Die schönsten Märchen. Ludwig Bechstein
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die schönsten Märchen - Ludwig Bechstein страница 13

Название: Die schönsten Märchen

Автор: Ludwig Bechstein

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ legten sich zur Ruhe nieder.

      Der Reiche drüben hatte jedes Wort gehört, das jene sprachen, und machte seine Glossen darüber. »Man sollte nicht meinen«, brummelte er vor sich hin, »daß so ein alter Mann noch so kindisches Zeug auf die Bahn bringen könnte, so läppischen Märchen-Schnickschnack — aber freilich, das Alter macht kindisch, und Alter schützt nicht vor Torheit. O ihr Wünschelnarren!«

      Soeben wollte der Reiche sich nun auch zur Ruhe begeben, als er wahrnahm, daß ein eigentümlicher Lichtschimmer das Häuschen des Armen umfloß, während alle andern Häuser dunkel dalagen, und doch war es kein Feuerschein, auch nicht Wirkung des Mondlichtes, sondern ein reines Ätherlicht — dann schienen auch lichte Gestalten um das Häuschen zu schweben, und deren wurden mehr und mehr, die bewegten sich wundersam, ab und auf, als ob sie auf unsichtbaren Leitern schwebten; sie glitten um das Dach und um die Wände, und dabei war alles feierlich und tief still.

      Dem Reichen gruselte es — er meinte, es seien Gespenster, schlug sein Kreuz und suchte sein Lager, aber er konnte fast die ganze Nacht nicht schlafen, und am frühen Morgen, als kaum der Tag graute, war er, von einer innern Unruhe getrieben, schon wieder am Fenster — da sah er just den armen Alten an seinem Hause vorübergehen, der sich mithin früh aufgemacht hatte.

      »Hm!« murmelte der Reiche, »der ist bald auf den Beinen, das hat sicher einen Haken. Und er trägt einen Sack — gestern trug er keinen. Der hat gewiß da drüben etwas mitgehen heißen und ist durchgebrannt, derweil der Nachbar noch schläft. Geschieht dem Nachbar schon recht! Was geht es mich an?«

      Unter dieser Betrachtung wurde es draußen heller, des Reichen Frau war auch aufgestanden und sah aus dem Fenster nach dem Wetter, der Nebel verzog sich, und beide trauten ihren Augen nicht, als sie gegenüber ein ganz stattliches neues Bauernhaus stehen sahen, das zwar noch die Gestalt des alten hatte, aber in allen Teilen größer und schöner war.

      »Träum ich denn oder wach ich?« fragte der Reiche. »Ist denn wirklich der Wunsch in Erfüllung gegangen — wer war denn der Alte? Hilf Himmel! Sicherlich Sankt Petrus oder gar der liebe Gott selbst. Dummkopf, der ich war, ihn gestern so schnöde abzuweisen.«

      »Jawohl, Dummkopf!« rief die Frau. »Spute dich, reite nach, bitte ihm ab, gib ihm gute Worte. O Himmel, wie ist doch unsereins übel daran, wenn man so einen dummen Mann hat!«

      »Holla! Knecht! Pferd satteln! Ausreiten!« rief der Reiche stürmisch, steckte Geld zu sich und Eßwaren und galoppierte durchs Dorf, die Straße entlang — und bald genug holte er den Alten ein, tat aber nicht, als habe er ihn gestern gesehen.

      Gar freundlich rief er vom Pferde herunter: »Grüß Gott, Alter! Wie geht‘s? Ist das Leben noch frisch? Wo hinaus denn so früh? Was trägst du denn da im Sack?«

      »Dank dem Gruß! Nach Gottwalte!« antwortete der Wanderer.

      »Bist wohl ein recht armer Schlucker! Da hast du ein Geld!«

      »Danke! Danke!«

      »Aber was du im Sacke trägst, möcht ich wissen!«

      »Ach«, schien der Alte zu scherzen. »Es ist ein Sorgenbürdlein, lieber Herr, hab‘s einem armen Schlucker abgenommen.«

      »So, so!« lachte der Reiter. »Ich will nicht wissen, was darin ist — ich wünschte bloß —«

      »Aha! Ihr seid auch ein Wunschfreund«, unterbrach der arme Alte. »Das trifft sich gut — ich trage in diesem Sacke just drei Wünsche, die sich dem erfüllen, der sie tut. Er muß aber den Sack dazu nehmen.«

      »Gib her! Gib her!« rief habgierig der reiche Mann und langte nach dem Sacke. »Da — hast du auch ein Stück Brot und eine ganze Wurst! Du siehst, daß ich nicht geizig bin, wie mich meine Feinde und Neider ausschreien. Ich bin ein rechtlicher Mann, der auf Ordnung sieht und das Seinige zu Rate hält, aber ich gebe gern den Armen, die der Gaben würdig sind. Allen kann man freilich nicht helfen.«

      »Allen? — Nein, das ist bei Gott unmöglich!« sagte der Alte.

      »Ich habe doch immer sagen hören«, widersprach der Reiche, der den Sack bereits in der Hand hatte, »bei Gott sei kein Ding unmöglich, und sein Wille sei es, daß allen geholfen werde.«

      »O mein lieber Herr«, erwiderte der Arme, »das ist geistlich zu verstehen, nicht weltlich!«

      Der Reiche wendete sein Roß und sprengte wieder heimwärts. Der Kopf war ihm voller Wünschegedanken, es ging ihm darin herum wie Windmühlenflügel. Was sollte er nur alles wünschen? Geld brauchte er eigentlich nicht, das hatte er vollauf, folglich gutes Leben die Fülle, gesund war er ebenfalls und zufrieden — ach Zufriedenheit sich wünschen, deuchte ihm nicht der Mühe wert, denn der Mensch ist doch nie zufrieden — dachte er, und ritt immer hastig darauf los und spornte das Pferd, das schon keuchte, und jetzt stolperte es, daß es beinahe seinen Reiter abgeworfen hätte.

      »Ei, so wollt ich, daß du den Hals brächst! Aas vermaledeites!« rief zornig der reiche Mann — und o weh, da knickte das Roß zusammen, stürzte und brach den Hals. Ein Wunsch war dahin, und der Reiche war wütend. Er schnallte von dem toten Tiere Sattel und Zeug los und trug das eine Strecke, aber gar nicht weit, da ward es ihm zu schwer, und wurde ihm furchtbar heiß, und da wünschte er wieder: Wenn nur das verdammte Gepäck daheim war und meine Frau, die mir diesen Ritt geraten, auf dem Sattel säße!

      Zwei Wünsche waren dahin, der Sattel und Zaum nebst Gebiß und Steigbügel und Schabracke — alles war fort — und der Geizige atmete freier; ein Glück, daß er nicht noch einmal wünschte und daß seine Frau kein Wünschelweiblein war, denn daheim saß sein Weib fest im Sattel und hatte die Reitpeitsche in der Hand, wußte nicht, wie ihr geschah, und wünschte ihren Mann, seinen Gaul und sein Sattelzeug alles zum bösen Voland.

      Wollte der Reiche wohl oder übel, so mußte er seine Frau wieder frei und ledig wünschen, da war auch der dritte Wunsch dahin.

      Des Nachbars nagelneues Haus drüben stand hell glänzend im Sonnenschein und war das schönste des Dorfes.

      Neugierig öffnete der Reiche den Sack — hätte er nur das nicht getan. Im Sacke stak — des Nachbars Armut, die kam jetzt über ihn wie ein gewappneter Mann.

      Die Kuhhirten

      Einst ging ein Wanderer über eine Wiese. Da hörte er von weitem im Geröhrig einen seltsamen dumpfen Ruf, der oft hintereinander ausgestoßen wurde, als ob ein Rind brülle, und konnte sich gar nicht erklären, von wem das Getöne herrühre und was es zu bedeuten habe. Nach einer Weile kam der Wanderer zu zwei alten Kuhhirten, die hüteten nachbarlich ihre Herden auf der weiten Wiese. Diese fragte der Wanderer, was das Tönen bedeute.

      Da antwortete der eine alte Kuhhirt: »Ich will es Euch sagen. Was dort im Schilfe so schreit, das ist der Rohrtumb, auch Rohrtrummel genannt.«

      »Oh, er hat gar viele Namen«, setzte der andere alte Kuhhirte hinzu. »Er heißt auch Ur-Rind, Moor-Rind und Mooskuh. Vor Zeiten ist selber Brüller ein Hirtenknecht gewesen, aber ein schrecklich fauler, deshalb ist er in einen Vogel verwandelt worden, und das ärgert ihn so sehr, daß er immerfort brüllt, absonderlich des Nachts, da stößt er seinen Schnabel in das Wasser und brüllt wie ein Stier, daß man es eine Stunde weit hören kann, damit zeigt er Regen an.«

      »Selt ist richtig«, nahm wieder der erste Kuhhirte das Wort, »aber mit dem Knecht wird es anders erzählt. Es waren der Kuhhirten zwei, wie unserer auch zwei sind, sie waren aber nicht alle zwei beide zusammen. Der eine hütete seine Kühe auf den grünen fetten Wiesen СКАЧАТЬ