Durch das Land der Skipetaren. Karl May
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Название: Durch das Land der Skipetaren

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Raum, welcher sich wohl eher zu einem Gänsestall als zu einer Apotheke geeignet hätte. Ich stieß mit dem Kopf oben an. Der Fußboden war die liebe Mutter Erde, und die Wände bestanden aus Bretterschwarten, von denen die Rinde nicht abgelöst worden war. An Nägeln hingen ganze Reihen kleiner Leinwandsäckchen, eines neben dem andern. Vom Mittelpunkt der Decke baumelte eine Schnur herab, an welcher eine riesige Klistierspritze angebunden war. Auf einem Brett lagen mehrere wunderlich gestaltete Scheren, alte Schröpfköpfe, Barbierbecken und Zahnzangen mit zolldicken Backen. Auf dem Boden stand allerlei ganzes und zerbrochenes Geschirr, und rundum herrschte ein Geruch, der geradezu unbeschreiblich zu nennen war.

      »So!« sagte sie. »Das ist unsere Patientenküche. Jetzt sage uns, aus welchen Mitteln du deine Magensalbe zusammensetzest.«

      Der Apotheker drängte sich vor mich hin und sah mir mit höchster Spannung in das Gesicht. Er freute sich sichtlich darauf, mir mein Rezept abzulauschen.

      »Habt ihr Sadar in einem dieser Säckchen?« fragte ich.

      »Sadar ist da,« antwortete die Holde, sich gegen die Wand richtend.

      »Sadar?« bemerkte ihr Mann. »Ilm Lotos komar – die Wissenschaft nennt es Lotos.«

      Dieser wirkliche Doktor und Hekim wollte mir zeigen, daß er den lateinischen Namen der Pflanze inne habe. Da derselbe aber leider veraltet war, entgegnete ich:

      »Tanam ilm celtis australis komar – die wirkliche Wissenschaft nennt es Celtis australis.«

      Er tat den Mund sehr weit auf, sah mich erstaunt an und fragte:

      »Gibt es denn zwei verschiedene Wissenschaften?«

      »O, mehr als hundert.«

      »Allah! Ich kenne nur diese eine. Wie viel willst du von dem Sadar, Herr?«

      »Eine große Handvoll.«

      »Schön! Ich werde es dir in eine Düte tun. Herr! was willst du noch?«

      Unten auf dem Fußboden lag ein Papier. Ich hätte fünfhundert Piaster gewettet, daß dasselbe von der Straße aufgelesen worden war. Sie hob es auf, drehte es zusammen, fuhr mit der Zunge über die Kante, damit es kleben sollte, und tat mir eine Handvoll der Celtis australis hinein. Da ich das Mittel äußerlich anwenden wollte, so erhob ich keinen Einspruch gegen dieses familiäre Gebaren der Apothekerin

      »Hast du Alkali?« fragte ich.

      Sie blickte mich verwundert an, obgleich das Wort ein bekanntes arabisches war. Er aber zog den Mund zu einem sehr selbstbewußten Lächeln in die Breite und erkundigte sich:

      »Von welchem willst du?«

      »Das ist mir gleich.«

      »Herr, ich habe erfahren, daß deine Heimat im Westen liegt. Ich besitze ein sehr gutes Alkali von dort her, und wenn du es willst, kannst du es haben.«

      »Wie nennst du es?«

      »Schawell suju.«

      »Zeige es mir!«

      Er brachte wirklich, wie ich vermutete, ein Fläschchen zum Vorschein, auf welchem zu lesen war: »Eau de Javelle, fabrique de Charles Gautier, Paris.«

      »Wie kommst du zu diesem Alkali?« fragte ich ihn.

      »Ich kaufte mehrere Fläschchen von einem Kommis voyageur, welcher bei mir war. Er kam aus der Hauptstadt von Fransa, die Praga heißt.«

      »Du irrst. Prag ist die Hauptstadt von Böhmen, während die Hauptstadt von Fransa Paris heißt.«

      »Effendi, das weißt du alles?«

      Da fiel seine Gemahlin schnell ein:

      »Sus – schweige! Das habe ich längst gewußt. Du bist ein Dummkopf, aber kein Arzt und Apotheker! Herr, was willst du noch?«

      »Hast du Quecksilber?«

      »Ja. Wir brauchen es zum Füllen des Barometers und Thermometers, die wir verfertigen.«

      »Wie? Ihr macht sie selbst?«

      »Ja. Traust du es uns nicht zu?«

      »O, sehr gern! Wer so viele Arzneien studiert hat, der kann alles!«

      »Nicht wahr? Ja, du bist ein vernünftiger und hochgebildeter Mann. Jetzt haben wir Vorrat aus Saloniki bekommen. Wenn wir einmal kein Quecksilber haben, tun wir Ziegenmilch in die Röhren; die sieht auch weiß aus und zeigt das Wetter genauer an als das Quecksilber.«

      »Sprichst du im Ernst?«

      »Gewiß. Hast du das noch nicht gewußt?«

      »Nein, meine Verehrte.«

      »So hast du nun den Beweis, daß wir hier klüger sind, als ihr in den westlichen Ländern. Die Ziegen wissen ganz genau, was für Wetter wird. Wenn es regnen will, rennen sie stracks nach dem Stalle. Also muß die Milch ein gutes Mittel in die Röhren sein.«

      »Du bist eine kluge Frau. Das habe ich dir freilich auf der Stelle angesehen.«

      »Wie viel willst du von dem Quecksilber, Herr?«

      »Ungefähr 500 Gramm. Hast du so viel?«

      »Noch mehr.«

      »So warte noch. Ich muß erst sehen, ob ihr noch einen Stoff habt, den ich dazu brauche.«

      »Welchen meinst du?«

      »Kül kurschuni[4]. Das ist freilich ein seltenes Metall. Solltest du es haben?«

      »Kül kurschuni haben wir nicht, aber Kül kalaji[5], welches wir brauchen, um eine schöne, weiße Schminke daraus zu bereiten.«

      »Auch das geht an. Hast du ein Vikiey davon, so gib es mir und zwei Vikiey Quecksilber dazu.«

      »Soll ich es dir auch gleich hier in die Düte gießen?«

      »O nein! Das Quecksilber würde uns sofort entwischen.«

      »Ach freilich! Es ist wie die Liebe der Männer, die auch sofort verschwindet, wenn – wenn – —«

      »Wenn man sie in eine solche Düte schüttet?«

      »Ja, aber die Düte ist das Herz. Es vermag eure Liebe nicht festzuhalten. O, die Liebe, die Liebe! Die hat schon manches arme Weib unglücklich gemacht.«

      Sie warf einen wütenden Blick auf ihren Mann, riß ihm die Haube vom Kopf, schwang sie auf ihr eigenes Haupt und zürnte:

      »Mensch, wie kannst du dich mit einer Zienet müenneslükün[6] schmücken! Willst du die Seele deines Weibes entweihen?«

      Er bedeckte seine Glatze schnell mit beiden Händen und schrie:

      »Weib, du versündigst dich an der heiligen Würde des Mannes! Weißt du nicht, daß es uns verboten ist, das Haupt unseres Körpers zu entblößen!«

      Aber die geistreiche СКАЧАТЬ



<p>4</p>

Aschblei = Wismut.

<p>5</p>

Aschzinn, auch Wismut.

<p>6</p>

Zierde der Weiblichkeit.