Die Juweleninsel. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Juweleninsel - Karl May страница 13

Название: Die Juweleninsel

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ mit der heiligen Mutter Gottes abzumachen! Man soll der Jugend die Scheriagen nicht allzu sehr verkürzen, sonst zieht man sich Schwächlinge oder Duckmäuser heran. Uebrigens frappirte mich seine außerordentliche Aehnlichkeit mit einem Burschen, für den ich ihn wirklich ganz und gar gehalten habe. Sie lesen die Zeitungen?«

      »Ein wenig.«

      »Haben Sie mein Fallumer Abenteuer mit dem General von Helbig gefunden?«

      »Allerdings. Ich begreife die geradezu riesenhafte Rücksichtslosigkeit nicht, mit welcher die dortigen Behörden diesen schauderhaften Fall behandelten. Ein Prinz von Süderland gegen einen schmutzigen Fischerjungen, öffentlich verhandelt und endlich gar in Strafe genommen. Solche Richter verdienen durchgepeitscht zu werden!«

      »Eigenthümlich genug war es. Ich zeigte den Jungen an, und mich zeigte der General an; ich wurde zu einer mehrmonatlichen Gefängnißstrafe verurtheilt, von welcher ich mich nur auf dem Gnadenwege zu befreien vermochte, und den jungen sprach man frei, so daß ich noch die Untersuchungskosten zu tragen hatte. Das sind norländische Zustände, hahaha! Seit dort ein Schmiedesohn Kronprinz und ein Zigeunerbankert Herzog von Raumburg geworden ist, gilt königliches Geblüt noch weniger als Vagabundensaft. Und solchem obskuriösen Volke gibt man meine Schwester Asta zum Weibe!«

      »Ist es wahr, daß General Helbig diesen Fischerbuben adoptirt hat?«

      »Adoptirt nicht, doch beinahe so. Er hat ihn und seine Mutter zu sich genommen, um für seine Erziehung zu sorgen. Es wird eines schönen Tages die Zeit kommen, in welcher ich mit diesem Volke Abrechnung halte! Doch wie steht es mit der Komtesse?«

      »Gesund ist sie, ob aber gefüger geworden kann ich nicht sagen.«

      »Wo ist sie?«

      »Im Gärtchen jetzt.«

      »Wer verkehrt mit ihr?«

      »Nur ich und meine Frau, wie Ew. Hoheit streng befohlen haben.«

      »Ich werde sie aufsuchen. Doch, apropos, da fällt mir ein: in der Höllenmühle ist ein neuer Besitzer?«

      »Ja, ein Norländer Namens Uhlig.«

      »Was sind es für Leute?«

      »Sie sind, was man so stille und arbeitssame Menschen zu nennen pflegt. Er versteht sein Handwerk aus dem Fundamente und ist ein ausgezeichneter Landwirth, wie es den Anschein hat. Besseres Brod und Mehl als bei ihm hat es noch nicht gegeben.«

      »So kaufen Sie auch jetzt noch in der Hölle?«

      »Ja.«

      »Auch die Patres?«

      »Nein. Der Müller ist Protestant, daher mag der Bruder Proviantmeister nichts mit ihm zu thun haben.«

      »Hat Uhlig Kinder?«

      »Eines, eine Tochter.«

      »Ledig?«

      »Verlobt.«

      »Mit wem?«

      »Habe es zufällig gehört. Mit einem Hauslehrer drüben in ihrer Heimath. Er wird nächstens auf Besuch kommen.«

      »Aber ob er sie finden wird!«

      Diese Worte waren in einem so eigenthümlichen Tone gesprochen, daß der Schloßvogt ihn anblickte, doch zeigte seine Miene keineswegs eine Ueberraschung.

      »Ah, der gnädige Herr haben das Mädchen bereits gesehen?«

      »Ja, vorhin.«

      »Ich kenne den Geschmack Ew. Hoheit und hatte mir vorgenommen, Sie auf diese schöne Müllerstochter aufmerksam zu machen.«

      »Ist noch Platz?«

      »Hm, Zwei ist gefährlich und könnte die Sache verrathen!«

      »Sie unbemerkt heraufzubekommen kann doch unmöglich schwierig sein!«

      »Das nicht; aber sie würde mit der Komtesse zusammen kommen, was gar nicht zu vermeiden ist, und das mindert die Sicherheit. Hoheit müßten sich entschließen, sie in einem der alten Verließe unterzubringen, im Falle sie sich obstinat zeigt.«

      »Das wird sie allerdings thun, wie ich es aus Erfahrung weiß.«

      »Sollten der gnädige Herr bereits mit ihr gesprochen haben?«

      »Mit ihr und ihrem Vater. Ich forderte einen Kuß von ihr, wurde aber zu einem sehr schmählichen Rückzuge getrieben. Wäre ich länger geblieben, so glaube ich, man hätte mich fortgeprügelt.«

      »Auf diese Weise ist man Ihnen begegnet? Hoheit, ich stehe zu Diensten!«

      »Das versteht sich ganz von selbst. Ehe ich mich aber zu irgend einem Schritte entschließe, werde ich mit der Komtesse sprechen. Vor allen Dingen merken Sie sich, daß von meiner Anwesenheit hier so wenig wie möglich verlautet. Ich will ungestört sein.«

      Da, wo der Basaltfelsen von dem Schloßplateau jäh und senkrecht zur Tiefe fiel, lag hinter der hohen Umfassungsmauer der Burg ein kleines Gärtchen, in welchem die Edelfrauen früherer Jahrhunderte wohl einige der ihnen nothwendigsten Küchengewächse gebaut hatten. Der Prinz hatte diesen Platz in einen allerliebsten Blumengarten umwandeln lassen. Zwar war er rings von hohen starken Mauern umgeben, aber in das äußere Gemäuer, welches sich auf die scharfe Kante des Felsens stützte, hatte man einige Schießscharten ähnliche Oeffnungen angebracht, durch welche ein Ausguck weit in das Land hinein ermöglicht wurde.

      Vor einer dieser Oeffnungen stand eine mit weichem Moose bedeckte Bank, welche von einem dichten, Schatten spendenden Epheu laubenartig überwölbt wurde. Auf dieser Bank saß eine junge Dame, welche vielleicht zweiundzwanzig Jahre zählen mochte. Sie trug ein einfaches weißes Negligékleid, welches sich schlafrockähnlich um die üppig vollen Formen legte und nur mit einem schmalen blauseidenen Gürtel um die Taille befestigt war. Ein reiches lichtblondes Haar fiel in reizender Unordnung von dem schönen Köpfchen auf die weichen Schultern nieder, deren reines Weiß verführerisch durch den transparenten Stoff schimmerte; Nacken und Hals waren unbedeckt und auch die Aermel waren bis weit hinauf aufgeschlitzt, so daß die herrlich geformten Arme bis beinahe herauf an die Schultern frei zu liegen kamen. Der dünne Stoff legte sich verrätherisch eng an die Hüften und Beine, und die kleinen niedlichen Füßchen waren nur mit türkischen Pantoffeln bekleidet, so daß es ganz den Anschein hatte, als sei diese Dame eine jener Phrynen, welche es verstehen, durch eine raffinirte Toilette ihre Reize zu verdoppeln und ihr Opfer unwiderstehlich zu fesseln, wie die Schlange, welche mit ihrem Blicke den unschuldigen Vogel bezaubert, daß er ihr nicht zu entfliehen vermag.

      Blickte man aber in dieses schöne reine Angesicht, in diese kindlich treuen vertrauensvollen Augen, so war es geradezu unmöglich zu glauben, daß dieses süße Wesen einer solchen Berechnung fähig sei. Man hätte vielmehr annehmen mögen, daß die Dame ein solches Gewand ä la Kleopatra nicht aus eigenem und freiem Antriebe gewählt habe, sondern durch irgend welche Umstände gezwungen worden sei es anzulegen. Auf ihrer reinen klaren Stirn schien eine Falte des Trübsinns sich gewaltig Bahn brechen zu wollen; die Winkel des kleinen Mundes waren mit einer gewissen Strenge nach unten gezogen, und der Blick suchte in dieser Schwermuth durch die Mauerspalte die Ferne, in welcher sich der Aether zu einem immer dunkleren Blau verdichtet. Dieses Blau, dieses tiefe, feuchte, thränenschwangere Blau hatten auch die Augen, aus denen eine Sehnsucht sprach, welche vielleicht ohne Hoffnung war.

      Da wurden СКАЧАТЬ