Der Schatz im Silbersee. Karl May
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Название: Der Schatz im Silbersee

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Diejenige Art aber, welche für uns Bleichgesichter die wichtigste ist, gilt als eine Empfehlung dessen, der es erhalten hat. Die Empfehlung kann je nach ihrer Art und Weise, also nach dem Grade ihrer Wärme, eine verschiedene sein. Laßt mich doch einmal das Leder sehen.«

      Das Mädchen gab es ihm und er betrachtete es genau.

      »Könnt Ihr denn diese Zeichen enträtseln, Sir?« fragte Butler.

      »Ja,« nickte Old Firehand. »ich bin so oft und so lange bei den verschiedensten Stämmen gewesen, daß ich nicht nur ihre Dialekte spreche, sondern auch ihre Schriftzeichen verstehe. Dieses Totem ist ein höchst wertvolles, wie selten eins verschenkt wird. Es ist im Tonkawa abgefaßt und lautet: ›Schakhe-i-kauvan-ehlatan, henschon-schakin hen-schon-schakin schakhe-i-kauvan-ehlatan, he-el ni-ya.‹ Diese Worte heißen, genau übersetzt: ›Sein Schatten ist mein Schatten, und sein Blut ist mein Blut; er ist mein älterer Bruder.‹ Und darunter steht das Namenszeichen des jungen Bären. Die Bezeichnung »älterer Bruder« ist noch ehrenvoller als bloß »Bruder«. Das Totem enthält eine Empfehlung, wie sie wärmer nicht gedacht werden kann. Wer dem Besitzer desselben etwas zuleide thut, hat die strengste Rache des großen und des kleinen Bären und aller ihrer Freunde zu erwarten. Wickelt das Totem gut ein, Sir, damit die rote Farbe der Zeichen sich erhält. Man weiß nicht, welche großen Dienste es Euch erweisen kann, da wir in die Gegend wollen, wo die Verbündeten der Tonkawa wohnen. An diesem kleinen Lederstückchen kann das Leben vieler Menschen hängen.« —

      Der Steamer hatte während des Nachmittags Ozark, Fort Smith und Van Buren passiert und erreichte jetzt den Winkel, in welchem das Bett des Arkansas eine entschiedene Bewegung nach Norden macht. Der Kapitän hatte verkündet, daß man ungefähr zwei Stunden nach Mitternacht Fort Gibson erreichen werde, wo er bis morgen liegen bleiben müsse, um sich nach dem weiteren Wasserstande zu erkundigen. Um bei der Ankunft dort munter zu sein, legten sich die meisten Reisenden sehr zeitig schlafen, denn es stand zu erwarten, daß man in Fort Gibson gleich bis zum Morgen wach bleiben werde. Das Deck leerte sich gänzlich von den Kajütenpassagieren, und auch der Salon enthielt nur wenige Personen, welche bei Schach und andern Spielen saßen. In dem daranstoßenden Rauchsalon saßen nur drei Personen, nämlich Old Firehand, Tom und Droll, welche sich ungestört von andren, über ihre Erlebnisse unterhielten. Der erstere wurde von den andren beiden mit einer an Ehrfurcht grenzenden Hochachtung behandelt, welche aber nicht verhinderte, daß er über die Verhältnisse und nächsten Absichten der Tante Droll noch nichts Genaues hatte erfahren können. Jetzt erkundigte er sich, wie Droll zu der sonderbaren Bezeichnung Tante gekommen sei. Der Befragte antwortete. »Ihr kennt ja die Gewohnheit der Westmänner, jedem einen Spitz- oder Kriegsnamen zu geben, welcher sich auf eine hervorragende Eigentümlichkeit des Betreffenden bezieht. Ich sehe in meinem Sleeping-gown allerdings einem Frauenzimmer ähnlich, zu welchem Umstande auch meine hohe Stimme paßt. Früher sprach ich im Basse, aber eine riesige Erkältung hat mich um die tiefen Töne gebracht. Da ich nun ferner die Gewohnheit habe, mich eines jeden braven Kerls wie eine gute Mutter oder Tante anzunehmen, so hat man mir den Namen Tante Droll gegeben.«

      »Aber Droll ist doch nicht etwa Euer Familienname?«

      »Nein. Ich bin gern lustig, vielleicht auch ein wenig drollig. Daher der Name.«

      »Darf man nicht vielleicht Euren wirklichen hören. Ich heiße Winter, und Tom heißt Großer; Ihr habt schon gehört, daß wir eigentlich Deutsche sind. Ihr scheint Eure Herkunft aber in tiefes Dunkel hüllen zu wollen.«

      »Ich habe freilich Gründe, nicht davon zu sprechen, aber nicht etwa, weil ich mich über irgend etwas zu schämen hätte. Diese Gründe sind mehr — — geschäftlicher Art.«

      »Geschäftlich? Wie soll ich das verstehen?«

      »Davon vielleicht später. Ich weiß wohl, daß Ihr gern wissen wollt, was ich jetzt im Westen treiben will und warum ich mich dabei mit einem sechzehnjährigen Buben schleppe. Es kommt schon noch die Zeit, in welcher ich es Euch sage. Was nun meinen Namen betrifft, so würde ein Dichter über denselben erschrecken; er ist nämlich ungeheuer unpoetisch.«

      »Schadet nichts. Niemand ist schuld an seinem Namen. Also heraus damit!«

      Droll machte das eine Auge zu, drückte und schluckte, als ob ihn etwas würge, und stieß dann die drei Worte hervor: »Ich heiße — — Pampel.«

      »Was, Pampel?« lachte Old Firehand. »Poetisch ist dieses Wort freilich nicht, und wenn ich lache, so geschieht dies nicht wegen des Namens, sondern wegen des Gesichtes, welches Ihr bei demselben macht. Es sah ja gerade aus, als ob es einer Dampfmaschine bedürfe, um ihn herauszutreiben. Übrigens ist dieser Name, gar nicht selten. Ich habe einen Geheimrat Pampel gekannt, welcher ihn mit großer Würde trug. Aber das Wort ist deutsch, Ihr seid wohl auch von deutscher Abstammung?«

      »Ja.«

      »Und in den Vereinigten Staaten geboren?«

      Da machte Droll sein listigstes und lustigstes Gesicht und antwortete in deutscher Sprache: »Nee, das is mer damals gar nich eingefalle; ich habe mer e deutsches Elternpaar herausgesucht!«

      »Was? Also ein geborener Deutscher, ein Landsmann?« rief Old Firehand.

      »Wer hätte das gedacht!«

      »Das ham Se sich nich denke könne? Und ich habe gemeent, mer sieht mersch sofort an, daß ich als Urenkel der alten Germanen gebore bin. Könne Se vielleicht errate, wo ich meine erschten Kinderschtiefel angetrete und abgeloofe habe?«

      »Natürlich! Ihr Dialekt sagt es mir.«

      »Sagt ersch wirklich noch? Das kann mich außerordentlich freue, denn grad off unsern schönen Dialekt bin ich schtets geradezu versesse gewese, was mer leider schpäter meine ganze Carrière verdorbe hat, wenn‘s nötig is. Nu also, sage Se mal, wo bin ich denn gebore?«

      »Im schönen Herzogtume Altenburg, wo die besten Quarkkäse gemacht werden.«

      »Richtig, im Altenburgschen; Se habe es sofort errate! Und das mit de Käse is ooch sehr wahr; se werde Quärcher genannt, und in Deutschland gibt‘s nich ihresgleiche. Wisse Se, ich hab‘ Se überrasche wolle und darum nich gleich gesagt, daß ich ooch e Landsmann von Ihne bin. Jetzt aber, wo mer so hübsch alleene beisamme sitze, is mersch endlich herausgefahre, und nun wolle mer von unsrer schönen Heimat schpreche, die mer nich aus dem Sinne kommt, obgleich ich schon so lange hier im Lande bin.«

      Es hatte allen Anschein, daß sich nun eine sehr animierte Unterhaltung entwickeln werde, leider aber war das nicht der Fall, denn einige der im Salon gewesenen Herren waren des Spielens satt geworden und kamen jetzt herein, um noch einen tüchtigen »Smoke« zu thun. Sie verwickelten die Anwesenden in ihr Gespräch und nahmen sie so in Anspruch, daß dieselben es aufgeben mußten, ihr Thema festzuhalten. Als man sich später trennte, um schlafen zu gehen, verabschiedete sich Droll von Old Firehand mit den Worten: »Das war jammerschade, daß mer nich weiter rede konnte, doch morgen is noch e Tag, wo mer unser Gespräch fortsetze könne. Gute Nacht, Herr Landsmann, schlafe Se wohl und e bißche rasch, denn nach Mitternacht müsse mer schon wieder off!«

      Jetzt waren alle Kabinen besetzt, und in den Salons wurden die Lichter verlöscht. An Deck brannten nur die beiden vorgeschriebenen Laternen, die eine vorn an der Bugspitze und die andre hinten. Die erstere beleuchtete den Fluß so hell und so weit, daß ein am Ausguck stehender Matrose etwaige im Wasser liegende Hindernisse noch rechtzeitig sehen und melden konnte. Dieser Mann, der Steuermann und der auf dem Deck hin und her spazierende Offizier waren die einzigen Menschen, welche wach zu sein schienen, die Bedienung der Maschine ausgenommen.

      Auch die Tramps lagen da, als ob sie schliefen, in ziemlicher Entfernung von den Matrosen, welche der unten СКАЧАТЬ