Seefahrt ist not!. Gorch Fock
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Название: Seefahrt ist not!

Автор: Gorch Fock

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Er hätte ja die Schollen annehmen können, die Jan-Ohm von der Aue geschickt hätte, meinte Gesa, aber er wehrte ab und sagte, das wäre ja noch schöner, wenn der Fischermann sich die ersten Schollen ins Haus bringen ließe! Gott solle ihn bewahren: Die müsse er selbst aus der See geholt haben, oder sie schmeckten ihm nicht. Er sah seinen Jungen an: »Ne, Störtebeker?«

      »Jo, Vadder!«

      Nachmittags standen die drei am Fenster und knütteten, Klaus, der Schiffer, Kap Horn, der Knecht, und Klaus Störtebeker. Hein Mück, der Junge, hatte Urlaub genommen. Die drei aber klapperten mit den Schegern und fuhren mit den Nadeln in der Luft herum, obgleich Gesa mit der Sabbatschändung uppen Sünndagnomerdag keineswegs einverstanden war und eine Lippe zog. Aber die Netzmacher ließen sich nicht stören.

      Kap Horn war der Bestmann, der Steuermann, Klaus Mewes‘ Knecht. Er hieß eigentlich anders, aber auf Finkenwärder nannten sie ihn allgemein Kap Horn. Viele sagten auch Korl Horn, namentlich die Gören.

      Er war ein Janmaat alten Schlages, der lange Jahre auf großen Schiffen gefahren hatte, auf hamburgischen und englischen, der im Südatlantik Albatrosse geangelt und bei Grönland Walfische harpuniert hatte und dreißigmal unter der Linie durchgekommen war. Warum er von der großen Fahrt abgemustert hatte und vom Viermastvollschiff auf den Fischerewer geklettert war, wußte niemand. Er fuhr schon zwölf Jahre bei Klaus Mewes und war fast zu einem Finkenwärder geworden, nur in seiner Sprache war noch ein hamburgischer Ton, und ergab oft ein englisches Wort drein. Auch hielt er sich als alt- und weitbefahrener Matrose für etwas Besseres als die anderen Fischerknechte, die doch höchstens holländisch oder dänisch sprechen gehört hatten.

      Wenn jemand mit Fahrten und Reisen prahlte, dann pflegte er einfach zu fragen: »Kap Horn?« Und wußte der andere dann nicht einmal, was gemeint war, so spuckte er verächtlich aus; verneinte er, so drehte er sich um und sagte, mit Bierfahrern verkehre er nicht. Bekam er aber ein Ja als Antwort, so fragte er schnell: »Veel mol?« »Dree oder so.« Dann lachte er und sagte: »An mi kannst nich klingeln, old boy: Ik bün soßtein Mol um Kap Horn seilt, un nu lot dien Prohlen man en bitten no.« Bei einer solchen Gelegenheit war er auch Kap Horn getauft worden.

      Nun stand er backbords von seinem Schiffer am Fenster und war bei einer weißen Manilakurre. Klaus Mewes arbeitete an einem Zungensteert, mit dem er nur langsam weiterkommen konnte, und Störtebeker hatte etwas in der Mache, von dem er steif und fest behauptete, daß es eine Bunge werden sollte, ein Reifenkorbnetz für Hechte und Schleie, während Kap Horn auf ein Zwiebelnetz tippte und Klaus Mewes es für eine Staatsgardine für den Krähenkäfig hielt. Wie Weberschiffchen flogen die Nadeln hin und her, und auf den Schegern reihte sich Masche an Masche. Dabei aber wurde ausgiebig geklönt, denn niemand hatte uppen Stutz zu mindern und Maschen zu zählen, also besonders aufmerksam zu sein. Einmal frischte Kap Horn sogar ein altes Matrosendöntje, von St. Pauli auf und begann zu singen:

      »In England geiht dat lustig her,

      dor bot se Scheepen grot und swor,

      een bannig Deert von Ungetüm

      dat sall jo de Gretj Astern sien!

      Lang is dat Deert twee dütsche Mil,

      hoch annerthalf von Deck to Kiel,

      Soß Masten, hoch bet an den Moon,

      acht Dog brukt een, um roptogohn…«

      Weiter kam er aber nicht, denn Gesa, die beim Graben gewesen war und die Enten gefüttert hatte, trat in die Dönß und untersagte ihm den Hymnus mit den Worten: »Sünndogs ward ne sungen, Korl!«

      Gesa, die ihren Jungen stets Klaus nannte und von seinem gräßlichen Seeräubernamen nichts wissen wollte, gab auch Kap Horn nicht seinen Spitznamen, sondern nannte ihn ehrbar Korl und meinte ihm wunder was für einen Gefallen damit zu tun.

      Janmaat verteidigte sich aber: »Wenn ik arbein sall, mutt ik ok singen, Gesa.«

      »Arbein schall? Keen seggt die dat? Pack dien Kurr man getrost tohop un mok man Fierobend un les man mol inne Bibel«, priesterte sie, und als Klau Mewes herzlich lachte, fuhr sie erregter fort: »Ji dree sündt jo woll ne, sünd woll rein mall worden, stillt jo uppen Sünndag vört Finster hin und knütt! Weet ji ok, keen sünndogs arbeit?«

      »Uns Herr Pastur!« sagte Klaus.

      »Ne, de Bedelmann! För uns Lüd is de Week dor!«

      Klaus erwiderte gelassen, es müsse aber sein, denn es sei Tauwetter, und das Eis könne mit jeder Tide abtreiben, so daß sie fahren müßten. Er wolle die beiden Kurren bis dahin aber fertig haben, denn bei der Fischerei unterbliebe das Knütten doch wieder.

      Und er müsse seine Bunge auch klar haben, verteidigte Störtebeker sich, denn sein Vater solle sie ihm noch einstellen. Was sie wohl meine, die ganzen Gräben säßen voller Hechte.

      Dann sollten sie mit ihrem Kram nach der Küche oder nach dem Boden oder nach dem Ewer gehen, fing Gesa wieder an, die sich über sie ärgerte. Sie sollten sich doch nicht von den Leuten sehen lassen, denn am Deich sprächen sie sicherlich wieder davon und hielten sich darüber auf.

      »Lot jüm, Mudder«, erwiderte Klaus sorglos, »ik blief doch hier, mag to giern sehn, wenn welk uppen Diek langs goht un mi inne Finstern kiekt.«

      Und er füllte die Nadel, die leer geworden war, und knüttete weiter.

      Gesa aber ging kopfschüttelnd aus der Stube und machte sich in der Küche zu schaffen, von wo sie über die Bauerndächer und Obstbäume nach ihrer Heimat sehen konnte, nach den blaugrauen Bergen der Geest. Sie konnte die Fischer nicht verstehen. Sie war noch keine Fischerfrau geworden und fühlte wieder mit bitterem Schmerz, daß aus ihr niemals eine werden konnte. Immer noch graute ihr vor dem Wasser, und alle Schiffahrt war ihr fremd und unverständlich. Sie konnte sich nicht helfen. Das eine ließ sich nicht abschütteln und das andre nicht lernen. Klaus rüstete mit Gewalt zur Fahrt; sie sah ihre böse Zeit kommen, sie hörte schon den Regen gegen die Fenster schlagen und den Wind an der Tür saugen und wußte nicht, wie sie es wieder ertragen sollte, ihren Mann auf See zu wissen. Sie liebte ihn tief und heiß und lag in seinen Armen wie im Sonnenschein, aber seine Fahrten machten ihr bange, und sie wünschte im Herzen nichts sehnlicher, als daß er kein Seefischer wäre, sondern Bauer oder Handwerker oder sonst etwas an Land. Konnte er nicht sein Fahrzeug verkaufen, wie andere Fischer es getan hatten?

      Aber Klaus Mewes – und das tun? Sie mußte doch lächeln über den Gedanken. Bis Blankenese müßte es gewiß zu hören sein, sein Lachen, wenn sie davon spräche, daß er an Land bleiben solle.

      Da saß sie nun in ihrem Glück, um das die ganze arme Heide sie beneidete, war eine große Seefischerfrau mit Haus und Hof und Deich, der jede Reise die Hundertmarkscheine auf den Tisch flogen, und war doch nur ein armes Weib voll Unruhe und Bangigkeit, was immer und überall Wetter und Wolken aufsteigen sah und seines Lebens nicht froh werden konnte. So manchen Tag sehnte sie sich nach der stillen, einsamen Geest zurück, wo sie nichts von Schiffen und von Seefahrt gewußt hatte, manchen Tag, wenn die Elbe in Gischt und Schaum einherging. Wie ließ der Wind sie nicht einschlafen, wie oft jagten die Blitze sie aus dem Bett, wie oft schreckten sie die Stimmen der geängstigten Schiffahrt im Nebel! Und immer allein zu sein! Der Mann war auf See, der Junge auf der Elbe. Mit den Finkenwärder Frauen hatte sie wenig Verkehr und Freundschaft, weil sie fühlte, daß sie als Binnenländerin nicht ganz für voll angesehen wurde.

      Wie wichtig sie sich in der Dönß taten! Als wenn sie sie gar nicht vermißten! Wie sie lachten, Klaus Mewes am lautesten!

      Dieses Lachen hatte es ihr angetan, als er um sie geworben hatte, denn so hatte sie noch nie jemanden lachen gehört. Das hatte sie in seine Arme gedrängt, hatte sie von der Geest in die Marsch gelockt, von dem Heidehof in das СКАЧАТЬ