Der Waldläufer. Gabriel Ferry
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Waldläufer - Gabriel Ferry страница 3

Название: Der Waldläufer

Автор: Gabriel Ferry

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Grenzjäger schwieg immer noch hartnäckig; nun ließ sich Don Lucas‘ Stimme nicht mehr vernehmen, und bald verlor sich das Geräusch seiner Schritte in der Ferne.

      »Gut«, sagte Pepe zu sich. »Eben war ich einfältig genug, noch zu zweifeln, aber jetzt zweifle ich nicht mehr. Endlich hat doch ein Schmuggler eine Unternehmung gewagt. Ich müßte wahrhaftig sehr ungeschickt sein, wenn ich nicht einen guten Gewinn daraus zöge; wäre es auch auf Kosten dessen, was es meinem Chef einträgt.« Der Soldat war mit einem Sprung auf seinen Füßen. »Hier bin ich nicht mehr Pepe der Schläfer«, sagte er, seine hohe Gestalt gerade aufrichtend.

      Eine weitere halbe Stunde verging noch, in der der Küstenwächter nur die öde Unermeßlichkeit vor sich erblickte. Nichts unterbrach die lange weißliche Linie, die das Meer mit dem Himmel verbindet. Große schwarze Wolken bedeckten und enthüllten nacheinander den Mond, der eben aufgegangen war; und mochte auch der Horizont abwechselnd glänzend sein wie flüssiges Silber oder düster und bleifarbig wie ein Flor – kein Gegenstand auf dem Ozean zeigte das Dasein eines Menschen.

      Der Blick des Soldaten war so angestrengt aufs Meer gerichtet, daß Funken vor seinen Augen zu tanzen schienen. Von dieser beständigen Aufmerksamkeit ermüdet, schloß er die Augen und vereinigte alle Kraft seiner Sinne im Gehör. Plötzlich glitt ein schwaches Geräusch über die Oberfläche des Wassers und gelangte bis zu ihm; dann verwehte eine leichte Landbrise den Ton, und er hörte nichts mehr. Da der Soldat nicht wußte, ob er nicht ein Spielball seiner Einbildung gewesen sei, öffnete er von neuem die Augen; aber die tiefe Dunkelheit der Nacht ließ nichts erkennen.

      Er machte die Augen wieder zu, um abermals zu lauschen. Diesmal gelangte ein abgemessener Ton, wie ihn die Ruder, die vorsichtig die Oberfläche des Wassers spalten, und das leise Knirschen der Ruderbolzen hervorbringen, zu seinen Ohren. »Endlich sind wir da!« sagte Pepe mit einem Seufzer der Befriedigung.

      Ein schwarzer, beinahe unsichtbarer Punkt erschien am Horizont, wurde dann schnell größer, und bald zeigte sich ein Boot, eine leichte Schaumfurche hinter sich lassend.

      Pepe hatte sich eiligst der Länge nach auf die Erde geworfen, aus Furcht, daß sein Schatten vom Boot aus bemerkt werden könnte; aber von der hohen Stellung aus, die er einnahm, konnte er es nicht einen einzigen Augenblick aus dem Gesicht verlieren. Bald sah er es anhalten mit unbeweglichen Rudern wie der Seevogel, der in der Luft schwebt, um die Stelle zu wählen, wohin er stürzen will; dann nahm es plötzlich wieder seine Bewegung auf und fuhr zum Ufer der Bucht.

      »Macht keine Umstände«, sagte der Soldat; »tut, als ob ihr zu Hause wärt!«

      Wirklich schienen die Ruderer vor jeder Störung sicher zu sein, denn einige Sekunden später knirschten die Strandsteine des flachen Ufers unter dem Kiel des Bootes.

      »Oh, oh«, sagte der Soldat ganz leise; »nicht ein Warenballen! Sollten das etwa zufällig keine Schmuggler sein?«

      Drei Männer befanden sich in dem Boot und trafen dem Anschein nach nur die durchaus nötigen Vorsichtsmaßnahmen, um nicht allzu geräuschvoll das nächtliche Schweigen zu unterbrechen. Ihre Kleidung war nicht die, die die Schmuggler gewöhnlich zu tragen pflegen.

      »Wer, zum Henker, können diese Männer sein?« sagte der Soldat.

      Büschel gelblichen Krauts, die den Rücken des Abhangs, auf dem sich Pepe befand, bekränzten und über seinen Kopf hinausreichten, ließen ihn durch die Stengel hindurch beobachten, was die drei Unbekannten in ihrem Boot vornahmen. Auf Befehl dessen, der am Steuerruder saß – ein Befehl, dem man mit Achtung gehorchte —, sprangen die beiden anderen an Land, um die Örtlichkeit zu untersuchen, und ließen denjenigen, der ihr Chef zu sein schien, allein zurück.

      Pepe war einen Augenblick unentschieden, ob er sie in den Hohlweg hineingehen lassen sollte; aber ein Blick auf das Boot, das dem Schutz eines einzigen Mannes überlassen war, ließ ihn seinen Entschluß ändern. Er blieb demnach unbeweglicher als je und hielt sogar seinen Atem an sich, während die beiden Männer – jeder mit einem katalonischen Messer bewaffnet – einige Fuß unter ihm vorübergingen. Er konnte nun sehen, daß der Matrosenanzug, den sie beide trugen, der damaligen Korsarenkleidung glich und die Mitte hielt zwischen der Uniform der Königlichen und dem regellosen Anzug der Handelsmarine, aber er konnte ihre Züge unter der baskischen Kopfbedeckung nicht unterscheiden.

      Plötzlich standen die beiden Matrosen still. Ein Stückchen Erde am Abhang war unter Pepes Knie zerbröckelt und glitt nun mit einem leichten Geräusch längs des abschüssigen Randes hinab.

      »Hast du nichts gehört?« sagte der eine von ihnen.

      »Nein! Du vielleicht?«

      »Es schien mir, als ob irgend etwas von da herabfiele!« sagte der erste und zeigte auf den Ort, über dem der Grenzjäger platt auf der Erde lag.

      »Bah! Es wird eine Feldmaus gewesen sein, die in ihre Höhle gelaufen ist.«

      »Wenn dieser Abhang nicht so abschüssig wäre, würde ich hinaufsteigen«, erwiderte der erste.

      »Ich sage dir, daß nichts zu fürchten ist!« antwortete der zweite. »Die Nacht ist schwarz wie eine Teertonne, und dann hat uns ja auch ›der andere‹ versichert, daß er für den Küstenwächter bürge, der den ganzen Tag schliefe.«

      »Ein Grund mehr, daß er nachts kein Auge schließt. Bleib hier; ich will herumgehen und hinaufsteigen. Und wahrhaftig, wenn ich dort unseren Schläfer finden sollte«, fügte er hinzu, indem er sein breites Messer zeigte, dessen Klinge in der Dunkelheit blitzte, »um so schlimmer … oder um so besser für ihn; ich werde ihn ewig schlafen machen.«

      Teufel, das ist ein Philosoph, dachte Pepe; aber ich habe jetzt genug geschlafen! Und wie eine Schlange, die sich häutet, schlüpfte er aus seinem Mantel, den er liegen ließ, und kroch so vorsichtig weiter, daß er schon ziemlich weit davon entfernt war, ohne daß irgendein Geräusch seine Bewegung verraten und ohne daß die Erde selbst – wie die Spanier sagen – ihn gehört hätte. Er gelangte so, seine Büchse in der Hand, gerade an den Punkt, unter dem das Boot gelandet war. Hier schöpfte er Atem und suchte mit einem glühenden Blick den Mann, der allein zurückgeblieben war.

      Dieser schien in tiefe Träumereien versunken, denn er lag unbeweglich unter seinem weiten Mantel, der seine Gestalt umhüllte und ihn zugleich vor der Feuchtigkeit der Nacht schützte. Da seine Augen auf das offene Meer gerichtet waren, so konnte er auch natürlich nicht die schwarze Gestalt des Grenzjägers bemerken, der sich langsam bis auf die Höhe des steilen Randes erhob und mit dem Auge die Entfernung maß, die ihn vom flachen Ufer trennte.

      Der Fremde machte eine Bewegung, um sich nach der Landseite umzuwenden, und in demselben Augenblick ließ Pepe die zerknitterten Zweige eines Staudengewächses los, an das er sich angeklammert hatte, und sprang auf ihn wie der Tiger auf seinen Raub. »Ich bin es«, sagte er. »Rührt Euch nicht, oder Ihr seid ein Kind des Todes!« fügte er hinzu, indem er den Lauf seiner Büchse auf die Brust des verdutzten Fremden setzte.

      »Wer bist du?« versetzte dieser, dessen wutfunkelnde Augen sich vor der drohenden Haltung seines Gegners nicht senkten.

      »Ei, wahrhaftig, Pepe! Ihr wißt ja: Pepe, der immer schläft!«

      »Schlimm für ihn, wenn er mich verraten hat!« sagte der Fremde, als ob er mit sich selbst spräche.

      »Wenn Ihr Don Lucas meint«, unterbrach ihn der Grenzjäger, »so kann ich Euch versichern, daß er dessen nicht fähig ist; und daß ich hier bin, davon liegt der Grund darin, daß er zu vorsichtig gewesen ist, Schmuggler.«

      »Schmuggler?« sagte der Unbekannte mit einer Gebärde höchster Verachtung.

СКАЧАТЬ