Durchs wilde Kurdistan. Karl May
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Название: Durchs wilde Kurdistan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Ja.«

      »Wohin sind die andern, die vielen, die Tausende?«

      »Wer weiß es!«

      »Aber warum sind sie fort?«

      »Sie sind geflohen.«

      »Vor wem?«

      »Vor euch.«

      »Vor uns? Hadschi Halef Omar, ich verstehe nicht, was du sagest!«

      »So will ich dir es deutlicher sagen: Sie sind geflohen vor deinem Mutessarif und vor deinem Miralai Omar Amed.«

      »Aber warum denn?«

      »Weil der Miralai kommt, um Scheik Adi zu überfallen.«

      »Allah akbar, Gott ist groß, und die Hand des Mutessarif ist mächtig! Sage mir, ob ich bei unserem Emir bleiben darf, oder ob ich unter dem Miralai kämpfen muß!«

      »Du mußt bei uns bleiben.«

      »Hamdullillah, Preis und Dank sei Allah, denn es ist gut sein bei unserm Emir, den ich zu beschützen habe!«

      »Du? Wann hast du ihn denn beschützt?«

      »Stets, so lange er unter meinem Schirme wandelt!«

      Halef lachte und erwiderte:

      »Ja, du bist der Mann dazu! Weißt du, wer der Beschützer des Emir ist?«

      »Ich!«

      »Nein, ich!«

      »Hat ihn nicht der Mutessarif selbst in meine Obhut gegeben?«

      »Hat er sich nicht selbst unter meinen Schutz begeben? Und wer gilt da mehr, der Sihdi oder dein Nichtsnutz von Mutessarif?«

      »Halef Omar, hüte deine Zunge! Wenn ich dieses Wort dem Mutessarif sage!«

      »Glaubst du, ich werde mich dann vor ihm fürchten? Ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah!«

      »Und ich heiße Ifra, gehöre zu den tapfern Baschi-Bozuk des Großherrn und wurde für meine Heldentaten zum Buluk Emini ernannt! Für dich sorgt nur eine Person, für mich aber sorgt der Padischah und der ganze Staat, den man den osmanischen nennt!«

      »Ich möchte wirklich wissen, welchen Vorteil du von dieser Fürsorge hast!«

      »Welchen Vorteil? – Ich will es dir auseinandersetzen! Ich erhalte einen Monatssold von fünfunddreißig Piastern und täglich zwei Pfund Brot, siebzehn Lot Fleisch, drei Lot Butter, fünf Lot Reis, ein Lot Salz, anderthalb Lot Zutaten nebst Seife, Oel und Stiefelschmiere!«

      »Und dafür verrichtest du Heldentaten?«

      »Ja, sehr viele und sehr große!«

      »Die möchte ich sehen!«

      »Was? Du glaubst das nicht! Wie bin ich da zum Beispiel um meine Nase gekommen, welche ich nicht mehr habe! Das war nämlich bei einem Streite zwischen den Drusen und Maroniten des Dschebel Libanon. wir wurden hin geschickt, um Ruhe und Achtung der Gesetze zu erkämpfen. In einer dieser Schlachten schlug ich wie wütend um mich herum. Da holte ein Feind nach meinem Kopfe aus. Ich wollte ausweichen und trat zurück, und nun traf der Hieb statt meinen Kopf meine Na- – — ooh – aah – — was war das?«

      »Ja, was war das? Ein Kanonenschuß!«

      Halef hatte recht; es war ein Kanonenschuß, der den kleinen Buluk Emini um den Schluß seiner interessanten Erzählung gebracht hatte. Das war jedenfalls der Signalschuß, den unsere Artilleristen abgegeben hatten, um uns anzuzeigen, daß der Adjutant des Miralai von ihnen gefangen genommen worden sei. Die beiden Diener kamen sofort von oben herunter geeilt.

      »Sihdi, man schießt!« rief Halef, nach den Hähnen seiner Pistolen sehend.

      »Mit Kanonen!« fügte Ifra hinzu.

      »Schön! Holt die Tiere herein und schafft sie nach dem innern Hof!«

      »Auch meinen Esel?«

      »Ja. Dann schließt ihr die Tür!«

      Ich selbst holte den weißen Shawl und breitete ihn oben auf der Plattform aus. Dann ließ ich mir einige Decken kommen und legte mich in der Weise darauf, daß ich von unten nicht bemerkt werden konnte. Die beiden Diener nahmen später unweit von mir Platz.

      Es war mittlerweile so licht geworden, daß man ziemlich deutlich sehen konnte. Der Nebel wallte bereits im Tale auf; aber noch immer brannten die Lichter und Flammen des Heiligtums, ein Anblick, der dem Auge wehe zu tun begann.

      So vergingen fünf, ja zehn erwartungsvolle Minuten. Da hörte ich drüben am Abhange ein Pferd wiehern, noch eins, und dann antwortete ein drittes hüben von der andern Seite. Es war klar: die Truppen rückten zu gleicher Zeit an beiden Seiten in das Tal hernieder. Die Befehle des Miralai wurden mit großer Pünktlichkeit befolgt.

      »Sie kommen!« meinte Halef.

      »Ja, sie kommen!« bestätigte Ifra. »Herr, wenn sie uns nun für Dschesidi halten und auf uns schießen?«

      »Dann lässest du deinen Esel hinaus, an welchem sie dich sofort erkennen werden!«

      Kavallerie war jedenfalls nicht dabei; die Pferde, welche gewiehert hatten, waren Offizierspferde. Man hätte das Pferdegetrappel hören müssen. Nach und nach aber ließ sich ein Geräusch bemerken, das immer hörbarer wurde. Es war der Tritt vieler Menschen, die näher kamen.

      Endlich ertönten Stimmen von dem Grabmale her, und zwei Minuten später vernahmen wir den Marschschritt einer geschlossenen Kolonne. Ich erhob den Kopf und schaute hinab. Es waren vielleicht zweihundert Arnauten, prächtige Gestalten mit wilden Angesichtern, angeführt von einem Alai Emini und zwei Hauptleuten. Sie zogen in geschlossenen Gliedern das Tal hinab. Hinter ihnen kam aber eine Bande Baschi-Bozuk, die sich nach rechts und links zerstreute, um die unsichtbaren Bewohner des Tales aufzusuchen. Dann folgte eine kleine Kavalkade von lauter Offizieren: zwei Jüs Baschi, zwei Alai Emini[7], zwei Bimbaschi[8], ein Kaimakam[9], mehrere Kol Agassi[10] und an der Spitze der Truppe ein langer, hagerer Mensch, mit einem außerordentlich grob zugehackten Gesichte, in der reichen, von Gold strotzenden Uniform eines Regimentskommandeurs.

      »Das ist der Miralai Omar Amed!« meinte Ifra in achtungsvollem Tone.

      »Wer ist der Zivilist an seiner Seite?« fragte ich.

      An der Seite des Obersten nämlich ritt ein Mann, dessen Züge höchst auffällig waren. Ich weiß, daß man einen Menschen nicht mit einem Wesen aus dem Tierreiche vergleichen soll; aber es gibt wirklich menschliche Physiognomien, welche ganz unwillkürlich an bestimmte Tiere erinnern. Ich habe Gesichter gesehen, die etwas Affen-, Bullenbeißer- und Katzenartiges hatten; ich habe bei gewissen Gesichtsschnitten sofort an einen Ochsen, einen Esel, eine Eule, ein Wiesel, ein Rüsseltier oder einen Fuchs oder Bären denken müssen. Mag man nun Phrenolog und Physiognomiker sein oder nicht, man wird doch bald bemerken, daß auch die Haltung, der Gang, die Ausdrucksweise, das ganze Tun und Treiben eines solchen Menschen eine gewisse Aehnlichkeit mit СКАЧАТЬ



<p>7</p>

Regimentsquartiermeister oder Rang-Major.

<p>8</p>

Major oder Bataillonschef.

<p>9</p>

Oberstleutnant.

<p>10</p>

Stabsoffizier, Adjutant.