Полезные перекусы. Игорь Ружейников
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      Prinzessin Rosemunde

      „O mein Gott, warum nur, warum? Es ist mir ja so langweilig!“

      Sie schlägt die Hände vors Gesicht und gibt sich vor Selbstmitleid zerfließend gänzlich ihrem Kummer hin, bis sie, durch merkwürdige Geräusche wie Zischen und Knattern aufgeschreckt, die Ursache ergründend von ihrer Jammerhaltung Abstand nimmt, und mitten im Zimmer wie durch Zauberei ein altes gebücktes Weiblein vor sich stehen sieht, das auf dem Rücken einen Korb bis obenhin mit Äpfeln gefüllt trägt. Graue, widerspenstige Haare, ein paar Warzen verunzieren die Nase, das Gesicht ist runzlig wie altes gegerbtes Leder, aber in den Augen blitzt es freundlich, und ihre Stimme ist warm und einschmeichelnd, als sie sagt:

      „Nehmt ein paar von meinen köstlichen süßen Äpfeln. Esst davon, glaubt mir, sie werden Wunder an euch vollbringen.“

      Sie nimmt die Kiepe vom ihrem Buckel und holt eine Handvoll Äpfel hervor, die sie der Prinzessin entgegenhält. Zwar hat es dieser im ersten Moment die Sprache verschlagen, aber gleich ist sie wieder ganz die Alte und zetert:

      „Wer hat dich überhaupt hier hereingebeten? Was erlaubst du dir? Und was soll ich bitte mit deinen verschrumpelten Äpfeln, Hutzelweib, die sind genauso verschrumpelt wie du!“, ergreift die Äpfel, nur um sie der Alten an den Kopf zu werfen.

      Doch da richtet sich die alte bucklige Frau plötzlich kerzengerade zur vollen Größe auf. Eine seltsame Verwandlung vollzieht sich. Im Nu sind Buckel, Warzen und Falten ganz ohne plastische Chirurgie verschwunden, aus einem glatten, fein gebräunten, alterslosen Gesicht blitzen smaragdgrüne Augen. Mit einer weit ausholenden Gebärde holt sie jetzt aus den riesigen Taschen eines wallenden purpurroten Umhanges einen glänzenden Stab hervor, der an die Zimmerdecke irisierende Lichter wirft, lässt ihn einige Male über ihren Kopf kreisen, bis sie ihn drohend auf Rosemunde richtet und ihr schmaler roter Mund die Worte spricht: „Das soll dir schlecht bekommen, du hochnäsiges, undankbares Ding! Ich werde dir eine Lektion erteilen, die du nie wieder vergessen wirst. Ich, die große und amtlich beglaubigte Zauberin Melawiene, verfluche dich!

      Wachse, wachse um die Achse, um die Beine, um den Leib eine Leine, schling um die Arme einen Ring. Masu masa, masachen, nun hast du nichts zu lachen, dirbel darbel, kommt heraus, treibt ihr ihren Hochmut aus!“

      Kaum ist die Formel gesprochen, fängt der Marmorboden zu zittern und zu krachen an, die Platten heben sich, Wurzeln brechen hervor und heraus treiben starke Schlingpflanzen, die sich um die Prinzessin ranken und sie mit aller Macht an die Wand drücken. Dort klebt sie fest wie mit Uhu-Alleskleber angeleimt und kann sich nicht mehr vom Fleck rühren.

      Sie schreit aus Leibeskräften um Hilfe:

      „Hilfe, Hilfe, herbei, Adeline, Hofmarschall, Soldaten, Mama, Papa, herbei, helft mir!“

      Der ganze Hofstaat kommt gelaufen und drängt sich, fast übereinanderfallend, in Angst und Schrecken versetzt ob dieses markerschütternden Geschreis in das Gemach. König Klumperdeick und Königin Friedolinde stürzen als Letzte, sie sind nicht mehr so gut bei Fuß, keuchend ins Zimmer und müssen sich den Weg durch die Menge erkämpfen, so dicht gedrängt steht das Volk auf das entsetzliche Schauspiel starrend, welches sich seinen Augen bietet.

      Von den Versammelten weiß jeder, dass gegen die Zauberin Melawiene nichts auszurichten ist, denn sie ist mächtig. Sie tritt vor das Königspaar und spricht freundlich: „Die Prinzessin kann erlöst werden, wenn jemand kommt und gut für sie spricht. Nur ein einziger Mensch, der etwas Gutes über sie zu berichten weiß, kann sie erlösen.“

      Unverzüglich werden die Umstehenden vom königlichen hohen Paar aufgefordert, Gutes zu sagen, aber da leert sich der Raum jählings, ein jeder und jede versucht mit gesenktem Kopf davonzuschleichen. Der König erwischt noch den Koch und Adeline, die Magd, am Schlafittchen und befiehlt:

      „Sagt ihr etwas Gutes über mein liebes Kind!“, aber der Koch schüttelt den Kopf und antwortet: „Selbst wenn es meine Stellung kosten sollte, ich kann nichts Gutes sagen, so gerne ich möchte. Eure Tochter ist jähzornig und ungerecht.“

      Die Magd Adeline sagt:

      „Sie ist eitel und gemein.“

      Da ergeht der Befehl des Königs an alle Bewohner im Lande, sich im Schloss einzustellen und etwas Gutes über die Prinzessin zu sagen. Auch der Prinz Lariliri erscheint und sagt: „Sosehr ich ihre Schönheit und ihren Anmut bewundere, sie ist hochnäsig und grausam.“

      Müsjoh Schapkas Meinung:

      „Sie ist böse und ungehobelt.“

      Im ganzen Lande will sich niemand finden, der über die Prinzessin Rosemunde etwas gutsagen kann.

      Doch das königliche Elternpaar gibt nicht auf. Rittersleut aus nah und fern werden gerufen, um den Ranken mit ihren scharfgeschliffenen Schwertern, natürlich unter Berücksichtigung der erforderlichen Sorgfalt, denn die schöne Gefangene könnte verletzt werden, den Garaus zu machen. Vergebliche Liebesmüh! Nun versuchen es Zimmerleute mit Sägen, Holzfäller mit Äxten, Gärtner mit riesigen Gartenscheren, die Schlingen zu zerteilen, alles vergebens. Sobald ein Zweig durchtrennt ist, wächst augenblicklich ein neuer nach.

      So hängt sie an der Wand, gehalten von den unerbittlichen Schlingpflanzen, und muss sich füttern und pflegen lassen wie ein kleines Kind. Sie weint Tag und Nacht, denn an Schlaf ist kaum zu denken, Arme und Beine schmerzen, und überall hat sie schon blaue Flecken. Darunter leidet naturgemäß auch ihre Schönheit: Verquollene Augen, trockene Lippen, das glänzende Haar ist stumpf geworden, obwohl doch alles getan wird, sie zu versorgen. Der König und die Königin sind verzweifelt und haben keine Hoffnung mehr.

      Da klopft eines Tages ein einfacher Bursche vom Land an das Schlosstor und bittet, vorgelassen zu werden, indem er behauptet:

      „Ich, der Schustergesell Florestan, weiß etwas Gutes über die Prinzessin Rosemunde zu sagen!“

      Wie man sich denken kann, wird flugs seinem Wunsch entsprochen. Lange hat es gedauert, bis er von dem Unglück erfahren hat, denn er war auf Wanderschaft als Handwerksgeselle. Als er aber von dem Fluch gehört hat, ist er ohne zu zögern aufgebrochen, um die Prinzessin zu erlösen.

      Seine Geschichte lautet folgendermaßen:

      Vor langer Zeit sei die Prinzessin einmal mit der Kutsche an ihrem Dorfweiher vorbeigefahren, sie habe angehalten und sei ausgestiegen, um sich ihr Spitzentüchlein zu wässern und sich zur Erfrischung die Augen damit zu benetzen, und habe dort ihn angetroffen. Er habe am Weiher gesessen und geweint, seine Arme um die Knie geschlungen und vor sich hin geschluchzt. Die Prinzessin, die damals noch ein Kind war, er selbst nicht viel älter als sie, und wie Kinder so sind, noch ein mitleidiges und empfängliches Herz hatte, habe ihn nach der Ursache seines Kummers befragt. Da erzählte er ihr, dass seine Mutter schwer krank mit einer Lungenentzündung darniederliege und sie das Geld für einen Arzt nicht aufbringen könnten, so müsse die Mutter womöglich, nein, sehr wahrscheinlich sterben. Er habe erneut aufgeschluchzt, die Hände vors Gesicht geschlagen, und die Tränen seien ihm durch die Finger gequollen, so bitterlich und verzweifelt habe er damals um seine kranke Mutter geweint. Da habe die Prinzessin von ihrem Halse die Perlenkette genommen und sie ihm geschenkt, sie sei viele goldene Dukaten wert, habe sie gesagt und ihm und seiner Mutter alles Gute und Genesung gewünscht. Dann sei sie mit der Kutsche davongefahren und habe СКАЧАТЬ