In den Hochlanden bricht Krieg aus
Während Montgomery sich anstrengte, aus verschiedenen Elementen eine Partei zu bilden, welche beim Wiederzusammentritt der Convention mächtig genug sein konnte, um dem Throne Vorschriften zu machen, hatte ein noch furchtbarerer Feind als Montgomery die Fahne des Bürgerkriegs in einer Gegend aufgesteckt, von der die Politiker von Westminster und selbst die meisten Politiker von Edinburg nicht mehr wußten als von Abyssinien oder Japan.
Zustand der Hochlande
Ein moderner Engländer, der in einem Tage aus seinem Club in St. James Street auf sein Jagdschloß in den Grampians gelangen kann und der in seinem Jagdschlosse alle Bequemlichkeiten und Luxusgegenstände seines Clubs findet, wird kaum glauben können, daß zur Zeit seiner Urgroßväter St. James Street mit den Grampians eben so wenig in Verbindung stand wie mit den Anden. Und doch war dem so. Im Süden unsrer Insel wußte man fast gar nichts von dem celtischen Theile Schottland’s, und was man etwa wußte, erweckte kein andres Gefühl als Verachtung und Widerwillen. Die Klippen und Schluchten, die Wälder und Gewässer waren zwar die nämlichen, welche gegenwärtig jeden Herbst von entzückten Beschauern und Landschaftszeichnern wimmeln. Der Trosachs schlängelte sich wie heute zwischen gigantischen, mit Ginster und wilden Rosen bewachsenen Felswänden hin, der Foyers kam mit demselben Hüpfen und demselben Rauschen, mit dem er noch heute dem Neßsee zueilt, durch den Birkenwald herab, und der schneegekrönte Scheitel des Ben Cruachan erhob sich, der Junisonne spottend, wie heute, über die mit Weiden bedeckten Inselchen des Awesees. Aber keine dieser Landschaften vermochte bis in die neuere Zeit einen einzigen Dichter oder Maler aus wohlhabenderen und ruhigeren Gegenden herbeizulocken. Gesetz und Polizei, Handel und Industrie haben in der That viel mehr, als Leute von romantischen Ansichten bereitwillig zugeben werden, dazu beigetragen, den Sinn für die wilderen Naturschönheiten in uns zu wecken. Ein Reisender muß frei von jeder Besorgniß sein, ermordet zu werden, oder vor Hunger umzukommen, ehe er sich an den kühnen Umrissen und an der Farbenpracht der Berge erfreuen kann. Er wird so leicht nicht über den Anblick eines steilen Abgrundes entzückt sein, wenn er in Gefahr schwebt, zweitausend Fuß tief in denselben hinabzustürzen; ebenso wenig über den Anblick kochender Fluthen eines Waldstroms, der plötzlich sein Gepäck mit fort schwemmt und ihn zwingt, sein Heil in der Flucht zu suchen; oder über den Anblick der schauerlichen Majestät eines Gebirgspasses, wo er einen Leichnam findet, den Räuber eben ausgeplündert und verstümmelt haben; oder über das Gekrächz der Adler, deren nächste Mahlzeit vielleicht eines seiner eigenen Augen sein kann. Um’s Jahr 1730 schrieb Capitain Burt, der erste Engländer, der die Gegenden besuchte, welche jetzt Vergnügungsreisende aus allen Theilen der gebildeten Welt herbeiziehen, ein Buch über seine Wanderungen. Er war unverkennbar ein Mann von umsichtigem, beobachtendem und gebildetem Geiste und würde, wenn er in unsrer Zeit gelebt hätte, ohne Zweifel mit einem Gemisch von Ehrfurcht und Wonne die Berge von Inverneßshire betrachtet haben. Da er aber mit den zu seiner Zeit allgemein vorherrschenden Ansichten schrieb, so erklärte er diese Gebirge für monströse Auswüchse. Er sagte, sie seien dermaßen mißgestaltet, daß die nacktesten Ebenen im Vergleich mit ihnen lieblich erscheinen müßten. Schönes Wetter, meinte er, mache den traurigen Anblick nur noch trauriger, denn je heller der Tag, um so unangenehmer berührten diese formlosen Massen von düstrem Braun und schmutzigem Roth das Auge. Welch’ ein Contrast, rief er aus, zwischen diesen grauenhaften Gegenden und den Schönheiten von Richmond Hill!59 Manche Leute werden glauben, Burt sei ein Mann von alltäglichem und prosaischem Geiste gewesen; aber sie werden es wohl schwerlich wagen, eine ähnliche Ansicht über Oliver Goldsmith auszusprechen. Goldsmith war einer der wenigen Sachsen, welche vor mehr als einem Jahrhunderte den Muth hatten, die schottischen Hochlande zu bereisen. Die abschreckende Wildheit der Gegenden machte einen widerlichen Eindruck auf ihn, und er erklärte, daß er die reizende Umgebung von Leyden, die weite Fläche grüner Wiesen und die Landhäuser mit ihren Statuen und Grotten, ihren sauberen Blumenbeeten und geradlinigen Alleen bei weitem vorziehe. Es ist indessen schwer zu glauben, daß der Verfasser des Traveller und des Deserted Village den Tausenden von Handlungsdienern und Putzmacherinnen, welche jetzt beim Anblick des Katrinesees und des Lomondsees in Entzücken gerathen, an natürlichem Geschmack und Sinn für Naturschönheiten nachgestanden haben sollte. Seine Empfindungen sind leicht zu erklären. Erst nachdem Straßen durch die Felsen gehauen, nachdem Brücken über die Gießbäche geschlagen, nachdem Gasthäuser an die Stelle der Räuberhöhlen getreten, nachdem man in den wildesten Pässen von Badenoch oder Lochaber eben so wenig Gefahr lief ermordet zu werden wie in Cornhill, konnten die blauen Gewässer der Seen und die über den Wasserfällen hängenden Regenbogen den Fremden bezaubern und ihn selbst an den auf den Bergspitzen lauernden Wolken und Stürmen ein feierliches Vergnügen finden lassen.
Die veränderten Empfindungen, mit denen die Bewohner des Niederlandes die Scenerie des Hochlandes betrachteten, war eng verbunden mit einer nicht minder auffallenden Veränderung der Gesinnungen, mit denen sie den hochländischen Menschenschlag betrachteten. Es ist kein Wunder, wenn die wilden Schotten, wie man sie zuweilen nannte, im 17. Jahrhunderte von den Sachsen als bloße Wilde angesehen wurden. Sonderbar aber ist es gewiß, daß sie, obgleich sie als Wilde betrachtet wurden, nicht Gegenstände des Interesses und der Neugierde waren. Die Engländer studirten damals mit übergroßem Eifer die Sitten roher, durch große Continente und Meere von unsrer Insel getrennter Nationen. Es erschienen zahlreiche Bücher, welche die Gesetze, den Aberglauben, die Hütten, die Mahlzeiten, die Trachten, die Hochzeiten und Bestattungsgebräuche der Lappländer und Hottentotten, der Mohawks und Malayen beschrieben. Die Theaterstücke und Gedichte aus jener Zeit sind reich an Anspielungen auf die Gebräuche der afrikanischen Schwarzen und der amerikanischen Rothhäute. Der einzige Barbar, nach dessen näherer Kenntniß Niemanden verlangte, war der Hochländer. Fünf oder sechs Jahre nach der Revolution veröffentlichte ein unermüdlicher Angler ein Werk über Schottland. Er rühmte sich, im Laufe seiner Wanderungen von See zu See und von Bach zu Bach kaum einen Winkel des Königreichs unerforscht gelassen zu haben. Wenn wir aber seine Erzählung näher prüfen, so finden wir, daß er sich nicht über die äußersten Grenzen der celtischen Region hinausgewagt hat. Er sagt uns, daß er selbst von den Leuten, welche dicht bei den Gebirgspässen wohnten, über die gälische Bevölkerung nichts habe erfahren können. Wenige Engländer, schreibt er, hätten Inverary je gesehen, und jenseit Inverary sei Alles ein Chaos.60 Unter der Regierung Georg’s I. erschien ein Werk, welches einen sehr genauen Bericht über Schottland zu geben behauptete und in diesem über dreihundert Seiten starken Werke waren zwei geringschätzende Paragraphen als für die Hochlande und die Hochländer genügend erachtet.61 Wir dürfen wohl zweifeln, ob im Jahre 1689 ein einziger von den zwanzig der wohlbelesenen Gentlemen, welche Will’s Kaffeehaus besuchten, wußte, daß es innerhalb des Bereichs der vier Meere und in einer Entfernung von weniger als fünfhundert Meilen von London viele Miniaturhöfe gab, in deren jedem ein kleiner Fürst, umgeben von Leibgarden, Waffenträgern, Musikern, einem erblichen Redner und einem erblichen Hofpoeten, einen rohen Hofstaat unterhielt, eine rohe Justiz ausübte, Krieg führte und Verträge schloß. So lange die alten gälischen Institutionen in voller Kraft bestanden, war kein Bericht über sie von einem zur richtigen Beurtheilung derselben befähigten Beobachter erschienen. Hätte ein solcher Beobachter die Hochländer studirt, so würde er ohne Zweifel darin ein inniges СКАЧАТЬ
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Dalrymple sagt in einem Briefe vom 5. Juni: „Alle Uebelgesinnten sind aus Furcht in den Club gekommen, und sie stimmen Alle gleich.“
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Balcarras.
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„Soll ich Sie mit einer Schilderung dieses unfruchtbaren Landes langweilen, wo ich Sie über Berge, ganz braun von Haidekraut, oder durch Thäler führen muß, welche kaum Futter genug für ein Kaninchen enthalten? … Jeder Punkt des Landes bietet die nämliche reizlose Landschaft dar. Kein Gehölz oder Bach erfreut den Fremden durch seine trauliche Musik.“ – Goldsmith an Bryanton, Edinburg, 26. September 1753. In einem bald nachher aus Leyden an den ehrwürdigen Thomas Contarine geschriebenen Briefe sagt Goldsmith: „Ich war ganz versunken in das Anschauen der Gegend. Nichts kann der Schönheit derselben gleichkommen. Wohin ich den Blick wendete, überall zeigten sich schöne Häuser, anmuthige Gärten, Statuen, Grotten und Fernsichten. Schottland bildet mit diesem Lande den grellsten Contrast: dort versperren Hügel und Felsen jede Aussicht; hier ist Alles eine ununterbrochene Ebene.“ Siehe den Anhang C. zum ersten Bande von Mr. Forster’s Life of Goldsmith.
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Northern Memoirs, by R. Franck Philanthropus, 1694. Der Verfasser hatte etwas von der Scenerie der Hochlande gesehen, und er spricht davon fast ganz so wie Burt unter der folgenden Generation: „Es ist ein verwahrloster Theil der Schöpfung, Schutt, der beim Prachtbau der Welt bei Seite geworfen wurde, und eben so arm an Form und Gestalt wie die Eingebornen an Moral und guten Sitten.“
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Journey through Scotland, by the author of the Journey through England, 1723.