Im Reiche des silbernen Löwen II. Karl May
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Название: Im Reiche des silbernen Löwen II

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Wirt. »Aber die Tiere haben den Scheïtan[24] im Leibe und wollen niemand in den Sattel lassen.«

      »Ja, sie sind gewöhnt, nur gute Reiter zu tragen und scheinen diesen Solaib nichts zuzutrauen.«

      Da dies etwas höhnisch klang, fiel einer der Beduinen schnell ein:

      »Das mögen sie nur abwarten! Das Aufsteigen zu verwehren, ist weiter nichts; aber wenn wir erst einmal oben sitzen, dann sollen sie erfahren, ob wir Reiter sind oder nicht! Wir fordern dich auf, sie nur erst zu beruhigen!«

      »Diese liebe kann ich euch erweisen; aber ich sage euch vorher, daß sie euch abwerfen werden.«

      »Schwatze nicht, sondern probiere es!«

      »Wenn ihr wollt, ja; aber gebt mir nicht die Schuld, wenn ihr die Hälse brecht!«

      »Unsere Hälse gehören uns, aber nicht dir; wir werden sie selbst zu hüten wissen!«

      »Gut! Macht also, daß ihr hinaufkommt! Und haltet euch fest, sonst seid ihr schneller wieder unten als hinauf!«

      Daß diese Leute sich ohne Erlaubnis an unsere Pferde gemacht hatten, braucht nicht aufzufallen. Der Beduine ist ein geborener Reiter und gerät sehr leicht in Ekstase, wenn er ein selten gutes oder wohl gar reinblütiges Pferd sieht. Sein Verlangen, es einmal zu probieren, ist ein ganz selbstverständliches. Daher die Begeisterung und der Wunsch dieser drei Männer, welch letzteren sie wegen des vorangegangenen Streites gar nicht erst hatten aussprechen wollen.

      Die Hengste waren aufgeregt; sie schlugen noch jetzt um sich, obgleich wir, ihre Herren, nun zugegen waren. Da hob Halef den Arm und rief das eine Wort »Schusch!«[25] Sie standen sofort unbeweglich still; zwei der Beduinen stiegen auf und fanden den gewünschten Gehorsam. Sie ritten die ganze Schule durch und ahmten schließlich die Bewegungen des Barud-Spieles mit den plötzlichen Zickzackbewegungen nach, was hier in dem engen Hofe nicht ungefährlich war. Ich bemerkte, daß die Augen der Pferde fortwährend auf Halef gerichtet waren; die klugen Tiere wußten, um was es sich handelte. Eben jagten beide Reiter von entgegengesetzten Seiten aufeinander los, da erscholl Halefs Ruf »Litaht, litaht!«

      Der Hadschi trennte beide Worte durch einen schrillen Pfiff. Das war das Zeichen. Die Pferde warfen sich mitten im Galoppe hoch in die Luft – ein katzenartiges Krümmen des Rückens, ein blitzschnelles Auffußen und wieder Hochspringen – — die Reiter flogen in weiten Bogen aus den Sätteln und mit lautem Pralle auf die scharfkantigen Ziegel nieder, welche zerstreut umherlagen. Es herrschte kurze Zeit tiefe Stille; die Pferde standen still, und die Abgeworfenen lagen still; auch der Wirt und der dritte Beduine bewegten sich zunächst nicht; dann aber eilten sie zu den am Boden Liegenden hin. Auf dem Gesichte Halefs lag der Ausdruck stolzer Freude.

      »Was sagst du dazu, Sihdi?« fragte er. »Wie sind die Hengste dressiert?«

      »Vorzüglich,» antwortete ich. »Aber ich glaube, die Reiter haben Schaden genommen!«

      »Das ist mir gleich. Was haben sie sich mit unsern Pferden zu schaffen zu machen! Ich habe sie gewarnt, und du bist Zeuge, daß sie für ihre Hälse selbst sorgen wollten. Schau hin; sie haben ihren Lohn!«

      Der eine wollte sich aufrichten; er konnte nicht, denn er hatte das Bein gebrochen; der andere lag besinnungslos; ob auch er verletzt war, ließ sich jetzt nicht entscheiden. Wir gingen, um unsere Sachen aus der Stube zu holen. Als wir wiederkamen, hatten die Kerls sich miteinander besprochen und einen Beschluß gefaßt, den der Wirt uns mitteilen zu sollen schien, denn er erkundigte sich in feindseligem Tone bei mir:

      »Sag, ihr scheint fortzuwollen?«

      »Ja,« nickte ich.

      »Das geht nicht. Ihr müßt bleiben!«

      »Warum?«

      »Du siehst, was hier geschehen ist. Dieser Mann hat das Bein gebrochen, und dieser da ist vielleicht gar tot!«

      »Was geht das uns an? Wir haben sie gewarnt.«

      »Aber ihr habt den Pferden ein Zeichen gegeben, sie abzuwerfen!«

      »Das geht dich nichts an! Du hast uns zunächst zu sagen, was wir dir für das Essen zu bezahlen haben.«

      »Das werdet ihr später erfahren. Ich laß euch nicht fort.«

      »Pah! Du wirst uns wohl nicht halten!«

      »Das werde ich ganz gewiß, und wenn ihr mir nicht gehorcht, so werde ich meine Klage bis zum Pascha treiben!«

      »Damit machst du uns nicht bange! Wenn du denkst, uns dadurch furchtsam zu machen, daß du euerm hiesigen Sandschaki den hohen Titel eines Pascha giebst, so irrst du dich. Wir stehen unter dem direkten Schutze des Padischah, und selbst wenn das nicht wäre, so würden wir uns selbst zu beschützen wissen. Willst du uns sagen oder nicht, was das Essen kostet?«

      »Nein!«

      »So bezahle ich, was mir beliebt. Es wird mehr sein, als du zu fordern hast. Hier hast du!«

      Ich nahm das Geld aus dem Beutel und reichte es ihm hin, da schlug er mir von unten an die Hand, daß die Geldstücke zur Erde flogen. Ich warnte ihn:

      »Höre, Mann, ich bin nicht gewohnt, daß man nach mir schlägt oder mich in ähnlicher Weise beleidigt. Versuchst du das noch einmal, so zeige ich dir, wie ich solche Frechheiten zu bestrafen pflege! Geh weg!«

      Er stellte sich mir nämlich in den Weg, weil er sah, daß ich in den Sattel wollte; Halef hatte sich schon aufgeschwungen. Die Beduinen riefen dem Wirte zu, uns nicht fortzulassen. Dieser wagte es auch wirklich, mich am Arme zu packen.

      »Laß los!« forderte ich ihn auf.

      »Du bleibst!« herrschte er mich an, indem er mich festhielt.

      »So flieg dorthin, wo schon die andern liegen!«

      Ich gab ihm einen Hieb unter das Kinn, daß er zurücktaumelte, faßte ihn bei der linken Hüfte und unter dem rechten Arme, hob ihn auf und warf ihn auf den dritten Beduinen, welcher ihm zu Hilfe kommen wollte. Beide stürzten nieder. Ehe sie sich aufraffen konnten, saß ich auf dem Pferde, und wir ritten fort. Hinter uns brüllten die Kerls; wir achteten nicht darauf und trabten, ohne von ihnen verfolgt zu werden, durch den westlichen Stadtteil und der dortigen Palmenwaldung der Gegend zu, in welcher südlich von der Stadt der Birs Nimrud in der Nähe der Ruine Ibrahim Chalil liegt.

      Die Entfernung beträgt nicht ganz drei Stunden, in welcher Zeit uns nur wenige einsam wandernde Menschen begegneten. Als wir dort anlangten, war die Sonne im Untersinken begriffen, und wir machten am Fuße der Ruine genau an derselben Stelle Halt, an welcher wir damals unser Lager aufgeschlagen hatten. Es war kein Mensch rundum und weithin zu sehen; wir konnten unsere Pferde ohne Aufsicht unten stehen lassen und stiegen auf die Höhe des Turmes, um einen Blick über das weite Feld der Ruinen zu werfen. Oben angekommen, befanden wir uns an einer der berühmtesten Stätten der Religions- und Weltgeschichte.

      Babel!

      »Und die Menschen sprachen: Wohlan, lasset uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, damit wir uns einen Namen machen!« So erzählt die heilige Schrift. Die Stadt wurde gebaut und Babel genannt. Der Name ist noch da; aber wo ist die Stadt und wo der Turm? Trümmer und nichts als Trümmer weit umher, und da, wo der Turm bis gen Himmel reichen sollte, stand ich nun zum zweitenmal und gedachte der Worte: »Wo der Herr nicht das Haus СКАЧАТЬ



<p>24</p>

Teufel.

<p>25</p>

»Still!«