Die Inseln der Weisheit. Alexander Moszkowski
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Inseln der Weisheit - Alexander Moszkowski страница 5

Название: Die Inseln der Weisheit

Автор: Alexander Moszkowski

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ ganz beiläufig die Inseln aufs Tapet zu bringen. Da wäre doch einer, dessen ganze forschende Sehnsucht sich auf ein Schiff richtete; und ob nun seine Entdeckerpläne eine reelle Basis hätten, ob nicht, so wäre doch hier für einen Yachtbesitzer ein gewisser Anlaß für eine schöne Geste.

      Es läßt sich nicht behaupten, daß Mac Lintock etwa mit Enthusiasmus zugriff. Allein er begann doch sich zu informieren, und seine Nichte griff ein, um den ersten Funken des Interesses weiter anzublasen. Denn deren Geisteshorizont spannte sich allerdings viel weiter, als der ihres oheimlichen Partners, und sie war imstande, sich auf eine bloße Andeutung hin in einen fernen Gedankenkreis einzufühlen.

      »Ich meine, Onkel,« sagte sie, »zwischen Ja und Nein ist da für uns kein Unterschied. Ich sehe auf der einen Seite ein wissenschaftliches Ziel, das erreicht oder verfehlt werden kann, das aber doch einen kleinen Einsatz verlohnt. Und für uns ist das doch wirklich eine Bagatelle, da die Yacht dich ohnehin langweilt.«

      »Ihr spuken nämlich immer wissenschaftliche Dinge im Kopfe,« ergänzte der Amerikaner. »Sie hat an der Columbia-Universität, in Grenoble und in Leipzig studiert.«

      »Und ich habe in allen Fächern zusammengenommen keine Weisheit gefunden, die über den Schopenhauerschen Grundsatz hinausgeht: omnes, quantum potes, juva! unterbrich mich nicht, Onkel, ich übersetze schon: Hilf allen, soweit du kannst!«

      »Kind, mit dieser Regel wird auch ein Krösus bald genug zum Bettler. Aber über einen Spezialfall läßt sich ja reden. Mir fällt da eben ein, daß mein Freund Rockefeller mit einem Federzug einen Scheck über sieben Millionen Dollars für Forschungszwecke ausgeschrieben hat; allerdings für amerikanische Forschung…«

      »Es gibt nur universale, und übrigens, Onkel: wenn du für die Expedition dein Schiff stiftest, dann wird sie ja unter amerikanischer Flagge segeln.«

      »Außerdem,« bemerkte Georgi, »wird diese Sache ja für Sie sehr viel billiger als seinerzeit für Rockefeller. Also, wollen Sie mich ermächtigen, dem Herrn morgen zu telephonieren, daß in seiner Angelegenheit etwas geschehen ist, und daß er Sie im Esplanade besuchen darf?«

      »So nicht!« korrigierte der andere unter ersichtlicher Zustimmung der Dame, deren Wille nicht erst Worte zu finden brauchte, um ihn suggestiv zu beeinflussen. »Wenn ich mich schon entschließe, die Sache in die Hand zu nehmen, dann will ich wenigstens sofort mein Vergnügen haben. Ich werde ihn morgen in seiner Wohnung überraschen, das heißt natürlich wir beide. Du willst doch, Evy?«

      »Ich will noch mehr. Er wird ja gewiß bei diesem Überfall sehr erstaunen – du vielleicht auch!«

* * *

      Nun saßen wir zu Vieren in meiner Arbeitsstube und ich sah plötzliches Licht in der Finsternis. Das ganze Vorhaben schien in kaum einer Viertelstunde klaren Hintergrund und deutliche Form zu gewinnen. Der Amerikaner freilich behandelte es eher vom Standpunkt einer Millionärskaprice, mit der Überlegenheit eines Mannes, der sich als deus ex machina fühlt; dabei auch mit der Empfindung eines Spielers, der an der Roulette eine hohe, aber für ihn gleichgültige Summe auf eine einzelne Nummer schiebt. Aber da ergab sich ein kleiner Zwischenfall. Die Dame bemerkte nämlich auf meinem Schreibtisch das Blatt, worauf Donath nach dem stummen Diktat des Magiers mit Blaustift notiert hatte: »maclintoc«. »Hat Ihnen Georgi etwa doch gegen die Abrede telephoniert?« – »Nein. Wir wußten nicht das Mindeste von Ihrer Existenz, wie Sie wohl an unserem Verhalten erkannt haben. Sie haben also wirklich allen Grund zur Verwunderung; aber ich muß Ihnen bekennen, die Aufklärung wird nicht viel begreiflicher ausfallen als das Rätsel.«

      Das ganze Thema von Nostradamus wurde neu aufgerollt. Ich erklärte den Gästen den ganzen Umfang der eigenen Überraschung von dem Auftauchen der prophetischen Vierzeiler bis zu dem Punkte, auf dem wir an den absonderlichen, für mich so bedeutungsvollen Namen gerieten. Der erste, der sich von der magischen Überrumpelung erholte, war Mac Lintock selbst:

      »Es hat keinen Zweck,« erklärte er, »hier Zusammenhänge zu suchen, von denen sich eine Trillion gegen Eins wetten läßt, daß sie keiner finden wird. Stellen wir uns lieber auf den Boden der Tatsachen. Worin besteht das Faktum? Einfach darin, daß es total widersinnig wäre, jetzt noch die bevorstehende Entdeckung zu leugnen. Selbst wenn Nostradamus in vielen Fällen ein falscher Prophet gewesen sein sollte, hier ist doch eine Hellsichtigkeit erwiesen in der Vereinigung unserer Namen, also der Personen, die hier tatsächlich über das Projekt beraten. Damit ist das Vorstadium, so meine ich, definitiv überwunden, und es gibt für mich kein Zurück. Verfügen Sie über meine Yacht »Atalanta«, für deren Ausrüstung ich sorgen werde. Ich knüpfe daran die einzige Bedingung, daß die erste wilde Insel, die Sie entdecken, auf den Namen Mac Lintock-Eiland getauft wird.«

      »Ich stelle noch eine zweite Bedingung,« meldete sich die Dame, in deren schönem und bedeutungsvollem Recamier-Profil ein Zug des Trotzes merklich wurde, einer Energie, die von vornherein jeden Widerspruch ausschloß. »Läßt sich erraten,« sagte Flohr; »die zweite Insel muß nach Ihnen benannt werden. Selbstverständlich angenommen, – du erlaubst doch, Alex, daß ich in deinem Namen rede?«

      »Ich vermute,« sagte ich, »daß unsere Helferin sich damit nicht zufrieden geben wird.«

      »Allerdings nicht. Ich verlange vielmehr, die ganze Expedition mitzumachen.«

      »Aber Evy!« rief der Onkel; »was für eine Schrulle! Ich habe doch wohl anderes auf der Welt zu tun. Nicht um das Vermögen von ganz Wallstreet kriegst du mich auf eine so unabsehbare Reise ins Blaue.«

      »Kehre du nur ruhig zu deinen Geschäften nach Chicago zurück. Hier handelt es sich um mich allein. Und verlege dich nur nicht etwa auf Sittenpredigt und Methodistenweisheit. Ich kenne ja den Sermon: Das ist unpassend – das schickt sich nicht – das verstößt gegen Form und Takt. O heaven! Wie lang ist›s denn her, daß eine junge Dame keine anatomischen Studien treiben durfte? Ich habe auf der Universität männliche Leichen seziert, und mein Ruf ist unberührt geblieben.«

      »Weil du in einem anständigen Damenpensionat gelebt hast und nicht einzeln zwischen Herren und Matrosen. Abgesehen davon begibst du dich in Abenteuer und Gefahr. Wissen wir denn, an welche wilde Völkerschaften diese Expedition gerät?«

      »Herr Mac Lintock,« warf ich ein, »jetzt haben Sie verloren. Ihre Nichte macht nicht den Eindruck, als ob ein Appell an die Furcht ihren Willen erschüttern könnte.«

      Eva lächelte: »Ich fürchte höchstens, daß die Gefahr hinter meinen Erwartungen zurückbleiben wird. Die Hauptsache bleibt aber, daß wir ein solches Unternehmen nicht bloß subventionieren, weil wir reich sind, sondern auch begleiten, weil wir unsere Einsichten erweitern wollen. Welchen Zweck hatte die »Atalanta« bis jetzt? Ich habe auf der Yacht gefaulenzt und gedämmert in dem Panorama der Luxusorte zwischen Toulon und Rapallo, bei den Azoren, der Küste von Florida, jetzt will ich auf ihr etwas erleben! endlich nicht mehr nach Baedeker reisen, sondern im Zeichen von Tasman, Franklin, Humboldt! – — Übrigens, Onkel, sollst du im Nebenpunkt eine kleine Konzession haben. Ich wehre mich gar nicht gegen weibliches Gefolge; du kannst mir so viel Zofen und Stewardesses engagieren, wie dir beliebt. Aber ich denke, wir werden jetzt noch Wichtigeres zu verabreden haben, als die Hilfskräfte für meine Toilette.«

      Ihres Erfolges gewiß erhob sie sich, beugte sich Mac Lintock entgegen und streichelte ihm die Stirn. Der biß sich in die Lippen, zögerte, ergriff dann ihre Hand und sagte: »Es ist bei uns Amerikanern nicht Sitte, einen Antrag ohne Amendement zum Gesetz zu erheben. Du beantragst die Mitreise – angenommen. Mein Amendement lautet: du bleibst in meiner Obhut!« Und zu uns Männern gewendet ergänzte er: »ich hoffe, Ihr Nostradamus wird nicht widersprechen, wenn ich mich anschließe. Der Entschluß, auf längere Zeit meine Privatgeschäfte zu suspendieren, kostet mich mehr, als die ganze Atalanta wert ist. Aber Sie sehen ja, ich stehe hier unter sanfter Erpressung meines Lieblings. Ich bitte Sie daher, mir auf meiner Yacht СКАЧАТЬ