Der Schut. Karl May
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Название: Der Schut

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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      »Dieser mein Begleiter, Hadschi Halef Omar, wird dir fünfzig Piaster schenken.«

      Halef zog sofort den Beutel und hielt ihr ein halbes Pfundstück hin.

      »Herr,« fragte sie ganz verblüfft, »willst du etwa den Schaden bezahlen, welchen deine Feinde anrichten?«

      »Nein, das kann ich nicht, denn ich besitze nicht den Reichtum des Padischah; aber für eine Ziege können wir dir sorgen. Nimm das Geld!«

      »So freue ich mich, dir getraut und euch mein Haus und meinen Mund nicht verschlossen zu haben. Gesegnet sei euer Kommen, und gesegnet sei euer Gehen; gesegnet sei jeder eurer Schritte, und alles, was ihr tut!«

      Wir verabschiedeten uns von den Leuten, welche uns ihre Dankesworte für die erhaltene Gabe noch weit nachriefen, und kehrten zu dem Ausgangspunkt unsers kleinen Abstechers zurück, um dann der ursprünglichen Richtung wieder zu folgen.

      Wir kamen zunächst weiter durch offenes Land, wo nur hier oder da ein einzelner Baum zu sehen war. Unser vorher so munterer Führer war sehr nachdenklich geworden. Als ich ihn nach der Ursache fragte, antwortete er:

      »Herr, ich habe die Gefahr, in welcher ihr euch befindet, gar nicht so schwer genommen, wie sie ist. Erst jetzt erkenne ich, in welch einer schlimmen Lage ihr seid. Das macht mir Sorge. Wenn eure Feinde ganz unerwartet aus dem Hinterhalt über euch herfallen, seid ihr verloren.«

      »Das glaube ich nicht; wir würden uns wehren.«

      »Du hast ja gar keine Idee, mit welcher Sicherheit hierzulande der Czakan geworfen wird, und kein Mensch ist im stande, einen auf ihn geschleuderten Czakan abzuwehren.«

      »Nun, ich kenne einen, der es vermag,« erwiderte ich.

      »Das glaube ich nicht. Wer soll das sein?«

      »Ich selbst.«

      »Oh, oh!« lächelte er, indem er mich von der Seite anblickte. »Es ist jedenfalls nur ein Scherz gewesen.«

      »Es war sehr ernst gemeint. Der Mann hatte es auf mein Leben abgesehen.«

      »Das begreife ich nicht. Jedenfalls hat er nicht mit dem Czakan umzugehen gewußt. Gehe in die Berge; da kannst du Meister dieser fürchterlichen Waffe sehen. Lasse dir von einem echten Skipetaren oder gar von einem Miriditen zeigen, wie das Beil gehandhabt wird, und du wirst staunen.«

      »Nun, der Mann, mit welchem ich es zu tun hatte, war ein Skipetar, sogar ein Miridit.«

      Er schüttelte ungläubig den Kopf und fuhr fort:

      »Wenn es dir gelungen ist, seinen Czakan zu parieren, so ist er dann dir gegenüber waffenlos gewesen, und du hast ihn besiegt?«

      »Allerdings. Er hat sich in meiner Gewalt befunden, und ich schenkte ihm das Leben. Er gab mir dafür sein Beil, das hier in meinem Gürtel steckt.«

      »Ich habe diesen Czakan bereits lange heimlich bewundert. Es ist ein außerordentlich schöner Czakan, und ich dachte, du hättest ihn irgendwo gekauft, um recht kriegerisch zu erscheinen. Trotzdem ist er unnütz in deiner Hand, denn du verstehst nicht, mit ihm zu werfen. Oder hättest du dich bereits in dieser Kunst versucht?«

      »Nicht mit einem Czakan, sondern mit andern Beilen.«

      »Wo ist das gewesen?«

      »Weit von hier, in Amerika, wo es wilde Völker gibt, deren Lieblingswaffe das Beil ist. Von ihnen habe ich den Gebrauch desselben gelernt, und es wird dort Tomahawk genannt.«

      »Aber ein Wilder kommt einem Miridit unmöglich gleich!«

      »Ganz im Gegenteil. Ich glaube nicht, daß ein Skipetar seinen Czakan so geschickt zu schleudern versteht, wie ein Indianer seinen Tomahawk. Der Czakan wird in gerader, der Tomahawk aber in der Linie des Bogens geworfen.«

      »Sollte das wirklich jemand zu tun vermögen?«

      »Jeder rote Krieger vermag es, und auch ich.«

      Seine Wangen hatten sich gerötet, und seine Augen leuchteten. Jetzt hielt er sein Pferd an, stellte es quer vor das meinige, so daß auch ich zum Anhalten gezwungen war, und sagte:

      »Effendi, du mußt verzeihen, daß ich so eifrig bin. Was bin ich gegen dich! Und dennoch wird es mir schwer, deinen Worten zu glauben. Ich will dir gestehen, daß ich ein Czakanwerfer bin, der es mit jedem andern aufnimmt. Darum weiß ich, welche Jahre der Uebung es erfordert, Meister dieser Waffe zu werden. Leider habe ich mein Beil nicht bei mir.«

      »Ich habe freilich noch nie einen Czakan geworfen,« lautete meine Antwort, »aber ich denke, wenn ich auch das erste oder zweite Mal das Ziel verfehle, der dritte Wurf würde gelingen.«

      »Oh, oh, Herr, denke das nicht!«

      »Ich denke es, und ich würde das Beil kunstreicher werfen, als du.«

      »Wie so?«

      »Wenn ich es werfe, so streift die Waffe eine Strecke weit ganz unten am Boden hin, dann steigt sie in die Höhe, macht einen Bogen, senkt sich nieder und trifft ganz genau dort auf, wo es meine Absicht war, zu treffen.«

      »Das ist ja ganz und gar unmöglich!«

      »Es ist wirklich so.«

      »Effendi, ich nehme dich bei deinem Wort. Wenn ich viel Geld bei mir hätte, würde ich dich auffordern, zu wetten.«

      Er war vom Pferde gestiegen. Es hatte ihn eine solche Begeisterung ergriffen, daß es mir innerlich Spaß bereitete.

      »Armer Teufel!« sagte Halef, indem er eine seiner stolzen Armbewegungen machte.

      »Wen meinst du damit?« fragte ihn Israd.

      »Dich natürlich.«

      »So meinst du etwa, daß dein Effendi die Wette gewinnen würde?«

      »Ganz gewiß.«

      »Hast du ihn einmal den Czakan werfen sehen?«

      »Nein, aber was er will, das kann er. Sihdi, ich rate dir, mit diesem jungen Mann zu wetten. Er wird bezahlen und dich um Verzeihung bitten müssen.«

      Es war eigentlich ein kleiner Unsinn, auf den Vorschlag Israds einzugehen. Wenn wir uns wegen dieser Spielerei hier verweilten, ging uns die Zeit verloren. Aber es kam auf einige Minuten doch nicht an, und sodann war ich selbst neugierig, ob es mir gelingen werde, mit dem Czakan dasselbe auszuführen, wie mit dem Tomahawk. Dieser Versuch war gar nicht überflüssig, denn es konnte sich jeden Augenblick die Veranlassung ergeben, in vollem Ernst zu dem Beil zu greifen. Da war es gut, zu wissen, ob ich mit demselben umzugehen verstehe. Darum fragte ich den Führer:

      »Wie viel Geld hast du denn bei dir?«

      »Fünf oder sechs Piaster nur.«

      »Ich setze hundert Piaster dagegen. Welche Bedingungen stellen wir auf?«

      »Hm!« antwortete er nachdenklich. »Du hast noch nie mit einem Czakan geworfen und ich bin den deinigen nicht gewohnt. Es wird also geraten sein, daß wir erst einige Versuchswürfe machen, vielleicht СКАЧАТЬ