebracht und war mit ihr in Kontakt geblieben. Garretts Schwester hatte Jilly als Pflegekind aufgenommen, aber schließlich war Jilly wieder weggelaufen.
Da hatte Riley beschlossen, Jilly selber aufzunehmen.
Aber jetzt fing sie an sich zu fragen, ob sie einen Fehler gemacht hatte. Sie musste sich schon um ihre eigene fünfzehn Jahre alte Tochter, April, kümmern. Die konnte alleine schon eine Handvoll sein. Sie hatten zusammen einige traumatische Erfahrungen durchgestanden, seit Rileys Ehe zerbrochen war.
Und was wusste sie wirklich über Jilly? Hatte Riley eine Ahnung, wie tief die seelischen Verletzungen des Mädchens waren? War sie überhaupt dazu in der Lage, mit den Herausforderungen fertig zu werden, die Jilly möglicherweise mit sich brachte? Und auch wenn April zugestimmt hatte, Jilly zu sich nach Hause zu holen, würden die beiden Mädchen zurechtkommen?
Plötzlich sprach Jilly.
"Wo werde ich schlafen?"
Riley war erleichtert, Jillys Stimme zu hören.
"Du hast dein eigenes Zimmer", sagte sie. "Es ist klein, aber ich denke, dass es genau das Richtige für dich sein könnte."
Jilly schwieg wieder einen Moment.
Dann sagte sie, "Gehörte es jemand anderem?"
Jilly klang besorgt.
"Nicht, seit wir dort leben", erklärte Riley. "Ich habe versucht, es als Büro zu nutzen, aber es war zu groß. Also habe ich das Büro in mein Schlafzimmer gebracht. April und ich haben ein Bett und eine Kommode gekauft, aber wenn wir Zeit haben, kannst du dir ein paar Poster und Bettwäsche aussuchen, die dir gefällt.
"Mein eigenes Zimmer", sagte Jilly.
Riley kam es vor, als klänge sie eher zögerlich als glücklich.
"Wo schläft April?", fragte Jilly.
Riley wollte Jilly fast sagen, dass sie einfach warten sollte, bis sie zu Hause waren, dann würde sie es ja sehen. Aber das Mädchen klang, als bräuchte sie umgehend ein wenig Beruhigung und Bestätigung.
"April hat ihr eigenes Zimmer", sagte Riley. "Du und April teilt euch allerdings ein Badezimmer. Ich habe mein eigenes."
"Wer putzt? Wer kocht?", fragte Jilly. Dann fügte sie besorgt hinzu, "Ich bin kein besonders guter Koch."
"Unsere Haushälterin, Gabriela, kümmert sich um alles. Sie kommt aus Guatemala. Sie lebt bei uns, in ihrer eigenen kleinen Wohnung. Du triffst sie bald. Sie kümmert sich um dich, wenn ich nicht da bin."
Wieder folgte ein Schweigen.
Dann fragte Jilly, "Wird Gabriela mich schlagen?"
Diese Frage machte Riley sprachlos.
"Nein. Natürlich nicht! Wie kommst du denn darauf?"
Jilly antwortete nicht. Riley versuchte zu verstehen, was sie meinte.
Sie versuchte sich zu sagen, dass sie nicht überrascht sein sollte. Sie erinnerte sich daran, was Jilly ihr gesagt hatte, als sie sie in der Fahrerkabine gefunden und ihr gesagt hatte, dass sie nach Hause gehen sollte.
"Ich gehe nicht nach Hause. Mein Vater wird mich schlagen, wenn ich zurückgehe."
Das Jugendamt in Phoenix hatte Jilly dem Sorgerecht des Vaters entzogen. Riley wusste, dass Jillys Mutter vor langer Zeit verschwunden war. Jilly hatte irgendwo einen Bruder, aber niemand hatte von ihm gehört.
Es brach Riley das Herz, als ihr klar wurde, dass sie eine ähnliche Behandlung in ihrem neuen Zuhause erwartete. Es schien, als könne sich das Mädchen kaum ein besseres Leben vorstellen.
"Niemand wird dich schlagen, Jilly", sagte Riley, mit leicht zitternder Stimme. "Nie wieder. Wir werden uns gut um dich kümmern. Verstehst du das?"
Wieder antwortete Jilly nicht. Riley wünschte sich, sie würde sagen, dass sie sie verstand und auch glaubte, was Riley ihr sagte. Stattdessen wechselte Jilly das Thema.
"Ich mag dein Auto", sagte sie. "Kann ich lernen zu fahren?"
"Wenn du älter bist, sicher", sagte Riley. "Jetzt lass uns dich erst einmal nach Hause bringen."
*
Ein wenig Schnee fiel, als Riley vor ihrem Stadthaus hielt und sie mit Jilly ausstieg. Jillys Gesicht zuckte kurz, als eine Schneeflocke ihre Haut traf. Ihr schien dieses neue Gefühl nicht zu gefallen. Sie zitterte vor Kälte.
Wir müssen ihr sofort warme Kleidung besorgen, dachte Riley.
Auf halbem Wege zur Haustür hielt Jilly inne. Sie starrte auf das Haus.
"Ich kann das nicht", sagte sie.
"Warum nicht?"
Jilly schien keine Worte zu finden. Sie sah aus, wie ein verängstigtes Tier. Riley nahm an, dass der Gedanke sie überwältigte, an einem so schönen Ort zu leben.
"Ich werde April im Weg sein oder nicht?", sagte Jilly. "Ich meine, es ist ihr Badezimmer."
Sie schien nach Entschuldigen zu suchen, nach Gründen, warum es nicht funktionieren würde.
"Du bist April nicht im Weg", sagte Riley. "Jetzt komm rein."
Riley öffnete die Tür. Drinnen warteten April und Rileys Exmann Ryan. Sie lächelten sie freundlich an.
April eilte direkt auf Jilly zu und nahm sie in die Arme.
"Ich bin April", sagte sie. "Ich bin so froh, dass du hier bist. Es wird dir bestimmt gefallen."
Riley war von dem Unterschied zwischen den beiden Mädchen überrascht. Sie hatte immer gedacht, April wäre recht dünn und schlaksig. Aber neben Jilly, die im Vergleich dünn aussah, wirkte sie regelrecht robust. Riley nahm an, dass Jilly mehr als einmal in ihrem Leben gehungert hatte.
Es gibt so viel, was ich nicht weiß, dachte Riley.
Jilly lächelte nervös, als Ryan sich vorstellte und sie kurz umarmte.
Plötzlich kam Gabriela herein und stellte sich ebenfalls mit einem breiten Lächeln vor.
"Willkommen in der Familie!", rief Gabriela und gab Jilly eine Umarmung.
Riley bemerkte, dass die Haut der guatemalischen Frau nur ein wenig dunkler war, als Jillys olivfarbener Teint.
"Vente!", sagte Gabriela und nahm Jilly bei der Hand. "Lass uns nach oben gehen. Ich zeige dir dein Zimmer!"
Aber Jilly zog ihr die Hand weg und stand zitternd vor ihr. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie setzte sich auf die Stufen und weinte. April setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.
"Jilly, was СКАЧАТЬ