Durchs wilde Kurdistan. Karl May
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Название: Durchs wilde Kurdistan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ also unbesorgt weiter kriechen. Da vernahm ich das Prasseln einer Flamme und bemerkte zugleich einen lichten Schein, der sich zwischen den Bäumen fast bis zu mir verbreitete. Das erschwerte mir natürlich mein Vorhaben bedeutend.

      »Taschlar atesch tschewresinde – lege Steine um das Feuer!« befahl dieselbe Stimme.

      Diesem Befehle wurde jedenfalls sofort Folge geleistet, denn der lichte Schein verschwand, so daß ich nun besser vorwärts konnte. Ich schlich mich von einem Stamme zum andern und wartete hinter einem jeden, bis ich mich überzeugt hatte, daß ich nicht bemerkt worden sei. Glücklicherweise war diese Vorsicht überflüssig; ich befand mich nicht in den Urwäldern Amerikas, und die guten Leute, welche ich vor mir hatte, schienen nicht die mindeste Ahnung zu haben, daß es irgend einem Menschenkinde einfallen könne, sie zu belauschen.

      So avancierte ich immer weiter, bis ich einen Baum erreichte, dessen Wurzeln so zahlreiche Schößlinge getrieben hatten, daß ich hinter denselben ein recht leidliches Versteck zu finden hoffte. Wünschenswert war dies besonders deshalb, weil ganz in der Nähe des Baumes zwei Männer saßen, auf die ich es abgesehen hatte, zwei türkische Offiziere.

      Mit einiger Vorsicht gelang es mir, mich hinter den Schößlingen häuslich niederzulassen, und nun konnte ich die Szene vollständig überblicken.

      Draußen vor dem kleinen Gehölze standen – vier Gebirgskanonen oder vielmehr zwei Kanonen und zwei Haubitzen, und am Saume des Gehölzes waren ungefähr zwanzig Maultiere angebunden, die zum Transporte dieser Geschütze erforderlich gewesen waren. Man braucht zu einem Geschütze gewöhnlich vier bis fünf Maultiere; eins muß das Rohr, eins die Lafette und zwei bis vier müssen die Munitionskästen tragen.

      Die Kanoniere hatten es sich bequem gemacht; sie lagen auf dem Boden ausgestreckt und plauderten leise miteinander. Die beiden Offiziere aber wünschten Kaffee zu trinken und ihren Tschibuk zu rauchen; darum war ein Feuer gemacht worden, über welchem ein kleiner Kessel auf zwei Steinen stand. Der eine der beiden Helden war ein Hauptmann und der andere ein Leutnant. Der Hauptmann hatte ein recht biederes Aussehen; er kam mir gerade so vor, als sei er eigentlich ein urgemütlicher, dicker, deutscher Bäckermeister, der auf einem Liebhabertheater den wilden Türken spielen soll und sich dazu für anderthalbe Mark vom Maskenverleiher das Kostüm geliehen hat. Mit dem Leutnant war es ganz ähnlich. Just so wie er mußte eine sechzigjährige Kaffeeschwester aussehen, die auf den unbegreiflichen Backfischgedanken geraten ist, in Pumphosen und Osmanly-Jacke auf die Redoute zu gehen. Es war mir ganz so, als müsse ich jetzt hinter dem Baume hervortreten und sie überraschen mit den geflügelten Worten:

      »Schön guten Abend, Meister Mehlhuber; ‚pfehle mich, Fräulein Lattenstengel; ‚was Neues? Danke, danke, werde so frei sein!«

      Freilich waren die Worte, welche ich zu hören bekam, etwas weniger gemütlich. Ich lag ihnen so nahe, daß ich alles hören konnte.

      »Unsere Kanonen sind gut!« brummte der Hauptmann.

      »Sehr gut!« flötete der Leutnant.

      »Wir werden schießen, alles niederschießen!«

      »Alles!« ertönte das Echo.

      »Wir werden Beute machen!«

      »Viel Beute!«

      »Wir werden tapfer sein!«

      »Sehr tapfer!«

      »Wir werden befördert werden!«

      »Hoch, äußerst hoch!«

      »Dann rauchen wir Tabak aus Persien!«

      »Tabak aus Schiras!«

      »Und trinken Kaffee aus Arabien!«

      »Kaffee aus Mokka!«

      »Die Dschesidi müssen alle sterben!«

      »Alle!«

      »Die Bösewichter!«

      »Die Buben!«

      »Die Unreinen, die Unverschämten!«

      »Die Hunde!«

      »Wir werden sie töten!«

      »Morgen früh gleich!«

      »Natürlich, das versteht sich!«

      Ich hatte nun genug gesehen und gehört; darum zog ich mich zurück, erst langsam und vorsichtig, dann aber rascher. Ich erhob mich dabei sogar von der Erde, worüber Halef sich nicht wenig wunderte, als ich bei ihm ankam.

      »Wer ist es, Sihdi?«

      »Artilleristen. Komm; wir haben keine Zeit!«

      »Gehen wir aufrecht?«

      »Ja.«

      Wir erreichten bald unsere Pferde, stiegen auf und kehrten zurück. Die Strecke nach Scheik Adi wurde jetzt natürlich viel schneller zurückgelegt, als vorhin. Wir fanden dort noch dasselbe rege Leben.

      Ich hörte, daß Ali Bey sich beim Heiligtum befinde, und traf ihn mit dem Mir Scheik Khan in dem inneren Hofe desselben. Er kam mir erwartungsvoll entgegen und führte mich zum Khan.

      »Was hast du gesehen?« fragte er. »Kanonen!«

      »Oh!« machte er erschrocken. »Wie viele?«

      »Vier kleine Gebirgskanonen.«

      »Welchen Zweck haben sie?«

      »Scheik Adi soll damit zusammen geschossen werden. Während die Infanteristen von Baadri und Kaloni angreifen, soll die Artillerie jedenfalls da unten am Wasser spielen. Der Plan ist nicht schlecht, denn von dort aus läßt sich das ganze Tal bestreichen. Es handelte sich nur darum, die Geschütze unbemerkt über die Höhen zu bringen; dies ist gelungen; man hat sich der Maultiere bedient, mit deren Hilfe die Kanonen in einer Stunde von dem Lagerplatze aus bis nach Scheik Adi gebracht werden können.«

      »Was tun wir, Emir?«

      »Gib mir sofort sechzig Reiter mit und einige Laternen, so siehst du binnen zwei Stunden die Geschütze mit ihrer Bedienung hier in Scheik Adi!«

      »Gefangen?«

      »Gefangen!«

      »Herr, ich gebe dir hundert Reiter!«

      »Nun wohl, gib mir sofort achtzig, und sage ihnen, daß ich sie unten am Wasser erwarte.«

      Ich ging und traf Halef und Selek noch bei den Pferden.

      »Was wird Ali Bey tun?« fragte Halef.

      »Nichts. Wir selbst werden tun, was getan werden soll.«

      »Was ist das, Sihdi? Du lachst! Herr, ich kenne dein Gesicht; wir holen die Kanonen?«

      »Allerdings! Ich möchte aber die Kanonen haben, ohne daß Blut vergossen wird, und darum nehmen wir achtzig Reiter mit.«

      Wir ritten dem Ausgange des Tales zu, wo wir nicht lange warten durften, bis die achtzig kamen.

      Ich sandte Selek mit zehn Mann voran und folgte mit den andern eine Strecke hinter ihnen. Wir erreichten, ohne einen Feind zu sehen, die Anhöhe, auf der Selek vorhin auf СКАЧАТЬ