Das blutige Blockhaus. Charles Sealsfield
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Название: Das blutige Blockhaus

Автор: Charles Sealsfield

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Sie haben vielleicht von der Föderal-Regierung gehört, die nach Beendigung des Unabhängigkeitskampfes errichtet wurde. Sie war so schwach, daß sie sich nach wenigen Jahren von selbst auflöste. Die dreizehn unabhängig gewordenen Staaten bildeten einen losen Staatenbund ohne Zusammenhang nach innen, ohne Macht nach außen, da jeder der neuen Staaten nicht bloß volle Souveränität innerhalb seiner Grenzen, sondern auch in bezug auf auswärtige Nationen forderte. Die Notwendigkeit einer kräftigen Zentralregierung wurde aber immer deutlicher erkannt. Im Jahre 1787 trat eine Konvention zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung zusammen, im Jahre 1789 gelangte auch die neue Verfassung mit George Washington als Präsidenten zur Wirksamkeit. Es wäre zu wünschen gewesen, daß der Zentralregierung auch die Gewalt über die Sklavenfrage erteilt worden wäre. Dieses geschah jedoch nicht, weil die einzelnen Staaten diese Frage als eine Eigentumsfrage betrachteten. Die Mehrzahl von ihnen hielt nun wirklich Sklaven, bloß die Neu-England-Staaten hatten die Sklaverei inzwischen abgeschafft. Die Majorität der Stimmen im Kongreß war bei den sklavenhaltenden Staaten, die allmählich an das Übel gewöhnt waren und über diese Frage um so mehr für sich abzuurteilen wünschten, als sie den größten Teil ihres Vermögens auf den Ankauf ihrer Sklaven verwendet hatten. Unsere großen Staatsmänner — Washington, Jefferson, Franklin, Adams, Hamilton, Morris — mußten in diesem wie in manchen anderen Punkten nachgeben, um nicht das große Lebensprinzip des werdenden Staates selbst zu gefährden. Handelte es sich doch darum, ob die freigewordenen Kolonien dreizehn kleine uneinige Republiken oder ein großer mächtiger Staat werden sollten. Doch hat selbst diese Konvention die Sklavenfrage nicht ganz vergessen, ja sie hat mehr getan als alle Regierungen Europas damals zusammengenommen. Es wurde nämlich der Beschluß gefaßt und zum Gesetz erhoben, daß zwar den sklavenhaltenden Staaten ihr Besitz, so wie er ihnen von der Krone Englands garantiert wurde, auch ferner gewährleistet und die Lösung dieser schwierigen Frage ihnen überlassen werden sollte, daß aber der Sklavenhandel innerhalb von siebzehn Jahren gänzlich aufhören, ja jeder amerikanische Bürger, im Sklavenhandel nach dieser Zeit betroffen, als Seeräuber angesehen und bestraft werden müßte. Das geschah, als England und die übrigen europäischen Länder kaum eine Ahnung von der Unmenschlichkeit des Sklavenhandels zu haben schienen.«

      Richard warf einen Blick rundum und stellte fest, daß die ganze Gesellschaft mit gespannter Aufmerksamkeit seinen Darlegungen folgte.

      »Was taten nun die einzelnen Staaten?« fuhr er darauf fort. »Pennsylvania, Delaware, New York und New Jersey folgten bald dem Beispiel der Neu-England-Staaten und schafften die Sklaverei ab. Von diesen zehn Staaten wurden bekanntlich die westlichen Territorien von Ohio, Indiana und Illinois bevölkert, in denen daher gleichfalls keine Sklaverei besteht. Michigan, das in wenigen Jahren in die Reihe als Staat eintreten wird, 1837 (also ein Jahr nach der Erstveröffentlichung dieses Romans) erfolgte die Aufnahme Michigans in die USA. hat ebenfalls keine, so daß die Mehrzahl der Vereinigten Staaten die ihnen aufgedrungene Sklaverei aufgehoben hat. Unfehlbar werden Maryland, Virginia und Kentucky diesem Beispiel bald folgen. Auf diese Art behandeln wir ein ohne unsere Schuld eingewurzeltes Übel und beseitigen es allmählich. Keiner von uns verhehlt sich, daß es unheilbringend auf unser bürgerliches Leben einwirkt und eine Radikalkur notwendig ist. Allein daß diese nur langsam vor sich gehen kann, wird niemand bestreiten, der nur einigermaßen Einsicht hat.«

      »Jawohl, jawohl!« stimmte d‘Ermonvalle zu.

      »In Europa haben sie mehr als zwölf Jahrhunderte gebraucht, ihre weißen Sklaven zu emanzipieren, und sind noch nicht am Ziel«, sprach Richard weiter. »Und diese Leibeigenen sind die Nachkommen von Menschen, die durch Ihre Vorfahren ihrer Freiheit, ihres Eigentums und ihrer bürgerlichen Rechte beraubt wurden, denen Sie also Ersatz schuldig waren. Bei uns ist der Fall anders. Um ihn nur einigermaßen zu würdigen, müssen Sie in Anschlag bringen, daß Großbritannien auf seine 24 Millionen Einwohner und seine 120 Millionen auswärtiger Untertanen nicht viel mehr als 800+000 Sklaven in seinen westindischen Besitzungen hat, Frankreich auf seine 32 Millionen Einwohner nicht 300+000 auf Martinique und seinen übrigen Inseln. Beide Regierungen dürften heute ihre Sklaven loskaufen oder freigeben, ohne daß ihren Völkern daraus ein sehr großer Nachteil erwachsen könnte. Sie sind zudem Tausende von Meilen von ihnen und kommen in keine Berührung. Aber bei uns ist es anders. Wir haben nahe an zweieinhalb Millionen Sklaven auf eine Bevölkerung von vier Millionen und wenn Sie die ganze Union nehmen, von 15 Millionen. Denken Sie sich in irgendeinem europäischen Reich einer Bevölkerung von 17 Millionen solch eine Masse fremden Blutes als Sklaven aufgedrungen! Könnten Sie diese so geradezu losgeben, sie heraufziehen zu sich, in bürgerliche Rechte einsetzen?«

      »Und warum nicht?« fiel Vergennes ein.

      Ein mitleidiges Lächeln auf allen Gesichtern war die Antwort.

      »Sie kennen diese Rasse nicht, Monsieur Vergennes! Lernen Sie sie in der Wirklichkeit kennen, dann werden Sie anders reden.«

      »Mag sein, Mister Moreland! Aber geben Sie mir auch zu, daß das Vorurteil Ihrer Mitbürger unbezwingbar ist. Selbst diese Emanzipation in den nördlichen Staaten! Nennen Sie das Emanzipation, wo der Farbige bloß dem Namen nach frei ist, aber nie in die Schranken mit Weißen treten darf, weder in bürgerliche, noch in politische? Wo er zum Betteln oder Dienen verdammt ist? Ihm ein unauslöschlicher Makel anklebt, selbst wenn er aufgehört hat, schwarz oder farbig zu sein, und so weiß geworden ist wie Sie oder ich? Weist sein Stammbaum auch nur einen Tropfen schwarzen Blutes nach, so ist er gebrandmarkt, darf an keiner Tafel, in keinem Theater, keiner Kirche erscheinen! Nennen Sie das Freiheit?«

      »Wer Ihnen das gesagt hat, hat Sie übel berichtet«, entgegnete Richard etwas frostig. »Gehen Sie in unsere Kirchen: auch am Tisch des Herrn werden Sie Schwarze und Weiße gemeinschaftlich sehen. Was aber Tafel und Theater betrifft, so finde ich nur natürlich, daß wir zu unseren Tafel- und Theaternachbarn solche nehmen, die uns gleich sind. Wenn Sie das Vorurteil nennen, dann muß ich nur sagen, daß wir es mit allen Völkern teilen. Ich habe von keinem zivilisierten Volk gehört, wo der unehelich Geborene — mit Ausnahme besonderer Fälle — auf gleiche Behandlung, gleiche bürgerliche Rechte mit ehelich Erzeugten Anspruch machen könnte.«

      Diese nicht ohne Selbstgerechtigkeit gesprochenen Worte brachten Vergennes nur noch mehr auf.

      »Nennen Sie das Freiheit? Entspricht das vielleicht dem Prinzip Ihrer Unabhängigkeitserklärung, daß alle Menschen frei geboren seien?«

      »Allerdings!« antwortete Richard. »Wir haben das Prinzip aufgestellt und konsequent durchgeführt, davon bin ich überzeugt. Wir wenden es eben jetzt auf Sie an, so wie auf jeden Fremden, er mag Deutscher, Franzose, Irländer oder Brite sein. Alle finden sie sich bei uns als freie Menschen behandelt. Wenn aber die freigelassenen Schwarzen es nicht so ganz sind, dann glauben Sie mir, muß die Schuld die ihrige, nicht die unsrige sein. Wenn unsere Mitbürger ein Vorurteil gegen die Farbigen haben, dann seien Sie versichert, daß dafür Gründe vorhanden sind ...«

      »Gründe? Gründe?« unterbrach ihn Vergennes. »Sie erklären ja selbst die Ehe mit Farbigen für ungültig, die öffentliche Meinung verdammt sie.«

      »Aber Sie werden doch nicht wollen, daß eine ganze bürgerliche Gesellschaft sich selbst das Schandmal aufdrückt, indem sie die Ehe mit einer so bedeutenden Masse von Mischlingen unehelicher Abstammung sanktioniert?«

      Doch diese Worte Morelands wurden bereits von allen Seiten überschrien.

      »Wollen Sie, daß unsere Mitbürger Farbige zu ihren Frauen nehmen?« rief Mistreß Houston.

      »Warum nicht?«

      Ein Schrei des Entsetzens brach von allen Lippen.

      »Der junge Mann hat schauderhafte Ansichten!« empörte sich die Maman.

      »Schamlos!« entrüstete sich Mistreß Houston. »Kommen Sie, meine Damen, so etwas kann man nicht mit anhören! Bürgerinnen СКАЧАТЬ