Im Reiche des silbernen Löwen I. Karl May
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Название: Im Reiche des silbernen Löwen I

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ stürzte und da am Boden liegen blieb. Ich stieg ab, um sogleich seine Taschen zu untersuchen. Da sprang Jim Snuffle auch aus dem Sattel, eilte herbei, faßte mich am Arme und rief:

      »Alle Wetter, Mensch, das hat ja ganz den Anschein, als ob wir einen Straßenräuber bei uns hätten! Wenn Ihr nicht sofort von diesem Manne laßt, schlage ich Euch mit dem Gewehrkolben zu Boden!«

      Er wollte mich aufzerren, brachte dies aber trotz aller Kraft, die er anwendete, nicht fertig. Ich schüttelte ihn von mir ab, richtete mich selbst auf und antwortete in ruhigem, aber sehr entschiedenen Tone:

      »Meine Faust ist schneller als Euer Kolben, Mr.

      Snuffle. Old Shatterhand ist weder ein Straßenräuber noch so ein leichtgläubiger Knabe wie Ihr; das merkt Euch wohl! Laßt mich machen, was ich will, sonst trifft Euch meine Hand grad so, wie sie diesen Lügner; vom Pferde geworfen hat!«

      »Aber – aber – aber,« stotterte er eingeschüchtert, »er hat Euch ja nichts gethan!«

      »Mir nicht, aber andern Leuten; das werde ich Euch beweisen.«

      Ich bückte mich wieder nieder und leerte die Taschen des Bewußtlosen, ohne nun dabei gestört zu werden. Ich fand nur Gegenstände, welche jeder Westmann bei sich trägt, aber nichts, was meinen Verdacht bestätigt hätte. Dies veranlaßte den guten Jim, mir vorzuwerfen:

      »Da habt Ihr Euern Irrtum; ihr findet nichts. Man fällt doch nicht wie ein wildes Tier über einen Menschen her, nur um – — —«

      »Bitte, ereifert Euch nicht!« fiel ich ihm in die Rede. »Dieser Inhalt seiner Taschen beweist nur, daß er ein Westmann ist, nicht aber auch, daß dieses Pferd ihm gehört. Wollen nun auch erfahren, was sich in den Satteltaschen befindet.«

      Ich öffnete die eine, griff hinein und zog etwas heraus, was ein Westmann schwerlich bei sich führt, nämlich ein kleines Buch, welches in Maroquin gebunden war. Als ich es öffnete, sah ich persische, nicht gedruckte, sondern geschriebene Schriftzüge; ich las auf der Seite, welche ich ohne Wahl getroffen hatte:

      »Du yar zirak u az bada in kuhun du mani,

      Faragat-i va kitab-i va gusa i caman-i!

      Man in huzur bi dunya va achirat na diham;

      Agarci dar pay-am uftand chalki, anjuman-i!«

      Das war ja ein im Mujtaß-Metrum gedichtetes Ghasel aus dem Diwan des Hafis, des größten Lyrikers, den Persien geboren hat! Konnte dieses Buch das Eigentum eines einfachen, gewöhnlichen, ungebildeten Savannenläufers sein? Entschieden nicht! So ein Mann pflegt nicht persisch studiert zu haben und sich gar während eines Rittes durch das Gebiet der feindlichen Comantschen mit Hafis zu beschäftigen.

      Ich suchte weiter und fand außer einer persischen Hukah[2] noch verschiedene andere Gegenstände, welche mit Sicherheit darauf schließen ließen, daß der rechtmäßige Besitzer des Pferdes entweder ein Orientale sei oder wenigstens orientalische Gewohnheiten habe. Und das hier im fernen amerikanischen Westen! Ein Umstand, welcher mich gewiß zur Verwunderung berechtigte! Sollte der Besitzer ein reicher Yankee sein, welcher die Prairie durchquerte und vorher in Persien oder überhaupt im Oriente gewesen war? Man hatte ihn beraubt, vielleicht gar ermordet; das mußte untersucht, unbedingt untersucht werden!

      Die beiden Snuffles standen dabei, denn Tim war auch abgestiegen, und sahen mit gespannter Erwartung und jedenfalls sehr unklaren Empfindungen meinem Beginnen zu. Als ich die Hukah zum Vorscheine brachte, fragte Jim neugierig:

      »Was ist denn das für ein Ding? Ein Schlauch, der einen Kopf und eine gläserne Flasche hat! Wohl gar ein Apothekerinstrument, zum Destillieren des Spiritus und des Likörs?«

      »Das weniger. Es ist eine persische Tabakspfeife, bei welcher der Rauch durch Wasser geführt wird.«

      »Der Rauch durch Wasser! Das muß das höchste der Gefühle sein! Also raucht der Mann, der hier am Boden liegt, durch diese Wasserflasche?«

      »Der jedenfalls nicht, sondern ein anderer, den wir ausfindig machen werden.«

      »Und was ist das für ein Buch?«

      »Ein persisches Gedichtbuch; persisch sind überhaupt fast alle diese Gegenstände.«

      »Wie könnt Ihr denn wissen, daß dieses Buch ein persisches ist?«

      »Weil ich es lese.«

      »Weil – — Ihr – — es – — lest?« stieß er die Worte einzeln hervor. »Ihr – — Ihr – — versteht also – — also persisch?«

      »Ja.«

      »Liegt dieses Persien etwa in dem Lande, welches man den Orient nennt?«

      »Ja.«

      »Wohl gar in der großen Wüste Sahara, wo die Menschen auf Kamelen sitzen?«

      »Nicht in ihr, aber auch nicht allzuweit davon.«

      »Alle Wetter! Hast du es gehört, alter Tim?«

      »Yes,« antwortete sein wortkargerer Bruder.

      »Schau mich einmal an!«

      »Yes!«

      Sie sahen einander an, und ich kann nicht behaupten, daß ihre Gesichter dabei den Ausdruck übermäßiger Klugheit zeigten.

      »Tim, du hast doch gehört, was letzthin in Fernandino von Old Shatterhand erzählt wurde?«

      »Muß es gehört haben; war ja dabei und habe gute Ohren.«

      »Wie oft soll er in den Vereinigten Staaten gewesen sein?«

      »Bis jetzt vierzehnmal.«

      »Und in den Zwischenzeiten?«

      »Bei den Türken, Chinesen und Niggern und auch da, wo man auf Kamelen sitzt und vor lauter Hitze die Haut und das Fell verliert.«

      »Well. Nun denke dir, dieser Mr. German hat diesen Fremden mit der Faust vom Pferde geschlagen, so daß ihm der Verstand vergangen ist!«

      »Yes! «

      »Er kann persisch lesen, was grad neben der Sahara liegt!«

      »Yes! «

      »Old Shatterhand soll überhaupt die Sprachen aller dortigen Chinesen und anderer Muselmänner verstehen?«

      »Das soll er allerdings. Man sagt, daß er mit den Muselleuten in allen Indianerdialekten redet.«

      »Well! Nun laßt Euch einmal fragen, ob Ihr in diesen Ländern gewesen seid und mit den dortigen Gentlemen in ihren Sprachen gesprochen habt, Mr. German?«

      »Allerdings bin und habe ich das,« antwortete ich, da er sich mit diesen Worten wieder an mich gewendet hatte.

      »Waret Ihr wohl vierzehnmal in Amerika?«

      »Ja.«

      »So sind wir Snuffles wahrscheinlich zwei sehr große Esel gewesen. Sagt, ist das wahr, was Ihr gestern von dem Fallensteller Stoke in Fort Randall erzähltet?«

      »Wort für Wort.«

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<p>2</p>

Wasserpfeife.