Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14.. Томас Бабингтон Маколей
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СКАЧАТЬ sein Vaterland und dessen rechtmäßige Obrigkeit übertragen könnte, das Königreich einen großen Zuwachs an Kraft für alle Zwecke des Friedens wie des Kriegs erlangen würde.

      So würde ohne Zweifel der Ausspruch eines unterrichteten und unparteiischen Richters gelautet haben. Aber einen solchen Richter gab es damals nicht. Die von den gälischen Provinzen weit entfernt wohnenden Sachsen konnten nicht gut unterrichtet sein, und die in der Nähe dieser Provinzen wohnenden Sachsen konnten nicht unparteiisch sein. Zwischen Grenzbewohnern sind nationale Feindschaften jederzeit am heftigsten gewesen, und die Feindschaft zwischen den Grenzbewohnern des Hochlandes und denen des Niederlandes längs der ganzen Grenze war das Erzeugniß von Jahrhunderten und wurde durch beständige Reibungen immer frisch erhalten. Einmal wurden ganze Quadratmeilen Weideland von bewaffneten Räubern aus dem Gebirge verwüstet. Ein andermal hingen ein Dutzend Plaids in einer Reihe an den Galgen von Crieff oder Stirling. Es wurden zwar auf dem streitigen Gebiete Jahrmärkte zum nothwendigen Austausch von Waaren gehalten. Aber zu diesen Jahrmärkten kamen beide Theile kampfgerüstet, und der Tag endete oftmals mit Blutvergießen. So war der Hochländer ein Gegenstand des Hasses für seine sächsischen Nachbarn, und von seinen sächsischen Nachbarn erfuhren die weiter von ihm entfernt wohnenden Sachsen das Wenige, was sie über seine Sitten und Gewohnheiten zu erfahren wünschten. Wenn die Engländer sich einmal herabließen, an ihn zu denken – und dies geschah selten – so betrachteten sie ihn als einen schmutzigen, gemeinen Wilden, als einen Sklaven, einen Papisten, einen Halsabschneider und Räuber.63

      Diese geringschätzende Abneigung erhielt sich bis zum Jahre 1745, worauf derselben für kurze Zeit eine heftige Furcht und Wuth folgte. Das ernstlich besorgte England bot seine ganze Macht auf und die Hochländer wurden rasch, vollständig und für immer unterworfen. Eine kurze Zeit lang schnaubte die englische Nation, noch erhitzt von dem neuerlichen Kampfe, nichts als Rache. Das Gemetzel auf dem Schlachtfelde und auf dem Schaffote genügte nicht, um den öffentlichen Blutdurst zu stillen. Der Anblick des Tartan reizte den Pöbel von London zu einem Hasse, der sich durch unmännliche Mißhandlungen an wehrlosen Gefangenen äußerte. Eine politische und sociale Umwälzung fand in der ganzen celtischen Region statt. Die Macht der Häuptlinge wurde gebrochen, das Volk entwaffnet, der Gebrauch der alten Nationaltracht verboten, den alten räuberischen Gewohnheiten wirksam Einhalt gethan, und kaum war diese Veränderung durchgeführt, so begann ein sonderbarer Umschwung der öffentlichen Meinung. Mitleid trat an die Stelle des Widerwillens. Die Nation verwünschte die an den Hochländern verübten Grausamkeiten und vergaß, daß sie selbst für diese Grausamkeiten verantwortlich war. Die nämlichen Londoner, welche, so lange der Marsch Derby’s noch in frischem Andenken war, die gefangenen Rebellen verhöhnt und mit Steinen geworfen hatten, gaben jetzt dem Fürsten, der den Aufstand niedergeworfen, den Spottnamen des „Schlächters“. Die barbarischen Institutionen und Gebräuche, die kein Sachse zur Zeit ihres Bestehens einer ernsten Prüfung werth gehalten und von denen er nie anders als mit Verachtung gesprochen, hatten nicht sobald aufgehört zu existiren, als sie Gegenstände der Neugierde, des Interesses und selbst der Bewunderung wurden. Kaum waren die Häuptlinge einfache Grundherren geworden, so begann man auch schon gehässige Vergleiche zwischen der Habgier des Grundherrn und der Nachsicht des Häuptlings anzustellen. Man schien vergessen zu haben, daß das alte gälische Staatswesen für unvereinbar mit der Autorität des Gesetzes befunden worden war, das Fortschreiten der Civilisation gehemmt und mehr als einmal den Fluch des Bürgerkriegs über das Land gebracht hatte. Wie man früher nur die abschreckende Seite dieses Staatswesens gesehen hatte, so sah man jetzt nur die anziehende Seite desselben. Das alte Band, sagte man, sei ein verwandtschaftliches gewesen, das neue sei ein rein commercielles. Könne es etwas Beklagenswertheres geben, als daß der Häuptling eines Stammes um eines geringfügigen Pachtrückstandes willen Pächter vertreibe, die sein eigen Fleisch und Blut seien und deren Vorfahren oftmals auf dem Schlachtfelde mit ihren Leibern seine Vorfahren gedeckt hätten? So lange es gälische Räuber gab, waren sie von der sächsischen Bevölkerung als hassenswerthes Ungeziefer betrachtet worden, das ohne Gnade vertilgt werden müsse. Sobald aber die Vertilgung bewerkstelligt, sobald das Vieh in den Engpässen von Perthshire eben so sicher war als auf dem Markte zu Smithfield, wurde der Freibeuter zu einem Romanhelden verherrlicht. So lange die gälische Tracht getragen wurde, hatten die Sachsen sie für häßlich, für lächerlich, ja sogar für höchst unanständig erklärt. Bald nachdem dieselbe verboten worden, machten sie die Entdeckung, daß sie das anmuthigste Gewand von Europa war. Die gälischen Bauwerke, die gälischen Gebräuche, der gälische Aberglaube, die gälischen Dichtungen, seit vielen Jahrhunderten geringschätzend vernachlässigt, begannen von dem Augenblicke an, wo die gälischen Eigenthümlichkeiten zu verschwinden anfingen, die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich zu ziehen. Dieser Impuls war so stark, daß, wo die Hochlande im Spiele waren, einsichtsvolle Männer unbewiesenen Geschichten bereitwillig Glauben schenkten und Männer von Geschmack ganz werthlosen Compositionen einen überspannten Beifall zollten. Epische Gedichte, welche jeder geübte und vorurtheilsfreie Kritiker auf den ersten Blick als fast gänzlich modern erkannt haben würde und die, wenn sie als moderne Erzeugnisse veröffentlicht worden wären, sofort den ihnen gebührenden Platz neben Blackmore’s Alfred und Wilkie’s Epigoniad gefunden haben würden, wurden für funfzehnhundert Jahr alt erklärt und allen Ernstes der Iliade zur Seite gestellt. Schriftsteller von ganz andrer Art als die Betrüger, welche diese Fälschungen fabrizirten, sahen ein, welcher gewaltige Eindruck durch geschickte Schilderungen des früheren Hochlandlebens hervorgebracht werden könnte. Alles Widerwärtige wurde gemildert, alles Schöne und Edle mit besonderem Nachdruck hervorgehoben. Einige dieser Werke waren mit so bewundernswerthem Geschick abgefaßt, daß sie, wie die historischen Stücke Shakespeare’s, die Geschichte ersetzten. Die Phantasiegebilde des Dichters wurden für seine Leser zu Wirklichkeiten, die Orte, welche er beschrieb, wurden geheiligte Stätten und das Ziel von Tausenden von Pilgern. Bald war die Phantasie des Volks so ausschließend beschäftigt mit Plaids, Tartschen und Claymores, daß die meisten Engländer die Namen Schotte und Hochländer als gleichbedeutend betrachteten. Nur wenige schienen zu wissen, daß zu einer noch nicht fernen Zeit ein Macdonald oder ein Macgregor in seinem Tartan einem Bürger von Edinburg oder Glasgow das war, was ein indianischer Jäger in seinem Kriegsschmucke einem Bewohner von Philadelphia oder Boston ist. Künstler und Schauspieler stellten Bruce und Douglas in gestreiften kurzen Röcken dar. Eben so gut hätten sie Washington den Tomahawk schwingend und mit einer Reihe Skalpen umgürtet darstellen können. Endlich erreichte diese Mode einen Punkt, der nicht leicht überschritten werden konnte. Der letzte britische König, der in Holyrood residirte, glaubte keinen glänzenderen Beweis von seiner Achtung vor den Gebräuchen, welche vor der Union in Schottland geherrscht hatten, geben zu können, als indem er sich in einen Anzug kleidete, den vor der Union neun Schotten unter zehn für die Tracht eines Banditen erklärt haben würden.

      So ist es gekommen, daß die alten gälischen Institutionen und Sitten nie in dem einfachen Lichte der Wahrheit dargestellt worden sind. Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden sie durch ein falsches Medium gesehen; seitdem sind sie durch ein andres gesehen worden. Früher schimmerten sie nur undeutlich durch den verdunkelnden und entstellenden Nebel des Vorurtheils, und dieser Nebel hatte sich kaum zerstreut, so erschienen sie glänzend in den reichsten Farben der Poesie. Die Zeit, wo ein vollkommen treues Bild hätte entworfen werden können, ist jetzt vorbei. Das Original ist längst verschwunden, eine authentische Copie existirt nicht und Alles was noch möglich, ist die Herstellung einer unvollkommenen Aehnlichkeit mit Hülfe zweier Portraits, von denen das eine eine plumpe Karrikatur, das andre ein Meisterstück der Schmeichelei ist.

      Eigenthümlicher Character des Jakobitismus in den Hochlanden

      Unter den falschen Begriffen, die sich in Bezug auf die Geschichte und den Character der Hochländer allgemein verbreitet haben, muß namentlich einer berichtigt werden. Während des Jahrhunderts, das mit dem Feldzuge Montrose’s begann und mit dem Feldzuge des jungen Prätendenten schloß, wurde jede im Interesse des Hauses Stuart auf britischem Boden vollbrachte große kriegerische That durch die Tapferkeit gälischer Stämme vollbracht. Die Engländer haben daher ganz natürlich diesen Stämmen die Denkungsart englischer Cavaliere zugeschrieben: eine tiefe Ehrfurcht vor der königlichen Würde und eine begeisterte Anhänglichkeit an die СКАЧАТЬ



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Ein schlagender Beleg für die Meinung, welche der Bewohner des Niederlandes von dem Hochländer hegte und die sich von jenem auch den Engländern mittheilte, findet man in einem Bande Miscellanies, von Afra Behn im Jahre 1685 herausgegeben. Eines der interessantesten Stücke dieser Sammlung ist ein rohes und profanes schottisches Gedicht betitelt: „Wie der erste Hochländer gemacht wurde.“ Wie und aus welchen Stoffen er gemacht wurde, wage ich nicht zu erzählen. Das unmittelbar auf seine Schöpfung folgende Gespräch aber wird, wie ich hoffe, hier ohne großen Anstoß einen Platz finden dürfen.

Spricht Gott zum Hochlandsmann: „Wohin willst Du?“„Ich will ins Niederland hinab, o Herr, zu stehlen eine Kuh.“„Pfui!“ sagt St. Peter, „wirst ein arger Sünder werden,Wenn Du schon stehlen willst, kaum angelangt auf Erden.“„Hm!“ drauf der Hochlandsmann mit einem Schwure spricht,„So lang ich stehlen kann, arbeit’ ich nicht.“

Ein andrer schottischer Niederländer, der tapfre Oberst Cleland, beschreibt den Hochländer um die nämliche Zeit in gleicher Weise

Ein einz’ges ihr mißfäll’ges WortKann treiben sie zu einem Mord.Und wollt Ihr wissen was sie thut?Sie lebt nur von gestohlnem Gut.

Ganz in ähnlichem Sinne sind die wenigen Worte, welche Franck Philanthropus (1694) den Hochländern widmet: „Sie leben wie große Herren und sterben wie Taugenichtse, hassen die Arbeit und haben keinen Kredit, um zu borgen; sie unternehmen Raubzüge und bestehlen ihre Nachbarn.“ In der 1690 in Edinburg gedruckten History of the Revolution in Scotland kommt folgende Stelle vor: „Die schottischen Hochländer sind Elende, die sich nur in so weit um Ehre, Freundschaft, Gehorsam und Regierung kümmern, als sie sich durch eine Aenderung in den Angelegenheiten oder durch eine Revolution in der Regierung Gelegenheit verschaffen können, ihre Grenznachbarn zu bestehlen oder auszuplündern.“