Am Jenseits. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Am Jenseits - Karl May страница 22

Название: Am Jenseits

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Ulema‘ (Gelehrter aller Gelehrten), denn in seinem Kopfe befinden sich tausend Fächer, und in jedem Fache stecken über hundert vollständige Wissenschaften, die er auf zweihundertsechzig Medahris (Universitäten) studiert und überwunden hat. Er stammt aus dem Lande des äußersten Moghreb, denn er ist im Wadi Draha geboren, woher bekanntlich die klügsten Leute kommen, und sein Name

      »Kutub!« unterbrach ich ihn.

      »Was? Was meinst du?« fragte er mich, in seinem Eifer nicht an die zwischen uns vereinbarte Bedeutung dieses Wortes denkend.

      »Kutub, Kutub!« wiederholte ich.

      »Wahajahti!« rief er aus, sich jetzt besinnend. »Bei meinem Leben, jetzt habe ich mich versprochen gehabt! Ich hätte mich hinterher und dann dich voransetzen sollen!«

      »Das hast du ja schon getan!«

      »Was? Nein!«

      »Doch! Du hast dann mich vorangesetzt, nämlich dann!«

      »Wallahi fasl – das ist eine sonderbare Geschichte, bei Allah! Verzeihe mir, Effendi! Ich werde es sofort besser machen und wieder von vorn anfangen, indem ich zunächst deinen Namen und dann erst den meinigen nenne!«

      »Das ist nun nicht nötig. Nenne zuerst meinen, und dann lässest du deinen weg, weil du ihn schon genannt hast!«

      »Aber er muß doch unbedingt hinterherkommen, sonst beleidigt es dich!«

      »Aber wenn du ihn noch einmal sagst, so hast du den meinigen nur einmal und den deinigen aber zweimal genannt, was doch noch viel beleidigender ist!«

      »Gut, du sollst deinen Willen haben, weil du aus dem äußersten Moghreb stammst und im Wadi Draha das erste Licht der Welt erblickt hast! Also dein hochberühmter Name lautet Hadschi Akir Schatir el Megarrib Ben Hadschi Alim Schadschi er Rani Ibn Hadschi Dajim Maschhur el Azami Ben Hadschi Taki Abu Fadl el Mukarram.«

      Es war wirklich lustig anzuhören, wie schnell und fehlerlos er diese lange Schlange herunterleierte. Und ebensoviel Spaß machte mir dabei der Anblick der fünfzig Haddedihn, welche die zwei Dutzend Worte leise mitsagten und dabei die Lippen wie kauende Kaninchen bewegten. Da der Münedschi ein Beduine war, hatte ich nicht zu befürchten, daß der Name und die vorhergehende Zurechtweisung ihm lächerlich vorkommen würden. Er hatte mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit zugehört und fragte nun:

      »Bist du vielleicht derselbe Scheik Halef Omar der Haddedihn, welcher vor einigen Jahren den Schatz der Schmuggler in den Ruinen des Birs Nimrud im alten Babylon entdeckt hat?«

      »Ja, der bin ich allerdings!« antwortete der kleine Hadschi mit großem Selbstbewußtsein. »Du weißt also von dieser meiner Ruhmestat? Wo hast du denn davon gehört?«

      »In Meschhed Ali, der heiligen Stätte der Schiiten.«

      »Wann?«

      »Jetzt, als wir dort waren.«

      »Du und El Ghani?«

      »Ja!«

      »Aber ihr seid doch nicht Schiiten!«

      »Nein. El Ghani ging als Gesandter des Großscherifs hin und nahm mich mit.«

      »Darf ich fragen, was er dort sollte?«

      »Das weiß ich nicht; er hat es mir nicht gesagt. Es scheint eine religiöse Angelegenheit gewesen zu sein, von welcher nur der Großscherif und sein Bote wissen durften.«

      »Und dort habt ihr von mir gehört?«

      »Ja. Es waren Perser da, welche euer damaliges Erlebnis ganz genau kannten. Die Schmuggler, weiche von euch ergriffen wurden, sind, anstatt Strafe zu bekommen, mit der Anstellung als Zollbeamte begnadigt worden. Darum verkünden sie euern Ruhm, so oft und so weit sie nur können. So haben auch wir davon erfahren.«

      »Du sagst euer, sprichst also nicht von mir allein?«

      »Weil noch jemand bei dir gewesen ist, ein Effendi aus dem Abendlande. Er war ein Christ und hat Emir Kara Ben Nemsi geheißen. Ist das richtig?«

      »Ja. «

      »In welchem Reiche des Abendlandes ist er geboren?«

      »In Dschermanistan.«

      »Das dachte ich mir allerdings, denn Ben Nemsi ist ja dasselbe wie Sohn von Dschermanistan. War er auch wirklich ein Christ?«

      »Der beste, den es geben kann!«

      »Es wird von ihm erzählt, daß er, obgleich er ein Christ ist, den ganzen Kuran auswendig könne. Ist das wahr?«

      »Ja. »

      »Auch sollen ihm alle Auslegungen desselben besser und vollständiger bekannt sein als muhammedanischen Gelehrten. »

      »Auch das ist richtig.«

      »Ich bin ein armer Mann und habe keinen Besitz; aber wenn ich reich wäre, ich würde gern die Hälfte meines Vermögens dafür geben, wenn ich ihn einmal einige Tage bei mir haben und mit ihm sprechen könnte!

      »Warum?«

      »Weil ich die heilige Schrift der Christen so kenne, wie er den Kuran kennt. Es würde mir eine Wonne sein, mit so einem Manne, wie er zu sein scheint, die wirkliche Wahrheit zu ergründen und ihn zu den Lehren des Islam zu bekehren.«

      Als er dies sagte, holte er tief, sehr tief Atem wie einer, dem die Sache, von weicherer spricht, außerordentlich am Herzen liegt und schon viele Sorgen bereitet hat. Schon das war für seinen Kuran glauben kein günstiges Zeichen, Dazu kam, daß er erst mit mir .,die wirkliche Wahrheit zu erforschen wünschte, sich also noch nicht im Besitze derselben wußte. Wenn er trotzdem davon sprach, mich zum Islam bekehren zu wollen, so war das wohl nur eine Redensart und dazu bestimmt, seine eigene Unsicherheit zu verhüllen. Dieser Mann schien zu den vielen Dürstenden zu gehören, welche die Quelle niemals finden, weil sie blind an ihr vorübergehen. Er kannte ja nach seiner eigenen Behauptung die heilige Schrift und also auch das Wort .Ich bin die Wahrheit und das Leben«, und doch war er bei diesem Brunnen der wahren Weisheit nicht geblieben! Diese meine Folgerungen und Schlüsse zog Halef jedenfalls nicht; er handelte und sprach ja meist nach seinem Gefühle, dies tat er auch jetzt, und zwar in einer Weise, die außerordentlich charakteristisch für ihn war.

      »Wünsche das nicht, ja nicht!« warnte er.

      »Warum nicht?« erkundigte sich der Münedschi.

      »Du würdest von dem, was du hoffest, grad das Gegenteil erreichen.«

      »Wieso?«

      »Ich bitte dich, es dir durch ein Beispiel erklären zu dürfen. Wir waren in Erbil, einer in der Dschesireh liegenden Stadt, die du vielleicht nicht kennst, und gingen in die Moschee, um zu beten. Kara Ben Nemsi Effendi hält es nämlich für keine Sünde, auch in einem muhammedanischen Gotteshause ein christliches Gebet zu sprechen; er meint sogar, daß die Moschee dadurch nicht geschändet, sondern geheiligt werde. Niemand kannte ihn, auch der Mufti nicht, welcher neben uns kniete. Später erfuhr dieser aber, daß der Effendi ein Christ sei, und zeigte ihn wegen Entweihung des Heiligtums an. Wir wurden vor das Gericht beordert, wo der Kadi sich bemühte, das Verbrechen so streng wie möglich zu nehmen. Aber Kara Ben Nemsi gab solche Antworten, daß der Richter immer mehr in Zorn geriet und ihn endlich grimmig andonnerte: Du hast dich wohl vor keinem Kadi zu fürchten?‘ Der Effendi СКАЧАТЬ