Durch die Wüste. Karl May
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Название: Durch die Wüste

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Er ist es also nicht mehr?«

      »Nein.«

      »Das dachte ich mir. Niemand kennt ihn, selbst ich, Halef Agha, der tapfere Freund und Beschützer meines Gebieters, habe noch nie von ihm gehört und noch nie die Spitze seines Tarbusch gesehen. Gehe fort, mein Herr hat keine Zeit!«

      »So sage mir, Sihdi, was ich tun muß, um zu ihm zu kommen!«

      »Kennst du nicht das Wort von dem silbernen Schlüssel, der die Stätten der Weisheit erschließt?«

      »Ich habe diesen Schlüssel bei mir.«

      »So schließe auf!«

      Ich horchte gespannt und vernahm das leise Klimpern von Geldstücken.

      »Ein Piaster? Mann, ich sage dir, daß das Loch im Schlosse größer ist, als dein Schlüssel; er paßt nicht, denn er ist zu klein.«

      »So muß ich ihn vergrößern.«

      Wieder klang es draußen wie kleine Silberstücke. Ich wußte nicht, sollte ich lachen, oder mich ärgern. Dieser Halef Agha war ja ein ganz außerordentlich geriebener Portier geworden!

      »Drei Piaster? Gut, so kann man wenigstens fragen, was du bei dem Effendi auszurichten hast.«

      »Er soll kommen und seine verzaubernde Medizin mitbringen.«

      »Mensch, was fällt dir ein! Für drei Piaster soll ich ihn verleiten, diese Medizin wegzugeben, welche ihm in der ersten Nacht jedes Neumondes von einer weißen Fee gebracht wird?«

      »Ist das wahr?«

      »Ich, Hadschi Halef Omar Agha, Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah, sage es. Ich habe sie selbst gesehen, und wenn du es nicht glaubst, so wirst du hier diese Kamtschilama, meine Nilpeitsche, zu kosten bekommen!«

      »Ich glaube es, Sihdi!«

      »Das ist dein Glück!«

      »Und werde dir noch zwei Piaster geben.«

      »Gib sie her! Wer ist denn krank im Hause deines Herrn?«

      »Das ist ein Geheimnis, welches nur der Effendi erfahren darf.«

      »Nur der Effendi? Schurke, bin ich nicht auch ein Effendi, der die Fee gesehen hat! Geh nach Hause; Halef Agha läßt sich nicht beleidigen!«

      »Verzeihe, Sihdi; ich werde es dir sagen!«

      »Ich mag es nun nicht wissen. Packe dich von dannen!«

      »Aber ich bitte dich – — —«

      »Packe dich!«

      »Soll ich dir noch einen Piaster geben?«

      »Ich nehme nicht einen mehr!«

      »Sihdi!«

      »Sondern zwei!«

      »O, Sihdi, deine Stirn leuchtet vor Güte. Hier hast du die zwei Piaster.«

      »Schön! Wer ist krank?«

      »Das Weib meines Herrn.«

      »Das Weib deines Herrn?« frug Halef verwundert. »Welche Frau?«

      »Er hat nur diese eine.«

      »Und soll Mamur gewesen sein?«

      »Er ist so reich, daß er hundert Frauen haben könnte, aber er liebt nur diese.«

      »Was fehlt ihr?«

      »Niemand weiß es; aber ihr Leib ist krank, und ihre Seele ist noch kränker.«

      »Allah kerihm, Gott ist gnädig, aber ich nicht. Ich stehe da, mit der Nilpeitsche in der Hand, und möchte sie dir auf den Rücken geben. Bei dem Barte des Propheten, dein Mund spricht eine solche Weisheit, als wäre dir bei der Kahnfahrt der Verstand in das Wasser gefallen! Weißt du nicht, daß ein Weib gar keine Seele hat und deshalb auch nicht in den Himmel darf? Wie also kann die Seele eines Weibes krank sein oder gar noch mehr krank als ihr Leib?«

      »Ich weiß es nicht, aber so wurde mir gesagt, Sihdi. Laß mich hinein zu dem Effendi!«

      »Ich darf es nicht tun.«

      »Warum nicht?«

      »Mein Herr kennt den Kuran und verachtet die Frauen. Die schönste Perle der Weiber ist ihm wie der Skorpion im Sande, und seine Hand hat noch nie das Gewand einer Frau berührt. Er darf kein irdisches Weib lieben, sonst würde die Fee nie wiederkommen.«

      Ich mußte das Talent Halef Aghas von Minute zu Minute mehr anerkennen, fühlte aber trotzdem große Lust, ihn seine eigene Nilpeitsche schmecken zu lassen. Jetzt ertönte die Antwort:

      »Du mußt wissen, Sihdi, daß er ihr Gewand nicht berühren und ihre Gestalt nicht sehen wird. Er darf nur durch das Gitter mit ihr sprechen.«

      »Ich bewundere die Klugheit deiner Worte und die Weisheit deiner Rede, o Mann. Merkst du denn nicht, daß er grad durch das Gitter nicht mit ihr sprechen darf?«

      »Warum?«

      »Weil die Gesundheit, welche der Effendi spenden soll, gar nicht zu dem Weibe käme, sondern am Gitter hängen bleiben würde. Geh fort!«

      »Ich darf nicht gehen, denn ich werde hundert Schläge auf die Sohlen bekommen, wenn ich den weisen Effendi nicht bringe.«

      »Danke deinem gütigen Herrn, du Sklave eines Aegypters, daß er deine Füße mit Gnade erleuchtet. Ich will dich nicht um dein Glück betrügen. Sallam aaleïkum, Allah sei bei dir und lasse dir die Hundert gut bekommen!«

      »So laß dir noch eins sagen, tapferer Agha. Der Herr unseres Hauses hat mehr Beutel in seiner Schatzkammer, als du jemals zählen kannst. Er hat mir befohlen, daß du auch mitkommen sollst, und du wirst ein Bakschisch erhalten, ein Geschenk, wie es selbst der Khedive von Aegypten nicht reicher geben würde.«

      Jetzt endlich wurde der Mann klug und faßte meinen Halef etwas kräftiger bei dem Punkte, an welchem man jeden Orientalen zu packen hat, wenn man ihn günstig stimmen soll. Der kleine Haushofmeister änderte auch sofort seinen Ton und antwortete mit hörbar freundlicherer Stimme:

      »Allah segne deinen Mund, mein Freund! Aber ein Piaster in meiner Hand ist mir lieber als zehn Beutel in einer anderen. Die deinige aber ist so mager, wie der Schakal in der Schlinge oder wie die Wüste jenseits des Mokattam.«

      »Laß den Rat deines Herzens nicht zögern, mein Bruder!«

      »Dein Bruder? Mensch bedenke, daß du ein Sklave bist, während ich als freier Mann meinen Effendi begleite und beschütze! Der Rat meines Herzens bleibt zurück. Wie kann das Feld Früchte bringen, wenn so wenige Tropfen Tau vom Himmel fallen!«

      »Hier hast du noch drei Tropfen!«

      »Noch drei? So will ich sehen, ob ich den Effendi stören darf, wenn dein Herr wirklich ein solches Bakschisch gibt.«

      »Er gibt es.«

      »So warte!«

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