Die Juweleninsel. Karl May
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Название: Die Juweleninsel

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Haare waren ihm kurz verschoren, dennoch aber sah man es ihm an, daß er früher wohl gute Tage gesehen und feinere Kleider getragen habe.

      »Nummer Zwei, ein Zuwachs!« meinte der Aufseher. »Kleide ihn ein. Ich habe jetzt Weiteres zu thun. Aber macht mir ja keine Dummheiten! In einer halben Stunde bin ich wieder hier.«

      Er ging und schloß hinter sich ab. Die Beiden befanden sich ganz allein in dem Raume.

      »Vierundsiebenzig, setze Dich!« gebot der Mann.

      »Wer?«

      »Du! Du hast jetzt keinen Namen mehr, sondern die Nummer Vierundsiebenzig; nur bei dieser wirst Du genannt.«

      »Donnerwetter, das ist hübsch!«

      »Fluche nicht!« flüsterte der Mann. Dann fügte er lauter hinzu: »Setzen sollst Du Dich, habe ich gesagt. Oder hörst Du schwer?«

      Hartig ließ sich auf den Schemel nieder. Der Andere griff zu Kamm und Scheere.

      »Was soll denn das werden, he?« frug der erstere.

      »Die Haare müssen herunter. Dann badest Du Dich und ziehst die Anstaltskleidung an. Die Deinige kommt in diesen Sack, der Deine Nummer hat, und wird aufgehoben, bis Du wieder entlassen wirst.«

      »Na, dann zu, wenn es nicht anders möglich ist!«

      Das Schneiden des Haares begann. Dabei flüsterte der Nummer zwei Genannte:

      »Bewege die Lippen nicht wenn Du sprichst. Wir werden scharf beobachtet!«

      »Wo?«

      »Durch die kleinen Löcher über den Badewannen. Was bist Du?«

      »Schiffer.«

      »Woher?«

      »Aus Fallum.«

      »Ah, das Seebad Fallum?«

      »Ja. Kennst Du es?«

      »War öfters dort. Weißt Du nicht, ob Prinz Hugo von Süderland in der gegenwärtigen Saison das Bad besucht?«

      »Vor sechs Wochen war er noch da. Seit dieser Zeit bin ich gefangen. Kennst Du ihn?«

      »Sehr gut.«

      »Wer bist Du denn?«

      »Das ist Nebensache!« Dennoch aber siegte die den meisten Menschen innewohnende und sogar sich in der tiefsten Erniedrigung regende Eitelkeit so, daß er hinzusetzte: »Ich war nichts Gewöhnliches; der Prinz war mein Freund.«

      »Ah!« machte Hartig verwundert.

      »Leise! Ist seine Schwester, Prinzeß Asta, verheirathet?«

      »Freilich. Mit dem Kronprinzen Max, der früher ein Schmied gewesen sein soll. Ich bin wegen dem tollen Prinzen hier.«

      »Nicht möglich! Wie so?«

      »Er fuhr auf dem Boote und stürzte die Tochter des Generals Helbig in das Wasser. Mein Junge warf ihn wieder hinein, und ich züchtigte den Buben ein wenig zu derb. Darüber wurde ich angezeigt und eingesteckt. Ich wollte ausreißen und stieß dem Wachtmeister dabei das Messer in den Arm. Dafür habe ich vier Jahre bekommen.«

      »Und der Junge?«

      »Nichts. Der Prinz hat noch die Kosten bezahlt.«

      »Ja, das sind die jetzigen Zustände; früher unter der alten Regierung war es besser!«

      »Du meinst, als die Raumburgs noch am Ruder waren? Ja, da wurde nicht so kurzer Prozeß mit einem gemacht; da ging es fein hübsch langsam. Wenn das noch wäre, so säße ich nicht hier. Nun aber ist der alte Herzog todt, elend umgekommen, und sein Sohn, der Prinz von Raumburg, soll gar im Zuchthause stecken!«

      Der Sprecher ahnte nicht, daß er gerade diesen Prinzen vor sich habe.

      »Waren die drei Schwestern des Generals von Helbig im Seebade?« frug dieser.

      »Ja.«

      »Dachte es. Die kommen alle Jahre hin. Aber jetzt bin ich fertig. Nun ziehe Dich aus und steige in die Wanne. Deine Kleider habe ich wegzunehmen!«

      »Was bist Du hier denn eigentlich?«

      »Badewärter.«

      »Und was bekommst Du dafür?«

      »Sechs Pfennige täglich.«

      »Alle Wetter, ist das viel!«

      »Ja, das ist auch viel. Du bekommst volle drei Monate nichts, dann aber täglich drei Pfennige, aber auch nur dann, wenn Du Dein Pensum vollständig fertig bringst.«

      »Was ist Pensum?«

      »Die Zahl, wie viel Du täglich zu arbeiten hast. Bringst Du das nicht, so wirst Du bestraft, mit Arrest, mit Kostentziehung oder gar mit Prügeln. Und weil Du dritte Disziplinarklasse hast, so wird Dir von Deinen drei Pfennigen zur Strafe täglich einer abgezogen. Du bekommst dann also blos zwei.«

      »Was ist das mit der Klasse?«

      »Wer schlecht eingeliefert oder hier bestraft wird, bekommt dritte, wer gut eingeliefert wird, zweite, und wer sich sehr lange Zeit ausgezeichnet beträgt, erste Klasse. Die erste Klasse trägt blanke, die zweite trägt gelbe und die dritte trägt schwarze Knöpfe.«

      »So hast Du also erste Klasse?«

      »Ja; aber nicht, weil ich mich lange Zeit gut geführt habe, denn ich bin noch nicht sehr lange hier, sondern der Direktor berücksichtigt mich, weil ich draußen etwas Vornehmes gewesen bin. Das Amt eines Badewärters ist auch ein Vorzug. Es ist ein Vertrauensposten, weil ich da mit jedem Gefangenen zu sprechen komme. Ich kann also den Gefangenen sehr viel nützen. Willst Du mir einen Gefallen thun?«

      »Ja. Welchen?«

      »Du sollst mir einem andern Gefangenen ein paar Zeilen geben.«

      »Die schreibst Du erst?«

      »Nein; dazu wäre jetzt keine Zeit. Ich habe sie bereits fertig, für den Fall, daß ich Einen finde, der bereit ist, sie mir zu besorgen.«

      »Komme ich denn mit ihm zusammen?«

      »Ja. Du kommst gleich von hier weg zum Anstaltsarzte, der Dich zu untersuchen hat. Bei ihm sitzt ein Gefangener, der seinen Schreiber macht. An ihn hast Du das Billet zu geben.«

      »Wird es Niemand sehen?«

      »Nein. Er kennt mein Zeichen und sieht jeden aufmerksam an. Wenn Du die Jacke ausziehest, so niesest Du und wischest Dir dann mit der linken Hand das rechte und mit der rechten das linke Auge zu. Er wird sofort hinkommen und Dich mit entkleiden helfen. Dabei nimmt er das Papier an sich, welches ich Dir nachher unter das Halstuch binden werde. Es wird Dir nützlich sein. Wer Kaffee oder sonst etwas Außergewöhnliches haben will, muß den Arzt bitten, dieser gibt dem Schreiber seine Entscheidung, und was dieser schreibt, das gilt und wird nicht mehr kontrolirt. Da kann es vorkommen, daß er viel mehr schreibt, als er eigentlich sollte, oder sogar daß er einem etwas notirt, der um gar nichts gebeten hat. Bekommst Du also einmal etwas, so sage nur zum Aufseher, Du hättest den Arzt СКАЧАТЬ