Seefahrt ist not!. Gorch Fock
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Название: Seefahrt ist not!

Автор: Gorch Fock

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Flagge auf dem Besan regte sich leicht im Abendwind, als er hinaufsah. Da schoß ihm jäh der Gedanke durch den Kopf: Wenn ik di bloß ne halfstock holen mütt! Aber er jagte ihn von dannen, kletterte über das Schwert und schritt über das Eis zum Bollwerk zurück. Im Osten glomm der Lichtschein von Hamburg auf, der dem Landfremden eine weit entfernte, ungeheure Feuersbrunst vortäuschte. Da dachte Klaus Mewes an die alte Fischfrau Beeken Focken, die 1842 schon verheiratet gewesen war, so alt war sie. Die hatte einmal bei ihm auf dem Deich gestanden und mit ihren braunen, knochigen Fingern nach dem östlichen Abendrot gewiesen und gesagt: Viel anders hätte das 1842 vom Deich aus auch nicht ausgesehen. Nun wäre Hamburg schon so groß, daß es jede Nacht einen so großen Brand hätte.

      »Jä, Beeken, dat magst du woll seggen. Bi de veelen Wirtschaften«, hatte er lachend geantwortet.

      Mit einem Mal drehte er sich um und sah Seemann auf dem Bollwerk stehen. »Neem ist Störtebeker, Seemann? Such! Such!« rief er hastig.

      Seemann wedelte mit dem Schwanz zum Zeichen, daß er verstanden hatte, und setzte sich gemächlich in Bewegung. Er schwankte von dem langen Leben an Bord wie ein wirklicher Seemann von einer Seite nach der anderen, wenn er lief.

      Klaus wußte schon Bescheid, es ging zur Neßkuhle, in der der Kahn lag. Der Junge schipperte gewiß oder goß das Wasser aus seinem Fahrzeug, das etwas ziepte. Da lag aber der Kahn unter den krummen Wicheln und war nicht abgeleint wie sonst, der Riemen lag dwars, und kein Junge war dabei. Jäh befiel ein ungeheurer Schreck den Fahrensmann, der auf der Doggerbank den bösesten Stürmen furchtlos in die Augen blicken konnte, und er lief in Sprüngen den Deich hinab.

      »Klaus!«

      Der Störtebeker blieb ihm dies eine Mal doch in der Kehle stecken.

      »Hier bün ik, Vadder, wat schall ik?« rief Störtebeker, und eine dunkle Gestalt löste sich aus dem Schatten der Baumstämme, die den Schleusengraben wie Gespenster umstanden. Taumelnd kam sie näher und wäre umgefallen, wenn der Seefischer sie nicht aufgefangen hätte.

      »Wat ist dor los, Störtebeker? Wat fehlt di? Büst du krank?«

      Der Junge sah blaß aus, aber er lächelte doch schon wieder verloren. »Jo, Vadder, ik bün seekrank un mütt mi jümmer speen.«

      »Wat kummt dat denn?«

      Der Junge wies auf seinen grünen Kahn. »Ik will mi seefast moken, Vadder, wat ik mi noher up See ne mihr to speen bruk. Un Jakob Husteen hett to mi seggt, denn müß ik jümmer miten Kohn dümpeln. Örk, örk – wat bün ik nu slecht toweg, Vadder, wat hebb ik förn bittern Gesmack innen Mund!«

      Klaus wollte lachen, konnte es aber nicht, weil ihn die Tapferkeit des kleinen Kerls tief rührte, der so lange mit dem Kahn gedümpelt hatte, bis ihm schwindelig wurde, nur um sich seefest zu machen.

      »Jä, Störtebeker, so geiht dat buten den ganzen Dag! Nu wullt doch gewiß ne mihr mit no See, wat?«

      Aber der Junge nickte herzhaft und sagte: »Doch, Vadder! Morgen dümpel ik wedder, un offermorgen un den Dag, de denn kummt, ok, bit ik ne mihr düsig warr und mi ne mihr breken mütt! Ik will mi doch to Sommer van Kap Horn und Hein Mück nix utlachen loten!«

      Klaus Mewes vertäute den Kahn in schiffergerechter Art, nahm seinen Jungen bei der Hand und ging mit ihm nach dem Neß zurück.

      In der Dönß brannte schon die Lampe.

      Als sie sich vor der Tür die Füße abschrapten, sagte Klaus halblaut: »Brukst Mudder dor ober nix van to seggen, hürst?«

      »Segg du man nix, Vadder, ik will woll swiegen«, flüsterte Störtebeker kameradschaftlich und setzte sich in der Dönß gleich neben den Ofen, möglichst weit weg von der Lampe, bückte sich tief und zog umständlich die Stiefel aus, um sein Gesicht vor der Mutter zu verbergen, die gleich in richterlichem Ton fragte: »Non, neem kommt jü denn her?«

      »Wi sünd mol no de Neßkul wesen«, berichtete Klaus Mewes der Wahrheit gemäß.

      »Hest du ok natte Strümp, Klaus?«

      »Ne, Mudder, knokendreuch!«

      »Lot mol feuhlen! De un dreuch? De leckt jo vör Nattigkeit. Gliek treckst jüm ut!«

      Störtebeker machte ein saures Gesicht, aber er freute sich doch, daß sie weiter nichts merkte, und wischte heimlich die letzten Spuren des Seefestigkeitskurses ab.

      Nach dem Abendbrot wurde das Knütten noch eine Weile wieder aufgenommen, dann aber packten sie das Kurrengut zusammen und machten Feierabend.

      Kap Horn suchte sich die alten Zeitungen aus der Bank hervor und las den Roman »Zehn Jahre unter der Erde oder Schuld und Sühne« mit aufgestützten Ellbogen. Wenn er dabei an Stellen kam, die ihm behagten, nickte er anhaltend, wogegen er bei Kapiteln, die nicht nach seinem Geschmack waren, ebenso ausdauernd den Kopf schüttelte. Ja, man konnte noch mehr aus seinem Gesicht erkennen, denn wenn er von Wind oder Sturm las (und in einem echten Seefahrtsroman weht und stürmt es ja alle drei Seiten), so pustete er leise vor sich hin. Las er von Liebe, so strich er sich über die Backen, gab es eine Mordgeschichte zu kauen, dann las er mit geballten Fäusten und so weiter. Wenn sie sturmeshalber hinter Norderney oder Wangerooge lagen, beobachtete Klaus, in der Koje liegend, seinen lesenden Knecht mitunter stundenlang und sagte dann zuletzt: »Nu will ik di mol vertillen, Kap Horn, wat du lest hest.« Und meistens stimmte es, was er dann erzählte, so daß der Knecht jedesmal erstaunt sagte: »Klaus Mees, ik gläuf, du kannst hexen.«

      Diesen Abend aber kam der Schiffer nicht dazu, denn sein Junge ritt auf seinen Knien und bettelte um eine Geschichte.

      »Ik weet uppen Stutz keen.«

      »Och Vadder, vertill doch een! Du weest so veel.«

      »Ne, ik kann nu keen tohopgrabbeln.«

      »Och, man to, Vadder!«

      »Non jo, denn ober ganz still wesen un eulich tohürn un noher ne wedder seggen, dat wür jo gorkeen Geschichte.«

      »Ne, Vadder, dat segg ik ok nee«, versicherte Störtebeker, und sein Vater legte los.

      »Non, denn hür to: Dor wür mol en Mann, de harr keen Kamm, to köfft he sik een, to harr he een…« Da hielt der Junge seinem Vater aber schon den Mund zu und schimpfte: »Dat ist keen Geschichte, dat ist Narrenkrom! Du schallst en euliche Geschichte vertillen!«

      »Non, denn hör to: Dor wür mol en Mann, de wür in de Heid verbiestert, nu hür man god to! Dor wür mol en Mann, de wür in de Heid verbiestert…« Da hielt Störtebeker ihm wieder den Mund zu und sagte, das wäre auch Tüdelei.

      »Non, denn hür to: To sett he sin Hot uppen Disch un seggt: Non denn so wißt, ich selbst bin Klaus Störtebeker!«

      O weh – das hätte Klaus Mewes doch wohl lieber nicht vorbringen sollen, denn nun beutelte Störtebeker ihn regelrecht durch und heischte zwar etwas von Klaus Störtebeker, aber etwas anderes, nicht immer diesen einen Satz, den er schon tausendmal gehört habe.

      Kap Horn legte den Finger auf das letzte Wort, das er gelesen hatte, sah auf und sagte: »Klaus Störtebeker büst du jo sülben, Junge, dor brukt di doch keen een wat von to vertellen.«

      Gesa aber, die einen Flicken auf die englischlederne Hose setzte, sagte abweisend: »Lot den olen Seeräuber man ünnerwegens un näumt den Jungen man ne jümmer Störtebeker. Den olen slechten Nom ward he jo sien ganz Leben ne wedder los.«

      »De СКАЧАТЬ