Die Ahnen. Gustav Freytag
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Ahnen - Gustav Freytag страница 8

Название: Die Ahnen

Автор: Gustav Freytag

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ grüßte. In gleicher Weise ließen sie ihn langsam zu Boden, lösten Eisen von Eisen und begannen aufs neue im Kreise gegeneinander zu springen, jetzt Sprünge und Schwertschläge schnell wie der Blitz, kaum vermochte das Auge den einzelnen Streichen zu folgen, im Wirbel flirrte der blanke Stahl und schwangen sich die Leiber der Männer unter den scharfen Waffen, die Pfeife gellte, das Sackrohr summte in wilden Klängen, die Funken sprühten von den Schwertern. So lief das Spiel der Helden in des Fürsten Halle, bis die Tänzer anhielten, wie durch Zauber gebannt, in der Stellung von Kämpfern je zwei gegenüber. Darauf begann wieder der Reigensang der Tänzer und langsamen Schrittes feierlich grüßend schwebten sie beieinander vorüber und schritten im Zuge zum Saale hinaus. Um die Sitze dröhnte der Beifallssturm, die Gäste sprangen begeistert auf und riefen den Tänzern fröhlichen Dank.

      In der Nähe des Fürsten erhob sich Rothari, ein Edler, und begann:

      »Ich rede, wie ich denke, kunstvolleres Schwertspiel sahen meine Augen niemals bei anderen Leuten und wir Thüringe sind auf der Männererde gerühmt wegen solcher Kunst. Dort unten aber an der Bank des Fürsten sitzt ein Fremdling, kriegerischer Werke wohl mächtig. Und wenn ich ihn nach der Tüchtigkeit schätze, die er heute erprobt hat, so würde ich ihm seinen Stuhl hoch herauf unter die Starken setzen. Doch ungleich verteilen die Götter ihre Gaben, auch ein Fremder, der seine Ahnen nicht kennt, mag ein achtbarer Kriegsmann werden. Die Leute sagen, daß zuerst aus dem Hof des Fürsten die Kunde von der Römerschlacht in unser Land geflogen sei, und da ich den Fremden sah, hielt ich ihn für den Boten; doch der Keulenwurf erwies, daß er aus dem Ostland stammt. Ich bringe dem Gaste in der Halle den Heilgruß.«

      Ingo erhob sich und dankte. Da rief Theodulf laut: »Manchen sah ich springen und schwingen auf weichem Rasen, der hoher Sprünge in der Feldschlacht vergißt.«

      »Recht mahnst du,« versetzte Ingo kalt, »doch manchem nagt auch Neid in der Seele, weil er selbst nicht als Höchster auf dem Rasen sich schwang.«

      »Für ehrenwerter als ein Springer gilt bei uns der Mann, der seine Narben vorn am Leibe trägt«, versetzte Theodulf.

      »Ich aber lernte von Alten und Weisen, daß nicht unrühmlicher sei, tiefe Wunden zu geben als zu erleiden.«

      »Sicher gebührt dir die Würde eines Häuptlings, dem sein Gefolge die Schilde vorhält gegen feindliche Speere, damit sein Antlitz mairötlich daure zur Freude des Volks«, höhnte wieder der Mann des Fürsten.

      »Und ich hörte manchen, der einen Schwertschlag empfangen, darüber glucksen wie ein Huhn über sein Ei«, versetzte Ingo verächtlich.

      »Ruhmlose Wunden auch birgt das Hemde, die Spuren der Streiche, die den Rücken bedrängten«, rief Theodulf mit flammendem Angesicht.

      »Ruhmlos nenne aber ich die boshafte Zunge, die in der Halle nach dem Gastfreund sticht. Nicht ehrenwert dünkt mir solche Rede, dem Thüring geziemt nicht der falschen Römer Brauch.«

      »Kennst du so gut den Brauch der Römer,« rief vom andern Tisch ein wilder Kriegsmann aus Theodulfs Freundschaft, »so hast du auch wohl ihre Streiche gefühlt.«

      »Im Kampfe stand ich den Römerkriegern«, rief Ingo sich vergessend. »Frag dort im Lager nach deinen Gesippen, nicht jeder gibt dir Antwort, der meinem Schwerte genaht.«

      Laute Schreie füllten die Halle, als der Fremde verriet, daß er gegen die Römer gestanden hatte. »Gut sprachst du, Fremder«, schrie es von allen Seiten, und wieder an anderen Tafeln: »Übel prahlt der Fremde, hoch Theodulf!«

      Der Fürst erhob sich und rief mit mächtiger Stimme: »Den Wortkampf stille ich, an den Frieden mahne ich im festlichen Saal.« Da verstummten die lauten Rufe, aber der Streit der Meinungen schwebte geräuschvoll um alle Tische, die Augen flammten und starke Hände hoben sich. Während dem Gewirr sprang ein Jüngling aus dem Gefolge des Häuptlings die Stufen herauf und schrie in die Halle: »Volkmar, der Sänger, reitet in den Hof.« »Er sei willkommen«, rief der Fürst. Und zu dem Sitz der Frauen gewandt fuhr er fort: »Irmgard, mein Kind, begrüße deinen Lehrer und geleite ihn zu unserm Tisch.« So befahl der kluge Wirt, um die Hadernden an die Gegenwart der Frauen zu mahnen. Seine Worte wirkten wie eine Beschwörung auf die brausende Menge, die düstern Mienen wurden hell und mancher ergriff den Krug und tat einen tiefen Trunk, um ein Ende zu machen mit seinen Gedanken und sich vorzubereiten auf das Lied des Sängers. Irmgard aber trat aus der Laube und schritt durch die Reihen der Männer zu der Schwelle. Auf den Stufen des Saals stand gedrängt die Jugend des Dorfes und starrte neugierig in die Halle. Da durchschritt Irmgard den Haufen und erwartete im Hofe den Sänger, der sich unter einem der Dächer zum Fest gerüstet hatte. Mit ehrbarem Gruß kam er auf sie zu, ein Mann von mäßiger Größe mit leuchtenden Augen, das krause Goldhaar mit Grau durchzogen, zierlich trug er seinen Überwurf von buntem Tuch, die nackten Arme mit Goldringen geschmückt, eine Kette um den Hals, das Saitenspiel in der Hand.

      »Du kommst zu guter Stunde, Volkmar,« rief ihm die Jungfrau zu, »sie sträuben sich gegeneinander, es tut not, daß dein Lied ihnen das Herz erhebt. Bewähre heut deine Kunst und wenn du kannst, singe ihnen Frohes.«

      »Was hat ihnen den Sinn verstört?« fragte der Sänger, der gewöhnt war seine Kunst wie ein kluger Arzt zu spenden. »Ist‘s wieder der wilde Hofhalt des Königs Bisino, dem sie grollen, oder streiten sie um die Römerfahrt?«

      »Die jungen Männer halten nicht Frieden«, antwortete das Herrenkind.

      »Ist‘s nichts weiter?« versetzte der Sänger gleichgültig. »Es wäre vergebene Müh‘, ihre Waffengänge auf grüner Heide zu hindern.« Da er aber die ernste Miene der Jungfrau erkannte, fügte er hinzu: »Sind‘s die Tollköpfe vom Hofe, dann, Herrin, fürchte ich, daß mein Lied ihren Neid nicht zu tilgen vermag. Könnte ich dein freundliches Lachen in ein Lied fassen und jedem in das Ohr singen, so würden sie alle mir folgen wie die Lämmer. Doch was ich heut bringe,« setzte er mit verändertem Tone hinzu, »ist so schwer, daß sie darüber ihren Streit sicher vergessen. Es ist üble Zukost für ein Festmahl. Dennoch muß ich hinein, ihnen die Mär verkünden, ich weiß nicht, ob sie sich dann noch Sang begehren.«

      »Willst du beim Mahl die Trauerbotschaft sagen?« fragte die Jungfrau sorglich, »das macht ihnen den Mut vollends schwer und empört sie in Zorn.«

      »Du kennst mich ja doch,« versetzte der Sänger, »ich gebe ihnen nur so viel, als sie vertragen können. Wen hat der Fürst zur Halle geladen?«

      »Es sind unsere alten Landgenossen.«

      »Sind Fremde darunter?«

      »Niemand,« versetzte die Jungfrau zögernd, »als ein armer Wanderer.«

      »Dann sei ohne Sorgen,« schloß der Sänger, »das Gemüt der Unseren kenne ich, und wie man ihnen den Abendtrunk mischt.«

      Während die Jungfrau durch eine Seitentür in die Laube stieg, betrat der Sänger die Halle. Als er auf der Schwelle stand, erscholl ein Zuruf und Gruß, der laut von der Decke widertönte. Stolz empfand Volkmar, daß er ein Günstling war, er trat mit behendem Schritt in den freien Raum vor den Tisch des Häuptlings und verneigte sich tief gegen ihn und die Herrin.

      »Sei tausendmal gegrüßt, du Geliebter des Volkes!« rief ihm der Fürst entgegen, »die Vögel unseres Gaues, die im Winter geschieden waren, singen längst ihr Sommerlied, nur den Sänger der Helden haben wir vergeblich ersehnt.«

      »Nicht die Vögel hörte ich in der Luft den Sommer verkünden, die Kriegshunde des Gottes hörte ich heulen im Winde und die bunte Wolkenbrücke erblickte ich, auf der die Helden in endloser Schar zu der Halle der Götter hinaufzogen. Den Rheinstrom sah ich dahinfließen in roten Wellen, bedeckt mit Leibern der Männer und Rosse, die Walstatt schaute ich und das blutige СКАЧАТЬ