Durch das Land der Skipetaren. Karl May
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Название: Durch das Land der Skipetaren

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ das zu probieren, hat er bereits Messer, Bajonette, Pulver und Zündhölzer verschluckt, und doch ist ihm dies alles so gut bekommen, als ob er einen fetten Pillaw genossen hätte.«

      Er schaute mir mit ernstem, forschendem Blick in das Gesicht und fragte nach einer Pause des Ueberlegens:

      »Effendi, du scherzest wohl?«

      »Ebensowenig, wie derjenige gescherzt hat, welcher zum erstenmal erzählte, daß die Pferde der beiden Skipetaren unverwundbar seien.«

      »Aber es ist doch nicht zu glauben!«

      »Ich glaube es auch von den Pferden nicht.«

      »O, das ist etwas ganz, ganz anderes!«

      »Es ist dasselbe.«

      »Nein, Herr. Ein Blatt des Kuran ist für ein Pferd nicht gefährlich, es wird leicht verdaut; aber Messer und Bajonette verschlingen! Und gar Pulver und Zündhölzer dazu! Das muß ja den Kerl auseinander platzen machen.«

      »Nun, einen kleinen Knall hat es zwar gegeben, aber derselbe verlief sich innerlich, und auch das wäre nicht geschehen, wenn er zwei Suren gegessen hätte – statt nur eine.«

      »Herr, es ist mir unbegreiflich, aber der Prophet sitzt im siebenten Himmel, und seiner Macht ist alles möglich. Ich werde mir diesen wunderbaren Hadschi einmal genauer betrachten, als bisher.«

      »Tue das! Ich bin überzeugt, daß er sich sogar vor hundert Skipetaren nicht fürchtet.«

      »Darf ich es einmal probieren?«

      »Wie willst du es anfangen?«

      »Ich werde mich mit der Pistole hinter ihn schleichen und es versuchen, ihm eine Kugel heimlich in den Kopf zu schießen.«

      »Tue das,« antwortete ich ebenso ernsthaft, wie er es mit seiner Probe meinte.

      »Und du denkst, daß er gar nichts merken werde?«

      »Nun, merken wird er es schon, denn so heimlich geht die Sache doch nicht ab. Wenn die Kugel von dem Kopf abprallt, so fühlt er es dennoch, das kannst du dir ja denken.«

      »Allerdings.«

      »Und dann befürchte ich, daß es dir nicht gut bekommen werde.«

      »Wieso?«

      »Die anprallende Kugel würde wahrscheinlich dich selbst verwunden.«

      »Herr, das ist freilich recht gut möglich.«

      »Und selbst wenn dies nicht geschehen sollte, so steht doch mit Sicherheit zu erwarten, daß der zornige Hadschi dir sein Messer irgendwohin stößt, wo es deiner Gesundheit nicht zuträglich ist.«

      »Weshalb sollte er sich so erzürnen?«

      »Ueber deinen Unglauben. Er sieht es überhaupt nicht gern, daß man ohne seine spezielle Erlaubnis dergleichen Proben mit ihm anstellt.«

      »So möchte ich es lieber ganz lassen oder wenigstens ihn um Erlaubnis fragen.«

      »Tue das!«

      »Meinst du, daß er sie mir gibt?«

      »Ja, wenn nämlich ich deinen Wunsch befürworte.«

      »Tue das, ich bitte dich darum.«

      »Ich werde mit ihm sprechen; jetzt aber haben wir wichtigere Dinge vor. Bist du nun von der Schuld des Kodscha Bascha überzeugt?«

      »Vollständig.«

      »So gebe ich denselben in deine Hand. Auch der beiden Knechte mußt du dich bemächtigen, denn sie haben ihm geholfen. Was mich betrifft, so mag ich mit der Sache nichts weiter zu tun haben.«

      »Herr, wie soll ich ohne dich fertig werden?«

      »Das mußt du selbst wissen, weil du ja der Kasa-Mufti bist. Indem der Padischah dir dieses wichtige Amt verleihen ließ, hat er dir dazu die nötigen Fähigkeiten zugetraut, und ich denke, daß du sein Vertrauen nicht täuschen wirst.«

      »O nein, gewiß nicht. Ich werde ein sehr strenger und gerechter Richter sein. Soll ich auch diese Frau arretieren?«

      »Nein, sie hat ihrem Mann gehorchen müssen. Das Weib besitzt keine Seele, es kommt nicht in die höheren Himmel des Paradieses; folglich soll es auch nicht bestraft werden für die Sünden, welche der Mann begeht.«

      Das klang so freundlich in die Ohren der Alten, daß sie die herabhängenden Fransen meines Gürtelshawls ergriff und an ihre Lippen drückte. Ihren Dankesworten entzog ich mich, indem ich mich schnell entfernte.

      Der »Anwalt des Staates« folgte mir nach, den Kaftan in der Hand und das Geld in der Tasche tragend. Ich bin überzeugt, daß er es von diesem Augenblick an als sein rechtmäßiges Eigentum betrachtet hat. Ja, vielleicht hat er nach meiner Entfernung die kluge Behauptung aufgestellt, daß ich es zu mir genommen hätte.

      Draußen hatte man auf uns gewartet, da indessen Andere angekommen waren, nämlich die Helden, welche sich unter dem Befehl der beiden Wirte aufgemacht hatten, um den Flüchtigen einen Hinterhalt zu legen. Ich war sehr neugierig, zu erfahren, was sie ausgerichtet hatten. Natürlich nichts, denn sonst hätten sie ja die Halunken jetzt mitgebracht.

      Ibarek trat auf mich zu und fragte, zu meinem stillen Vergnügen, in ganz ernsthaftem Ton:

      »Effendi, ihr habt sie nicht?«

      »Nein, wie du hier wohl bereits erfahren haben wirst.«

      »Wir auch nicht.«

      »So! Dann brauchen wir uns wenigstens gegenseitig nichts vorzuwerfen.«

      »Gewiß nicht. Wir alle haben unsere Pflicht getan.«

      »Nun, wie habt ihr es denn angefangen, eure Pflicht zu tun?«

      »Wir sind ausgezogen und haben ihnen aufgelauert.«

      »Mein Lieber, das versteht sich ja ganz von selbst, denn das hatte ich dir aufgetragen. Was hast du aber unternommen, um diesen Auftrag auszuführen?«

      »Wir beide haben die Nachbarn zusammengeholt und sind dorthin gelaufen, wo du uns hingeschickt hattest.«

      »Das ist sehr schön von euch, sehr schön! Ich muß dich loben. – Weiter!«

      »Jetzt kommen wir wieder.«

      »So! Das sehe ich beinahe. Ist nichts passiert?«

      »Nein, Effendi.«

      »Auch das ist gut, denn sonst hätte vielleicht gar etwas passieren können. Wie viele Männer hattest du denn bei dir?«

      »Wir waren zwölf.«

      »Das hätte genügt: Zwölf gegen vier.«

      »Und bewaffnet waren wir auch. Wir hätten alles niedergeschossen und niedergestochen.«

      »Ja, ich weiß gar wohl, daß Ostromdscha berühmt ist wegen seiner tapferen Bewohner.«

      »O, auch die Umgegend!« meinte er.

      »Ja СКАЧАТЬ