Verwehte Spuren. Franz Treller
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Название: Verwehte Spuren

Автор: Franz Treller

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ein bewegliches, munteres, rundliches Dämchen, voll blühenden Lebens, bildete einen nicht ungefälligen Gegensatz zu der ernsten Schönheit an ihrer Seite. Graf Edgar empfing von Miß Schuyler den Eindruck, welchen sie überall hervorrief, wo sie zum erstenmal erschien, den, ein weibliches Wesen ausgerüstet mit seltenen Vorzügen des Leibes und der Seele und von nicht alltäglicher Charakterbildung vor sich zu haben. Die junge Dame mußte an die Wirkung ihrer Persönlichkeit so gewöhnt sein, oder sie so gering schätzen, daß sie den bewundernden Blick Edgars nicht zu bemerken schien und nach kurzer Begrüßung gleichmütig in einer Unterredung mit Miß Myers fortfuhr.

      Oberst Schuyler, eine vornehme Erscheinung, dessen schlanke und doch kräftige Gestalt durch die einfache knappe Uniform der regulären Staatentruppen hervorgehoben wurde, mit ernst freundlichem Ausdruck auf den wohlgeformten Zügen, reichte dem jungen Manne die Hand mit den Worten: »Ich freue mich herzlich, einen deutschen Kameraden begrüßen zu dürfen, den Angehörigen einer Armee, welche sich so unverwelkliche Lorbeeren erkämpft hat.«

      Graf Edgar dankte in einigen verbindlichen Worten.

      »Wir haben hier,« fuhr der Oberst fort, »mit Staunen die Siegesbahnen der deutschen Armeen verfolgt.«

      »Mit Freuden habe ich, seitdem ich in den Staaten weile, bemerkt, welche Sympathien man uns hier entgegenbringt und unsre Taten neidlos anerkennt.«

      »Im Norden gewiß überall, während der Süden wohl Frankreich sympathischer gegenüber gestanden hat. Wir Militärs, und besonders Sheridan, den ich nach seiner Rückkehr vom deutsch-französischen Kriegsschauplatze wiederholt gesprochen habe, sind voll von Bewunderung für die deutsche Kriegführung.«

      Diese Anerkennung von seiten eines gebildeten Offiziers, dem ersten, der ihm in Amerika entgegentrat, tut dem patriotischen Herzen des jungen Mannes nicht minder wohl als die unbefangene Teilnahme, welche ihm wiederholt einfache Landleute zu erkennen gegeben hatten.

      »Wir haben einen Fürsten an der Spitze unsres Staates von so hoher Einsicht und solch vornehmer selbstloser Gesinnung, daß er alles dem einen großen Zwecke unterordnet, oft sogar seine eigene Anschauung dem Urteile seiner erprobten Generale und Räte. Nur da, wo diese Einheit in der ganzen Führung herrscht, solche Hingebung von allen Seiten, sind Erfolge möglich, wie wir sie errungen haben.«

      »Ja,« sagte der Oberst, »Ihr Kaiser Wilhelm ist wohl eine echt fürstliche vornehme Erscheinung, und ich, obgleich Republikaner, begreife ganz die Liebe und Ehrfurcht, welche ihm sein Volk entgegenbringt.«

      Mit leuchtenden Augen entgegnete Edgar mit Shakespeares Wort: »Jeder Zoll ein König! Wir lassen uns auch freudig alle für ihn töten.«

      Ein freundliches Lächeln umspielte des Obersten Lippen bei der so ungeheuchelt hervortretenden Verehrung des jungen Mannes für seinen greisen König.

      »Es ist ein gewaltiges Volk das deutsche, wenn seine Kräfte vereint wirken, und ich denke, es wird für die Ruhe Ihres Erdteils von Vorteil sein, daß Deutschland die Führung auf dem Kontinent übernommen hat.«

      »So hoffen wir alle. Wir haben endlich die Stellung wieder errungen, die uns im Rate der Nationen gebührt, die wir einst in der Welt einnahmen, als vor dem Kaiser der Deutschen sich die Könige Europas beugten — wir werden sie auch behaupten.«

      Mr. Myers forderte auf, zu Tisch zu gehen. Oberst Schuyler bot galant der Frau vom Hause seinen Arm, während der Hausherr Miß Schuyler den seinigen lieh; Edgar führte Miß Myers zu dem nahe liegenden geräumigen Diningroom.

      Das Mahl war einfach, aber trefflich und die gebotenen Weine vorzüglich.

      Während einer der Pausen im Laufe des Mahles bemerkte Oberst Schuyler: »Ich habe vor dem französischen Kriege Ihr Vaterland besucht, Herr Graf, und doch dort einen andern Eindruck von dem deutschen Volkscharakter gewonnen, als mir ihn von dem größeren Teile der bei uns ansässigen Deutschen empfangen.«

      »Sind Ihnen meine hier heimisch gewordenen Landsleute nicht sympathisch, Herr Oberst?«

      »Unsre Deutschen haben im großen Bürgerkriege treu zur Union und zum Norden gehalten, wie sie bereits im Unabhängigkeitskampfe auf unsrer Seite gegen England fochten, dafür sind wir ihnen Dank schuldig. Niemand wird ihnen auch Fleiß, Betriebsamkeit und Intelligenz absprechen; sie bilden im großen und ganzen ein tüchtiges Element in unserm Staatsleben. Aber es ist etwas Kleinliches in diesen Leuten, und sie werden bei ihrem merkwürdigen Vereinsleben, ihrer Zerrissenheit und Streitsucht, ihren dumpfigen Bierstuben, welches alles wohl Erbteile der politischen Zerrissenheit ihres Vaterlandes und der polizeilichen Bevormundung des Volkes sind, nie die geschäftliche und gesellschaftliche Stellung des Amerikaners erreichen.«

      »Es tut mir leid, das zu hören.«

      »Es ist so, trotz aller guten Eigenschaften auch Ihrer hiesigen Stammesgenossen. Will man aber den Deutschen kennen lernen, muß man ihn in seinem Vaterlande aufsuchen, da gewinnt man die Ueberzeugung, ein großes, gutes, zum Höchsten aufstrebendes Volk vor sich zu sehen. Das eiserne Staatsgefüge, besonders in Preußen, hat mich mit Bewunderung erfüllt. Ich habe mich als Soldat vorzugsweise um Ihre militärischen Einrichtungen gekümmert, und mit diesen kann kein Volk der Erde sich messen. Der Mangel ähnlicher Einrichtungen hat uns in unserm furchtbaren Bürgerkriege so unendliche Menschenopfer gekostet, welche zweck- und nutzlos hingeschlachtet wurden.«

      Miß Schuyler richtete die ernsten Augen auf Edgar und fragte mit einer Stimme von bestrickendem Klang: »Sind Sie ein Freund des Krieges, Herr Graf?«

      »Als Berufssoldat müßte ich eigentlich mit Ja antworten, Miß Schuyler; wer aber, der den Krieg gesehen hat, wäre ein Freund desselben? Ich habe ihn kennen gelernt, wie Ihr Herr Vater, in seiner schrecklichsten Gestalt, und ist es gleich geboten, das Schwert zu ziehen, um die höchsten Güter dieses Lebens zu verteidigen, wenn es sein muß, dafür zu sterben — so treffe jeden der Fluch der Menschheit für alle Zeit, der leichtfertig den Krieg heraufbeschwört.«

      »Sie sprechen mir aus der Seele,« fügte der Oberst hinzu.

      »Und glauben Sie, Sir,« fuhr seine Tochter fort, »daß eine Zeit kommen wird, wo es keine Kriege mehr gibt?«

      Nach einer kurzen Pause sagte der Graf: »Nein, Miß Schuyler, ich glaube das nicht und wünsche es auch nicht.«

      »Wie? Widerspricht es nicht dem, was Sie eben sagten?«

      »Ich glaube nicht. Entfesselt der Krieg alle wilden und grausamen Instinkte der Menschennatur, so ruft er daneben auch alle edlen und großen Eigenschaften des Herzens empor, todesmutige Hingebung für das Vaterland, das hohe Gut der Freiheit, Treue, Mitleid, Aufopferungsfähigkeit in ungeahntem Grade, und nie wird ein Volk würdig unter den Nationen dastehen, welches nicht fähig und bereit ist, für ideale Güter zu kämpfen und zu sterben. Unser Lieblingsdichter sagt:

      ›Der Krieg ist schrecklich wie des Himmels Plagen,

      Doch ist er gut, ist ein Gesetz wie sie.‹«

      Er hatte sich bei diesen Worten der deutschen Sprache bedient und fuhr nun fort: »Das heißt im Englischen —«

      »Ich lese Schiller im Original, Herr Graf,« sagte Miß Schuyler, sich des Deutschen bedienend.

      »O, Sie sprechen meines Volkes Sprache — wie mich das erfreut!«

      »In Ihrem Sinne, Herr Graf, will ich den Krieg acceptieren und mit dem Sohne des Tydeus Hektor rühmen:

      ›Der, für seine Hausaltäre

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