Auf zwei Planeten. Kurd Laßwitz
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Название: Auf zwei Planeten

Автор: Kurd Laßwitz

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ in der Eile die augenblickliche Entfernung von Mars und Erde aus.

      »Wie lange Zeit pflegen Sie denn zur Fahrt zu brauchen?« fragte Saltner.

      »Das kommt ganz auf die Umstände an. Bei günstiger Stellung der Planeten läßt sich die Reise auf dreißig Ihrer Tage und weniger reduzieren, ja wenn wir tüchtige Bombenhilfe geben, was freilich sehr teuer wird, so könnte man bei so großer Planetennähe wie jetzt sogar auf acht oder neun Tage herabkommen. Aber ich muß freilich bemerken, daß man eine solche Geschwindigkeit von 90 bis 100 Kilometern in der Sekunde nur unter ganz besonderen Umständen benutzen würde.«

      »Ich begreife überhaupt noch nicht«, sagte Grunthe, sich wieder am Gespräch beteiligend, »wie sie Ihre Geschwindigkeit und Richtung in verhältnismäßig so kurzer Zeit verändern können. Ich weiß, daß Sie Ihr Fahrzeug mehr oder weniger diabarisch machen, daß Sie also die Anziehung der Sonne schwächer oder auch gar nicht auf dasselbe einwirken lassen können. Bei der Abfahrt heben Sie die Gravitation ganz auf, um zunächst genügend weit aus dem Anziehungsbereich der Erde zu kommen, nicht wahr?«

      »Ganz richtig. Aber sprechen Sie, bitte, weiter, damit ich sehe, wie weit Sie mit den Prinzipien unserer Raumreisen vertraut sind.«

      »Wenn Sie abreisen, verlassen Sie also die Erde und die Erdbahn in der Richtung ihrer Tangente mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 Kilometern in der Sekunde, denn das ist die Geschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn, die Sie nach dem Beharrungsgesetz beibehalten. Sie kommen dadurch in immer größere Entfernung von der Sonne. Wenn Sie nun die Gravitation wieder wirken lassen, vielleicht nur schwach, so wird das denselben Erfolg haben, als wenn Sie sich mit der Geschwindigkeit der Erde in sehr großer Entfernung von der Sonne, zum Beispiel in der Entfernung des Uranus befänden, und die Bahn müßte dann eine hyperbolische werden, Sie würden sich auf einer Hyperbel von der Sonne entfernen.«

      Jo machte ein Zeichen der Zustimmung.

      »Nun kann ich mir wohl denken«, fuhr Grunthe fort, »daß Sie durch geschickte Kombinierung solcher Bahnen, indem Sie die Gravitation schwächen oder verstärken, in das Anziehungsgebiet des Mars gelangen können. Aber ich verstehe nicht, wie dies in so kurzer Zeit möglich ist. Sie müssen jedenfalls einen sehr weiten Weg durchlaufen, und wenn Sie sich von der Sonne entfernen wollen, so wird doch unter dem Einfluß der Gravitation Ihre Geschwindigkeit immer kleiner, niemals aber größer.«

      »Sie haben darin vollkommen recht«, erwiderte Jo. »Dies war der einzige Weg, der unsern Raumschiffern in der ersten Zeit unserer Weltraumfahrten zu Gebote stand. Sie hatten damals nur das Mittel der Gravitationsänderung, infolgedessen waren die Fahrten sehr zeitraubend, mühsam und gefährlich. Man konnte unter Umständen Jahre brauchen, um von der Erde bis in die Nähe des Mars zurückzugelangen, und ein kleiner Fehler in der Berechnung oder eine unvorhergesehene Störung konnte weitere Jahre kosten. Ja, wir haben damals noch manches Schiff verloren, von dem man nie wieder etwas gehört hat.«

      »Und wieso ist das jetzt besser geworden?« fragte Grunthe.

      »Sie scheinen noch nichts von der Speschen Erfindung der Richtschüsse zu wissen«, bemerkte Jo.

      »Was ist das?«

      »Das ist alles zugleich, was bei Ihren Schiffen Schraube, Steuer und Anker sind. Wir können dadurch unsere Geschwindigkeit vergrößern, verringern, vernichten und umkehren sowie in jede beliebige Richtung lenken. Da es sich dabei aber um kolossalen Energieaufwand handelt, wie Sie sich denken können – wir haben es ja mit Geschwindigkeiten von durchschnittlich 30 Kilometer zu tun, deren Quadrate hier in Ansatz kommen –, so benutzen wir sie nur mit Maß. Die Gravitation arbeitet billiger.«

      Grunthe schwieg. Es war ihm unheimlich, sich dieser Macht gegenüber zu fühlen, welche selbst die Herrschaft der Sonne im Weltraum zu bändigen wußte.

      »Wie in aller Welt ist das möglich?« fragte Saltner. »Sie haben ja im Raum keinerlei Widerstand, wie unsre Schiffe im Wasser. Können wir doch nicht einmal unsern Luftballon ohne Schleppseile lenken.«

      »Es fehlen Ihnen nur die nötigen Energiequellen und allerdings auch der nötige Platz zum Losschießen, wie wir ihn im Weltraum zur Verfügung haben. Sehen Sie, ein solcher Schuß, man nennt ihn einen ›Spe‹, entwickelt eine Energiemenge von ungefähr 500 Billionen Meterkilogramm, wenn ich richtig umgerechnet habe –«

      »Es trifft ziemlich zu«, sagte La, da Jo sie fragend ansah.

      »Dadurch können wir also«, fuhr Jo fort, »einem Raumschiff, das eine Masse von etwa einer Million Kilogramm besitzt, eine Geschwindigkeit von einem Kilometer in der Sekunde erteilen – wenn wir somit dreißig Spes anwenden, so ist es möglich, die Geschwindigkeit, die unser Fahrzeug von der Erde mitnimmt, auf Null herunterzubringen. So ein Schuß wird ganz allmählich entladen, sonst könnte ja niemand den Ruck aushalten – immerhin bringen wir das Schiff binnen drei Stunden zum Stehen. Sie sehen also, daß wir auf diese Weise an jeder beliebigen Stelle des Weltraums einfach haltmachen können. Wir heben die Anziehung der Sonne auf und heben die planetarische Tangentialgeschwindigkeit auf, und damit stehen wir still, unverändert in unsrer Lage zu allen Körpern unsres Sonnensystems. Hier können wir warten, so lange wir Lust haben; wir stellen uns zum Beispiel auf die Marsbahn und lassen den Planeten einfach herankommen. Aber das würde immer noch viel zu lange dauern. Wenn wir noch etwas mehr Bomben in passender Richtung anwenden, so können wir uns sofort direkt auf den Planeten oder vielmehr auf den Punkt seiner Bahn hinbewegen, an welchem wir ihn am schnellsten antreffen. Natürlich nehmen wir dabei, so gut es sich machen läßt, die Gravitation mit in Anspruch, selbstverständlich immer, wenn wir uns der Sonne zu nähern haben, also wenn wir vom Mars hierherfahren.«

      Grunthe verharrte noch immer in seinem Schweigen. Er rechnete jetzt aus, welche Geschwindigkeit wohl das Geschoß bekommen müsse, wenn durch den Rückschlag beim Abfeuern das ganze Raumschiff mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Sekunde zurückgeschleudert werden solle. Schon begann das Gespräch der Martier sich anderen Gegenständen zuzuwenden, als er sagte:

      »Ich kann natürlich in Ihre Worte keinen Zweifel setzen. Aber wenn Sie der Masse des Schiffs von einer Million Kilogramm eine Geschwindigkeit von 1.000 Metern erteilen, so würde dies ja voraussetzen, daß das Geschoß selbst eine so ungeheure Geschwindigkeit erhielte, wie sie auf keine Weise sich erzeugen läßt.«

      »Warum nicht?« fragte Jo.

      »Und wenn auch«, unterbrach Saltner, »was nützt Ihnen denn das Abschießen? Dadurch kann doch Ihr Schiff nicht bewegt werden?«

      »Das schon«, berichtigte ihn Grunthe, »nur der Schwerpunkt des ganzen Systems kann nicht verrückt werden. Der Schwerpunkt von Geschoß und Schiff behält seine Geschwindigkeit, aber dort befindet sich ja niemand, das Raumschiff entfernt sich von diesem Schwerpunkt infolge des Rückschlags, wie wir hören, um einen Kilometer in der Sekunde, das heißt, es bewegt sich dann nur noch mit einer Geschwindigkeit von 29 Kilometern vorwärts. Gleichzeitig aber muß das Geschoß nach der entgegengesetzten Seite mit einer solchen Geschwindigkeit fliegen, daß das Produkt aus dieser und der Masse des Geschosses gleich ist dem Produkt aus Masse und Geschwindigkeit des Schiffs (in bezug auf den Schwerpunkt), das gibt in unserm Fall die Zahl von tausend Millionen. Es fragt sich nun, welche Masse Ihre Geschosse besitzen –«

      »Hundert Kilogramm«, sagte Jo.

      »Dann würde ja«, sagte Grunthe kopfschüttelnd, »das Geschoß eine Geschwindigkeit von zehn Millionen Meter, das sind zehntausend Kilometer in der Sekunde bekommen – das ist mir undenkbar!«

      »Und dennoch ist es so«, versicherte Jo. »Ja, es ist dies noch gar nicht die Grenze des Erreichbaren. Wir haben berechnet, daß sich die Geschwindigkeit bis über die Lichtgeschwindigkeit СКАЧАТЬ