Durch das Land der Skipetaren. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Durch das Land der Skipetaren - Karl May страница 20

Название: Durch das Land der Skipetaren

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Kuß gar nicht wagte. Ich drückte den guten, herzensbraven Kerl fest an mich und applizierte ihm einen kräftigen, deutschen »Schmatz« auf die Wange, worüber er nicht etwa vor Wonne außer Rand und Band geriet, sondern er fuhr empor und stand dann mäuschenstill vor mir, bis ich fragte:

      »Nun, Halef, reden wir nicht weiter?«

      »O Sihdi,« antwortete er, »weißt du, was du gemacht hast? Geküßt hast du mich, geküßt!«

      Dann hörte ich ihn einige Schritte tun und in seinen Sachen herumsuchen.

      »Was machst du denn?« fragte ich.

      »Nichts, gar nichts. Du wirst es morgen sehen.«

      Es verging eine Weile, bis ich hörte, daß er wieder an sein Bett trat und sich in dasselbe setzte. Dann fragte er:

      »Also einen ganzen Tag oder gar noch länger soll ich den Rih reiten? Warum so lange? Wirst du nicht bei uns sein?«

      »Auf diese Frage kann ich dir jetzt noch keine Antwort geben, weil ich jetzt noch nicht weiß, was geschehen wird. Ich werde mich bemühen, mein Aeußeres möglichst zu verändern, und dann – —«

      »O, dich wird man dennoch erkennen!«

      »Das bezweifle ich, denn die Aladschy haben mich noch gar nie gesehen. Ich bin ihnen nur beschrieben worden.«

      »Ja, dann ist‘s möglich, daß du sie täuschest. Aber werden sie nicht etwa selbst herein nach Ostromdscha kommen?«

      »Das ist nicht wahrscheinlich.«

      »Warum nicht? Meinst du, daß sie hier für ihre Sicherheit zu fürchten haben?«

      »Durchaus nicht. Wie sie mir beschrieben worden sind, würden sie im Gegenteil befähigt sein, die ganze hiesige feige Bevölkerung einzuschüchtern. Aber sie dürfen sich hier nicht von mir sehen lassen und lauern uns deshalb im Freien auf; das ist gewiß. Ich werde sogar meine Gewehre nicht mitnehmen, sondern euch überlassen. Ich reite ganz allein und tue, als ob ich ein schlichter Bewohner dieses Landes sei. Jedenfalls bekomme ich sie zu sehen.«

      »Auch wenn sie sich versteckt haben?«

      »Auch dann. Finde ich einen Ort, der sich zu einem Ueberfall eignet, so werde ich schon nach Spuren suchen, und finden werde ich sie ganz gewiß. Was dann geschieht, das weiß ich freilich jetzt noch nicht.«

      »Aber wir müssen doch wissen, was geschehen soll!«

      »Natürlich. Ihr reitet ganz einfach in gemächlichem Schritt immer auf der Straße von hier bis Radowitsch. Nach zwei Stunden geht es über den Fluß, und dann nach höchstens drei Stunden seid ihr dort. Hat sich unterwegs nichts ereignet und ist euch auch nichts aufgefallen, so kehrt ihr im ersten Gasthof ein, welcher zu eurer Rechten liegt. Da können drei Fälle eintreten. Entweder bin ich noch da – —«

      »So ist‘s ja gut, Sihdi.«

      »Oder ich bin wieder fort – —«

      »So hast du uns Botschaft zurückgelassen.«

      »Oder ich bin noch gar nicht da; dann wartet ihr bis ich komme.«

      »Und wenn du aber nicht kommst?«

      »Ich komme gewiß!«

      »Du bist ein Mensch und kannst dich irren. Es kann dir etwas zustoßen, infolgedessen du unserer Hilfe bedarfst.«

      »So reitest du zurück, du allein, am nächsten Tag, aber nicht vor dem Mittag und nicht auf dem Rappen. Dieser bleibt im Khan bei Omar und Osko zurück. Ihn will ich keiner Gefahr aussetzen. Auf diesem Rückweg wirst du schon Zeichen von mir finden. Das ist es, was wir vorher besprechen mußten. Etwas weiteres läßt sich heute nicht sagen. Und nun wollen wir unser Gespräch beenden. Wir bedürfen der Ruhe und wollen versuchen, ob der Schlaf uns erquicken mag.«

      »Bei mir kehrt der Schlaf nicht ein; das Kugelkunststück und der Rappe lassen mir keine Ruhe. Gut Nacht, Sihdi!«

      »Gute Nacht!«

      Ich glaubte es dem lieben Kerl sehr gern, daß er sich in einer bedeutenden Aufregung befand. Es gab drei Geschöpfe, welchen sein Herz gehörte. Daß ich da voran stand, das wußte ich. Dann kam Hanneh, die »Zierde der Frauen und Mädchen«, und hernach Rih, der Rappe. Daß er diesen reiten sollte, das war ein über alle Maßen außerordentliches Ereignis. Ich war überzeugt, daß er nicht schlafen würde.

      Und so geschah es auch. Ich selbst war ziemlich aufgeregt und fand keine wirkliche Ruhe. Wenn die gute Nebatja nicht auf den Berg gegangen wäre, um ihre Marienkreuzdistel zu holen, so hätte sie das Gespräch nicht belauschen und mich auch nicht warnen können. In diesem Fall hätte mir morgen der sichere Tod bevorgestanden. Wie nichtig ist doch der Wille des Menschen gegen Gottes Ratschluß! Wenn ich der kühnste, stärkste, klügste und umsichtigste Mensch wäre, ohne Nebatja war ich verloren.

      Solche Gedanken pflegen die Türe zu öffnen, durch welche man in die Vergangenheit blickt. Wohl dem Menschen, welcher dann erkennt, daß er zwar selbst bestimmend auf sein Schicksal einzuwirken vermag, daß aber doch eine mächtigere Hand ihn immer hält und leitet, selbst dann, wenn er diese Hand von sich zu stoßen vermeint! So lag ich, abwechselnd sinnend und halb träumend, bis ich endlich doch in Schlummer fiel.

      Zweites Kapitel: Die beiden Aladschy

      Als ich aus dem Schlafe erwachte und den Laden aufstieß, drang das helle Tageslicht zu mir herein. Meine Uhr sagte mir, daß ich dritthalb Stunden geschlafen hatte. Halef war schon aufgestanden. Ich fand ihn unten in dem Stalle; er putzte an dem Rappen herum, und zwar mit einem solchen Eifer, daß er meinen Eintritt gar nicht bemerkte. Als er mich dann doch erblickte, fragte er:

      »Du auch schon auf? Im Hause schläft noch alles. Aber es ist gut, daß du schon munter bist, denn du hast sehr notwendige Besorgungen vor.«

      »So? Was denn?« erkundigte ich mich, obgleich ich sehr wohl wußte, was er meinte.

      »Du mußt in die Apotheke gehen.«

      »Das hat noch Zeit.«

      »Nein, Sihdi. Es dauert sehr lange, bis man solche Kugeln fertig bringt.«

      »Woher weiß denn du das?«

      »Ich bin nicht so dumm, daß ich es mir nicht denken könnte, Sihdi.«

      »Nun, recht magst du haben, zumal ich mir auch noch die Blätter zu kochen habe; aber ich weiß ja nicht, wo die Apotheke ist, und in der ganzen Stadt wird noch niemand auf den Beinen sein, um mir das Haus zu zeigen.«

      »So ein Spuren- und Fährtensucher wird doch wohl auch eine Apotheke finden können?«

      »Ich will es versuchen.«

      Hierauf öffnete ich das Tor und trat hinaus auf den freien Platz. Ich sagte mir, daß die Apotheke nicht in irgend einem Gassenwinkel, sondern möglichst leicht zu erreichen und in der Mitte des Ortes liegen möge, und da befand ich mich ja.

      Indem ich von Haus zu Haus blickte, bemerkte ich ein sehr altes, baufälliges Ding, das wohl ein Haus sein sollte. Nur noch an zwei wahrscheinlich auch bereits lockeren Nägeln hing ein langes Brett windschief herab, dessen Inschrift glücklicherweise noch deutlich zu lesen war.

      »Hadsch Omrak Doktor hakemi we bazar bahari.«

      So СКАЧАТЬ