Durch die Wüste. Karl May
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Название: Durch die Wüste

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ist ein Giaur. Er hat Wein getrunken und weiß nicht, was er redet. Er mag seinen Rausch verschlafen und sich dann verantworten.«

      Das war mir denn doch zu viel. Im Nu hatte ich ihn gepackt; hob ihn empor und warf ihn zu Boden. Er sprang auf und zog sein Messer.

      »Hund, du hast dich an einem Gläubigen vergriffen; du mußt jetzt sterben!«

      Mit diesen Worten warf er sich mit aller Gewalt auf mich. Ich aber gab ihm einen so wohlgezielten Faustschlag, daß er niederstürzte und regungslos liegen blieb.

      »Faßt ihn!« gebot der Wekil seinen Soldaten, indem er auf mich zeigte.

      Ich erwartete, daß sie mich sofort packen würden, sah aber zu meiner Verwunderung, daß es ganz anders kam. Der Unteroffizier nämlich trat vor die Fronte der Seinigen und kommandierte:

      »Komyn silahlari – legt die Gewehre weg!«

      Alle bückten sich zugleich, legten ihre Flinten auf den Boden und kehrten dann in ihre vorige Haltung zurück.

      »Döndürmek sagha – rechts umgedreht!«

      Sie machten halbe Wendung rechts und standen nun in einer Reihe hinter einander.

      »Gityn erkek tschewresinde, koschyn-iz – nehmt den Mann in die Mitte, marsch!«

      Wie auf dem Exerzierplatze erhoben sie den linken Fuß; der Flügelmann markierte »sol – sagha, sol – sagha – links – rechts, links – rechts!« sie marschierten um mich herum und blieben, als der Kreis gebildet war, auf das Kommando des Unteroffiziers stehen.

      »Onu tutmyn – ergreift ihn!«

      Zwanzig Hände mit gerade hundert braunen, schmutzigen Fingern streckten sich von hinten und vorn, von rechts und links nach mir aus und faßten mich am Burnus. Die Sache war zu komisch, als daß ich eine Bewegung zu meiner Befreiung hätte machen mögen.

      »Dschenabin-iz, bizim – war herifu – Hoheit, wir haben den Kerl!« meldete der Oberstkommandierende der tapfern Truppe.

      »Brakyn-jok onu tekrar azad – laßt ihn nicht wieder frei!« gebot der Statthalter mit strenger Miene.

      Die hundert Finger krallten sich noch fester und tiefer in meinen Burnus als vorher, und gerade die steife, orientalische Würde, mit der das alles geschah, und die etwas urkomisch Marionettenhaftes hatte, war schuld, daß ich beinahe laut aufgelacht hätte.

      Während dieses Vorganges hatte sich Abu en Nassr wieder erhoben. Seine Augen funkelten vor Wut und Rachgier, als er zum Wekil sagte:

      »Du wirst ihn erschießen lassen!«

      »Ja, er soll erschossen werden; vorher aber werde ich ihn verhören, denn ich bin ein gerechter Richter und mag niemand ungehört verurteilen. Bring deine Anklage vor!«

      »Dieser Giaur,« begann der Mörder, »ging mit einem Führer und seinem Diener über den Schott; er traf auf uns und stürzte meinen Gefährten in die Fluten, so daß dieser elend ertrinken mußte.«

      »Warum tat er dies?«

      »Aus Rache.«

      »Wofür wollte er sich rächen?«

      »Er hat im Wadi Tarfaui einen Mann getötet; wir kamen dazu und wollten ihn festnehmen, er aber entwischte uns.«

      »Kannst du deine Worte beschwören?«

      »Beim Barte des Propheten!«

      »Das ist genug! – Hast du diese Worte vernommen?« fragte er mich dann.

      »Ja.«

      »Was sagst du dazu?«

      »Daß er ein Schurke ist. Er war der Mörder und hat in seiner Anklage die Personen geradezu verwechselt.«

      »Er hat geschworen, und du bist ein Giaur. Ich glaube nicht dir, sondern ihm.«

      »Frage meinen Diener! Er ist mein Zeuge.«

      »Er dient einem Ungläubigen; seine Worte gelten nichts. Ich werde den großen Rat der Oase einberufen lassen, der meine Worte hören und über dich entscheiden wird.«

      »Du willst mir nicht glauben, weil ich ein Christ bin, und schenkst dennoch einem Giaur dein Vertrauen. Dieser Mensch ist ein Armenier und also kein Moslem, sondern ein Christ.«

      »Er hat beim Propheten geschworen.«

      »Das ist eine Niederträchtigkeit und eine Sünde, für die ihn Gott bestrafen wird. Wenn du mich nicht hören willst, so werde ich ihn beim Rate der Oase verklagen.«

      »Ein Giaur kann keinen Gläubigen verklagen, und der Rat der Oase könnte ihm nicht das Geringste tun, denn mein Freund besitzt ein Bu-Djeruldu und ist also ein Giölgeda padischahnün, einer, der im Schatten des Großherrn steht.«

      »Und ich bin ein Giölgeda senin kyralün, einer, der im Schatten seines Königs wandelt. Auch ich habe ein Bu-Djeruldu; du hast es in deiner Tasche.«

      »Es ist in der Sprache der Giaurs geschrieben; ich würde mich verunreinigen, wenn ich es läse. Deine Sache wird noch heute untersucht werden; zunächst aber erhaltet ihr die Bastonnade: du fünfzig, dein Diener sechzig und dein Führer zwanzig Hiebe auf die Fußsohle. Führt sie hinab in den Hof; ich werde nachkommen!«

      »Alykomün elleri – nehmt die Hände zurück!« gebot sofort der Unteroffizier.

      Die hundert Finger ließen augenblicklich von mir ab.

      »Alyn-iz tüfenkleri – hebt die Flinten auf!«

      Die Helden stürzten auf ihre Gewehre zu und nahmen sie wieder an sich.

      »Wirmyn hep – ütsch – umschließt alle drei!«

      Im Nu hatten sie mich, Halef und Omar umringt. Wir wurden hinaus in den Hof geführt, in dessen Mitte sich ein bankartiger Block befand. Seine Beschaffenheit deutete darauf hin, daß er zur Aufnahme derjenigen bestimmt sei, welche die Bastonnade erhalten sollten.

      Weil ich selbst mich ruhig gefügt hatte, waren auch meine beiden Gefährten ohne allen Widerstand gefolgt, aber ich sah es in ihren Augen, daß sie nur auf mein Beispiel warteten, um der Posse ein Ende zu machen.

      Als wir eine Weile vor dem Blocke gehalten hatten, erschien der Wekil mit Abu en Nassr. Der Schwarze trug den Teppich vor ihnen her, breitete ihn auf dem Boden aus und reichte, als sie sich gesetzt hatten, ihnen Feuer für ihre ausgegangenen Pfeifen. Jetzt deutete der Wekil auf mich.

      »Wermyn ona elli – gebt ihm Fünfzig!«

      Jetzt war es Zeit.

      »Hast du mein Bu-Djeruldu noch in der Tasche?« fragte ich ihn.

      »Ja.«

      »Gib es mir!«

      »Du wirst es niemals zurückerhalten!«

      »Warum?«

      »Daß sich kein Gläubiger daran verunreinigen kann.«

      »Du willst mich wirklich schlagen lassen?«

      »Ja.«

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