Название: Verwehte Spuren
Автор: Franz Treller
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Wolltest du etwas, John?« fragte ihn Grover.
»Athoree will mit Gutherz reden.«
»O, ich stehe dir zu Gebote, Athoree,« sagte Graf Edgar und erhob sich. »Willst du mich allein sprechen?«
»Ihn allein sprechen. Komm mit.«
Er ging und der Graf folgte ihm, während die andern unter der Sykomore zurückblieben.
Der Indianer führte Graf Edgar schweigend zum Flusse, lud ihn dort ein, das Kanoe zu besteigen, und ruderte dann den Muskegon hinauf.
Der junge Mann fügte sich dem Indianer und richtete keine Frage an ihn.
Nach kurzer Frist legte Athoree an dem linken Ufer an und ging in den Wald, wohin Graf Edgar ihm nachging.
Vor einem Erdaufwurf von ziemlichem Umfang, der sich kahl zwischen den Bäumen erhob, stand der Indianer still.
Nach einer Weile sagte er leise, in fast feierlicher Weise: »Grab von großem Häuptling.«
»O,« sagte der Graf, »ist das der Grabhügel eines Mannes deines Volkes?«
»Gebeine von großem Häuptling ruhen hier. Stammt Athoree von Meschepesche, dem großen Panther meines Volkes, ab.«
»Er enthält also die Gebeine deines Ahnherrn?«
»Großer Häuptling — der Wyandots. Athoree Wyandot. Nicht sagen hier, Gutherz; fragen immer nach Stamm, brauchen nicht zu wissen, Gutherz wissen, Athoree Wyandot, das genug, nicht andern sagen.«
»Ich will darüber schweigen.«
»Sagen ihm, damit nicht denken Ottawa; Wyandot ganz ander Volk, andre Sprache.«
Er ließ sich auf einem am Boden liegenden Stamm nieder und Graf Edgar setzte sich neben ihn.
»Hier Grab von großem Häuptling der Wyandots — lange tot — vor vielen Sommern in glückliche Jagdgründe gegangen. Jagten einst die Wyandots hier in den Wäldern, dies ihre Jagdgründe, wohnten hier, war das Land von See zu See ihr Eigentum. Lange her — lange her. Sind arm die Wyandots, arm und schwach — wohnen jetzt weit fort, an anderem See.«
»Also es leben noch Leute deines Volkes?«
Athoree nickte.
»Leben noch viel — sind arm.«
»Und du lebst von deinem Volke getrennt, Athoree?«
Der Indianer senkte den Kopf und erwiderte erst nach einiger Zeit: »Leben nicht bei Wyandots — ich nicht sagen, warum, nicht jetzt. Wollen nicht bei andrem roten Mann wohnen. Leben hier, damit einst begraben werden hier bei großem Vater.«
»Warum hast du mich hergeführt?«
»Will mit dir allein reden, hier reden, reden am Grabe von meines Volkes Häuptling. Hier nur Wahrheit reden, der große Panther hört es.«
Leise säuselte der Wind in den Blättern. Die tiefe Stille des Waldes, der alte Grabhügel vor ihm, der Sprößling eines Volkes, welches einst hier herrschte, neben ihm, der feierliche Ton, in welchem der Indianer mit ihm sprach, das alles machte auf den Grafen besonderen Eindruck.
Es beschlich ihn ein Gefühl, als ob der Geist des alten Indianerhäuptlings sie umschwebte.
Er blickte in seines roten Gefährten ernstes Gesicht und sagte: »Athoree möge reden.«
»Erst sagen, warum gehen zu Ottawa?«
»Es ist dir schon mitgeteilt, ich suche die Spur meiner Schwester, welche die Ottawas vor drei Jahren vom Manistee in die Gefangenschaft geführt haben, und du sollst nun helfen, sie zu finden.«
»Nicht mehr Spur finden — Sonne, Wind und Regen Spur längst verweht.«
»Vielleicht lebt sie noch in der Gefangenschaft der roten Männer.«
»Nicht wagen, weiße Frau gefangen halten — nicht wagen,« sagte der Indianer nachdrücklich.
»Und lebt sie nicht mehr, so will ich ihre letzte Spur auf Erden, ihr Grab suchen.«
»Gut. Athoree suchen und finden Meschepesches Grab, suchen deiner Schwester Grab, ihn auch finden.«
»Und willst du mir beistehen?«
»Du gesehen Athoree im Nebel, dicker Nebel, dreimal, einmal. Du gut gegen fremden betrunkenen Indianer, schützen ihn gegen rote Hand — du Gutherz — nicht vergessen. Du denken, Athoree schlechter Injin, weil trinken Rum, viel Rum, bis Nebel ganz dick im Kopf. Trinken nicht auf Jagd, nicht auf Kriegspfad, trinken, wenn böse Gedanken kommen, viel böse Gedanken, Rum scheuchen sie weg, und Athoree sehen glückliche Jagdgründe vor sich, sehen die Wyandots, wie sie noch herrschen im Land, und zahlreich sind, wie die Blätter des Waldes. Darum Athoree trinken.«
»Nun, ich habe zu meiner Freude gesehen, daß du, sobald ernste Forderungen an dich herantreten, auch dem Rum entsagen kannst.«
»Immer nur trinken, wenn der böse Geist Degschuhvenoh sendet schlimme Gedanken.«
»Ich schenke dir, Athoree, wenn du mich begleiten willst, mein volles Vertrauen.«
»Da» gut, ihm vertrauen, das gut.«
»Und willst du mit mir gehen?«
»Ich will mit dir gehen nach Norden. Vielleicht sendet mich Manitou dorthin — vielleicht,« setzte er leiser hinzu, »der böse Geist — Athoree will gehen und dich beschützen.«
»Gut, ich danke dir.« Und der Graf reichte ihm die Hand, die der Indianer mit einem freundlichen Lächeln nahm und drückte.
»Meschepesche alles hören, nicht Lüge sagen, wo er hören — gerade Zunge, eine Zunge.«
»Das setze ich voraus.«
Der Indianer stand auf und bestieg langsam den Totenhügel, den er, seitdem er in dessen Nähe weilte, durch Entfernung der ihn überwuchernden Pflanzen emsig pflegte. Oben begann er leise zu singen in nicht unmelodischen langgetragenen Tönen. Dreimal umschritt er in der Höhe den Hügel, dann verstummte sein Gesang, und er kam wieder herab.
»Meschepesche sagen, daß Athoree gehen mit weißem Mann nach Norden, ihm sagen, sonst denken, Enkel undankbar gegen großen Vater. Komm, Gutherz, jetzt gehen.«
Bald befanden sie sich wieder in Grovers Heim, wo noch immer Baring weilte, während der Konstabel sich bereits entfernt hatte. Der junge Mann teilte den beiden mit, daß der Indianer ihm erklärt habe, er wolle ihn begleiten.
»Es ist ein hohes Zutrauen, John, welches dir der Fremde schenkt, und wie ich dich kennen gelernt habe, wirst du es rechtfertigen.«
»Athoree nur eine Zunge, ihn führen hin, ihn führen her.«
Es wurde nun noch mancherlei über die Fahrt in die Wälder gesprochen und dem Grafen Ratschläge erteilt. Besonders aber ihm empfohlen, sich in Lansing vorerst die nötigen Empfehlungen zu verschaffen.
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