Im Reiche des silbernen Löwen I. Karl May
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Название: Im Reiche des silbernen Löwen I

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Nacht hindurch ruhig schlafen könne, da sie abwechselnd wachen würden. Ihr Mißtrauen war also gewachsen. Unter andern Umständen hätte ich ihnen, um sie nicht zu überlasten, den Beweis gegeben, daß ich wirklich der war, für den ich mich ausgab; aber ich hatte während der letzten Nächte keinen eigentlichen Schlaf gehabt, weil ich allein gewesen war und also mit niemandem im Wachen hatte abwechseln können, und so war es mir lieb, heute Ruhe zu finden. Ich legte mich also nieder und schlief fest, bis ich gegen Morgen aufgeweckt wurde. Den Stutzen hielt ich während des Schlafes im Arme, damit sie ihn nicht in Augenschein nehmen konnten.

      Als wir früh aufbrachen, hatten wir ungefähr noch vier Stunden zu reiten, um an den Beaver-Creek des Nord-Canadian zu kommen. Während dieses Rittes zeigte ich mich ebenso einsilbig und in mich versunken, wie ich gestern gewesen war. Sie gaben sich auch keine Mühe, eine Unterhaltung in Fluß zu bringen; am liebsten wären sie mich wohl wieder los geworden.

      Es mochte die Hälfte der angegebenen Zeit vergangen sein, und wir befanden uns auf einer kleinen, offenen Savanne, als vor uns ein einzelner Reiter auftauchte, dessen Richtung ihn, wie ich sah, gerade auf uns zuführen mußte. Als er uns bemerkte, hielt er einen Augenblick an und trieb sein Pferd rechtsab, um weit an uns vorüber zu kommen. Das war Verdacht erweckend. Auch den Snuffles fiel es auf, und Jim sagte:

      »Er will uns nicht begegnen. Er ist ein Weißer; wir sehen es, und so muß auch er sehen, daß er keine Roten vor sich hat. Warum will er nichts von uns wissen, alter Tim?«

      »Wohl weil man in dieser Gegend keinem Menschen trauen soll, auch wenn er ein Weißer ist,« antwortete der Gefragte.

      »Wollen ihm aber doch beweisen, daß man uns trauen darf. Es ist vielleicht für uns vorteilhaft, zu erfahren, woher er kommt und ob er wohl Spuren von Comantschen gesehen hat. Lenken wir also zu ihm hinüber!«

      Wenn sie dies nicht gethan hätten, wären sie von mir dazu aufgefordert worden; so aber folgte ich ihnen still und ohne etwas zu sagen. Der Reiter sah, daß wir zu ihm wollten; wäre er jetzt noch weiter ausgewichen, so wäre dies noch verdächtiger gewesen als sein bisheriges Verhalten, und wir hätten ihn, da wir zu dreien waren, doch zwischen uns gebracht. Darum war er so klug, sich in das Unvermeidliche zu fügen und uns entgegenzukommen.

      Als er nahe genug herangekommen war, sah ich, daß er ein sehr gutes Pferd ritt, und bemerkte zu meinem Erstaunen, daß dasselbe in einer Weise aufgeschirrt war, welche für Amerika eine vollständig fremde ist. Das Sattel- und Riemenzeug war nämlich fast genau der kostbaren Schirrung nachgeahmt, welche man in Persien Reschma nennt. Diese Nachahmung war billig hergestellt und von einer Hand gefertigt, welche das Original nicht kannte; aber es war darum nicht weniger auffällig, hier im Wilden, amerikanischen Westen ein persisches Reschma zu sehen. Ich wußte wirklich nicht, wie ich mir das erklären und was ich davon denken sollte. Ich hatte bisher viel Ungewöhnliches erfahren und erlebt, aber so sonderbar wie dies war mir noch selten etwas vorgekommen.

      Der Reiter war ein Vollblutamerikaner; er hatte dieses Geschirr jedenfalls nicht beim Sattler fertigen lassen. Er trug die Kleidung eines Westläufers, hatte eine Flinte auf dem Rücken hängen und in dem Gürtel einen Revolver, ein Bowiemesser und – — – was noch mehr stecken? Ich traute meinen Augen kaum, als ich einen langen, persischen Chandschar[1] erblickte, dessen Griff sehr kunstvoll mit Silber ausgelegt war. Wie kam dieser Westmann zu der orientalischen Waffe? Das konnte unmöglich mit rechten Dingen zugehen!

      Er grüßte mürrisch und hielt notgedrungen sein Pferd an, als wir seinen Gruß erwidert hatten. Jim Snuffle fragte ihn:

      »Werdet Ihr es übel nehmen, Sir, wenn wir Euch eine Minute lang aufhalten? Die Comantschen sind aus ihren Löchern gekrochen, und unter solchen Umständen ist es immer gut, zu wissen, ob die Gegend, welche man vor sich hat, sicher ist oder nicht. Kommt Ihr vielleicht vom Beaver-Creek herüber?«

      »Ja,« antwortete der Gefragte, indem er seine lange Gestalt aufrichtete und die breiten Schultern ungeduldig bewegte. »Wenn Ihr etwas wissen wollt, so macht es kurz; ich habe Eile.«

      »Werde nichts Unnötiges sagen. Welchen Weg habt Ihr jenseits des Creek gehabt?«

      »Von den Antelope-Buttes her.«

      »Allein?«

      »Yes.«

      »Da seid Ihr ein außerordentlich verwegener Kerl. Seid Ihr auf Spuren von Comantschen getroffen?«

      »Nein.«

      »Aber es hat drüben schon Feindseligkeiten gegeben.«

      »Habe von nichts gehört. Seid Ihr nun fertig? Ich muß fort!«

      »Ja, bei einer so befriedigenden Antwort bin ich fertig. Danke Euch höflich, Sir, und wünsche fernern guten Ritt!«

      »Danke Euch; lebt wohl!«

      Die Snuffles waren zufrieden gestellt, ich aber nicht. War mir erst das fremdartige Geschirr und der Chandschar verwunderlich vorgekommen, so fiel mir jetzt seine große, ja übergroße Eile doppelt auf; er kam mir ängstlich vor. Daß er von den Antelope-Buttes allein hierher gekommen sein wollte, war unbedingt eine Lüge. Darum trieb ich, als er sein Pferd wieder in Bewegung setzen wollte, das meinige hart an das seinige hinan und sagte:

      »Noch einen Augenblick, Sir! Was ist das wohl für ein seltsames Geschirr, womit Ihr Euer Pferd so schön herausgeputzt habt? Habe hier noch nie so etwas gesehen.«

      »Das geht Euch nichts an!« antwortete er grob und versuchte voller Ungeduld, an mir vorbeizukommen; ich blieb ihm aber im Wege und fuhr fort:

      »Richtig! Es geht mich nichts an, aber ich bin nun einmal neugierig und möchte es gern wissen.«

      »Gebt den Weg frei!« schnaubte er mich an. »Es ist ein mexikanisches Geschirr; jetzt wißt Ihr es, und nun fahrt mit Eurer Neugierde zum Teufel!«

      Er nahm sein Pferd vorn hoch, um es in einer Lancade an mir vorüberzutreiben; ich aber spornte das meinige zu einem noch weitern Satze an, blieb ihm also zur Seite und entgegnete:

      »Ihr irrt Euch, Sir; das ist kein mexikanisches, sondern ein persisches Geschirr. Darf ich wohl fragen, von wem Ihr diesen fremdartigen Dolch hier in Euerm Gürtel habt?«

      »Nein, das dürft Ihr nicht fragen. Mit welchem Rechte –«

      Er wurde von Jim unterbrochen, welcher mir in verweisendem Tone zurief:

      »Was fällt Euch ein! Laßt diesen Gentleman in Ruhe; das rate ich Euch! Ich dulde nicht, daß Ihr ohne allen Grund hier eine Balgerei anfangt!«

      Ich hörte gar nicht auf ihn, sondern erklärte dem Fremden:

      »Dieser Dolch ist ein persischer Chandschar, und ich verlange, daß Ihr Euch über seinen Besitz ausweiset. Das Pferd, welches Ihr reitet, gehört nicht Euch.«

      »Was wagt Ihr, zu behaupten?« brüllte er mich an. »Soll ich Euch eine Kugel durch den Kopf jagen?«

      Der Widerspruch des Snuffle gegen mich hatte seinen Mut erhöht; er griff nach seinem Revolver.

      »Das werdet Ihr bleiben lassen,« antwortete ich ruhig. »Seht Eure Stiefel und Eure Sporen an! Passen sie in diese orientalischen Steigbügelschuhe? Das Pferd gehört nicht Euch. Wem habt Ihr es gestohlen?«

      »Das werde ich dir sofort mit einer Kugel sagen, neugieriger Schuft!«

      Er riß den Revolver aus dem Gürtel, um ihn auf mich zu richten; aber ich ließ СКАЧАТЬ



<p>1</p>

Dolch.