Die Ahnen. Gustav Freytag
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Ahnen - Gustav Freytag страница 13

Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Leibe, mit starken Gliedern und breitem Angesicht, er trug auf seiner Wange ein schwarzes Mal, das erblich war in seinem Geschlecht; einem Ahnen war‘s zum Spott gewesen, jetzt aber galt‘s für ein Königszeichen, gab‘s auch nicht Schönheit, es gab doch Stolz. Unwirsch war der König, der reichliche Trunk hatte ihm die Stirnadern geschwellt, und er haderte gegen den Sänger Volkmar, der vor ihm stand.

      »Ich habe dich nach dem Mahle gefordert,« sprach der König, »daß die Königin dich befrage, aber sie scheint nicht zu wissen, daß wir hier sind.«

      »Was befiehlt mein Herr?« fragte Frau Gisela, sich stolz aufrichtend.

      »Es ist traun Grund,« murrte der König, »die Augen zu öffnen, wenn die Könige am Rhein Eisenbänder tragen und im feuchten Kerker liegen.«

      »Warum boten sie ihre Hände den Fesseln?« versetzte Gisela kalt. »Wer Tausende seiner Krieger zur Totenhalle führt, dem ziemt übel, anderen den Vortritt zu lassen. Ich sehe die Tapferen mit Todeswunden auf blühender Heide, die blutlosen Gesichter im Kerker kümmern mich nicht.«

      »Auch tapferen Mann verläßt das Glück«, sprach der König und sah scheu nach seinem Gemahl. »Du aber, Gesell, hast nicht alles gekündet, einer entfloh und kam in mein Land; in dem Hofe des Fürsten gab‘s lautes Getön, vom Heilruf Ingo bebte die Halle, du warst dabei, schnellzüngiger Spielmann, was hast du deinen Gesang getauscht? Weit anders klang dein Lied in der Waldlaube.«

      »Schlechter Ruhm wäre dem Sänger, wenn sein Lied eintönig auf einer Saite schwirrte. Mein Amt ist, jedem das Seine zu geben, daß froh sich das Herz des Hörers öffne. Dem König verschwieg ich den Namen der Helden nicht, denn rühmliche Tat lebt durch meinen Mund. Doch ich wußte nicht, daß der Flüchtling dem großen Volksherrn den Sinn beschwert.«

      »Ich kenne dich,« rief der König in ausbrechendem Zorn, »du tauchst behend wie die Otter im Fluß, hüte dein glattes Fell vor den Streichen meiner Knaben.«

      »Der Sänger hat Friede auch bei wildem Volk. Deine Knaben, o König, die trotzigen Männer, deren Lärm jetzt aus dem Hofe bis in den Steinturm schallt, auch sie scheuen den Sänger; denn jede Untat trägt er durch die Länder, und wird ihm sein Mund für immer gestillt, dann rächen den Toten seine wackeren Genossen. Dein Zorn erschreckt mich nicht, doch ungern entbehre ich deine Gnade, denn reich hast du treuen Dienst belohnt. Nicht vermag ich zu erkennen, warum mein Herr den Namen des Fremden ungünstig hört; der Flüchtling scheint mir ein wackerer Mann, treu seinen Freunden und nicht begehrlich nach fremdem Gut.«

      »Du sprichst nach Gebühr,« sagte die Königin freundlich, »und der König kennt wohl deinen Wert. Nimm hier für deine Kunde, war sie auch leidvoll, des Königs Botenlohn.«

      Sie winkte der Dienerin, welche ihr die schwere Truhe vor die Füße schob, sie faßte hinein und bot wahllos dem Sänger ein goldenes Trinkgefäß. Der Sänger sah betreten darauf hin, bis die Königin die Brauen finster zusammenzog, da nahm er den Becher und neigte sich tief auf ihre Hand, die sie ihm reichte. »Hat dein schneller Fuß noch Frist, bei uns zu weilen, so lehre meine Mägde den neuen Tanzreigen, den du das letzte Mal in unserer Halle aufführtest. Und laß dich alsdann finden in meiner Nähe.«

      Sie winkte ihm gnädig den Abschied; der König sah ihm unzufrieden nach.

      »Du bist freigebig mit dem Gold deiner Truhe«, sagte er finster.

      »Einen guten Handel macht der König, wenn er mit Gold das Unrecht abkaufen kann, das er einem niederen Mann zugefügt hat. Geringe Ehre ist es meinem Herrn, seine Sorge dem fahrenden Mann zu verraten, der von Halle zu Halle um Lohn singt. Dir bleibt nur die Wahl, den Mund des Mannes durch einen Becher zu schließen, oder für immer durch einen Schwertschlag. Darum gab ich ihm die Sühne, damit er schweige, denn weit berühmt ist der Mann und gefährlich wäre es, den Zeugen deiner Furcht zu töten.«

      Der König fuhr kleinlaut fort, bestürzt, wie ihm öfter geschah, durch den hochfahrenden Sinn der Königin: »Was rätst du gegen den Fremden, den die Waldleute sich mir zum Trotz als Gastfreund gesellt haben, soll ich auch ihm Gold bieten oder Eisen?«

      »Deine Gunst, König Bisino, denn Ingo, Ingberts Sohn, ist ein erlauchter Mann.«

      »Ist es besser für mich, daß er den Königsprung vermag?« fragte der König wieder.

      Frau Gisela sah ihn an und blieb stumm. »Edlen Sinn bindet nur Vertrauen«, versetzte sie endlich und trat vor den König. »Will mein Herr die Gefahr vermeiden, so lade er selbst den Fremden an seinen Hof und erweise ihm die Ehre, die ihm gebührt. Gefährlich ist der Königsohn vielleicht unter den Bauern am Walde, nicht in deiner Königsburg und in deiner Heerschar. Hier ist er dein Gastfreund, ihn bindet der Schwur und deine Gewalt.«

      Der König überlegte: »Gut rätst du, Gisela, und du weißt, ich ehre deine Worte. Was die Zukunft bringt, das will ich erwarten.« Er erhob sich, die Königin winkte der Magd, sich zu entfernen. Als sie allein war, ging sie mit heftigem Schritt im Raume auf und ab. »Gisela heiße ich, vergeiselt bin ich in fremdem Land zu freudlosem Lager dem gemeinen Mann. Seit Jahren sitzt das Königskind der Burgunden elend auf dem Thron, und die Gedanken ziehen rückwärts zu dem Land der Meinen und zu der Kinderzeit. Dort sah ich ihn, den einst der Vater mir zum Gemahl bestimmte, da ich ein Kind war und er ein Knabe. Ingo, gebannter Mann, hart war dein Reisebrot und bitter dein Trunk in der Verbannung, bitterer doch mein Gram in der Königsburg. So oft aus fremdem Lande ein fahrender Krieger kam, forschte ich nach deinem Geschick. Jetzt naht dein Schritt dem Pfad, auf dem ich schreite, sei mir willkommen, ob du mir lieb wirst oder leid; denn müde bin ich der Einsamkeit.«

      Draußen klang vielstimmiges Lachen und Gesang der Mägde, die Königin saß nieder und hörte, die Hände über dem Knie geschlungen, auf die Weise des Reigen, die der Sänger sang. Die Dienerin führte den Sänger leise herein. »Du hast vieles erzählt beim Mahle des Königs,« rief sie ihm lächelnd zu, »was meinem Herrn schwere Gedanken gemacht hat; jetzt laß du mich im Vertrauen wissen, wie du selbst den Banden der Römer entrannst, denn nahe genug war die Gefahr, daß ich einen werten Mann verlor, der mir oft Freude gebracht hat. Hast du ein Lied von der eigenen Not, so will ich‘s hören.«

      »Wenig dachte ich an mich selbst in jener Stunde, Herrin, ich sah auf einen anderen, der mich errettete und sich selbst in größeres Leid warf.«

      »Ich meine, das war jener Fremde,« sprach die Königin, »hebe den Sang an und dämpfe deine Stimme, wenn du kannst, daß nicht unnützes Volk sich an den Pforten dränge.«

      Volkmar begann mit leiser Stimme seinen Bericht von der Kahnfahrt und dem Sprung in den Rhein. Zu der kleinen Fensteröffnung drang golden der Strahl der Abendsonne herein, er umsäumte die Gestalt des Sängers, der in tiefer Erregung vorsang, was ihm das Herz bewegte; im Dunkel saß die Königin und wieder fiel ihr das volle Haar über die Hand, die ihr geneigtes Haupt stützte, unbeweglich saß sie da, in sich selbst versunken, bis der Sänger mit jenem Wiederfinden in der Halle schloß.

      »Das wird ein rühmlicher Gesang für zwei, für ihn und dich«, sagte die Königin gütig, da der Sänger geendet. »Du ziehe mit dem Segen der Götter zu Halle und Herd, daß die Kunde im Volke sich verbreite.«

      Beim Abendtrunk saß der König unter seinen Knappen, das Jauchzen und Lachen der starken Leibwächter umklang den Herd, aus großen Stangen und Bechern schöpften sie den würzigen Trank. »Spiel‘ den Reigen, Sänger,« rief einer der wilden, »den du heut des Königs Mägde gelehrt, damit auch wir geschickt die Weise springen auf der Heide.« »Laßt ihn,« spottete Hadubald, ein narbiger Kriegsmann, der vorzeiten Trabant am Römerhofe gewesen war und jetzt dem König diente, »sein Lied ist gerade gut genug, daß die Kraniche danach hüpfen im Hühnerhofe. Wer die Tänzerinnen, die schmeichelnden Mädchen aus Alexandrien, geschaut, dem dünkt das Stapfen der Bauern im Grase СКАЧАТЬ