Der Schatz im Silbersee. Karl May
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Название: Der Schatz im Silbersee

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ euch meine Gedanken und Gefühle zu beschreiben. Die Worte Wut und Grimm sagen gar nichts, es gibt eben kein passendes Wort. Ich war wie wahnsinnig und konnte mich doch nicht rühren, nicht bewegen. Also endlich kam ich an die Reihe. Ich wurde aufgerichtet und angebunden. Die Schläge, welche ich nun erhielt, habe ich nicht gefühlt. Meine Seele befand sich in einem Zustande, in welchem sie auf die körperlichen Schmerzen gar nicht achthaben konnte. Ich weiß nur, daß plötzlich vom Maisfelde her ein lauter Ruf erscholl und daß, als dieser von den Rafters nicht augenblicklich beachtet wurde, ein Schuß fiel. Ich war ohnmächtig geworden.«

      »Ach, es kamen zufällig Leute, welche dich retteten!«

      »Leute? Nein, denn es war nur einer. Er kannte natürlich die Verhältnisse nicht und hatte gemeint, daß ein Dieb oder sonstiger Verbrecher gezüchtigt werde. Aus der Haltung meines Kopfes hatte er schon von weitem gesehen, daß mein Leben keinen Penny wert sei, wenn er nicht schon aus der Ferne Einhalt thue. Darum sein Ruf und sein Schuß. Er hatte nur einen Warnungsschuß gethan, also in die Luft geschossen, da er nicht geglaubt hatte, es mit Mördern zu thun zu haben. Als er dann rasch herbeikam, erkannte ihn einer der Kerls und rief erschrocken seinen Namen. Feig morden hatten sie gekonnt; aber sie, sechs Personen, es mit diesem einen aufzunehmen, dazu fehlte ihnen der Mut. Sie rannten davon; indem sie das Haus als Deckung benutzten, um nach dem Walde zu entkommen.«

      »Dann muß der Ankömmling ein hochberühmter und gefürchteter Westmann gewesen sein.«

      »Westmann? Pshaw! Ein Indianer war‘s. Ja, Leute, ich sage euch, daß ein Roter mich rettete!«

      »Ein Roter? Der so gefürchtet war, daß sechs Rafters vor ihm davonliefen? Unmöglich!«

      »Zweifle nicht! Auch du würdest, wenn du ein böses Gewissen hättest, alles im Stiche lassen, um vor ihm zu entkommen, denn es war kein andrer als Winnetou.«

      »Winnetou, der Apache? Good lack! Ja, dann ist‘s freilich zu glauben. Aber war der denn schon damals so bekannt?«

      »Er stand freilich erst im Anbeginne seines Ruhmes, aber der eine Rafter, welcher den Namen rief und dann ausriß, hatte ihn wohl schon auf eine Weise kennen gelernt, die ihm ein zweites Zusammentreffen nicht erwünscht sein ließ. Überdies, wer Winnetou nur ein einziges Mal gesehen hat, der weiß, welchen Eindruck sein bloßes Erscheinen macht.«

      »Aber er hat die Kerls entwischen lassen?«

      »Einstweilen, ja. Oder hättest du es etwa anders gemacht? Aus ihrer eiligen Flucht erkannte er zwar, daß sie ein böses Gewissen hatten, aber die eigentlichen Umstände wußte er doch nicht. Dann sah er mich hängen und die losgebundenen Leichen, die er vorher nicht hatte bemerken können, am Boden liegen. Nun wußte er freilich, daß ein Verbrechen geschehen war; aber er konnte den Fliehenden nicht nach, weil er sich vor allen Dingen meiner anzunehmen hatte. Dabei war auch gar nichts versäumt, denn ein Winnetou weiß seine Leute auch später mit Sicherheit zu finden. Als ich erwachte, kniete er neben mir, gerade wie der Samariter in der heiligen Schrift. Er hatte mich von den Fesseln und dem Knebel befreit, verbot mir aber, zu sprechen, eine Untersagung, auf welche ich nicht achtete. Ich fühlte wahrhaftig keine Schmerzen und wollte auf und fort, um mich zu rächen. Er gab das nicht zu, schaffte mich und die Leichen in das Haus, wo ich mich, falls die Rafters es sich einfallen lassen sollten, wiederzukommen, leicht ihrer erwehren konnte, und ritt dann zum nächsten Nachbar, um eine pflegende und helfende Hand zu holen. Ich sage euch, daß dieser Nachbar über dreißig Meilen von mir wohnte und daß Winnetou noch nie in dieser Gegend gewesen war. Er fand ihn doch, obgleich er erst des Abends dort ankam, und brachte ihn und den Knecht gegen Morgen zu mir. Dann verließ er mich, um die Spuren der Mörder zu verfolgen. Ich mußte ihm heilig versprechen, nicht eigenmächtig zu handeln, da dies zwecklos sei. Er blieb über eine Woche aus. Ich hatte indessen meine Toten begraben und dem Nachbar Auftrag gegeben, meinen Besitz zu verkaufen. Meine zerschlagenen Glieder waren noch nicht heil; aber ich hatte mit wahren Schmerzen auf die Rückkehr des Apachen gewartet. Er war den Rafters gefolgt, hatte sie des Abends belauscht und gehört, daß sie nach dem Smoky-hill-Fort wollten. Gezeigt hatte er sich ihnen nicht, ihnen auch nichts gethan, da die Rache nur die meine war. Als er sich von mir verabschiedet hatte, nahm ich die Büchse, stieg auf das Pferd und ritt fort. Das Übrige wißt ihr bereits oder könnt es euch denken.«

      »Nein, wir wissen es nicht und denken es uns auch nicht. Erzähle nur weiter, erzähle! Warum ist Winnetou nicht mit dir gegangen?«

      »Jedenfalls weil er noch andres und Besseres zu thun hatte. Oder hatte er vielleicht noch nicht genug gethan? Und weitererzählen werde ich nicht. Ihr könnt euch denken, daß mir das kein Vergnügen sein kann. Die fünf sind ausgelöscht, einer nach dem andern; der sechste und schlimmste ist mir entkommen. Er war Rafter und ist vielleicht noch bei diesem Geschäfte; darum bin ich auch Rafter geworden, weil ich denke, daß ich ihn auf diese Weise am sichersten einmal treffen kann. Und nun — — behold! Was für Personen sind denn das?«

      Er sprang auf, und die andern folgten seinem Beispiele, denn soeben waren zwei in bunte Decken gehüllte Gestalten aus dem Dunkel des Waldes in den Lichtkreis des Feuers getreten. Es waren Indianer, ein alter und ein junger. Der erstere hob beruhigend die Hand und sagte: »Nicht Sorge haben, denn wir nicht Feinde sind! Arbeiten hier Rafters, welche schwarzen Tom kennen?«

      »Ja, den kennen wir,« antwortete der alte Blenter.

      »Er für euch fort, um zu holen Geld?«

      »Ja, er soll kassieren und kann in einer Woche wieder bei uns sein.«

      »Er noch eher kommen. Wir also bei richtige Leute, bei Rafters, welche wir suchen. Feuer klein machen, sonst weit sehen. Und auch leise sprechen, sonst weit gehört werden.«

      Er warf die Decke ab, trat an das Feuer, riß die Brände auseinander, verlöschte sie und ließ nur einige weiterbrennen. Der junge Indianer half ihm dabei. Als das geschehen war, warf er einen Blick in den Kessel, setzte sich nieder und sagte: »Uns Stück Fleisch geben, denn wir weit geritten und nicht gegessen; großen Hunger haben.«

      Sein so selbständiges Beginnen erregte natürlich das Erstaunen der Rafters. Der alte Missourier gab demselben Ausdruck, indem er fragte: »Aber, Mann, was fällt dir ein! Wagst dich zu uns heran, sogar des Nachts und obgleich du ein Roter bist! Und thust genau so, als ob dieser Platz nur dir gehörte!«

      »Wir nichts wagen,« lautete die Antwort. »Roter Mann muß nicht sein schlechter Mann. Roter Mann sein guter Mann. Bleichgesicht wird das erfahren.«

      »Aber wer bist du denn? Du gehörst jedenfalls nicht einem Flußlands- und Prairiestamme an. Nach deinem Aussehen muß ich vielmehr vermuten, daß du aus Neumexiko kommst und vielleicht ein Pueblo bist.«

      »Komme aus Neumexiko, bin aber kein Pueblo. Bin Tonkawahäuptling, heiße »der große Bär«, und dies mein Sohn.«

      »Was, »der große Bär«?« riefen mehrere Rafters überrascht, und der Missourier fügte hinzu. »So ist dieser Knabe also »der kleine Bär«?«

      »So richtig!« nickte der Rote.

      »Ja, das ist etwas andres. Die beiden Tonkawabären sind überall willkommen. Nehmt euch Fleisch und Met, ganz wie es euch beliebt und bleibt bei uns, solange es euch gefällt. Was aber führt euch denn in diese Gegend?«

      »Wir kommen, um Rafters warnen.«

      »Warum? Gibt es für uns eine Gefahr?«

      »Große Gefahr.«

      »Welche denn? Sprich!«

      »Tonkawa erst essen und Pferde holen, dann reden.«

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