Im Reiche des silbernen Löwen II. Karl May
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Название: Im Reiche des silbernen Löwen II

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sieht man an euren Pferden. Wenn diese Bewohner auf Reisen gehen, stecken sie wohl nur Gold in ihre Taschen?«

      Halef war, indem er den Reichtum bejahte, sehr unvorsichtig gewesen; er konnte dadurch die Raublust dieser drei Menschen leicht auf uns lenken; jetzt antwortete er klüger:

      »Nein; sie stecken gar nichts ein, denn man ist dort so gastfreundlich gesinnt, daß niemand Geld zu haben braucht.«

      »Aber jede Gastfreundschaft muß belohnt werden; sie tragen also wohl Kostbarkeiten mit sich? Vielleicht Perlen oder gar edle Steine?«

      »Edle Steine? Was für Steine meinst du da?«

      »Diamanten, Rubine, Smaragde, Türkise.«

      »Allah‘l Allah! Sind etwa diese bei euch hier edel?«

      »Natürlich!«

      »Welch ein Land! Und welch ein Volk seid ihr. Bei uns in Schibiri bestehen sämtliche Gebirge massiv aus solchen Steinen. Die werden also gar nicht geachtet; die Wege sind mit Diamanten gepflastert, und die Häuser werden aus Rubinen und Türkisen gebaut. Zum Bau der Moscheen nimmt man nur Smaragde, die so groß sein müssen wie zehn eurer Kieselsteine.«

      »Maschallah! Soll man das wohl glauben?!«

      »Natürlich muß man‘s glauben, denn es ist ja wahr. Wir haben aber auch Steine, welche edel sind und ungeheures Geld kosten.«

      »Wie heißen diese?«

      »Kara Tasch, Haßwa, Hattan, Palandiz Taschy[23] und noch andere ähnliche.«

      »Sag, sind die Menschen wahnsinnig dort?!«

      »Welch eine Frage!«

      »Das sind ja lauter Steine, aus denen unsere Berge hier bestehen!«

      »So seid ihr und eure Berge verrückt, aber doch nicht wir! Den Wahnsinn kennt man in Schibiri nicht; hier aber scheint er in den meisten Köpfen, besonders in den eurigen, zu wohnen.«

      »Wieso?«

      »Weil uns nur verrückte Menschen nach Gold und nach Edelsteinen fragen können. Glaubt ihr denn, daß wir, wenn wir solche Dinge bei uns hätten, es euch sagen würden? Bei uns in Schibiri ist kein Mensch so dumm, wie die Bewohner der hiesigen Gegend zu sein scheinen.«

      jetzt sah der Mann ein, daß er von Halef gefoppt worden war; er griff nach seinem Messer und rief drohend aus:

      »Schweig! Wenn du beabsichtigest, uns zu beleidigen, wirst du sofort hier diese Klinge fühlen!«

      »Laß sie stecken!« antwortete der Hadschi lachend. »Wir haben auch Messer. Deine große und unzeitige Neugierde verdiente eine Lehre, die ich dir gegeben habe. Wir halten unsern Kef und wollen ruhen; da kommst du, uns zu stören. Warum lässest du uns nicht unbelästigt? Woher weißt du, daß wir mit dir sprechen wollen? Wir sind keine Knaben, denen man mit dummen, unvorsichtigen Fragen kommen darf. Das will ich dir noch sagen, und nun laßt uns in Ruhe!«

      Da sprang der Mann auf, hielt ihm die geballten Fäuste hin und schrie:

      »Das sind Beleidigungen, für welche ich dich erstechen würde, wenn ich nicht – — – wenn wir nicht – — – wenn wir nicht zum Stamme der Solaib gehörten! Hast du von diesem Stamme gehört?«

      Nach einem allgemeinen und sehr alten Übereinkommen erfreuen sich die Solaib des ungestörtesten Friedens. Niemand darf einen Solaib feindlich behandeln; dafür aber sind die Genossen dieses Stammes auch verpflichtet, ihrerseits alles zu vermeiden, was herausfordernd wirken kann. Wir wußten von den zwei Boten des Säfir, daß dieser sich mit Ghasai-Beduinen verbunden hatte, welche sich für Solaib ausgaben; höchst wahrscheinlich gehörten diese drei zu ihnen. Da der Hadschi die Schuld an dieser immerhin unangenehmen Scene trug, ließ ich ihn nicht weitersprechen, sondern richtete nun selbst die warnenden Worte an den Sprecher:

      »Wenn du wirklich ein Solaib bist, so mach der Friedfertigkeit deines Stammes keine Schande, und setz dich ruhig nieder! Wir sind, wenn wir mit jemand sprechen wollen, gewöhnt, das Wort selbst zu ergreifen. Warte also ab, was uns beliebt!«

      »Wallahi!« höhnte er. »Ihr scheint euch für sehr vornehme Personen ausgeben zu wollen; ich aber will euch sagen, was ihr seid! Ihr seid – — —«

      Ich sprang rasch auf, trat ganz nahe zu ihm heran und fragte:

      »Nun, was sind wir? Sprich!«

      Er hatte den Mund noch offen und vergaß, ihn zuzumachen, obgleich er mit der Antwort zögerte. Während ich seinen Blick mit meinem Auge festhielt, wich er langsam Schritt um Schritt zurück, setzte sich dann nieder, wo er vorhin gesessen hatte, und sagte kein Wort. Auch ich suchte meinen Platz wieder auf und that so, als ob außer uns niemand anwesend sei. Es dauerte nicht lange, so entfernten sich die Beduinen, doch nicht, ohne uns vorher noch drohende Blicke zugeworfen zu haben.

      »Sihdi, der hatte Angst vor dir!« lachte Halef. »Ich sah ihm die Feigheit gleich am Anfange an.«

      »Das ist kein günstiges Zeugnis für dich! Reizt man einen Feigling zum Zorne?«

      »Er hat doch mich gereizt und nicht ich ihn!«

      »Läßt man sich von einem Feigling reizen?«

      »Wie du nur wieder einmal bist, Sihdi! Du selbst hast mich doch durch deinen Wink aufgefordert, ihm zu antworten!«

      »Habe ich dich aufgefordert, es in der Weise zu thun, in welcher es geschehen ist?«

      »Konnte ich anders? Was hatte er nach unserm Vermögen zu fragen? Ein ehrlicher Mann thut das nicht, und von einem unehrlichen Menschen muß es beleidigen, denn er hält mich für dumm genug, es ihm zu sagen. Ich habe zwar gesagt, daß ich ihn für einen Feigling halte, aber ich füge hinzu, daß er dazu ein Schurke ist; es giebt auch feige Schurken. Was denkst denn du von diesen Leuten?«

      »Ich halte sie für Ghasai-Beduinen, die bei dem geplanten Überfall der Karawane beteiligt sein sollen. Ich wollte, sie wären nicht hierhergekommen.«

      »Wenn ich dich nicht kennte, so würde ich sagen: Das klingt beinahe wie Angst! Mögen sie sein, wer und was sie sind, mir ist es gleich. Und wenn sie das sind, was du denkst, so haben sie auf die Karawane acht zu geben und also keine Zeit dafür übrig, sich mit uns zu beschäftigen. Wir sind vor ihnen sicher. Doch – — – horch!«

      Wir hörten das Geräusch scharrender und schlagender Hufe und begaben uns schnell nach dem Hofe. Die Beduinen, bei denen sich auch der Wirt befand, hatten unsere Pferde losgebunden und bemühten sich, aufzusteigen; die Hengste sträubten sich dagegen. Als Halef das sah, griff er nach seiner Peitsche; ich nahm ihn beim Arme und sagte:

      »Nicht schlagen! Es ist frech von ihnen, ja; aber sie sollen ihren Willen haben und ihre Strafe dadurch finden, daß sie abgeworfen werden.«

      Er bezwang seinen Grimm und antwortete mit. einem nicht etwa freundlichen Lachen:

      »Ganz recht, Sihdi, ganz recht! Aber sie sollen so herunter, daß sie es nicht bald und leicht vergessen werden. Überlaß das mir! Ich bringe das besser fertig, denn ich habe es mit den Rappen eingeübt.«

      Er machte ein sehr harmloses, ja beinahe wohlwollendes Gesicht, ging auf die Leute zu und fragte:

      »Ihr СКАЧАТЬ



<p>23</p>

Schiefer, Kieselstein, Thon, Granit.