Apostasie. Marie Albes
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Название: Apostasie

Автор: Marie Albes

Издательство: Tektime S.r.l.s.

Жанр: Современные любовные романы

Серия:

isbn: 9788873043539

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СКАЧАТЬ Vormittag und der Nachmittag vergingen normal und es war mittlerweile vier Uhr, die Zeit, zu der Chiara üblicherweise José unterrichtete.

      ‚ Ich will ihn nicht sehen‘, nahm sie sich vor während sie zur Bibliothek ging und sich dem Ausgang des Klosters näherte. Eine Ordensschwester sah sie vom Fenster der Sala de los libros aus, wie sie sich entfernte.

      ‚ Er ist mittlerweile gut genug, um alleine weiter zu lernen. Ich werde spazieren gehen.‘

      Sie ging in Richtung Wald, um ihrer Nervosität mit einem regenerierenden Spaziergang entgegen zu wirken.

      

      

      José konnte es kaum erwarten, zu Chiara in die Bibliothek zu gelangen. Rechtzeitig zum Unterricht waren seine Kräfte zurückgekehrt und er war glücklich, Zeit mit ihr zu verbringen.

      Warum war er derart ungeduldig, sie zu sehen? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, wurde von ihm aber nicht beachtet.

      Eilig hastete er in die Bibliothek. Die fünf Minuten Verspätung kamen ihm vor wie eine halbe Stunde. Sicher würde Chiara ihn am Tisch sitzend mit einem Lächeln begrüßen: „Guten Abend, José!”

      Aber Chiara war nicht zu sehen.

      Er sah sich um: rechts, links … Hatte sie sich vielleicht zwischen den Bücherregalen versteckt?

      Vor ein paar Wochen war er wegen der Feldarbeiten zu spät gekommen. Als er die Tür der Bibliothek eilig geöffnet hatte, saß Chiara aber nicht wie gewöhnlich am Tisch. Auf dem Tisch waren ihre Bücher ausgebreitet.

      „Chiara? ¿Donde estás?“, hatte er gefragt. Keine Antwort. Zwischen den Regalen war ein Geräusch zu vernehmen - ein unterdrücktes Kichern.

      „Chiara?“ Wie ein wachsamer Fuchs durchstreifte er einen Gang des literarischen Labyrinths. Ein schmaler Streifen von einem schwarzen Gewand verschwand vor ihm nach links in einen anderen Gang. José beeilte sich amüsiert, der Erscheinung zu folgen und schaute um die Ecke: keine Spur. Das Suchspiel hielt für ein paar Minuten an und während José um eine weitere Ecke des Labyrinths lugte, vernahm er eine Stimme hinter seiner Schulter: „Ich wollte sehen, wie weit du mir folgst. Ich muss eingestehen, du hast den Test mit Bravour bestanden!“ Triumphierend erklärte Chiara: „Dir gefällt es wahrhaftig, Italienisch zu lernen, sonst wärst du schon gegangen.“

      Wie ein Kind hatte sie selbstlos gelacht; José war ihr treudoof wie ein Hund auf Tritt und Schritt gefolgt. Konnte er ihrem heiteren Gesicht wiederstehen?

      „ Natürlich“, hatte er geantwortet, „ich bin muy motivado.“

      Sollte es nicht der Wissensdurst sein, der ihn motivierte?

      Dieses Mal lagen ihre Bücher aber nicht auf dem Tisch ausgebreitet. José versuchte sie trotzdem zwischen den Regalen zu suchen, verstand aber sehr schnell, dass sie dieses Mal kein Spiel mit ihm trieb.

      Er kehrte zum Eingangsbereich zurück, in dem Lesepulte angeordnet waren. In einer Ecke las eine Nonne in einem Buch mit antikem, braunem Einband. Es war nicht Chiara. Aber es war ihre Freundin. Wie war noch ihr Name? - Claudia.

      Ob sie wusste, warum Chiara nicht hier war? War Chiara krank?

      

      

      „Guten Abend Schwester!“, grüßte er.

      Sie zuckte zusammen, da sie nicht erwartet hatte, von José angesprochen zu werden. Alle Bewohner des Klosters sprachen von ihm.

      „Guten Abend“, erwiderte sie. „Ich sehe, dass der Unterricht mit Schwester Chiara effektiv ist. Sie haben bereits eine bemerkenswert gute Aussprache.“ Freundlich lächelte sie ihn an.

      „Chiara ist eine ausgezeichnete Lehrerin“, erwiderte er. „Ich lerne bei ihr außergewöhnlich schnell.“

      Aber Claudia war sehr intelligent: Ihr entging nicht, wie er den Namen ihrer Freundin aussprach. Der Ausdruck seiner Augen mit einem solch liebevollen Blick bedeutete nichts Gutes.

      „Apropos Chiara“, fuhr er fort. Seine Aussprache vom „S“ hatte noch immer einen spanischen Akzent. „Wissen Sie wo sie ist? Tenemos Unterricht, aber ich kann sie nirgendwo finden.“

      „Ich habe sie vor zwanzig Minuten aus dem Garten forteilen sehen. Hat sie den Unterricht vielleicht vergessen?“

      Mh, gab Josés Kehle von sich, das konnte nicht sein.

      „Ich danke Ihnen, Schwester“, verabschiedete sich José. Er verließ die Bibliothek, durchquerte den Hof und durchlief die Arkaden, die aus dem Kloster führten.

      Claudia beobachtete José, wie er Chiara folgte. Es beunruhigte sie nicht wenig!

      Was war los mit den beiden?

      Ihre Freundin hatte sich in letzter Zeit geändert und an diesem Morgen hatte sie Chiara nervöser gesehen als je zuvor. Dann erscheint sie nicht zum vereinbarten Unterricht, ein erneut seltsames Verhalten bei ihrem Eifer.

      Sie hoffte nur, dass sie sich nicht in Schwierigkeiten brachte, aus denen es schwer war, herauszukommen. Sie mochte Chiara zu sehr, um sie über ihre eigenen Füße stolpern zu sehen.

      ‚ Was treibst du im Schilde, meine liebe Freundin?‘, dachte sie und nahm wieder ihre Lektüre auf.

      

      

      * * *

      

      

      Chiara folgte mit nervösem Schritt dem Verlauf des Baches, hinter dem die Plantagen der Olivenbäume anfingen. Der Himmel war wolkenlos und es war kühl, wahrscheinlich wegen dem Sturm vor kurzem. Trotzdem fühlte sie sich in der Umgebung nicht wohl, zumindest nicht wie gewöhnlich.

      ‚ Ich mag sein unverschämtes Gesicht nicht mehr anschauen‘, dachte sie während sie wie eine Furie lief. ‚ Üblicherweise steht Freundschaft für Treue, aber das, was er getan hat, ist kein bisschen treu! Wie kann derart verdorben unsere Hilfs-bereitschaft ausnutzen?‘

      Sie hastete weiter und spie Feuer aus den Augen. Plötzlich hörte sie eilige Schritte hinter sich.

      „Chiara!“, rief eine Stimme ungestüm. „Wo gehst du hin?“

      Menschliche Gefühle kommen unvermutet: warm und unkontrollierbar – sie sind lebendiger als wir selbst. Dieser ihr bekannte Akzent ließ in Chiara ein tobendes Feuer aufflammen, das ihr von der Brust über das Herz bis ins Gesicht stieg. Das Einzige, was sie tun konnte, war zu weinen oder weiter zu laufen.

      Sie drehte sich um und sah José durch die Bäume zu ihr laufen. Mit einer nervösen Bewegung drehte sie sich mit dem Rücken zu ihm und lief.

      ‚ Ich will ihn nicht sehen‘, widerholte sie sich und beschleunigte ihren Schritt. Sie würde ihn in diesem Hain abhängen, in dem sie sich, im Gegensatz zu ihm, wie ein Spatz auskannte.

      Sie lief nordwärts СКАЧАТЬ