Der Schut. Karl May
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Название: Der Schut

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Schweig, du Sohn einer Hündin! Ich habe nie im Leben eine Tochter gehabt. Deine Zunge hängt voll Lügen, wie die Nessel voll von Raupen. Meinst du denn, ich wisse nicht, wer dein Herr ist, dem ich die Qualen der zehntausend Höllen wünsche? Trägt er nicht das Hamaïl noch heute an seinem Hals, obgleich er ein verfluchter Sohn der Ungläubigen ist? Ich habe es bisher verschwiegen, denn ich wollte die Rache allein genießen. Aber deine Lüge ist so groß, daß sie mir in den Ohren brennt. Ich muß nun sagen, was ich weiß, und darf nicht länger schweigen.«

      »Was ist's, was ist's?« fragten die Andern.

      »Wisset, ihr Leute, daß dieser Fremde nichts ist als ein verfluchter Riswaidschi (* Schänder.) der Erazü mübarek (** Heilige Orte.)! Ich habe ihn in Mekka gesehen, in der Stadt der Anbetung. Er wurde erkannt; ich stand neben ihm und streckte die Hand zuerst nach ihm aus, aber der Scheïtan stand ihm bei, daß er entkam. Und dieser Hadschi Halef Omar war bei ihm und hat ihm geholfen, das größte Heiligtum der Moslemin mit dem Blick eines Christenhundes zu besudeln. Ich habe die Gesichter dieser beiden nie vergessen und sie wieder erkannt, als ich als Krüppel an der Straße von Ostromdscha saß und sie an mir vorüberritten. Laßt euch nicht mit frechen Lügen beträufeln, sondern nehmt fürchterliche Rache für diese Freveltat. Ich habe gesonnen und gesonnen, welche Strafe diese Frevler erleiden müssen, aber ich habe keine Züchtigung gefunden, welche mir groß genug erschien. Darum schwieg ich bis jetzt.«

      Er hatte schnell und übereifrig gesprochen, wie Einer, der im Fieber liegt. Dann stöhnte er laut, denn die Schmerzen seiner Wunde übermannten ihn. Es war ganz genau so, wie ich gesagt hatte: man hatte ihn im Schlafzimmer untergebracht.

      Und nun wurde es plötzlich hell in mir. Also darum war mir sein hageres, charakteristisches Gesicht so bekannt gewesen! Darum war es mir wie träumend vorgekommen: ein Meer von Menschen, empört und erregt, und inmitten dieses Meeres diese eine Gestalt, die langen, dürren Arme nach mir ausstreckend und die Knochenfinger krallend, wie ein Raubvogel, welcher auf seine Beute schießt! In Mekka war es gewesen, wo ich ihn gesehen hatte. Sein Bild hatte sich, mir unbewußt, meinem Gedächtnis eingeprägt, und als ich ihn dann in Ostromdscha wiedersah, ahnte ich wohl, ihm schon einmal begegnet zu sein, konnte mich aber nicht des Ortes erinnern, an welchem dies geschehen war.

      Nun verstand ich auch den haßerfüllten Blick, den er in Ostromdscha auf mich geworfen hatte, und die feindselige Art und Weise, in welcher ich von ihm behandelt worden war.

      Seine Worte brachten die von ihm erwartete Wirkung hervor. Diese Menschen waren Verbrecher, aber sie waren auch Moslemim, und wenn Manach el Barscha auch gesagt hatte, daß er sich aus dem Propheten nichts mache, so war dies doch nicht wörtlich zu nehmen. Der Gedanke, ich sei ein Christ und habe die heilige Kaaba entweiht, rief ihre tiefste Empörung hervor. Und daß Halef sich bei mir befunden und also an dieser Todsünde teilgenommen hatte, das erfüllte sie mit einem Rachegefühl, welches für ihn weder Gnade noch Barmherzigkeit übrig ließ.

      Kaum hatte der Mübarek ausgesprochen, so sprangen die am Tisch Sitzenden auf, und auch Suef schnellte vom Boden empor, wie von einer Natter gestochen.

      »Lügner!« brüllte er, indem er mit dem Fuß nach Halef stieß. »Verdammter Lügner und Verräter seines eigenen Glaubens! Hast du den Mut, zu sagen, daß der Mübarek nicht die Wahrheit gesprochen habe?«

      »Ja, rede!« schrie auch einer der Aladschy. »Rede, oder ich zermalme dich hier zwischen diesen meinen Fäusten! Bist du in Mekka gewesen?«

      Halef verzog keine Miene. Der kleine Hadschi war wirklich ein mutiger Mann. Er antwortete:

      »Was regt ihr euch auf? Warum tut ihr, als ob der Raubvogel unter die Enten gefahren sei? Seid ihr Männer oder Kinder?«

      »Mensch, beleidige uns nicht!« rief Manach el Barscha. »Deine Strafe wird schon ohnedies eine fürchterliche sein. Willst du sie noch entsetzlicher machen dadurch, daß du unsern Zorn verdoppelst? Antworte also: bist du in Mekka gewesen?«

      »Muß ich denn nicht dort gewesen sein, da ich doch ein Hadschi bin?«

      »Und war dieser Kara Ben Nemsi mit dir dort?«

      »Ja.«

      »Er ist ein Christ?«

      »Ja.«

      »Er ist also kein Königssohn aus Indien?«

      »Nein.«

      »So hast du uns belogen! Heiligtumsschänder! Das sollst du büßen, und zwar jetzt. Wir werden dich knebeln, daß du keinen Laut auszustoßen vermagst, und dann soll die Marter beginnen. Konakdschi, gib etwas her, womit wir ihm den Mund verstopfen.«

      Der Wirt ging und kehrte im Augenblick mit einem Tuche zurück.

      »Sperre das Maul auf, Hund, daß wir dir den Knebel hineinschieben!« gebot Barud el Amasat, das Tuch nehmend und sich zu Halef niederbeugend. Und da der Hadschi diesem Befehle nicht Folge leistete, fügte er hinzu: »Oeffne, sonst breche ich dir die Zähne mit der Klinge auseinander!«

      Er kniete neben dem Hadschi nieder und riß sein Messer aus dem Gürtel. Jetzt war es die höchste Zeit, der Sache ein Ende zu machen.

      »Schlagt zu!« sagte ich.

      Ich hatte den umgekehrten Stutzen bereits stoßbereit in die Hände genommen. Ein Hieb, und zwei Bretter des Ladens flogen in die Stube. Zu beiden Seiten von mir schlugen auch Osko und Omar zu, so daß die andern Teile des Ladens nachfolgten. Im Nu hatten wir die Gewehre umgedreht und die Mündungen derselben nach der Stube gerichtet.

      »Halt! Rührt euch nicht, wenn ihr nicht unsere Kugeln haben wollt!« rief ich hinein.

      Barud el Amasat, welcher sein Messer über das Gesicht Halefs gehalten hatte, fuhr in die Höhe.

      »Der Deutsche!« rief er erschrocken.

      »Sihdi!« rief Halef. »Schieß' sie nieder!«

      Aber zu schießen wäre Unsinn gewesen, da es keine Ziele für unsere Kugeln mehr gab. Kaum hatten nämlich die Wichte meine Worte gehört und mein Gesicht gesehen, welches sie bei dem Scheine des Lichtes erkennen konnten, so rissen sie ihre Gewehre von dem Haken und rannten zur Stube hinaus, der Wirt mit ihnen.

      »Hinein zu Halef!« gebot ich Omar und Osko. »Bindet ihn los! Löscht aber das Licht aus, damit ihr nicht etwa den feindlichen Kugeln ein Ziel bietet. Bleibt ruhig in der Stube, bis ich komme!«

      Sie gehorchten sofort.

      »Du kannst mich hier erwarten,« sagte ich zu dem Schäfer und eilte der Mauer entlang nach der Ecke, um welche wir vorhin gekommen waren, und huschte dann zwischen den jungen Fichten und dem Hause bis an die vordere Seite desselben.

      Was ich vermutet hatte, geschah. Ich sah trotz der Dunkelheit mehrere Gestalten auf mich zukommen und trat schnell zurück, um mich unter die niedersten Aeste der Fichten zu verkriechen. Kaum lag ich da, so kamen sie: Manach, Barud, die Aladschy, Suef und der Wirt.

      »Vorwärts!« kommandierte Barud leise. »Sie stehen noch am Laden. Das Licht muß aus der Stube auf sie fallen und sie beleuchten. Wir sehen sie also und schießen sie nieder.«

      Er war der Vorderste von ihnen. Als er die Ecke erreichte und an der hintern Seite des Hauses hinabblicken konnte, blieb er stehen.

      »Verdammt!« sagte er. »Man sieht nichts. Das Licht ist fort. Was ist zu tun?«

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