Das blutige Blockhaus. Charles Sealsfield
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Название: Das blutige Blockhaus

Автор: Charles Sealsfield

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ es Ihnen gefällt!« Der Junge streckte gemächlich seine Beine und beschaute die drei recht behaglich vom Kopf bis zu den Füßen.

      In Howard begann es zu sprudeln. Papa und Luise fielen ihm gleichzeitig in die Arme.

      Richard faßte sich: »Was nennen Sie Tyrannei, Tyrannen? Doch nur Menschen, die sich widerrechtlich, auf ungesetzliche Weise die Herrschaft über ihre Mitbürger angemaßt haben und diese willkürlich ausüben?«

      »Eine Definition, die kein Konversationslexikon besser geben könnte«, versetzte der unverbesserliche Vergennes und unterdrückte ein Gähnen.

      »Wahrhaftig, dein lieber Neffe sündigt stark auf Kosten seiner Blutsverwandtschaft mit diesem Hause!« raunte Howard zähneknirschend seinem Schwiegervater zu.

      »So erlauben Sie mir«, fuhr Richard fort, »Ihnen zu erklären, daß Ihr Ausdruck ganz und gar nicht auf die Verhältnisse unserer Sklaven und ihrer Besitzer paßt. Wissen Sie, wie wir zum Besitz unserer Sklaven gekommen sind?«

      »Die Art mag sein, wie sie wolle!«

      »Nein! Die Art der Besitzerlangung bestimmt die Rechtmäßigkeit des Besitztitels. Das sollten Sie als Prinzipmann wissen!«

      »Oh, das junge Frankreich kümmert sich wenig um Prinzipien, wenn sie nicht gerade in seinen Kram taugen!« meinte Hauterouge.

      »Und diese Art?« fragte Vergennes gedehnt spöttisch.

      »Sollten Sie auf alle Fälle erst kennengelernt haben, ehe Sie ein so hartes Urteil über eine Nation fällen, deren Gastfreundschaft Sie genießen«, fiel Monteville etwas schadenfroh ein und setzte hinzu: »Monsieur, Sie waren, was wir impoli — ungeschliffen — nennen!«

      Die Reihe des Aufspringens war nun an Vergennes. Er schnellte empor wie Indianer, wenn sie den ›Warwhoop‹ — das Kriegsgeschrei — hören. Der Champagnerdunst, der sich leicht über seine Stirn hingelagert hatte, war mit einem Mal verschwunden. Er wollte nicht impoli sein.

      »Ruhig, lieber Neffe!« mahnte Papa Menou. »Sie haben diese Lehre verdient. Sie waren wirklich impoli! Setzen Sie sich!«

      Und der Brausekopf setzte sich, die anderen gleichfalls. Der sonst so stille Richard Moreland nahm eine Rednermiene an. Howard kam das Ganze, so ernst es war, jetzt ein wenig drollig vor.

      »Unsere Sklaven wurden uns wirklich aufgedrängt«, begann Richard. »Wir sind daher für die Entstehung dieses Übels bei uns nicht verantwortlich. Sie wissen, daß wir noch vor weniger denn sechzig Jahren unter der Krone von Großbritannien standen. Diese nahm das Recht für sich in Anspruch, den Handel ihrer Kolonien zu regeln, und übte es in einem Umfang, der zugleich darauf berechnet war, die Kolonien so lange wie möglich in Abhängigkeit vom Mutterland zu erhalten. Alle Parlamentsakten weisen dies nach, indem sie einzig dahin abzielten, den Handel der in Großbritannien wohnenden Untertanen zu begünstigen und den der Kolonisten in Amerika zu beschränken oder ganz zu verhindern. Diese hatten keine Seeschiffe und durften keine haben, bloß Küstenschiffe waren ihnen gestattet: die See- und Kauffahrteischiffahrt war den in den vereinigten drei Königreichen wohnenden Untertanen Seiner britischen Majestät vorbehalten, die allein das Monopol hatte, solche Waren ein- und auszuführen, wie sie die Regierung erlaubte. Ein Zweig dieses erlaubten Handels wurde bald, nachdem die Kolonien einigen Wohlstand erreicht hatten, die Einfuhr afrikanischer Negersklaven. Die erste Einfuhr erfolgte im Jahre 1620 mit Bewilligung der britischen Regierung durch ein holländisches Schiff. Dann aber riß die Regierung sogleich diesen Handel ganz an sich und erlaubte ihn hinfort bloß britischen Schiffen, in britischen Seehäfen ausgerüstet und Briten gehörig. Mit einem Wort, sie erhob ihn zum Monopol, und dagegen konnten und durften die Kolonisten im allgemeinen nichts einwenden. Aber sehr viele wandten sich gegen die Einfuhr der Afrikaner.«

      Richard machte eine kleine Pause und fuhr dann fort:

      »Die schwarzen Afrikaner wurden gleich anderen Handelsartikeln wie Tee, Zucker und Gewürze auf offenem Markt feilgeboten und losgeschlagen. Die Kolonisten fürchteten, diese Einfuhr müsse die Sklaverei in ihrem Lande einwurzeln. Daher verursachte die Ankunft der ersten Sklavenschiffe auch allgemeinen Alarm. Man beschloß Vorstellungen beim britischen Parlament gegen diesen Menschenhandel, man flehte die Krone an, die Kolonien mit der Einfuhr der Afrikaner und damit der Sklaverei zu verschonen. Massachusetts, Pennsylvania, Maryland, Virginia taten es, andere folgten diesem Beispiel. Ich will nur Georgia anführen, die jüngste und letzte der unter Englands Herrschaft gegründeten Kolonien. Ihre Entstehung fällt in die letzten Jahrzehnte der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ihr Gründer und erster Gouverneur war der treffliche Oglethorpe. Kaum war die Kolonie gegründet, als auch bereits britische Sklavenschiffe in den Seehäfen Georgias eintrafen und mit Bewilligung der britischen Regierung ihren Markt eröffneten. Vergebens erhoben der Gouverneur und der gesetzgebende Rat Einspruch — sie wurden abgewiesen. Sie reichten neue, dringendere Bittschriften ein, ein zweites, drittes, viertes Mal, zehnmal hintereinander. Die endliche Antwort war, daß der Gouverneur abgesetzt und der Rat mit einem Verweis entlassen wurde. Und die Sklaveneinfuhr erfolgte stärker als je.«

      »Aber mußten die Kolonisten diese Sklaven kaufen?« fragte d‘Ermonvalle.

      »Man konnte sie nicht, wie später zu Boston die Teekisten, in die See werfen«, versetzte Richard. »Und wenn Sie die menschliche Natur nur einigermaßen kennen, so werden Sie einsehen, daß es in jeder bürgerlichen Gesellschaft Gewinnsüchtige gibt, die wohl ihren Vorteil, nicht aber ihre Pflichten im Auge haben. Andere kauften die Schwarzen aus humaneren Gefühlen, um sie dem herzzerreißenden Elend auf den Sklavenschiffen und in den Marktställen zu entreißen. Der üble Erfolg Georgias schreckte übrigens die übrigen Kolonien keineswegs von der Erneuerung ihrer Vorstellungen ab. In den nördlichen Kolonien legte man wirklich nach Kräften der Einfuhr und dem Ankauf Hindernisse entgegen, aber den südlichen, wo die Verfassungen den von der Krone eingesetzten Gouverneuren mehr Gewalt gaben, wurden diese Sklaven den Kolonisten geradezu aufgedrängt. Das Übel wurde allgemein und so tief gefühlt, daß eben dieser Sklavenhandel mit eine der Ursachen wurde, die endlich zur Revolution führten. So finden Sie im ursprünglichen Entwurf der Unabhängigkeitserklärung, entworfen von Jefferson, Adams, Livingston, Sherman und Franklin und aufgesetzt von Jefferson, einen Artikel, der unter den vielen Beschwerden, welche die Kolonisten zur Ergreifung der Waffen und Abschüttlung des englischen Jochs bestimmten, auch die anführt: daß der König von England ein fremdes Volk seiner Heimat entrissen, über weite Seen geschleppt, es in die nordamerikanischen Kolonien als Leibeigene verkauft und so mit fremden Völkern, einer fremden Rasse, einen blutigen Markt eröffnet, ja sich nicht entblödet habe, dieselben Leibeigenen, die unter seiner Sanktion als solche an die Kolonisten verkauft wurden, zur Empörung gegen ihre Herren und Besitzer aufzurufen. Dieser Artikel wurde zwar bei der Veröffentlichung der Unabhängigkeits-Urkunde ausgelassen, weil einige Mitglieder des Kongresses aus den südlichen Staaten Bedenken äußerten und bei einem so wichtigen Dokument die Übereinstimmung aller jeder anderen Rücksicht voranging, aber die Empörung gegen die Barbarei der Regierung sprach sich deshalb nicht weniger stark in eben diesen südlichen Staaten aus.«

      »Das stellt wirklich die Sachlage aus einem ganz neuen Gesichtspunkt dar«, bemerkte d‘Ermonvalle, der aufmerksam zugehört hatte. »Aber eine Frage noch: Was tat Ihr Kongreß, Ihre eigene Regierung, nachdem sie die Herrschaft Großbritanniens abgeschüttelt hatte, in der Angelegenheit der unglücklichen Schwarzen?«

      »Ihre Frage ist nur natürlich. Die Kolonien trafen bereits vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten mit Großbritannien Maßregeln, um dem Sklavenhandel Einhalt zu tun. 1774 kam der sogenannte Kontinentalkongreß von Philadelphia zu dem einmütigen Entschluß, daß mit Ausgang Dezember desselben Jahres kein Sklave mehr eingeführt oder zum Verkauf angeboten werden solle. Denselben Beschluß hatten früher schon die Kolonialversammlungen von New York und Delaware gefaßt. Daß diese СКАЧАТЬ