Seefahrt ist not!. Gorch Fock
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Название: Seefahrt ist not!

Автор: Gorch Fock

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Sie liefern Hamburg und Bremen, Oldenburg und Glückstadt, Geestemünde und Tönning ihre Schollen und Zungen und fangen wintertags so viele Heringe, daß halb Holstein und Hannover damit gedüngt werden könnten, sie sind die Könige der Nordsee, die man in Dänemark so gut wie in Holland und England kennt, denn es macht ihnen nichts aus, bei Südwind einmal nach Esbjerg zu segeln oder bei Nordwind nach Jimuiden oder bei Ostwind nach London.

      Wohl haben sie auf der Weser schon einen Fischdampfer, die kleine Sagitta, aber unsere Fahrensleute lachen noch über den »Smeukewer«, wenn sie ihm begegnen. Wohl sind schon die Zeiten vorbei, daß nur Finkenwärder auf Finkenwärder und Blankeneser auf Blankeneser Schiffen fahren, sie müssen sich schon mit Butenländern behelfen. Aber dennoch steht die Sonne von Finkenwärder auf der Mittagshöhe, und seine Segel beschatten die ganze See.

      Wir grüßen euch, ihr hundertsiebenundachtzig Schiffe, als wenn ihr noch alle am Leben wärt!

      Klaus Störtebeker hatte es am anderen Morgen ganz verteufelt eilig. Er mußte Brot vom Bäcker holen und Proviant vom Krämer, mußte einen Schinken aus der Rauchkammer herabschleppen (denn Klaus Mewes tat die erste Ausfahrt nicht ohne einen Schinken, obgleich man am Deich meinte, der Schinken dürfe nur beim ersten Kuckucksruf angeschnitten werden), er trug die Kruken mit Weiß- und Schwarzsauer, die Beutel mit Strümpfen und Unterhosen nach dem Bollwerk und quälte sich mit Vaters Seestiefeln und seinem Ölzeug ab wie Roland mit seines Vaters Waffen, aber es machte ihm Spaß, und er vergaß seinen Kummer darüber, daß er noch an Land bleiben sollte.

      Als alles bereit war, konnte er es aber doch nicht lassen, dem saumseligen Schuster noch mal die Wacht anzusagen. Der Hans Niedersachs von Finkenwärder, der ein Schelm war und einen Schalk als Gesellen hatte, sah ihn schon, als er die Treppe hinunterstieg, und sagte zu seinem Gesellen: »Kiek ut vör Störtebeker!«

      Wir müssen nun freilich wissen, daß Klaus Mewes bei der Bestellung der Siebenmeilenstiefel für seinen Jungen heimlich gesagt hatte, es eile nicht, und vor Pfingsten brauchten sie nicht fertig zu sein, und daß Gesa hinterher bestimmt hatte, sie sollten erst im Herbst geliefert werden, wenn der Junge der unruhigen Witterung wegen nicht mehr mit nach See kommen könne; der Schuster tat deshalb nur, was ihm geheißen war, wenn er ihn verströstete. Er hatte mit den Stiefeln übrigens noch nicht mal angefangen.

      Als Störtebeker die Tür aufklinkte, saßen die beiden Pechräte tiefgebückt da, duckten sich hinter die großen Glaskugeln wie Verschwörer und klopften für fünfzehn, ohne aufzugucken.

      »Schoster, sünd mien Stebeln klor?«

      Der Schuster und sein Geselle klopften das Leder noch lauter und deftiger, daß die Fenster wie bei einem Gewitter klirrten, und taten, als könnten sie weder hören noch sehen.

      »Schoster, wat mien Stebeln klor sünd?«

      Störtebeker rief schon lauter, aber die beiden Pfriemenreiter stellten sich wieder taub und hämmerten, als wollten sie Stahl aus den Kuhhäuten machen. Dabei aber sahen sie einander heimlich an: Wat he nu woll upstillt?

      Der Junge sah sich in der Werkstatt um. Da lagen die großen, langen Stiefel der Elbfischer, de güngen bit ant Gatt und waren größer als er selbst. Da standen die schweren, starken Seefischerstiefel, so gewaltig, daß er sich dahinter verstecken konnte. Da waren Bauernschuhe, so klotzig, daß er damit hätte über die Elbe schippern können, – aber Kniestiefel, die ihm zupaß waren, konnte er nicht dazwischen finden.

      »Schoster, sünd mien Stebeln klor?« Er grölte es, so laut er konnte, aber die Schuster ließen sich in ihrer Klopferei nicht stören, denn sie wußten noch nicht, was sie diesmal sagen sollten: Sollten sie wieder über seine Seefahrt loslegen oder von seinem Kahn anfangen oder ihm ein paar linke Mannsstiefel anpassen? Störtebeker war ärgerlich geworden, er sah den Kram noch eine Weile an, dann drehte er sich um und lief hinaus.

      »Nanu«, sagte der Meister und ließ das Hämmern. »Nanu«, sagte der Geselle und stellte auch den Betrieb ein. Aber ehe sie sich‘s versahen, sauste ein großer Mauerstein durch das Fenster, daß die Splitter flogen, zerschlug eine der Glaskugeln, daß das Wasser über den Tisch spritzte, und bumste schwer gegen die Wand.

      »Nu hol mi noch mol förn Buern!« rief Störtebeker draußen, nahm seine Pantoffeln in die Hand und sauste auf Strümpfen davon wie ein gejagter Hase, hast du nicht, so kannst du nicht – bang bün ik ne, ober lopen kann ik fix! Der Schuster wollte ihm nach, aber ehe er soweit war, war der Junge schon längst über Heide und Zaun. Da lasen die beiden die Splitter auf, nagelten ein Stück Leder vor das Fenster und gelobten große Rache.

      Störtebeker war weit genug gelaufen und zog seine Pantoffeln wieder an. Seine Strümpfe waren klatschnaß geworden, denn er hatte auf seiner Flucht zwar über alle Pfützen springen wollen, aber es war ihm nicht immer gelungen, und dann saßen sie auch voller Schlick. Er konnte sich zu Hause nicht damit sehen lassen, wenn er nicht eine Tracht Knüppelholz riskieren wollte, das war ihm klar. Und da kam er bei und kletterte den Stegel hinunter, setzte sich hinter eine dicke hohle Wichel, daß er vom Deich nicht wahrgenommen werden konnte, und wusch die Strümpfe im Graben, bis sie wieder rein waren, wrang sie aus und hängte sie zum Trocknen auf, sah den Sperlingen zu, bis die Strümpfe einigermaßen trocken waren und zog sie dann getrost an.

      »Klor is de Käs!« sagte er zu den beiden kleinen Jungen, die ihm bewundernd zuguckten, und lief nach Hause. Jan Husten, der Elbfischer, den sie seines Lieblingsessens wegen allgemein Jan Sturenzupp nannten, rief ihm nach: »Störtebeker, du kummst ne mihr mit, dien Vadder ist all weg!«

      »Wat schull he woll?« rief der Junge erregt und lief schneller, aber er kam doch zu spät, denn das Haus war leer. Da war kein Vater mehr und kein Kap Horn, kein Hein Mück und kein Seemann. Sie waren schon alle an Bord, und als er verstört hinausrannte und Utkiek hielt, da sah er den Ewer schon bei Nienstedten unter Segeln treiben.

      Er hätte brüllen mögen, so überkam es ihn. »Is Vadder all weg? Worüm hett he mi denn ne Adjüst seggt, Mudder? He wull mi doch Adjüst seggen!«

      »Neem kummst du her, Junge? Neem büst du wesen?« fragte sie dagegen. »Wi hebbt di soveel ropen un allerwärts söcht! Vadder wull di so giern Adjüst seggen und hett noch en ganze Tied na di teuft!«

      »Och wat!« gnitzte Störtebeker, der traurig und zornig war, »harr he denn ne noch en betjen stoppen kunnt? Ik bün jo man bloß eben langsen Diek ween! Vadder mütt mi doch Adjüst seggen, un ik mütt em ok doch Adjüst seggen! Dat geiht jo gorne anners, Mudder! Minschenkinners ne, wat ist dat ok doch all für Krom!«

      Und er stand auf dem Deich und blickte mit dunkeln Augen und finsterem Gesicht nach dem Ewer, der mit glockenhellem Klippklang des Spills den Anker hievte und dann das Boot an Deck zog. Es wollte ihm nicht in den Kopf hinein, daß sein Vater fahren konnte, ohne ihm Adjüst gesagt zu haben, und er dachte: Wärst du doch bloß nicht nach dem Schuster gelaufen, dann hättest du deinen Vater noch gesehen!

      Wirklich hatten sie mit allemann nach dem Jungen gerufen, als es Hochwasser werden wollte und die Zeit gekommen war, daß sie an Bord mußten. »Störtebeker! Störtebeker! Klaus! Klaus Mees!« schallte es über den Neß. Auch Kap Horn und Hein Mück riefen mit, und sogar der kluge Seemann gab ein kurzes Bellen drein, aber der Junge war nicht zu finden, auf keinem Bug lag er an und kam nicht und kam nicht. Da mußten sie endlich los, ohne ihn gesehen zu haben, wenn sie nicht die Tide verpassen wollten. Klaus und Gesa schieden aber mit Widerhaken im Herzen, die ihnen noch weh taten, denn er hatte sie im Verdacht, daß sie den Jungen weit weggeschickt habe, damit er nicht im letzten Augenblick noch mitgenommen werden könne. Sie dagegen konnte den Gedanken nicht loswerden, daß er den Jungen an Bord versteckt halte, um ihn doch mit nach See zu nehmen und dann nachher zu sagen, es habe nicht anders gemacht werden können. Das verbitterte ihnen den Abschied.

      Als Gesa nun den Jungen wiederhatte und СКАЧАТЬ